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Herr Heiland und das entführte Christkind (eBook)

Provinz-Krimi. Folge 15
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
135 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-4141-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Herr Heiland und das entführte Christkind -  Johann Simons
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Folge 15 - Herr Heiland hat mörderischen Weihnachtsstress: Es weihnachtet sehr in Sonntal am See. Doch während Pfarrer Heiland das feierliche Hochamt plant und der Frauenverein den ersten Sonntaler Weihnachtsmarkt aller Zeiten organisiert, kommt es zu einem bestürzenden Zwischenfall: Wer hat die Puppe des Jesu-Kinds aus dem Diorama vor dem Altar stibitzt? Und warum taucht der entführte Heiland - also die Puppe, nicht der Pfarrer - ausgerechnet auf dem Weihnachtsmarkt wieder auf, im Arm des ermordeten Glühwein-Verkäufers Werner Zeitinger? Die Ermittlungen führen den cleveren Dorfpfarrer und Polizist Kern hinter die Kulissen einer gewaltigen Intrige ... und zum wahren Geist der Weihnacht.

Über die Serie: Der gemütliche Dorfpastor Klaas Heiland wagt einen Neuanfang im bayrischen Touristenidyll Sonntal am See. Dabei muss er nicht nur mit seiner resoluten Haushälterin, dem überambitionierten Bürgermeister und den eigenwilligen Traditionen der Sonntaler zurechtkommen: Nein, hier in der Provinz geben sich die Mörder die Klinke in die Hand! Und im Gegensatz zum sympathischen Dorfpolizisten Tobias Kern hat der friedliebende Heiland ein Talent zur Lösung von Kriminalfällen ...

Herr Heiland - ein himmlischer Wohlfühl-Krimi für alle Fans von gemütlichen Ermittlungen.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p><strong>Johann Simons</strong> ist ein deutscher Autor, der bereits viele Romane unter vielen Namen verfasst hat. Unter diesem Pseudonym lebt er seine Vorliebe für gemütliche Krimis mit charmantem Schmunzelhumor aus.</p>

Kapitel 2


Gut kopiert ist halb gewonnen


Das Licht weniger Straßenlaternen erhellte den Dorfplatz. Er war kreisrund und lag ziemlich genau im Zentrum von Sonntal. Nahezu alle wichtigen Gebäude und Einrichtungen des Ortes grenzten unmittelbar an ihn – vom Rathaus angefangen, in dessen Obergeschoss die Praxis des Allgemeinmediziners Loibl lag, bis hin zum Haupteingang von St. Hilarius. Direkt gegenüber der Kirche lag zum Beispiel die Bäckerei, an die der vermutlich kleinste Supermarkt der Welt angrenzte. Am unteren Ende des Platzes befand sich die Gaststätte, schräg gegenüber wartete der Brunnen, und daneben stand der kleine Kiosk, der von Biene Wieland betrieben wurde.

Heiland und Fräulein Dimpel hatten sich die Mäntel angezogen. Nun spazierten sie durch sanften Schneefall auf die hell erleuchteten Fenster der stolzen Kaiserkrone zu. Die stolze Kaiserkrone gehörte zu Sonntal wie der nahe Wald, die Kuhweiden auf den Hängen und die weiß-blauen Fahnen vor dem Rathaus. Betrieben wurde der Gasthof mit den schmucken Fensterläden vom Wirtsehepaar Gerd und Gerda Söhnchen, deren Tochter Monika schon in jungen Jahren höchst erfolgreich mit dem damals nicht minder jungen Tobias Kern angebandelt hatte – anfangs sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Die Söhnchens führten ihr Haus mit ebenso strenger wie effizienter Hand. In der stolzen Kaiserkrone blieb niemand hungrig oder durstig, der das nötige Kleingeld mitbrachte, und an Gerd Söhnchens langem Tresen waren alle willkommen, die sich zu benehmen wussten – erst recht an Sonntagvormittagen, wenn der Frühschoppen auf das Hochamt folgte, oder bei den diversen Stammtischen, die im Schankraum tagten.

In diesem herrschte aktuell Hochbetrieb. Heiland staunte nicht schlecht, als er den Raum an Dimpels Seite betrat. Sämtliche Tische waren belegt, und an der hölzernen Theke war kein Sitzplatz mehr frei. Außerdem drang Weihnachtsmusik aus dem Saal herüber, die sich anhörte wie live gespielt.

»Was ist denn hier los?«, murmelte die Haushälterin. »Und warum haben alle noch die Mäntel an?«

Magdalena Schönbach zählte zu den Personen, die am Tresen ausharrten – und das gleich neben der Tür. Sie hörte Dimpel und drehte sich sofort zu ihr um.

»Wegen des Musikvereins, Elvira«, wusste die Sonntaler Dame. »Der probt im Saal und ist noch nicht fertig. Wir müssen daher wohl warten.«

»Noch nicht fertig ist gut«, schaltete sich Erich Bender ein. Der Betreiber des Dorfkinos Roxy zählte – ganz im Gegensatz zu Frau Schönbach – zu den vertrauteren Gesichtern am Tresen des Gasthofs. »Den Musikverein trifft gar keine Schuld. Soweit ich weiß, hat Gerd den Saal für heute gleich doppelt vergeben – an den Verein und an Moritz Mindenfeld.«

»Das ist mal wieder typisch«, schimpfte Schönbach leise. »Gerd hat wohl nicht geglaubt, dass es tatsächlich zu dieser Planungssitzung kommt. Aber kassiert hat er trotzdem.«

»Du kennst doch Gerd«, stimmte Bender ihr zu. »Bevor der Gefahr läuft, niemanden im Saal zu haben, vergibt er ihn lieber einmal zu oft. Nur zur Sicherheit. Ein leerer Saal bestellt kein Bier.«

Heiland begriff. Der stets geschäftstüchtige Wirt war offenbar auf Nummer sicher gegangen und hatte ebenso wenig an einen Sonntaler Weihnachtsmarkt geglaubt wie Heiland selbst.

»Nun«, wandte sich der Pastor an Schönbach und den Kinobesitzer. »Dann warten wir eben. Bürgermeister Mindenfelds Sitzung läuft uns ja nicht weg und …«

Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Denn Moritz Mindenfeld erschien im Durchgang zum großen Saal des Lokals und unterbrach ihn mit einer spontanen Ansprache.

»Alle mal herhören«, bat der Ortsvorstand laut. Sofort verstummten die Gespräche. »Es dauert nicht mehr lang. Gerd hat das geklärt. Die Aktiven vom Verein wollen genauso den Markt planen wie wir. Immerhin sollen sie dort ja auftreten. Also machen sie jetzt Feierabend mit ihrer Probe, und wir legen dann los.«

Die Versammelten murmelten zustimmend. Allem Anschein nach warteten sie alle auf den Beginn der Weihnachtsmarkt-Sitzung.

»Ach, Herr Pfarrer«, wandte Schönbach sich plötzlich an Heiland. »Was höre ich da? Das himmlische Kind ist verschwunden?«

Einmal mehr staunte er, wie gut informiert Frau Schönbach war. Sie galt wohl nicht grundlos als Königin der Sonntaler Gerüchteküche.

»Nun«, setzte er zu einer Antwort an. »Im Grunde ist es weit eher so, dass …«

Wieder kam er nicht bis zum Satzende. Denn die Tür zum großen Saal hatte sich soeben geöffnet, und die komplette Gastwirtschaft erhob sich wie ein Mann von ihren Plätzen. Mit Moritz Mindenfeld als furchtlosem Anführer zog sie in den Saal der stolzen Kaiserkrone ein, der nun offenbar frei geworden war.

»Wir reden drinnen, einverstanden?«, schlug Schönbach vor. Auch sie hatte sich von ihrem Hocker erhoben und hakte sich soeben bei Dimpel unter. »Über alles.«

Dem konnte Heiland nichts entgegensetzen – nicht zuletzt, weil die beiden Damen schnurstracks der Menge folgten und dabei offenbar davon ausgingen, dass er selbiges tun würde.

Also tat er es. Im Saal waren mehrere Tischreihen aufgestellt worden. Sie alle grenzten vorn an eine kleine Bühne, auf der noch die Stühle und Notenständer des Musikvereins standen. Auf einigen wenigen Stühlen saßen nach wie vor Musiker in Vereinskleidung, packten ihre Instrumente fort und sortierten ihre Unterlagen. Vor ihnen, auf dem frei gewordenen Platz des Dirigenten, hielt nun Mindenfeld Einzug – und strafte die »Herumtrödler« auf der Bühne gleich mit einem bösen Blick.

Moritz Mindenfeld war das, was man im Lexikon wohl unter dem Begriff »überambitioniert« finden würde. Der Mittfünfziger – und ehemalige Profisportler – war ein Kind Sonntals und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das beschauliche Idyll in einen Hotspot der Reichen und Schönen zu verwandeln. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit und einigen mehr erzählte er Heiland von der »bayerischen Riviera«, in die er Sonntal zu verwandeln gedachte. In Mindenfelds Augen musste sich St. Moritz schon bald warm anziehen und Sylt dringend die Hotelbettpreise senken, denn die High Society würde schon sehr bald hierher an den Stausee pilgern. Dass diese Idee ein reines Luftschloss war, nahm der Bürgermeister dabei gar nicht zur Kenntnis. Auch wenn seine Pläne und Aktionen in schöner Regelmäßigkeit wirkungslos verpufften, hatte er den Glauben an Sonntals lukrativ-bedeutsame Zukunft noch immer nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Jede Niederlage schien ihn nur noch stärker zu motivieren.

»Komm, Elvira«, sagte Lenel Schönbach. Sie deutete auf den Tisch rechts vorn an der Bühne. »Den sichern wir uns. Dann haben wir alles im Blick. Schließen Sie sich uns an, Herr Pfarrer?«

Heiland wusste dem nichts entgegenzusetzen, das ihm schnell genug einfiel. Also nahm auch er vor der Bühne Platz.

Hinter ihnen strömten nun noch mehr Sonntalerinnen und Sonntaler in den Saal. Fräulein Dimpel hatte nicht übertrieben: Mindestens das halbe Dorf war hier. Monika Söhnchen war mitten im Geschehen, ein rundes Tablett in der Hand und einen Kellnerblock in der Tasche ihrer weiß-blauen Schürze.

»Kann ich Ihnen schon etwas bringen, Herr Heiland?«, fragte die Wirtstochter. Dann senkte sie verschwörerisch die Stimme. »Meine Mutter besteht darauf, dass ich jeden frage, der gekommen ist. Ohne Getränkekonsum wird man hier wohl nicht geduldet.«

»Wie denn auch?«, gab er nicht minder leise zurück. Dabei zwinkerte er Monika amüsiert zu. »Immerhin wird unseretwegen eine Musikprobe vorzeitig beendet. Und wir wissen alle, was die lustigen Musikanten noch so bestellt hätten.«

Dimpel schenkte ihm einen tadelnden Blick und bat dann um ein Glas Weißweinschorle. Lenel Schönbach schloss sich der Bestellung an. Einzig Heiland fiel aus dem Rahmen, als er um eine Maß bat.

»Was denn?«, wehrte er sich, als die Freundinnen ihn musterten. »Ein besonderer Anlass verlangt nach besonderen Maßnahmen.«

Monika notierte sich die Wünsche, lächelte freundlich und verschwand in Richtung Theke, um die Bestellung zu holen.

Einen Herzschlag später ergriff Mindenfeld das Wort. »Also dann«, sagte er, und seine laute Stimme trug durch den gesamten Saal. »Willkommen, zusammen. Dies ist die Planungssitzung zum nächstwöchigen Christkindlmarkt – dem ersten seiner Art in der Geschichte von Sonntal am See.«

Applaus brandete auf. Wohin Heiland auch blickte, sah er zustimmende Mienen. Severin Winkelhuber, der eine Tischreihe weiter saß, beugte sich grinsend zu ihm herüber. »Jetzt zeigen wir’s den Schwarzbergern. Was, Herr Pfarrer?«

»Sie wissen alle«, fuhr Mindenfeld fort, »was das Ziel unserer Anstrengungen ist: Wir wollen uns und unseren Gästen eine schöne, besinnliche Zeit auf dem Dorfplatz bereiten. Das Wetter trägt ja bereits seinen Teil bei, wie ich beim Kommen sehen durfte.«

Die Menge lachte. Überall saßen nun Dorfbewohner an den langen Tischen. Biergläser wurden gehoben, sogar Mahlzeiten bestellt. Monika Söhnchen und ihre Mutter Gerda hatten alle Hände voll zu tun, die Menge zu bedienen.

»In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben wir das Thema unnötig ignoriert«, fand der Bürgermeister. »Statt es für unseren Vorteil zu nutzen, haben wir es anderen Gemeinden quasi kampflos überlassen – und wir sehen ja, wer daraus Nutzen geschlagen hat.«

»Ausgerechnet«, brummte Erich Bender.

Bauer Jakob Billen, der...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2023
Reihe/Serie Herr Heiland ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bayern • Bayern-Krimi • Chesterton • Gemütlich • Kloster, Mord und Dolce Vita • Krimis • Mord mit Aussicht • Morelli • Nett • Pater Brown • Regio-Krimi • Regionalkrimi • spannend • unblutig • Weihnachten • Weihnachtskrimi
ISBN-10 3-7517-4141-0 / 3751741410
ISBN-13 978-3-7517-4141-5 / 9783751741415
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