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Der Tod des Bräutigams (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
347 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7579-5570-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Tod des Bräutigams -  Brigitte Kaindl,  Brenda Leb
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1992 im Indischen Ozean. Die 22-jährige Melanie unternimmt mit ihrer jüngeren Schwester Ella eine Kreuzfahrt, auf der sie und ihr Verlobter heiraten wollen. Doch einen Tag vor der Hochzeit stürzt ihr Bräutigam über Bord. Ella wird Zeuge des Unglücks und versucht danach ihrer Schwester beizustehen. Gemeinsam mit Thomas, der beiden Frauen sehr nahesteht ... Doch Melanie versinkt in ihrer Trauer und nur der Gedanke an ihr Ungeborenes gibt ihr die nötige Kraft zum Weiterleben. 2018 in Wien. Vor Melanies Wohnungstür wird ein Nachbar niedergestochen. Als sie sich um den Schwerverletzten kümmert, weiß sie noch nicht, dass in den kommenden Stunden ihr gesamtes Weltbild aus den Fugen geraten wird. Romantischer Thriller über eine unsterbliche Liebe sowie die starke Bindung zweier Schwestern, die ein traumatisches Schicksal eint.

Brigitte Kaindl wurde 1960 in Wien geboren. Die Autorin und Musikerin ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Ihre Autobiografie "Mein Weg aus dem Fegefeuer" schrieb sie unter dem Pseudonym 'Brenda Leb'. Danach veröffentlichte sie humorvolle Unterhaltungsliteratur sowie fesselnde Romane. Die Autorin schreibt für Leser die Unterhaltung, Spannung und Gefühle suchen. Für Menschen, die lieber hören: Berührend, persönlich und authentisch sind auch ihre selbst gelesenen Hörbücher.

Brigitte Kaindl wurde 1960 in Wien geboren. Die Autorin und Musikerin ist verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Ihre Autobiografie "Mein Weg aus dem Fegefeuer" schrieb sie unter dem Pseudonym ‘Brenda Leb’. Danach veröffentlichte sie humorvolle Unterhaltungsliteratur sowie fesselnde Romane. Die Autorin schreibt für Leser die Unterhaltung, Spannung und Gefühle suchen. Für Menschen, die lieber hören: Berührend, persönlich und authentisch sind auch ihre selbst gelesenen Hörbücher.

Klatschende Geräusche


Juli 1980

„Meli, Ella, Essen ist fertig! Kommt zu Tisch, aber rasch! Wie oft soll ich euch noch rufen?“

Die beiden Mädchen fuhren zusammen.

Sie hatten soeben mit ihren Barbiepuppen gespielt und den ersten Ruf der Mutter gar nicht gehört. Doch nun schien es, als wäre Mutter bereits ziemlich nervös.

Die zehnjährige Melanie legte ihre Puppe zur Seite und nahm die Hand ihrer jüngeren Schwester. „Komm, wir sollten uns beeilen“, sagte sie und wollte Ella mit sich ziehen.

„Nein, ich habe meine Puppe noch nicht fertig angezogen“, sah ihre kleine Schwester keinen Grund zur Eile.

Sie wischte sich ihre dunklen Haare aus der Stirn und griff zu den winzigen, blauen Plastik-Stöckelschuhen, versuchte sie der Puppe überzustreifen. „Wir haben gerade ausgemacht, dass unsere Puppen heute ausgehen und ich muss noch …“

„Aber Ella, hast du nicht gehört, wie zornig Mama sich angehört hat? Die Schuhe können wir nachher doch noch immer unseren Puppen anziehen“, verstand Melanie nicht, wieso ihre Schwester so herumtrödelte.

Hatte sie nicht auch die nervöse Spannung in Mutters Stimme gehört?

„Ich will das aber nicht später, sondern jetzt sofort machen“, zuckte Ella mit den Schultern und präsentierte ihren ausgeprägten, kindlichen Dickkopf. „Außerdem gibt es wieder diesen grauenhaften Kohl und den mag ich sowieso nicht essen!“, erklärte die Achtjährige und versuchte der Puppe mit Gewalt die Schuhe auf die kleinen Füße zu stecken.

Melanie hatte jedoch die zu erwartenden Konsequenzen durch Ellas Ungehorsam im Kopf und versuchte ihrer Schwester zu helfen, damit sie schneller fertig wurde. Sie hob den winzigen Schuh, der durch Ellas hektisches Hantieren zu Boden gefallen war auf, um ihn der Puppe mit Geduld überzustreifen.

Da hörten sie auch schon das wütende Geschrei ihres Vaters.

„Was ist mit euch beiden? Soll ich euch holen oder kommt ihr jetzt endlich zu Tisch?“, brüllte er durch die Wohnung und Melanie warf die Schuhe in die Spielkiste, legte die Barbiepuppe auf das Bett.

„Es ist Sommer, da braucht sie keine Schuhe und barfuß gehen ist sowieso viel gesünder“, erklärte sie Ella, damit sie nicht weiter bockte. Dann zog sie ihre Schwester resolut hoch und schliff sie an der Hand in das angrenzende Esszimmer.

Vater saß mit einer Flasche Bier in der Hand bei Tisch und seinen glasigen Augen nach zu urteilen, war es nicht die erste dieses Tages.

Er blickte wütend auf seine beiden Töchter, während Melanie und Ella sich mit gesenkten Köpfen auf ihre Stühle schoben. Melanie versuchte ihren Vater nicht noch mehr zu reizen als er sowieso bereits war. Artig nahm sie daher ihren Löffel in die Hand.

Die kleinere Ella hingegen hob ihren Kopf und blickte mit einem ekelverzerrten Gesicht auf den Teller. Melanie verstand den angewiderten Ausdruck im Antlitz ihrer Schwester gut.

Sehr gut sogar.

Auch sie hasste Kohl.

Trotzdem drückte sie ihrer Schwester den Löffel in die Hand und sah sie mit einem ‘Augen-zu-und-durch‘-Blick an. Sie hoffte, dass Ella einmal, nur ein einziges Mal, einfach nur ohne zu jammern oder nörgeln, aß, was auf den Teller kam.

Melanie wusste aus Erfahrung, dass es doch sowieso keinen Sinn hatte, aufzubegehren.

„Gegessen wird, was auf den Teller kommt!“

Das war in diesem Hause Gesetz!

Mit diesem Spruch war schon der Herr Papa von seinem eigenen Vater zum unkommentierten Aufessen überredet worden.

Unterlegt mit dem wertvollen Hinweis, wie froh der Großvater in russischer Kriegsgefangenschaft gewesen wäre, hätte er überhaupt etwas zu essen bekommen. Gefolgt von einer stimulierenden Ohrfeige war der väterliche Teller demnach in dessen Kindheit stets sehr rasch leer gewesen.

Nachdem sich diese Stalingradgeschichte so einprägsam in Vaters Gedächtnis eingebrannt hatte, hatte der Herr Papa dieses erfolgreiche Erziehungsmittel seines Vaters einfach übernommen und überzeugte nun auch seine Mädchen mit dieser Motivationshilfe.

Und natürlich erwartete der Herr Papa den gleichen Gehorsam von seinen Mädchen den auch er einst seinem Vater entgegengebracht hatte.

Melanie, die mit viel Anpassungsfähigkeit ausgestattet war und sich nicht gerne schlagen lassen wollte, verhandelte daher kaum noch, wenn ihr vor dem Essen ekelte.

Sie wusste, dass mit Willenskraft jede noch so grauenhafte Speise geschluckt werden konnte.

Ella hingegen rebellierte regelmäßig und schien auch durch Vaters schlagkräftige Argumente kaum bereit, sich seinem Willen zu beugen. Deshalb kam es im elterlichen Haushalt fast täglich zu einem bürgerkriegsähnlichen Spektakel.

Als Melanie in das gerötete Gesicht ihres Vaters blickte, ahnte sie, dass sich soeben wieder ein mittelschweres Gewitter zusammenbraute.

Doch es schmerzte sie fast körperlich, wenn ihre kleine Schwester geschlagen wurde. Sie konnte es kaum ertragen, wenn Vaters grobe Hand in das kleine Gesicht ihrer Schwester schlug.

Sie wollte ihr daher hilfreich beistehen und drückte Ella den Löffel resolut in die Hand. Mit einem aufmunternden Blick deutete sie ihrer Schwester, dass sie doch bitte essen sollte.

Ohne Gemurre.

Einfach nur: Mund auf und runter damit!

Doch Ella ignorierte den gutgemeinten Hinweis ihrer Schwester und war nicht bereit, den Löffel zu verwenden, bevor sie nicht ihre Diskussion begonnen hatte.

Obwohl Mutter den Teller bereits befüllt hatte, schüttelte Ella den Kopf.

„Kann ich nur die Kartoffel essen? Ich mag keinen Kohl!“, fragte sie und sah ihre Mutter bittend an.

„Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!“, antwortete stattdessen ihr Vater und blickte zu Ella, während die Adern auf seinen Schläfen heftiger zu zucken begannen.

Melanie wusste, was das bedeutete: Jetzt keine Widerrede mehr!

Still sein!

Aufessen!

„Quengle nicht ständig herum, was du magst und was du nicht magst. Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester und iss den Kohl!“, hob er drohend seinen Zeigefinger.

„Aber du weißt doch, dass mir davon schlecht wird!“, versuchte Ella weiter zu verhandeln.

„Und ich habe gesagt, dass du essen sollst!“, zischte ihr Vater zwischen seinen Lippen durch und sein Ton wurde drohend.

„Bitte, Ella, iss den Kohl!“, mischte sich nun ihre Mutter mit sanfterer Stimme ein. „Er ist gesund und dein Körper braucht doch auch Vitamine. Dir schmeckt ja leider überhaupt kein Gemüse, daher musst du dich schon ein wenig überwinden, denn man kann sich doch nicht ausschließlich von Hühnchen und Wurst ernähren.“

„Warum nicht?“, fragte Ella und blickte auf den Kater, der zu ihren Füßen saß und hoffnungsvoll, auf einen fetten Happen hoffend, zu den beiden Mädchen hochblickte. „Unsere Katze muss ja auch kein Gemüse fressen“, war Ella froh, mit jemandem in der Familie diskutieren zu können.

Aber nur kurz freute sie sich.

Melanie wurde vor Sorge fast schlecht, als sie die Gesichtsfarbe ihres Vaters beobachtete, die bereits ins Dunkelrot wechselte. Sie kannte dieses Anzeichen und wollte Ella warnen, indem sie ihr mit dem Fuß einen leichten, sanften Stoß gab.

Bitte iss und rede nicht weiter, sollte dieser kurze Schubs sagen, doch Ella empfand Melanies gutgemeinten Knuff als Angriff und trat voll Zorn auf den Fuß ihrer Schwester zurück.

Aber nicht so sanft wie es ihre Schwester getan hatte.

Ella trat mit voller Gewalt gegen das schwesterliche Schienbein.

Melanie schrie vor Schmerz auf, denn der Tritt kam für sie vollkommen überraschend und vor Schreck fiel ihr der eigene Löffel aus der Hand, planschte in den Kohl. Der grüne Eintopf spritzte in alle Richtungen und das Tischtuch sah aus wie ein Gemälde von Hermann Nitsch, dem das Blut ausgegangen war, weshalb er für seine Schüttbilder Gemüsebrei verwenden musste.

In diesem Moment spürte Melanie auch schon die väterliche Hand in ihrem Gesicht. Doch die Ohrfeige sollte bloß eine Einleitung gewesen sein. Vater sprang auf und begann zu wettern.

„Ich habe jetzt genug von euch beiden! Jeden Tag gibt es das gleiche Theater beim Essen! Jetzt fängt auch noch Melanie mit dem Geschrei bei Tisch an!“, griff Vater wütend nach dem Arm seiner Erstgeborenen und riss das Mädchen vom Stuhl.

Er zerrte sie zum Küchenschrank und griff nach einem Kochlöffel.

„Ich werde euch zeigen, wer hier im Haus das Sagen hat!“, schrie er und blickte zu Ella, während er die bibbernde Melanie so fest am Oberarm hielt, dass sich mit Sicherheit ein Bluterguss bilden würde.

„Ella: Sieh jetzt zu, wie es dir morgen geht, wenn du noch einmal so ein Theater aufführst“, schrie er, während er den hölzernen Kochlöffel auf Melanies Hinterteil tanzen ließ.

Melanie blickte angstvoll zu ihrer Mutter und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Mutter ihre kleine Tochter aus dem Raum schieben und in Sicherheit bringen wollte. Auch der Vater merkte es.

„Du bleibst mit der kleinen Göre hier“, schrie er seine Frau an.

„Bitte, hör doch auf“, flehte sie daher mit sanfter Stimme, hoffte, ihren Mann besänftigen zu können.

Doch das Gegenteil geschah. Durch ihre leidenschaftliche Fürbitte fokussierte sich der väterliche Zorn auf seine Gattin.

„Du widersprichst mir vor den Kindern?“, schrie er sie an, hob seine Hand und hieb seiner Frau mit der Faust ins Gesicht.

„Ich habe dir doch ... nicht ... widersprochen“, begann sie mit devoter Stimme zu stammeln. „Ich habe dich doch nur gebeten ...“ Weiter kam sie nicht. Der zweite Schlag war noch stärker als der erste.

„Doch nicht vor den Kindern“,...

Erscheint lt. Verlag 23.8.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Drama • Liebe • Liebesroman • Sagen und Legenden • Schwester • Trauma • Treue • Übergewicht • Verletzte Seele • Vertrauen • Wien
ISBN-10 3-7579-5570-6 / 3757955706
ISBN-13 978-3-7579-5570-0 / 9783757955700
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