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Jerry Cotton 3446 (eBook)

Wasser des Todes

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-5213-8 (ISBN)

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Jerry Cotton 3446 - Jerry Cotton
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New York wurde von einem Unbekannten erpresst. Er drohte damit, das Trinkwasser zu vergiften, wenn nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden dreißig Millionen Dollar an ihn gezahlt würden. Eine Probe kontaminierten Wassers wurde per Post der New York City Hall, dem Sitz des Bürgermeisters, zugestellt. Sie enthielt einen hochgefährlichen Giftstoff unbekannter Zusammensetzung. Wir vom FBI hatten keine Zeit zu verlieren, denn das Gift wirkte bereits in geringen Mengen tödlich!


Wasser des Todes

Leopoldo Herrero hielt die Pipette mit der grünlichen Flüssigkeit über das Aquarium, in dem zwei ausgewachsene Karpfen schwammen.

»Das Zeug sieht aus wie Waldmeisterbowle«, witzelte Vladimir Aschow neben ihm. »Bin gespannt, wie's den lieben Fischlein munden wird.«

Herrero zögerte. Es widerstrebte ihm, irgendeinem Lebewesen Schaden zuzufügen.

»Nun mach schon!«, zischte Aschow.

»Ich kann so was nicht. Machen Sie es selbst.« Vorsichtig reichte Herrero die Pipette weiter. »Sie zwingen mich, dieses Gift für Sie herzustellen. Zwingen Sie mich nicht auch noch, damit zu morden.«

»Morden!«, höhnte Aschow. »Nur nicht so zimperlich. Die Dinger sterben sowieso. Früher oder später.« Er funkelte Herrero böse an. Seine Augen glänzten fanatisch. Ein abstoßendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er mit einer langsamen Bewegung von Daumen und Zeigefinger das Gummihütchen der Pipette zusammendrückte. Einzelne Tropfen lösten sich und fielen ins klare Wasser des Aquariums. Grüne Schlieren entstanden, breiteten sich aus und verteilten sich. Freudlos fixierte er die beiden Fische.

Herrero konnte sich vorstellen, was gleich passieren würde. Nach einigen Sekunden schwammen sie ungezielt schnell hin und her, wie in Panik. Plötzlich sanken sie zu Boden, ihre Mäuler bewegten sich noch einige Male, dann lagen sie still.

»Geht doch!«, jubelte Aschow. »Das Zeug funktioniert!« Grinsend legte er eine Hand auf Herreros Schulter. »Weißt du, mein Freund, eigentlich bin auch ich gegen solche Tierversuche.«

Er schaute ihm so lange unverwandt in die Augen, bis Herrero ein schrecklicher Verdacht kam. »Sie ... wollen doch nicht etwa Menschen damit umbringen?«

»Aber nein!«, wehrte Aschow theatralisch ab. »Es sei denn«, fuhr er in verändertem Tonfall fort und hob die Schultern, »ich bekomme nicht, was ich will.«

Mit diesen Worten verließ Aschow den Raum. Herrero sah ihm fassungslos nach, setzte sich an den Labortisch und stützte den Kopf in die Hände. Er verwünschte den Tag, an dem dieser skrupellose Gangster in sein Leben getreten war. Wie hatte es nur so weit kommen können? Zuerst war Aschow ein einfacher Schleuser für ihn gewesen, den er teuer dafür bezahlt hatte, dass er ihn über die Grenze in die USA schmuggelte.

Die Vereinigten Staaten, das Land der Hoffnung, dachte er voller Bitterkeit.

Hier hatte er Geld verdienen wollen, damit seine Familie in Peru einigermaßen über die Runden kam. Hätte er diesem Gangster Aschow nur nicht erzählt, dass er in seiner Heimat angefangen hatte, Pharmazie zu studieren. Aschow machte ihn betrunken und horchte ihn aus. Und Herrero berichtete ihm arglos alles. Darüber, dass er sich während des Studiums auf Giftpflanzen spezialisiert und auf einer Expedition im tropischen Regenwald zwei Entdeckungen gemacht hatte – bislang unbekannte hochgiftige Pflanzen.

In der Wissenschaft würden sie einmal seinen, Leopoldo Herreros, Namen tragen. Allerdings konnte er diesen Anspruch nur von seinem offiziellen Wohnsitz in Peru aus anmelden.

Und was ist, wenn ich hier in den USA auf die schiefe Bahn gerate? Wird man die Pflanzen auch nach einem Kriminellen benennen?

Er schüttelte diese Gedanken ab. Es ging bei der Sache nicht nur um ihn. Das Gift der Pflanzen war höchst gefährlich. Schon geringste Mengen im Wasser wirkten auf alle Lebewesen, auch auf Menschen, absolut tödlich.

Es ist zum Verzweifeln. Ich will nicht zum Mörder werden.

Aschow hatte ihn vor die Wahl gestellt, entweder aus den Pflanzen, die Herrero mit über die Grenze gebracht hatte, Gift herzustellen oder bei der Polizei angezeigt zu werden. Die Konsequenz wäre, dass man ihn sofort ins Gefängnis steckte oder abschob.

Wehmütig dachte er an seine Expedition zurück. Damals war er unbeschwert und voller Pläne für die Zukunft gewesen. Seine Eltern hatten noch gelebt und die Familie war versorgt. Er machte sich in den Semesterferien allein zu seiner Wanderung in den tropischen Regenwald auf.

Tagelang streifte er mit Kompass und Karte durch den Dschungel, nahm Pflanzenproben, fotografierte, dokumentierte und schlug abends sein Zelt hundemüde irgendwo auf. Lächelnd erinnerte er sich an die vielen Geräusche in der Nacht. Der Urwald kam nie zur Ruhe. Am vierzehnten Tag folgte er morgens einem Bachlauf bis zu dessen Quelle. Um neun Uhr elf machte er die Entdeckung seines Lebens, zwei bislang unbekannte Pflanzen, klein und unscheinbar, ohne Blüte. Sie standen am Ufer nebeneinander. Ein unglaublicher Zufall, wie zwei vierblättrige Kleeblätter nebeneinander. Er grub sie aus, setzte sie in Pflanztöpfe und vermerkte die Fundstelle auf der Karte. Eilig kehrte er nach Hause zurück.

Als er zur Tür reinkam, saß seine Tante in der Küche und weinte. Ihr Kleid war schwarz wie ihre Strümpfe und Schuhe. Sie sagte, das Auto seiner Eltern sei fünf Tage zuvor von einem Lastwagen erfasst worden. Seine Mutter war noch am Unfallort gestorben, sein Vater wenig später im Krankenhaus. Sie gingen zum Grab und weinten beide.

Abends überlegten sie, wie es weitergehen sollte. Er, Leopoldo Herrero, war jetzt mit dreiundzwanzig der Älteste der Familie. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder Carlos war vor einigen Monaten an einer nicht diagnostizierten Gefäßerweiterung in der Brust gestorben. und seine vier anderen Geschwister waren erst zwei, drei, fünf und sieben Jahre alt. Er würde jetzt für sie sorgen müssen.

Seine alleinstehende Tante, die Schwester seiner Mutter, war die einzig lebende Verwandte. Sie berieten hin und her und fassten nach einigen Tagen den Entschluss, ihre letzten Ersparnisse für Herreros illegale Einreise in die USA auszugeben. Dort konnte er Arbeit finden und Geld nach Hause schicken. Danach würden sie weitersehen. Er packte seine sieben Sachen und verabschiedete sich von seinen Geschwistern. Auch den klimatisierten Schutzbehälter, in dem die beiden Pflanzen lebten, trug er bei sich, was seine Tante mit einem Kopfschütteln quittierte. Sie erwiesen sich als überaus pflegeleicht. Ein bisschen hatte er zu Hause schon mit ihnen experimentiert und schnell festgestellt, dass sie hochtoxisch waren.

Jetzt saß er hier, vor den kalten roten Steinkacheln eines Labortischs, allein in einem fremden Land, und wusste nicht weiter. Und ein total Wahnsinniger zwang ihn, Gift für irgendwelche dubiosen Zwecke herzustellen. Herreros Leben war komplett schiefgelaufen. Tränen liefen ihm über die Wangen.

Mario, der Kellner im Mezzogiorno, hatte seinen großen Auftritt. Wie ein Seiltänzer, beide Arme erhoben und weit auseinandergestreckt, balancierte er vom Tresen neben dem Steinofen zu unserem Tisch herüber, drapierte zwei riesige Porzellanteller in kunstvollen Schwüngen zielgenau vor Phil und mir und sah uns erwartungsvoll an.

Mein Partner riss die Augen auf und bewunderte pflichtgemäß seine Pizza.

»Wundervoll, Mario! Ein Lastwagenlenkrad ist winzig dagegen.« Er schnupperte. »Und wie das duftet! Herrlich. Vielen Dank.«

Auch ich sparte nicht mit Anerkennung. Alle Speisen in unserem Stammlokal waren köstlich. Die Angestellten wussten das zwar, bekamen aber ab und zu trotzdem gern ein Lob von ihren Gästen.

Der Kellner beugte sich fragend in meine Richtung. »Ein bisschen Pfeffer, Agent Cotton?«

»Ja bitte, Mario.«

Er trat einige Schritte zur Seite und kehrte kurz darauf mit einem riesigen dunklen Holzstab zurück, der reichhaltige Verzierungen aufwies. Mit der einen Hand hielt er das untere Ende dicht über meinen Teller, während die andere das gerundete obere Ende umfasste. Dann drehte er die Hände mehrere Male gegeneinander. Ein knirschendes Geräusch war zu hören, und schwarzer Pfeffer rieselte auf meine Pizza hinunter, sodass der geschmolzene Mozzarella Sommersprossen bekam. Diese Gewürzgabe zelebrierte man hier im Mezzogiorno wie ein Ritual. Ich bedankte mich, wir speisten mit gutem Appetit, gaben anschließend ebenso gute Trinkgelder und kehrten um halb zwei an unsere Schreibtische im Field Office zurück.

Für Punkt zwei Uhr hatte Helen auf unserem Tagesplan einen Termin vermerkt, der offenbar von enormer Wichtigkeit war.

»Konferenz, Raum 33«, verlas Phil, als wir in unsere Bürostühle sanken. Er hob den Zeigefinger und sah mich unter hochgezogenen Brauen bedeutungsvoll an. »Mit Ausrufezeichen, Jerry. Das ist ungewöhnlich. Bin gespannt, was es Weltbewegendes gibt.«

Raum 33 war der große Besprechungsraum. Immer wenn Konferenzen nicht im Chefzimmer, sondern hier abgehalten wurden, war mit einer hohen Zahl an Teilnehmern zu rechnen.

Kurz vor zwei entstand auf dem Flur vor Raum 33 ein ziemliches Gedränge. Ich schaute mich um. Steve Dillaggio, Zeerookah, Joe Brandenburg und Les Bedell bildeten eine Vierergruppe, in der verhalten gelacht wurde. Daneben standen, offenbar mit ernsteren Gesprächsthemen beschäftigt, die Psychologin Dr. Iris McLane und der IT-Experte Dr. Ben Bruckner. Beide trugen Laptoptaschen bei sich. Dazu kamen viele unbekannte Gesichter. Jetzt war Einlass. In der Mitte des Raums stand eine lange Doppelreihe Tische. Und es gab sogar eine...

Erscheint lt. Verlag 4.7.2023
Reihe/Serie Jerry Cotton
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-5213-7 / 3751752137
ISBN-13 978-3-7517-5213-8 / 9783751752138
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