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Dezember 41 (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
480 Seiten
Hoffmann und Campe (Verlag)
978-3-455-01762-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dezember 41 -  William Martin
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Tödliche Weihnachten im Weißen Haus: Dezember 41 des New-York-Times Bestsellerautors William Martin ist ein sensationeller Thriller, der auf einer wahren historischen Begebenheit basiert. Einen Tag nach Pearl Harbor versammeln sich die schockierten Amerikaner vor ihren Radios und müssen mit anhören, wie Franklin D. Roosevelt den Kriegseintritt der USA erklärt. In Los Angeles plant unterdessen der deutsche Spion Martin Browning einen Anschlag auf den amerikanischen Präsidenten. Er will Roosevelt am Weihnachtsabend töten, wenn dieser vor dem Weißen Haus den Weihnachtsbaum erleuchtet. Wer wird ihn aufhalten? Der unerbittliche FBI-Agent Frank Carter? Oder Kevin Cusack aus Hollywood, der auch den Deutschen Bund in L.A. ausspioniert und schnell selbst zum Verdächtigen wird? Oder Vivian Hopewell, die ambitionierte Schauspielerin, die sich als Brownings Ehefrau ausgibt und sich dabei unweigerlich in ihn verliebt? Während die Uhr tickt, beginnt ein Höllenritt, der am Weihnachtsabend 1941 zu einem atemberaubenden Showdown im Weißen Haus führt - wo Franklin D. Roosevelt nicht nur den Weihnachtsbaum erleuchtet, sondern auch einen Überraschungsgast namens Winston Churchill empfängt. »Ein absoluter Kracher!« Karen Robards

William Martin ist preisgekrönter Bestsellerautor von historischen Thrillern und Spannungsromanen. Sein Roman Cape Cod hat sich über eine halbe Million Mal verkauft. Er ist Preisträger des renommierten New England Book Award sowie des Samuel Eliot Morison Award. Er lebt in der Nähe von Boston.

William Martin ist preisgekrönter Bestsellerautor von historischen Thrillern und Spannungsromanen. Sein Roman Cape Cod hat sich über eine halbe Million Mal verkauft. Er ist Preisträger des renommierten New England Book Award sowie des Samuel Eliot Morison Award. Er lebt in der Nähe von Boston.

Cover
Titelseite
Widmung
Lageplan
Erster Teil Los Angeles
Zweiter Teil Quer durch Amerika
Dritter Teil Washington, D.C.
Nachwort
Über William Martin
Impressum

Erster Teil Los Angeles


Montag, 8. Dezember 1941

Es war das größte Radiopublikum aller Zeiten.

Man lauschte an der kalten Küste von Maine. An der Wall Street wurde der Aktienhandel eingestellt, damit alle Radio hören konnten. An den Fließbändern der Automobilindustrie in Detroit machten die Arbeiter eine lange Mittagspause, um die Sendung mitzubekommen. Sogar in den Schlachthöfen von Chicago wurde die Arbeit unterbrochen. Und jetzt, wo es wieder regnete und kein Staub mehr durch die Luft wirbelte, hörten auch die Farmer in Kansas, Nebraska und Iowa zu, die genug Mais und Weizen anbauten, um die ganze Welt ernähren zu können.

Überall dort, wo die Muskelkraft Amerikas die Staaten, Städte oder Familien miteinander verband, lauschte man dem warmen Bariton, dem vornehmen Tonfall, der aus dem Radio drang …

… denn an jenem Morgen war Amerika in der kalten Realität des Krieges erwacht, eines Krieges, der in allen Zeitzonen herrschte, die ganze Welt umspannte und wieder einmal der Vater aller Dinge war.

In Hawaii brannten die Kriegsschiffe der U.S. Navy unter riesigen düsteren Wolken aus schwarzem Ölrauch. Im Pazifik griffen japanische Truppen an. In Winterstürmen aus Blut und Schnee schlachteten sich Russen und Deutsche vor Moskau ab. Durch ganz Europa hallten die Tritte von Stiefeln, vereinzelt regte sich Widerstand, und den Frachtschiffen auf dem wogenden grauen Atlantik stellten U-Boote nach. Doch die Amerikaner hörten Radio, denn Franklin Roosevelt wollte eine Erklärung abgeben.

In Washington beschrieb der Radiosprecher von CBS den vollen Kongresssaal, die angespannte Atmosphäre, und sagte plötzlich, lauter: »Ladys und Gentlemen, der Präsident hat den Saal betreten und begibt sich zum Podium.«

Und aus den volltönenden Radioschränken und plärrenden tragbaren Geräten in allen Winkeln des Landes drang ein dröhnender Lärm, eine Mischung aus Jubel und Wutgebrüll, der harsche, raue, grimmige Aufschrei von Amerikanern, die sich von ihrem Schock befreiten und Kraft zogen aus dem Präsidenten, der sich aus seinem Rollstuhl erhoben hatte und mit übermenschlicher Willenskraft aufrecht vor ihnen stand.

Als der Lärm verstummte, sagte der Vorsitzende des Repräsentantenhauses: »Sehr geehrte Senatoren und Abgeordnete, ich habe die Ehre, Ihnen den Präsidenten der Vereinigten Staaten anzukündigen.«

Wieder dröhnender Jubel, und plötzlich war Franklin Roosevelts Stimme zu hören, entschlossen, selbstsicher und unerbittlich: »Herr Vizepräsident, Herr Vorsitzender, sehr geehrte Mitglieder des Senats und des Repräsentantenhauses: Gestern, am 7. Dezember 1941 – einem Tag der Schande –, wurden die Vereinigten Staaten von Amerika unangekündigt und vorsätzlich von See- und Luftstreitkräften des japanischen Kaiserreichs angegriffen …«

Im Westen hatten die Radiosender in der Nacht das Programm beendet, damit die japanischen Bomber sich nicht an ihnen orientieren konnten.

Doch jetzt flog Roosevelts Stimme über Wüsten und Gebirge hinweg in den warmen grünen Traum Südkaliforniens, hinein in die Boulevards, die sich wie ein Raster über Salatfelder und Orangenhaine legten, auf die langen, schnurgeraden Durchgangsstraßen, die dort endeten, wo sich strauchbedeckte Hügel erhoben und das riesige Areal von Los Angeles begrenzten und unterteilten, hinein in die Büros, Cafés und Autos, in denen die Menschen lauschten – ohne zu ahnen, dass, während Roosevelt zu ihnen sprach, ein Nazi-Attentäter in einem nahe gelegenen Canyon auf Zielscheiben schoss, weil er eine schier ungeheuerliche Tat vollbringen wollte. Und sie ahnten auch nicht, wie viele von ihnen er in seine dunklen Machenschaften hineinziehen würde.

 

Einer von ihnen, ein junger Mann namens Kevin Cusack, lauschte der Rede in der Drehbuchabteilung von Warner Brothers. Er und seine Freunde hätten eigentlich arbeiten sollen. Sie hatten die Aufgabe, Theaterstücke und Romane zu lesen, die aus New York geschickt wurden, sie zusammenzufassen und zu beurteilen. Auf dem Tisch lag ein Stapel Bücher und Manuskripte. Doch bestimmt hörte sich auch Jack L. Warner die Rede an, warum sollten sie dann darauf verzichten?

Kevins nächster Text war ein Theaterstück, das Everybody Comes to Rick’s hieß. Er setzte keine große Hoffnung darauf. Er brauchte bloß den Einzeiler des Dramaturgen zu lesen: »Eine im Krieg angesiedelte Dreiecksgeschichte in Casablanca.« Er konnte Dreiecksgeschichten nicht ausstehen. Aber wenn man für einen Dollar zwölf pro Stunde auf der untersten Stufe der Drehbuchabteilung beschäftigt war, nahm man alles, was einem vorgesetzt wurde.

Und zusammen mit seinem irischen Nachnamen und den kräftigen irischen Augenbrauen war der Job eine gute Tarnung. Seinen Freunden beim Amerikadeutschen Bund gefiel es, dass er tagsüber in einem »Nest von Hollywoodjuden« arbeitete und jeden Abend ins Deutsche Haus, den Treffpunkt des Bunds, kam, um deutsches Bier zu trinken und den neuesten Klatsch zum Besten zu geben. Hätten sie gewusst, dass er in Wirklichkeit ein Spion war, der Informationen an das Los Angeles Jewish Community Committee weitergab, das sie wiederum dem FBI übermittelte, hätten ihn diese jovialen Deutschen wohl auf der Stelle umgebracht.

Doch im Studio fühlte er sich sicher. Und als Roosevelt sagte: »Egal wie lange es dauern wird, diese vorsätzliche Invasion abzuwehren, das amerikanische Volk wird in seiner Rechtschaffenheit einen vollständigen Sieg erringen«, da jubelte Kevin gemeinsam mit den Kongressabgeordneten und Senatoren in Washington.

Das taten auch alle anderen am Konferenztisch. Jerry Sloane, ein leicht erregbarer Mensch, wischte sich eine Träne weg. Sally Drake, die einzige Kollegin im Raum, die Frau mit dem Vassar-College-Akzent und der Katharine-Hepburn-Hose, steckte die Finger in den Mund und ließ einen lauten Pfiff ertönen. Ziemlich gut für eine Studierte.

Kevin mochte Sally. Genau wie Jerry stand er auf sie. Doch Jerry hatte offensichtlich die besseren Chancen. Vielleicht mochte Kevin deshalb keine Dreiecksgeschichten.

 

Drüben an der West Olive verströmte das Big Time Breakfast of Burbank die typisch amerikanischen Aromen von Speck und Kaffee. Im Kleinen ging das Leben am Tag nach Pearl Harbor weiter wie immer. Die Leute waren hungrig. Die Leute waren durstig. Sie träumten von besseren Zeiten. Doch als die Stimme des Präsidenten im Radio ertönte, verstummten die Gespräche, und das Tellerleerkratzen an den Tischen und an der Theke wurde eingestellt. Plötzlich hörten alle Komparsen und Studioarbeiter zu, bis auf eine junge Frau im gelben Kleid, die am Ende der Theke saß, ihren Kaffee trank und ins Leere starrte.

Vivian Hopewell hatte kein Geld fürs Frühstück, zumindest nicht für eins im Restaurant. Ihr Geld reichte kaum für eine Schüssel Cornflakes zu Hause, falls man das Zimmer in einer schäbigen Pension in Glendale so nennen wollte.

In ihrer Handtasche befanden sich drei Nickels, zwei Dimes und ein Umschlag mit einem glänzenden Porträtfoto. So ein Foto hatte sie stets dabei. Man musste vorbereitet sein. Jetzt im Krieg würde sie vielleicht eine Pause einlegen. Zu Hause hatten die Leute immer gesagt, sie sehe aus wie die junge Marlene Dietrich. Vielleicht würde ihre teutonische Statur die Aufmerksamkeit eines Besetzungschefs wecken, der eine Nazi-Schurkin benötigte.

Doch in der braunen Papiertüte zu ihren Füßen steckten ein weißes Paar flache Schuhe mit Gummisohlen und eine graue Uniform, als Beweis, dass sie auch kellnern konnte, wie sie es in Annapolis, Maryland, getan hatte, als sie noch Kathy Schortmann hieß.

Der Inhaber hatte sich gegen sie entschieden und eine andere Frau eingestellt. »Sie ist nicht ganz so hübsch wie Sie, und deshalb rennt sie auch nicht gleich nach drüben, wenn sie eine Statistenrolle in einer billigen Serie kriegt.«

»Drüben«, das war Tor vier, eine Öffnung in der Mauer, die das Warner-Brothers-Tonfilmstudio umgab, das für Vivian schöner war als der Tadsch Mahal … und genauso weit entfernt. Und es stimmte ja: Sollte sie je eine Rolle erhalten – braves Mädchen, böses Mädchen oder bloß als Statistin –, würde sie alles stehen und liegen lassen.

Sie trank ihren Kaffee aus und trat hinaus in die Sonne. Die schien zumindest immer. So ließ sich die Enttäuschung leichter ertragen. Vivian blickte noch mal zu Tor vier hinüber und ging dann den Busfahrplan nach Glendale durch. Vielleicht würde sie per Anhalter fahren und einen Nickel sparen. Oder zu Fuß gehen. Es waren nur zehn Kilometer, und sie hatte ja die flachen Schuhe dabei.

 

Auch FBI-Agent Frank Carter lauschte der Rede, bis er einen Schuss hörte. Er forderte den Fahrer auf, das Radio leiser zu stellen. Er saß im Fond des Dienstwagens, einer Ford-Limousine, mit drei weiteren Leuten, alle in dunklen Anzügen, wie es die Kleiderordnung des Edgar J. Hoover vorsah.

Sie waren auf dem Sunset stadtauswärts gefahren und am Riviera Country Club rechts abgebogen, eine noble Adresse in einer aufstrebenden Gegend der Stadt. Doch in L.A. konnte selbst die beste Straße an einem unbebauten Hügel enden oder in einen gottverlassenen Canyon führen. Oben fuhren sie auf die Sullivan Ridge Fire Road, gefolgt von einem...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2024
Übersetzer Thomas Gunkel, Tobias Rothenbücher
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Attentat • Franklin D. Roosevelt • Hitler • Los Angeles • Nationalsozialismus • Nazis • New York Times Bestseller • Pearl Harbour • Politik • Politthriller • Spannung • Spionagethriller • Thriller • USA • Verfolgungsjagd • Washington • Weihnachten • Weihnachtsabend • Weihnachtsbaum • Weihnachtsgeschenk • Weißes Haus • william martin • Winston Churchill • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-455-01762-2 / 3455017622
ISBN-13 978-3-455-01762-5 / 9783455017625
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