Shutter Man (eBook)
480 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-4359-4 (ISBN)
Seit Generationen sind die Farrens eine der gefürchtetsten Familien Philadelphias. Schutzgelderpressung, Einbruch, Schießereien, Mord - die Liste der Verbrechen ist lang und zieht sich durch Jahrzehnte. Als Detective Byrne in einer Mordserie ermittelt, führt die Spur wieder zu den Farrens. Und zurück in seine eigene Vergangenheit. Bereits damals wurde ein Farren mit einem Mord in Zusammenhang gebracht, der niemals aufgeklärt wurde. Können Byrne und Balzano heute für Gerechtigkeit sorgen?
»Stellen Sie sich darauf ein, die ganze Nacht wachzubleiben.« JAMES ELLROY
Nichts für schwache Nerven! Die spannungsgeladenen Thriller des Bestsellerautors Richard Montanari um das Ermittlerduo Byrne und Balzano:
Band 1: Crucifix
Band 2: Mefisto
Band 3: Lunatic
Band 4: Septagon
Band 5: Echo des Blutes
Band 6: Der Teufel in dir
Band 7: Der Abgrund des Bösen
Band 8: Tanz der Toten
Band 9: Shutter Man
Band 10: Mord am Heiligen Abend
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p>Richard Montanari wurde in Cleveland, Ohio, als Sohn einer amerikanischen Familie italienischer Herkunft geboren. Nach dem Studium lebte er eine Zeitlang in Europa und ließ sich schließlich in London nieder, wo er sich unter anderem als Verkäufer in einem Kleiderladen und Handelsvertreter für Enzyklopädien durchschlug. Nach seiner Rückkehr in die USA arbeitete er ein paar Jahre bei der väterlichen Baufirma, bevor er beschloss, dass das Schreiben doch ein einfacherer Weg sei, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als freiberuflicher Autor schrieb er für über 200 Publikationen in <i>The Chicago Tribune, The Detroit Free Press, The Seattle Times </i>und vielen anderen. 1996 erschien sein erster Roman. Mit <strong>CRUZIFIX</strong>, dem ersten Band um das Ermittlerduo Kevin Byrne und Jessica Balzano aus Philadelphia, gelang ihm auch in Deutschland der Durchbruch als Bestsellerautor.<br></p> <p><br></p>
2
Philadelphia, 2015
Sie fuhren zweimal um den Häuserblock und hielten Ausschau nach Leuten, die nach Leuten wie ihnen Ausschau hielten. Doch sie entdeckten niemanden.
Es war kurz vor vierundzwanzig Uhr, in einer lauen, für die Jahreszeit ungewöhnlich warmen Frühlingsnacht. Trotzdem hatten nur wenige Leute die Fenster geöffnet, erst recht nicht in den Parterre- und Souterrainwohnungen – und das, obwohl in den meisten Häusern die Fenster mit Eisenstangen gegen Einbrecher gesichert waren.
Doch manchmal reichten Gitter nicht aus, um das Böse fernzuhalten. In North Philly hatte es den Fall eines Vergewaltigers gegeben, der darauf spezialisiert war, durch Fenster mit abnehmbaren Klimaanlagen in die Wohnungen seiner Opfer einzusteigen. Die Polizei hatte ihn schließlich gefasst, aber nur, weil er es versäumt hatte, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören.
Billy fragte sich, ob er jemals würde aufhören können.
Als sie am Straßenrand hielten, schaltete der Fahrer die Scheinwerfer des Pick-ups aus. Aus der Ferne drangen die blechernen Klänge eines Kofferradios zu ihnen.
Die beiden Männer beobachteten die Straße. In den Häusern und Wohnungen erloschen nach und nach die Lichter. Rollläden wurden heruntergelassen, Türen verschlossen und verriegelt. Irgendwann in der Nacht erlosch auch das Flimmern des letzten Fernsehers.
Wenn für die eine Stadt der Tag zu Ende ging, erwachte die andere zum Leben.
Billys Stadt.
Der Fahrer des SUV, der neben Billy saß, deutete auf das Haus, vor dem sie angehalten hatten. Die Fassade war offenbar erst kürzlich renoviert und mit roten Klinkersteinen versehen worden. Vor jedem Fenster stand ein Blumenkübel in voller Blüte.
»Er ist wach«, sagte der Fahrer.
Billy musterte ihn, erkannte ihn aber nicht. Das Verlangen, auf einem der Fotos in seiner Jacke nachzusehen, um das Gesicht des Fahrers zu suchen, war überwältigend, doch er widerstand der Versuchung.
»Jetzt?«, fragte er.
»Noch nicht.« Der Fahrer schüttelte den Kopf. Er war in Billys Alter. Im Unterschied zu Billy, der die Haare schulterlang trug, war das sandfarbene Haar des Fahrers militärisch kurz geschnitten. Er hatte harte stahlblaue Augen und eine hässliche Narbe auf der rechten Wange, die unter dem Auge begann und gerade nach unten verlief.
Billy wusste nicht mehr genau, woher diese Narbe stammte; die Erinnerung war so verschwommen wie alles andere in seinem Leben. Dem ersten Leben. Es war, als sähe er jedes Erlebnis, jedes Ereignis in diesem ersten Leben wie durch eine Milchglasscheibe – ein diffuses Theaterstück aus der Vergangenheit, die Figuren gefroren in weißem Eis.
Billy hatte eine ähnliche Narbe wie der Fahrer. Er hatte sich damals das Gesicht mit der Scherbe einer Teetasse zerschnitten. Jedenfalls hatte dieser Arzt es ihm gesagt. Folie à deux, hatte der Mann es genannt. Symbiotischer Wahn.
Genau wie der Fahrer war Billy nicht ins Krankenhaus gegangen, um seine Wunde versorgen zu lassen. Männer ihres Schlages taten so etwas nicht. Es wäre unpraktisch gewesen und hätte nur zu unnötigen Fragen geführt. Billy war nur ein einziges Mal im Krankenhaus gewesen, aber das für längere Zeit. Damals hatte sein erstes Leben geendet, und die Verletzungen, die dazu geführt hatten, konnten von den Ärzten weder mit Verbänden noch mit Nadel und Faden geheilt werden. Es waren Wunden anderer Natur gewesen.
Aber das war viele Jahre her. Billy sah sich selbst nicht so, wie andere ihn sehen mussten. Und fühlte sich nicht so alt, wie er in Wirklichkeit war. In diesem Leben war er sechsundzwanzig. Davor hatte es zehn andere Jahre gegeben – als ein anderer Mann.
Der Fahrer zog noch einmal an seiner Zigarette und drückte sie dann sorgfältig im Aschenbecher aus.
»Bereit?«, fragte er.
Wortlos öffnete Billy die Beifahrertür des SUV und trat hinaus in die Nacht.
*
Sie standen unter dem Vordach des Hintereingangs. Es war schummrig, denn sie hatten die Birne aus der Lampe über ihnen geschraubt. Der Fahrer schaute Billy an und nickte. »Jacke«, sagte er leise.
Billy öffnete seine Jacke. Auf dem rechten Innenfutter waren sechs Fotos befestigt, in drei Reihen zu jeweils zwei Bildern. Der Fahrer deutete auf das zweite Foto in der oberen Reihe. Das Porträt war bei Tageslicht aufgenommen worden, vor einer Betonwand voller Graffiti und anderer Kritzeleien, wie man sie im Innenhof eines Gefängnisses oder einer Hinterhofwerkstatt findet.
Der Mann auf dem Foto trug einen Blaumann, darunter ein hellblaues Hemd, bis zum Hals zugeknöpft. Auf der rechten Brustseite war ein Gewirr aus roten Fäden zu sehen, was darauf hindeutete, dass sich dort ein Namensschild befunden hatte.
Der Mann auf dem Foto war genauso gekleidet wie der Fahrer, der nun neben Billy stand.
Er war der Fahrer.
Billy las laut den Namen, der in großen schwarzen Buchstaben am unteren Rand des Fotos zu lesen stand. »Sean.«
»Ja, Billy«, sagte der Fahrer. »Sean. Und jetzt mach schnell.«
Eine Hand auf dem Griff seiner Makarow-Pistole, drückte Billy auf den Knopf der Türklingel.
Wenige Sekunden später hörten sie, wie im Innern des Hauses die Sicherheitskette von links nach rechts geschoben und die Tür aufgeschlossen wurde.
Der Mann, der öffnete, war älter, als Billy erwartet hatte. Er trug einen zitronengelben Baumwollmorgenmantel, darunter einen dunkelblauen Pyjama. Billy entdeckte einen braunen Fleck auf dem rechten Aufschlag des Morgenmantels.
Gelber Morgenmantel. Blauer Pyjama. Fleck.
Billy betrachtete den Mann von oben bis unten. Er hielt nichts in den Händen. Er hatte, wie Billy auffiel, lediglich Schmutz unter den Fingernägeln.
Billy hatte sich angewöhnt, die Hände der Leute zu betrachten, ehe er mit ihnen sprach. Betrachte die Hände eines Mannes, und du siehst den ganzen Mann, hatte sein Vater immer gesagt.
Vielleicht ist er Gärtner, dachte Billy, oder Handwerker. Wobei ein Mann in seinem Alter vermutlich im Ruhestand war. Möglicherweise hatte er einen Hobbyraum im Keller. Billy machte sich in Gedanken eine Notiz, dass er nachschauen würde, wenn ihm die Zeit dazu blieb – auch wenn er sich wahrscheinlich schon nicht mehr daran erinnern würde, wenn sie dieses Haus verließen, wie er wusste. Manchmal vergaß er Dinge fast schon in dem Augenblick, in dem er sie sich einprägte.
»Kann ich irgendwie helfen?«, fragte der alte Mann. Mit einem Lächeln schaute er sie abwechselnd an.
»Unser Wagen springt nicht an.« Billy deutete über die Schulter auf die Straße hinter dem unbebauten Grundstück. Der SUV stand im Schatten abseits der Straßenlaternen.
»Ah, ja, verstehe. Seid ihr neu in der Gegend?«
»Ja, Sir«, antwortete Billy.
Der alte Mann beugte sich vor, blickte nach rechts die Straße hinunter, dann nach links. In der Häuserzeile brannten noch vereinzelt Nachtlichter oder Sicherheitslampen über den Eingängen der Läden.
»Habt ihr keine Handys?«, fragte der alte Mann.
Sean hielt die leere linke Hand hoch, während die rechte den Griff der Waffe in seiner Tasche umklammerte. »Kein Guthaben mehr. Ich hatte vergessen, mein Handy aufzuladen.«
Der Mann nickte verständnisvoll. »Ist mir eine Freude, euch Jungs zu helfen. Wartet kurz hier. Ich hole das Schnurlostelefon. Dann könnt ihr anrufen, wen immer ihr wollt. Ich habe eine Flatrate. Ihr könnt gerne …«
Ehe der alte Mann den Satz beenden konnte, schob Billy ihn grob zur Seite und drang ins Haus ein. Er sah, wie Sean den Mann packte und von der Tür weg ins Innere zerrte.
Billy schaute sich um. Die Küche und das Esszimmer waren klein, wie für ein Reihenhaus dieses Zuschnitts üblich. Rechts standen ein Herd und ein Kühlschrank, links die Spüle und Geschirrschränke. Auf der Kühlschranktür war mit einem Magnet in Gestalt einer Banane die Bestellkarte eines Pizzalieferdienstes befestigt.
Ein schmaler, kurzer Flur führte zum Wohnzimmer. Auf halbem Weg, auf der rechten Seite, befanden sich ein kleines Badezimmer, bei dem eine Renovierung überfällig war, und zwei Treppen, von denen die eine in den oberen Stock führte, die andere in den Keller.
Billy holte einen Stuhl aus dem Esszimmer und stellte ihn mitten ins Wohnzimmer. Dann schritt er die Fenster ab und vergewisserte sich, dass die Jalousien heruntergelassen waren, sodass man von der Straße aus kein Licht im Haus sehen konnte. Vorsichtshalber überprüfte er auch die Eingangstür. Sie war verschlossen.
Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte Sean sich bereits um den Alten gekümmert. Er saß auf dem Stuhl, die Gesichtszüge erschlafft, die Augen offen, aber leer und ausdruckslos. Mit wenigen Handbewegungen öffnete Sean seinen Matchsack und holte das Isolierband hervor. Er riss ein Stück ab und klebte es dem Alten auf den Mund. Sekunden später hatte er ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt und seine Beine auf Knöchelhöhe an die Stuhlbeine gebunden.
Billy kniete sich vor den alten Mann auf den Boden und wartete, bis dessen verschwommener Blick sich auf ihn richtete. Das Gesicht des Alten kam ihm nicht bekannt vor. Aber er wusste, ein Foto dieses Mannes befand sich in seinem Buch. Er würde es sich später ansehen, bevor sie gingen.
»Ist noch jemand im Haus?«, fragte er.
Der alte Mann blickte ihn stumm an. Offenbar hatte er einen Schock erlitten. Hinter ihm, in der Ecke, erblickte Billy eine grüne...
Erscheint lt. Verlag | 30.5.2023 |
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Reihe/Serie | Spannende Thriller mit Byrne und Balzano |
Übersetzer | Jan F. Wielpütz |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Shutter Man |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Amerika • Balzano • beste thriller • blutig • Blutlinie • Byrne • Cody McFadyen • Dan Brown • detective • Drogen • Einbruch • Ermittlerin • Erpressung • ethan cross • Fitzek • Gänsehaut • Gesichtsblindheit • Gewaltverbrechen • Hardboiled • Heroin • homicide • Kommissarin • Krimi • Kriminalroman • Mord • Nervenkitzel • Ostküste • Pageturner • Philadelphia • Philly • Polizei • Polizeiarbeit • Prosopagnosie • Psycho • Psychothriller • Rache • Schießerei • Schießereien • Schlitzer • Schutzgeld • serienermittler • Serienkiller • Serienmord • Serienmörder • Serienthriller • spannend • Spannung • Spannungsroman • Tess Gerritsen • Thriller • todeskünstler • USA • Vatikan • Verbrechen • Verschwörung |
ISBN-10 | 3-7517-4359-6 / 3751743596 |
ISBN-13 | 978-3-7517-4359-4 / 9783751743594 |
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