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Jerry Cotton 3455 (eBook)

Gottes Zorn

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5222-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3455 - Jerry Cotton
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Jemand machte Jagd auf Transgendermenschen. Auf seinem Kreuzzug gegen alle, die ihr 'gottgegebenes' Geschlecht nicht akzeptieren wollten, erfolgten zuerst Anschläge mit Farbe. Dann steckte der Täter Autos in Brand und tötete schließlich den ersten Menschen. Hassverbrechen fielen in unseren Zuständigkeitsbereich, daher nahmen wir vom FBI die Ermittlungen auf. Und die ließen uns in die dunkelsten Abgründe der Menschheit blicken ...


Gottes Zorn

»Ich habe dir hundertmal gesagt, du sollst die Schuhe ausziehen, wenn du in die Küche kommst. Sie sind voller Schlamm, weil es regnet. So dumm kann keiner sein.« Sein Vater brüllte wie ein Ochse. »Du willst mich verarschen! Willst mich infrage stellen, was? Du kleiner Hurensohn! Ich werd's dir zeigen!«

Er zuckte zusammen und wusste, was jetzt kommen würde. Wenn Vater so wütend war, dass er ihn Hurensohn nannte, damit eingestand, dass seine Frau eine Hure war und er ein Zuhälter, gab es Prügel. Einmal hatte er seinem Vater das erklärt, die Prügel danach hatte alles in den Schatten gestellt. Er wusste, dass er sich nicht verstecken konnte, und versuchte es dennoch. Er rannte an seiner Mutter vorbei, die die Hände vors Gesicht schlug, stürzte aus der Tür, hörte hinter sich das Sirren des Gürtels, der aus den Gürtelschlaufen der Hose seines Vaters fuhr.

Noch bevor er die Scheune erreicht hatte, schlug sein Vater zu. Die Schnalle traf ihn zwischen den Schulterblättern, der Schmerz ließ ihn aufschreien.

»Jetzt jammert er auch noch wie eine Pussy«, keifte sein Vater. »Wie ein Warmduscher, wie einer dieser aidsverseuchten schwulen Perversen, die die ganze Welt in den Untergang stürzen. Deswegen muss ich dich strafen. Damit du nie wirst wie die. Es ist nur zu deinem Besten, dass ich einen echten Mann aus dir mache, damit du in dieser verschissenen Welt überleben kannst.«

Wieder traf der Gürtel seinen Rücken. Er ging in die Knie, wimmerte, flehte um Gnade. Doch die kannte sein Vater nicht.

Als er nachts im Bett lag und vor Schmerzen nicht schlafen konnte, obwohl die Mutter seine Wunde mit einer Salbe behandelt und ihn verbunden hatte, betete er sein Mantra stumm in sein Kissen, das nass von Tränen war. »Ich werde euch perverse Widerlinge töten. Alle. Denn ihr seid schwach und führt die Welt in den Untergang.«

Die Sonne schien durchs Fenster, der Tag würde warm und trocken werden, der Frühling ließ grüßen. Ich hatte gut geschlafen und fühlte mich voller Energie. Wir waren einem Drogenring auf der Spur, heute würden wir ihn ausheben, und zwar nicht die kleinen Dealer von der Straße, sondern einige dicke Fische. Das war so gut wie sicher. Die Falle war aufgestellt, sie war gefüllt mit tausend Pfund Kokain und achthundert Pfund Heroin von erlesenster Qualität. Einem solchen Köder konnte keiner der Drogenbosse des Nurao-Kartells widerstehen, das seit zehn Jahre sein Unwesen vor allem in New York trieb. Zwei Agents waren undercover in die Organisation eingesickert, wir arbeiteten seit drei Jahren daran und heute war Erntezeit. Unsere Kollegen würden sich mit den Bossen in einer Villa am Tomahawk Lake treffen, um das Geschäft abzuwickeln.

Ich holte Phil an der üblichen Ecke ab, er strahlte übers ganze Gesicht.

»Auf diesen Tag habe ich mich mehr gefreut als auf meinen Geburtstag«, sagte er, als er sich auf den Beifahrersitz schwang.

»Mir geht es genauso«, erwiderte ich.

Natürlich feierten wir unsere Geburtstage ausgiebig, doch ein ganzes Drogenkartell hochzunehmen, das war ein Geschenk ohnegleichen.

»Schade, dass wir nur zuschauen dürfen«, bemerkte Phil.

Das war ein Wermutstropfen, in der Tat, aber Mr. High wollte uns aus der Schusslinie haben, denn es war wahrscheinlich, dass es zu einem Feuergefecht kommen würde. Also waren die für solche Fälle bestens trainierten SWATs im Einsatz. Unsere Leute wussten, was sie taten, waren ausgerüstet mit schusssicheren Westen, Helmen und Schilden.

Wir betraten Mr. Highs Büro, grüßten uns stumm. Die ganze Mannschaft war versammelt, wir scharten uns um den Monitor, auf dem in mehreren Fenstern die Villa von allen Seiten zu sehen war. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis die erste Limousine vorfuhr und der Kopf der Schlange ausstieg. Nach und nach trudelten die drei wichtigsten Generäle ein, so wurden die Spitzen der Organisation genannt. Es gab noch einige mehr, aber ich war mir sicher, dass mindestens zwei der Generäle singen würden und die anderen ans Messer lieferten, um einer lebenslangen Haft zu entgehen. Das hatten unsere Ermittlungen ergeben. Die Limousine fuhr mit unseren Männern vor. In ihrem Gepäck hatten sie Proben des Stoffs, den sie verkaufen wollten. Allererste Qualität, zu einem Preis, der dem Kartell Millionengewinne versprach. Sie gingen ins Haus. Es wurde spannend.

Mein Telefon vibrierte, ich hatte den Ton ausgeschaltet. Ich warf einen Blick auf die Nummer und ging dran. Es war Britt Cummings, eine gute Freundin, die nicht anrief, wenn es nicht dringend war. Ich nickte Mr. High zu und verließ sein Büro.

»Britt, schön, dich zu hören, was gibt es?«

»Es ist so furchtbar!«

Ich hörte sofort, dass sie mit den Tränen kämpfte. »Britt, um Gottes willen, was ist passiert?«

»Sarah.« Sie schluchzte. »Sie ist tot.«

Mein Verstand weigerte sich zu begreifen, was Britt sagte. Sarah war doch kerngesund. »Tot? Wie ist das möglich? Ein Unfall?«

»Sarah ist ermordet worden.«

Ich brauchte endlose Sekunden, bis ich wieder sprechen konnte. Ermordet? Sarah?

»Wie? Wo?«

»Gerade eben. Auf dem Bürgersteig. Erschossen. Der Täter ist unerkannt entkommen.«

Ich schluckte mehrmals, um nicht in Tränen auszubrechen. Letzte Woche hatte ich noch mit ihr telefoniert. Sie war guter Dinge gewesen und hatte sich auf ihre Hochzeit gefreut. Ich schüttelte den Kopf, seufzte tief, hatte das Gefühl, machtlos zu sein gegen das Böse. »Weiß es Luther schon?«

»Die Cops haben ihn sofort benachrichtigt. Er hat einen Schwächeanfall erlitten und liegt im Lenox Hill.«

Ich runzelte die Stirn. »Ernst?«

»Die Ärzte haben ihm Beruhigungsmittel gegeben. Aber das verzögert nur den Schmerz des Stichs, der ihn mitten ins Herz treffen wird, sobald er zu sich kommt.«

Ich erinnerte mich an die langen Gespräche, die ich mit Sarah geführt hatte, zu einer Zeit, als sie noch Peter geheißen hatte. Ich hatte sie darin bestärkt, ihren Gefühlen zu folgen und sich nicht verrückt machen zu lassen von ewig Gestrigen und Konservativen. Schließlich hatte er den Schritt gewagt, hatte sich geoutet, sich operieren und behandeln lassen.

Vor einem Monat war er als erster Transbischof der New Yorker Methodistenkirche geweiht worden, die sich von der United Methodist Church getrennt hatte. Die lehnte nach wie vor Lesben, Schwule und Transmenschen ab. Ich glaubte nicht an Gott, ich glaubte jedoch an Menschen wie Sarah, die in ihrem Glauben zu Gott Gutes taten und niemanden missionieren oder in seiner Lebensweise einschränken wollten. Für Sarah war Gott der Ausdruck universeller bedingungsloser Liebe zu jedem Wesen.

Vor zwei Monaten hatten wir ihren sechsten Geburtstag als Sarah gefeiert und ihren dreißigsten als Peter. Die ganze Gemeinde war anwesend, dreihundert Menschen, unter denen ich mich wohlfühlte. Es war gesungen, gegessen, getrunken, tiefsinnige und amüsante Reden gehalten worden.

Ich spürte Wut in mir aufsteigen. »Gibt es einen Hinweis auf das Motiv?«

Britt schluchzte. »Ein Zeuge hat den Täter rufen hören«, ihre Stimme brach, »dass alle widernatürlichen Ausgeburten sterben müssen.«

Mord aus Hass! Damit fiel die Tat in den Zuständigkeitsbereich des FBI. Ich sah Sarah und Luther vor mir, zwei glückliche Menschen, ein wunderbares Paar. Die Tränen drückten, doch ich wollte der Trauer erst nachgeben, wenn wir den Mörder gefasst hatten. Ich würde nicht eher ruhen, bis ich ihn mit meinen eigenen Händen in eine Zelle gesperrt hatte, koste es, was es wolle.

Britt versprach, sich um Luther zu kümmern, ich versicherte, dass ich mich um den Täter kümmern würde. Ich legte auf, brauchte noch einen Moment, um mich zu fassen, zu fokussieren und meine Wut beiseitezuschieben. Denn das Scheusal, das Sarah ermordet hatte, würde ich nur fangen, wenn ich mir einen kühlen Kopf bewahrte. Aus Mr. Highs Büro hörte ich Jubelrufe, allen voran Phils. Er öffnete die Tür, winkte mir zu.

»Jerry, Volltreffer! Wir haben die ganze Blase eingesackt. Du hättest deren Gesichter sehen müssen.« Er stockte. »Gute Güte, Jerry. Du bist ja weiß wie die Wand. Was ist denn los?«

Mir fiel kein Weg ein, Phil die traurige Nachricht schonend beizubringen. »Sarah ist tot. Hassverbrechen.« Im Gegensatz zu mir wurde Phil nicht blass, sondern rot. Vor Zorn.

»Das wird er büßen, wer immer es sein mag.« Seine Stimme war kalt wie Eis.

»Geben wir den anderen Bescheid«, sagte ich und zeigte zur Tür.

Phil ließ mir den Vortritt, er kämpfte sichtlich mit seinen Gefühlen.

Ich traf auf angeregtes Geplauder, doch als Mr. High mich ansah, hob er eine Hand, und sofort kehrte Ruhe ein.

Ich wiederholte, was ich wusste, bedauerte, dass ich die gute Stimmung wegen des Erfolgs gegen das Nurao-Kartell verderben musste.

Mr. Highs Miene versteinerte, er schloss die Augen, ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie und legte die Hände flach auf die Schreibtischplatte, öffnete die Augen,...

Erscheint lt. Verlag 2.9.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5222-6 / 3751752226
ISBN-13 978-3-7517-5222-0 / 9783751752220
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