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Die Dämmerung (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller | Dieser Thriller von Bestsellerautor Marc Raabe bringt Sie um den Schlaf!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
512 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3096-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Dämmerung -  Marc Raabe
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Ich habe mit dem Leben bezahlt. Mit deinem. Im Königswald wird eine bizarr arrangierte Leiche gefunden, halb Mensch, halb Tier. Art Mayer und Nele Tschaikowski identifizieren die Tote als Charlotte Tempel - eine gefeierte Wohltäterin, bei allen beliebt und für den wichtigsten Medienpreis des Landes nominiert. Schnell gerät Tempels 21-jährige Tochter unter Verdacht: Leo ist rebellisch, unberechenbar und zeichnet ein ganz anderes Bild ihrer Mutter. Doch Art Mayer zweifelt an ihrer Schuld. Bis eine zweite Frau aus dem Kreis der Nominierten stirbt. Zunächst deutet nichts auf Leo, doch dann taucht ein mysteriöses Tonband mit belastendem Inhalt auf. Wer ist Leo - ein Opfer der Umstände? Oder die jüngste Serientäterin von Berlin, unterwegs zu ihrem dritten Opfer? »Marc Raabe hat wieder einen spannenden, nervenzehrenden Krimi geschrieben! Kaum ist die erste Seite gelesen, gerät man in einen unbändigen Strudel, dem man nicht mehr entkommt. Eine schlaflose Nacht ist garantiert.« Andreas Wallentin, WDR

Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.

MARC RAABE hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art Mayer-Serie. Seine Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.

Kapitel 1


Das hier konnte nicht gut gehen. Jedenfalls nicht mehr lange.

Aber war das ein Grund aufzuhören?

Er hätte die Antwort auf jede Mauer der Stadt geschrieben.

Von ihrer dunkelblauen Regenjacke, die über dem Stuhl hing, perlten letzte Tropfen. Ihre Füße ragten blass und leblos über die Bettkante.

Er betrachtete ihre Tom-Ford-Sonnenbrille mit den übergroßen Gläsern und ihre Schirmmütze, die beide auf dem billigen Holztisch lagen. Eine gute Tarnung sah anders aus. Aber noch wichtiger war das Handy, wenn es darum ging, nicht gefunden zu werden. Die verdammten Mistdinger waren einfach zu gut zu orten.

Er verspürte den Drang, aus dem Fenster zu sehen, sicherheitshalber die Straße zu checken. Das Gebäude gegenüber. Die Hauseingänge in der Abenddämmerung. Aber – wenn sie jemand beobachtet hatte, dann war es ohnehin zu spät.

Er sah auf sie herab. Flach auf dem Rücken lag sie da, den Körper kaum zu einem Drittel unter der Decke, ein kleines Dreieck ihrer Scham lugte hervor. Ihr Gesicht war unter einem großen weißen Kissen begraben.

Ein dumpfes, lang gezogenes Seufzen drang unter dem Stoff hervor. In ihre Arme kam Leben, sie packte das Kissen an einem Zipfel, zog es von ihrem Kopf und pfefferte es ihm vor die Brust.

»Art Mayer«, stöhnte sie, »du bist mein Untergang.«

Leise lachend schob er das Kissen beiseite.

Sie drehte sich auf den Bauch, schmiegte sich an ihn und legte den Kopf auf den Oberschenkel seines vernarbten Beins. Art saß neben ihr im Bett mit dem Rücken zur Wand und strich ihr durch die Haare. »Retter wäre mir lieber«, sagte er.

»Art Mayer«, sagte sie mit einem Hauch Dramatik, »du bist mein Retter.«

»Schamlose Lügnerin.«

»Okay. Du bist mein Retter und mein Untergang.«

»Schon besser«, meinte Art. Ihr Verhältnis zueinander hatte sich in den letzten Monaten verändert, als hätte sich ein Gewicht zwischen ihnen verschoben. Vielleicht hatte es aber auch einfach damit zu tun, dass er ihr tatsächlich das Leben gerettet hatte.

»Wie lange noch?«, fragte sie.

Art sah zum Fenster. »Ist bald dunkel, also etwa eine Stunde noch, bis neun. Hast du ans Handy gedacht?«

»Liegt bei Jeanette, wie immer.« Sie rekelte sich. »Sollen sie doch triangulieren, bis sie schwarz werden.«

»Das war politisch ziemlich inkorrekt«, entgegnete er.

»Wo ist der Art, dem das immer egal war?«

»Sitzt neben Nele Tschaikowski im Wagen und hört sich von ihr etwas über People of Color und die negativ konnotierte Verwendung des Wortes ›schwarz‹ an.«

Sie nickte. Politische Korrektheit war ihr allzu vertraut, alleine schon wegen ihres Mannes. Aus demselben Grund war sie ihr vermutlich manchmal auch etwas zu viel. »Scheint ja ziemlichen Einfluss auf dich zu haben, deine Kollegin.« Sie kniff ihm ins Bein. »Muss ich eifersüchtig sein?«

Art wusste, dass sie nur mit der Eifersucht kokettierte, auch wenn er sich das vielleicht anders gewünscht hätte. »Sie ist schwanger. Ende siebter Monat. Oder achter.«

»Das war keine Antwort.«

»Na ja, sie ist jünger als du. Das wäre vielleicht ein Grund.«

»Mistkerl.« Sie lachte und hob den Kopf. »Hey, was ist das denn?« Sie fasste mit der rechten Hand zwischen seine Beine. »Noch mal?«

Er schwieg. Ihre Leichtigkeit gefiel ihm, hatte ihm schon immer gefallen. Schwere brachte er selbst genug mit; sie ebenfalls, aber sie schaffte es trotzdem in manchen Augenblicken fast sorglos zu wirken und nur den Moment zu genießen. Fast als wären sie noch Teenager, wie damals, als sie sich kennengelernt hatten.

Aber war er bereit, sich mit dem hier zufriedenzugeben? Oder machte er sich etwas vor?

»Du scheinst immer noch einiges aufholen zu müssen.« Ihre Finger schlossen sich um ihn und drückten zu.

»Fünfundzwanzig Jahre«, sagte er heiser.

»Also bitte! Du warst doch verheiratet …«

»Nicht mit dir.«

»Tut mir leid, Herr Kommissar, damit kann ich leider nicht dienen. Damals nicht und heute auch nicht.«

»Wenn wir das so weitermachen«, sagte Art, »kann sich das schneller ändern, als du denkst.«

»Klingt fast, als machtest du dir mehr Sorgen als ich. Oder ist das etwa Hoffnung?«

»Sorge«, erwiderte er, war sich aber nicht ganz sicher.

»O Gott«, stöhnte sie. »Genau deshalb bist du mein Untergang.«

»Weil ich mir Sorgen mache?«

»Weil’s dir egal sein könnte. Der BKA-Ermittler und die Frau des Bundeskanzlers. Wenn sich hier jemand Sorgen machen muss, dann ja wohl ich, aber du tust es trotzdem. Du warst schon immer so …«

Er schwieg, während sie nach Worten suchte.

»… keine Ahnung. So ein Dazwischenwerfer.«

»Aha.«

»Der Dazwischenwerfer, der ist mein Untergang.« Sie richtete sich auf, biss ihm sanft in die Brust und arbeitete sich nach oben. Art ergab sich, nahm mit, was er kriegen konnte. Juli hatte nie Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie mit Henrik Westphal, dem amtierenden Bundeskanzler, verheiratet war und es auch bleiben würde. Ausgerechnet Henrik, mit dem ihn selbst ein kompliziertes Verhältnis verband. Sie schuldeten sich etwas, gegenseitig. Art hatte eine Zeit lang gedacht, dass sich das auflösen, irgendwann weggehen würde. Aber seine Abneigung gegenüber Henrik wuchs genauso wie das Gefühl einer seltsamen Verbundenheit. Es war keine Hassliebe, die sie verband, aber etwas, das dem nahekam.

Auf dem Nachttisch vibrierte sein Handy.

Juli erstarrte in der Bewegung und ließ von ihm ab. »Ist nicht dein Ernst, oder?«

Art stöhnte und griff nach dem Telefon. »Mayer«, knurrte er.

»Artur Mayer?«, schnarrte eine fremde Männerstimme.

»Ja. Und wer sind Sie?«

»Simonek. Ich hab vor gut einer Stunde Ihre Tochter verhaftet.«

»Bitte, was?«, stieß Art verblüfft hervor.

»Tja, ist immer ein Schock, wenn’s zum ersten Mal passiert. Geht allen so. Aber Ihre Göre hat’s faustdick hinter den Ohren, das kann ich Ihnen sagen. Sie sollten sich jetzt schleunigst auf den Weg hierher machen, damit Sie das wieder in Ordnung bringen.«

»Das müssen Sie wohl selbst in Ordnung bringen – ich habe nämlich keine Tochter«, entgegnete Art.

Am Ende der Leitung herrschte für einen Moment Stille. »Aber, Sie sind doch Artur Mayer, richtig?«

»Ja, richtig. Aber wie gesagt, ich hab keine Tochter. Ich habe überhaupt keine Kinder. Muss ’ne Verwechslung sein.«

»Die kleine Göre hier sagt was anderes.«

Kleine Göre. Was auch immer das Mädchen angestellt hatte, sie begann Art irgendwie leidzutun. Simonek schien ein ziemlich fieser Typ zu sein. Aber trotzdem – das hier war nicht seine Sache. »Was auch immer sie behauptet, es ist Unsinn.«

Der Mann stieß einen genervten Seufzer aus. »Na, die kann was erleben«, murmelte er. »Nichts für ungut, Herr Mayer. Guten Tag noch.«

»Warten Sie, einen Moment noch«, sagte Art, bevor der andere auflegen konnte. Plötzlich war ihm ein Verdacht gekommen, nein, kein Verdacht, eher eine Ahnung. »Wie alt ist das Mädchen denn?«

»Sieben, behauptet sie. Aber das ändert nichts.«

»Sie verhaften eine Siebenjährige? Wie heißt sie denn?«

»Will sie nicht sagen.«

»Geben Sie ihr bitte mal das Telefon.«

»Ist doch Zeitverschwendung, wenn’s eh nicht Ihre Tochter ist.«

»Art? Hallo?«, krähte eine helle Stimme im Hintergrund. »Bist du das? Der will mich nicht gehen lassen.«

»Halt die Klappe, es reicht jetzt«, blaffte Simonek.

Art stutzte. Er hatte die Stimme des Mädchens sofort erkannt.

»Okay«, seufzte er. »Wo finde ich Sie?«

»Was?«, fragte der Mann verwirrt. »Ich dachte …«

»Sie ist meine Tochter«, log Art. »Wohin muss ich kommen?«

Kurz nachdem Art das Hotelzimmer verlassen hatte, stand Juli Westphal auf. Es war kurz nach zwanzig Uhr. Sie musste duschen, doch sie hatte das Gefühl, Art noch auf ihrer Haut zu spüren, und dieses Gefühl wollte sie noch ein klein wenig länger behalten. Er musste jetzt gerade unten an der Tür angekommen sein und trat vermutlich auf die Straße, in den Regen. Sie seufzte und widerstand dem Impuls, ans Fenster zu gehen und ihm nachzusehen. Gott, dieser Kerl hatte es schon vor fünfundzwanzig Jahren geschafft, dass sie Dinge tat, die …

Es knallte laut, und sie zuckte zusammen. Hastig trat sie nun doch ans Fenster, schob die Gardine etwas beiseite und sah hinab auf die drei Stockwerke tiefer liegende Straße. Inzwischen war die Beleuchtung angesprungen. Eine graue Limousine bremste vor einem älteren weißen Kleinwagen, der umständlich rückwärts einparkte. Aber was bitte hatte da gerade so laut geknallt? Eine...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Reihe/Serie Art Mayer-Serie
Art Mayer-Serie
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Berlin • Ermittlerduo • Killer • Krimi • Mord • Mörder • Serie • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Thriller
ISBN-10 3-8437-3096-2 / 3843730962
ISBN-13 978-3-8437-3096-9 / 9783843730969
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