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Jerry Cotton 3456 (eBook)

Mörderischer Engel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5223-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3456 - Jerry Cotton
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Lilian Banks war als Fünfzehnjährige entführt und mehrere Wochen lang gefangen gehalten worden, vermutlich auf Befehl des Brooklyner Drogenbosses Nathan Tripps hin. Eine junge Frau besuchte Lilian damals regelmäßig in ihrem Verlies. Obwohl alles darauf hindeutete, dass die mysteriöse Unbekannte zu den Entführern gehörte, konnte das FBI keine Hinweise auf ihre Existenz feststellen. Unsere Profilerin Dr. Iris McLane diagnostizierte eine posttraumatische Dissoziationsstörung und hielt die junge Frau für das Produkt von Lilians Fantasie. Jetzt wurde einer von ihren Peinigern nach sechs Jahren aus der Haft entlassen - und kurz darauf brutal ermordet. Und die Frage nach dem mörderischen Engel stellte sich neu ...


Mörderischer Engel

Fröstelnd drückte sich Rory Portnoy in den Hinterhof. Um die schwere Stahltür offen zu halten, schob er mit dem Fuß den dafür bereitgelegten Holzkeil in den Spalt.

Während er sich ein paar Schritte von der Halle der Großfleischerei entfernte, zündete er die Zigarette an, die bereits in seinem Mundwinkel hing.

Ein eisiger Wind pfiff über den nächtlichen Hof und brachte die dünne Plastikhaube auf seinem Kopf zum Flattern.

Als er den ersten Lungenzug nahm, hörte er Schritte hinter sich. Verwundert drehte er sich um. Er entspannte sich, als er sah, wer da aus den Schatten auf ihn zutrat. Ein ungewöhnlicher Anblick in kalter Nacht.

»Hallo ...«, sagte Rory Portnoy mit wölfischem Grinsen. Die Frau erinnerte ihn an jemanden, aber er konnte nicht genau sagen, an wen.

Als es ihm siedendheiß einfiel, war es bereits zu spät. Die Klinge bemerkte er erst, als sie im fahlen Licht der Notbeleuchtung aufblitzte, bevor sie mit einem gezielten Stoß in seine Bauchdecke drang.

Dr. Iris McLane hatte Mühe, auf ihren Stilettos und mit dem Aktenkoffer in der Hand mit dem Justizvollzugsbeamten Schritt zu halten. Aus irgendeinem Grund hatte es der junge Mann mit den streichholzkurzen roten Haaren eilig.

Als Psychologin und Profilerin des FBI war sie schon einige Male auf Rikers Island gewesen und kannte dennoch nur einen Bruchteil der Einrichtung, die aus zehn Gefängnisbauten und zahlreichen Verwaltungsgebäuden bestand. Nicht umsonst galt die Insel als größter Gefängniskomplex der Welt. Und hier, im Rose M. Singer Center, in dem ausschließlich weibliche Häftlinge verwahrt wurden, war sie heute zum ersten Mal. Sich ohne kundigen Begleiter in dem Labyrinth gleichförmiger Gänge zu orientieren, war praktisch aussichtslos.

Iris dachte dennoch nicht daran, sich an einem Wettlauf zu beteiligen. Als der Wachmann zehn Yards weiter vor einer Tür stehen blieb und ungeduldig mit dem Schlüsselbund klimperte, verlangsamte sie ihre Schritte noch, anstatt sich zur Eile antreiben zu lassen.

Erst als sie zu ihm aufgeschlossen hatte, suchte der Mann einen Schlüssel heraus und drehte ihn langsam im Schloss.

Iris nickte ihm zu, als sie an ihm vorbeitrat. Normalerweise hätte sie einen ironischen Spruch auf den Lippen gehabt, aber an diesem Tag schluckte sie ihn herunter. Was sie erfahren hatte, nachdem man sie in den frühen Morgenstunden aus dem Bett geklingelt hatte, fühlte sich noch immer an wie die Nachwehen eines bösen Traums.

»Klopfen Sie, wenn Sie fertig sind«, sagte der Aufseher, während er die gut geölte Tür für sie aufhielt.

Der Raum dahinter war ein Ausbund an Kargheit. Ein Tisch, zwei Stühle. Nicht einmal ein venezianischer Spiegel, dafür eine Kamera, die oberhalb der Tür wie ein wachsames Auge auf die Person gerichtet war, die mit verschränkten Armen an dem verschrammten Metalltisch saß.

Iris hätte sie fast nicht wiedererkannt. Wäre die junge Frau ihr auf der Straße begegnet, hätte sie sie für eine Fremde gehalten. Ihre ehemals blonden Haare waren jetzt länger, braun gefärbt und fielen in wilden Locken auf die Schultern der Anstaltskleidung. Das blasse Gesicht, das sie einrahmten, war auf die Tischplatte gerichtet, als würde sie sich selbst in der blank polierten Oberfläche betrachten.

Als die Tür hinter Iris ins Schloss gedrückt wurde, blickte sie zu ihr auf. Iris glaubte, einen Ausdruck von Erleichterung darin zu erkennen.

»Doktor McLane!«

»Lilian, ich bin sofort gekommen, als man mich benachrichtigt hat.« Sie stellte ihren Aktenkoffer neben den Tisch, nahm gegenüber der jungen Frau Platz und musterte sie eindringlich.

Wie alt mochte Lilian Banks heute sein? Damals war sie fünfzehn gewesen und das war ... Iris musste nachdenken und war sich dann sicher. Es musste vor genau sechs Jahren gewesen sein, dass das FBI sie gebeten hatte, sich dem Entführungsopfer anzunehmen. Es war eine ihrer ersten Aufgaben gewesen, nachdem sie aus Boston nach New York gekommen war. Iris konnte kaum glauben, dass diese noch immer so unschuldig wirkende junge Frau als Hauptverdächtige in einem Mordfall verhaftet worden war.

»Lilian, erzählst du mir, was passiert ist?« Sie blieb bei der vertraulichen Anrede, auf die die Teenagerin damals bestanden hatte. Iris war grob im Bild, wollte es aber aus dem Mund ihres ehemaligen Schützlings hören.

»Rory Portnoy wurde ermordet!«, stieß Lilian atemlos hervor. »Und die Cops behaupten, ich sei es gewesen!«

Iris nickte kaum merklich. Auf Anhieb hätte ihr der Name nichts gesagt. In die eigentlichen Ermittlungen im Fall Lilian Banks war sie nicht involviert gewesen. Man hatte sie erst dazu geholt, als alles vorbei gewesen war. Und auch den Prozess hatte sie nur am Rand verfolgt. Nur aufgrund des heutigen Briefings wusste sie, dass er einer der Entführer gewesen war. Ein einfacher Handlanger, deshalb war er bereits nach sechs Jahren wegen guter Führung in die Freiheit entlassen worden, nur um kurz darauf an seiner neuen Arbeitsstätte, einem Schlachtbetrieb, brutal niedergemetzelt zu werden. Wie passend ...

»Was hat man dir bei deiner Verhaftung gesagt?«, fragte Iris mit belegter Stimme.

Lilian schüttelte resigniert den Kopf. »Nicht viel. Nur dass dringender Tatverdacht besteht und ...«

»Hast du bereits mit einem Anwalt gesprochen?«

Lilian nickte knapp. »Mit einem Pflichtverteidiger.«

»Ist deine Mom nicht informiert worden?« Sylvia Banks hatte zwar all ihren Reichtum verloren, verfügte aber bestimmt noch immer über gute Kontakte zu diversen Staranwälten.

Lilians finsterer Blick sprach mehr als tausend Worte.

»Du redest immer noch nicht mit ihr?«

»Wundert Sie das?«, blaffte die junge Frau. »Nach allem, was sie mir angetan hat!«

Iris schluckte. Sie hatte damals vergeblich versucht, zwischen den beiden zu vermitteln. Doch Lilian hatte darauf beharrt, den Kontakt zu ihrer Mutter abzubrechen und zu ihrer Tante in die Nähe von Philadelphia zu ziehen.

Iris konnte es ihr nicht verdenken. Was im Entführungsprozess über Sylvia und vor allem ihren Mann Theodore herausgekommen war, war ein Schock für die Fünfzehnjährige gewesen. Und auch die Richter waren der Meinung, dass man es der Teenagerin nicht zumuten konnte, weiter im Haus der Eltern zu leben. Immerhin trugen die beiden eine erhebliche Mitschuld an Lilians Martyrium.

Der nach außen hin seriös wirkende Buchhalter Theodore Banks hatte, wie sich nach Lilians Befreiung herausstellte, jahrelang für einen Mann namens Nathan Tripps Drogengelder gewaschen. Bis ihn das schlechte Gewissen gepackt hatte und er die Zusammenarbeit beenden wollte, ohne dabei zu bedenken, dass man bei der Drogenmafia nicht einfach seine Kündigung einreichte. Um Banks zurück ins Boot zu holen, ließ er dessen Tochter entführen und drohte mit ihrer Ermordung, sollte sich Banks nicht fügen.

Elf Wochen dauerte Lilians Tortur. Elf Wochen, allein in einem kalten Verlies, im Keller eines Privathauses in Newark. Elf Wochen, in denen Sylvia ihren Mann bekniet hatte, die Polizei über die wahren Gründe für die Entführung zu informieren. Dass Theodore Banks es vorgezogen hatte, seine Tochter der Gewalt der Drogengangster zu überlassen, anstatt sich selbst ans Messer zu liefern, schockierte Iris noch immer zutiefst. Irgendwann hielt Sylvia Banks es nicht mehr aus und packte im Alleingang bei der Polizei aus. Von da an ging alles ganz schnell. Und da das Haus einem engen Mitarbeiter von Nathan Tripps gehörte, gelang es den Cops, das Versteck in kürzester Zeit ausfindig zu machen und Lilian unversehrt zu befreien.

Und während Tripps den Kopf vor Gericht dank einiger Bauernopfer aus der Schlinge ziehen konnte, wurde Theodore Banks wegen Geldwäsche zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Obwohl seine Frau das FBI nach wochenlangem Stochern im Nebel auf die richtige Spur gebracht hatte, konnte Lilian ihr bis heute nicht verzeihen. Nicht, dass sie damit so lange gewartet hatte. Und auch nicht, dass sie von den kriminellen Aktivitäten ihres Mannes gewusst, ihn gedeckt und damit ihren aufwendigen Lebensstil finanziert hatte. Sie war mit einer Bewährungsstrafe davongekommen, doch Reue hatte sie nie gezeigt.

Im Gegensatz zu Theodore Banks, der sich in Rikers offenbar der Tragweite seiner Taten bewusst wurde und zu der Erkenntnis gelangte, mit dieser Schuld nicht weiterleben zu können. Genau ein Jahr nach seiner Inhaftierung fanden Justizvollzugsbeamte ihn mit Schaum vorm Mund leblos in seiner Zelle. Er hatte sich mit Abflussreiniger vergiftet, den er nach dem Toilettendienst in seine Zelle geschmuggelt hatte.

Oder war es Nathan Tripps' langer Arm gewesen, der ihn für seinen Verrat zur Rechenschaft gezogen hatte? Aufgeklärt wurde das nie, und der Fall wurde schnell zu den Akten gelegt.

Iris beschloss, Sylvia Banks noch heute zu kontaktieren, jedoch hier und jetzt das Thema zu wechseln.

»Auf dem Gelände der Fleischerei gibt es eine Überwachungskamera«, fuhr sie nüchtern fort. »Die Mörderin muss davon gewusst haben, denn auf den Aufnahmen ist sie nur von hinten oder mit gesenktem Kopf zu erkennen. Und sie trägt vermutlich eine Perücke....

Erscheint lt. Verlag 9.9.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5223-4 / 3751752234
ISBN-13 978-3-7517-5223-7 / 9783751752237
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