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Sauerbratentod (eBook)

Provinzkrimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
371 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-4888-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sauerbratentod -  Mila Kuhn
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Mombert Gryn von Frenz ist das schwarze Schaf seiner adeligen Familie. Mit Verbrechen will er eigentlich nichts mehr am Hut haben. Doch dann wird im Kottenforst bei Bonn die Leiche einer Frau gefunden - und schnell gibt es einen Verdächtigen: Magnus Preuss, Hausmeister eines nahegelegenen Tagungszentrums.

Mombert kennt den Verdächtigen, da der nebenbei einen kleinen Bauernhof betreibt. Auf keinen Fall hat dieser sanftmütige Mann einen Mord begangen! Davon kann Mombert auch den gemütlichen Dorfpolizisten Heinz Heckenbusch überzeugen. Gemeinsam mit der smarten Kommissarin Mariella Papen machen sie sich auf die Suche nach dem wahren Mörder ...

Spannend, liebenswert-skurril, lustig - der zweite Fall für den ermittelnden Graf Mombert aus dem Rheinland.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.





<p><strong>Mila Kuhn,</strong> Jahrgang 1966, ist in Ippendorf bei Bonn am Rande des Kottenforsts aufgewachsen. Dieser tiefe Wald, seine Geheimnisse und Wahrzeichen, um die sich zahlreiche Legenden ragen, haben sie früh geprägt. Heute lebt die Lektorin und zweifache Mutter mit Mann (und sechs Hühnern) im Bergischen Land. Ihr Heimweh bekämpft die bekennende Rheinländerin mit ihrem ersten Regionalkrimi um den Ermittler Graf Mombert, der sich so gar nicht gräflich verhalten will und damit gern mal bei seiner Familie aneckt.</p>

Ziegenbart


Die Zugluft lässt die Eingangstür vom Amt heftig hinter mir zuschlagen. Draußen kriege ich erst mal keine Luft, weil mir der Wind genau ins Gesicht drückt. Unwillkürlich muss ich ein paarmal schlucken, während ich meinen alten Passat ansteuere.

Unser Parkplatz ist so weiß, als wäre Schnee darauf gefallen. Das sind bloß irgendwelche Blüten, die der Dauerwind vorzeitig abgerissen hat. Wie Konfetti kleben sie auf dem Asphalt, und es riecht süßlich-verfault. Ein Mitarbeiter des Gartenbauamts fährt gerade mit einem kleinen Reinigungsfahrzeug darüber. Er nickt mir zu.

»Is arschglatt, dat Zeug.« Jetzt zeigt er auf das ungepflegte Gestrüpp, von dem die Blüten stammen. »Dat jehört da auch gar nit hin. Am besten hilft da die chemische Keule!«, ruft er, um das Motorengeräusch zu übertönen. »Nur, dat dürfen wir heutzutage ni mi. Von wegen dem Umweltschutz und so.« Er zuckt die Schultern und wendet das Fahrzeug, um die nächste Bahn über den Parkplatz zu ziehen.

Fünfzehn Minuten später beobachtet Landwirtin Jacqueline Brüntjen sichtlich sub-erfreut, wie mein Wagen direkt vor ihrer Scheune zum Stehen kommt. Sie wischt sich die Hände an ihrem fleckigen Arbeitskittel ab. Ihr strähniges Haar ist schon etwas angegraut und sieht aus, als hätte es seit Jahren keinen Kamm gesehen.

»Ach, Herr Grunz von, äh, Dings«, sagt sie statt einer Begrüßung, als ich ausgestiegen bin.

Ich verdrehe die Augen. Statistisch gesehen schaffen es höchstens zwei von zehn Leuten, meinen Namen richtig auszusprechen. Wenn überhaupt. Ich nehm’s ihnen nicht krumm, denn der Name Graf Gryn von Frenz ist definitiv eine Zumutung. Von meinem Vornamen Mombert, für den ich meinen Eltern ewig dankbar sein werde, ganz zu schweigen.

»Sie brauchen gar nit so zu luren«, sagt sie. Offenbar hat sie meinen Blick missverstanden. »Wir haben alles in Ordnung gebracht. Kommen Sie ruhig mit!« Sie winkt mich hinter sich her.

»Tag, Frau Brüntjen. Moment!« Ich ziehe die Schuhe aus, steige geübt in meine Gummistiefel und greife nach dem Tablet. »Nach Ihnen«, sage ich.

Sie sieht mich überrascht an, dann grunzt sie: »Vornehm geht die Welt zugrunde. Na, von mir aus!«

Meine anerzogene Höflichkeit passiert mir manchmal, ohne dass ich da viel gegen machen kann.

Die Bäuerin stapft los in Richtung des Futtersilos. Auf halber Strecke trabt auf einmal ein dunkelbrauner Ziegenbock von der Seite her auf mich zu. Als ich nicht stehen bleibe, läuft er mir einfach hinterher. Er sieht krank aus. Die Hüftknochen stehen spitz hervor, und das Fell wirkt struppig. Sogar das Gesicht, über das zwei hübsche, hellbraune Streifen verlaufen, sieht elend aus.

»Kalli, hau ab, du blödes Vieh!« Die Brüntjen ist stehen geblieben und macht eine scheuchende Bewegung.

Der Bock bleibt stehen, bis wir uns ein paar Meter entfernt haben, dann stakst er mit steifen Beinen weiter hinter uns her.

Kurz darauf hat unsere Abordnung, bestehend aus der Landwirtin, dem Ziegenbock und mir, den Silo erreicht.

»Nix mehr mit Schimmel«, sagt die Landwirtin jetzt zufrieden. »Wir haben das alte Zeugs verbrannt, das neue feiner gehäckselt und stärker, äh, verdichtet, oder wie dat heißt. Genau wie Sie’s gesagt haben.«

»Wann war das?«

»Vor zehn Wochen. Ist jetzt fast fertig gegoren. Und ist picobello geworden. Machen Sie ruhig Ihre Proben!«, sagt sie und sieht mich auffordernd an.

Das mache ich dann auch, obwohl ich jetzt schon sehe und rieche, dass die Silage dieses Mal in Ordnung ist. Denn ein schwacher Geruch nach Brot und frischem Joghurt strömt aus der offenen Klappe, während es hier beim letzten Mal nach vergammelter Milch und faulen Eiern gestunken hat. Und die Handvoll Maishäcksel, die ich herausgreife, ist schön grün. Das findet auch Ziegenbock Kalli, der sofort sein weiches Maul in meine Hand stößt und zu fressen anfängt.

»Geht es ihm gut?«, frage ich und drehe mich zu der Landwirtin um. »Er sieht so …«

»Der kommt eh zum Abdecker. Ist zu nix nutze. Mein Mann hat den beim Skat gewonnen. Er musste ihn ja unbedingt behalten.« Sie schüttelt ärgerlich den Kopf. »Dabei haben wir doch nur Kühe.«

»Was sagt denn der Tierarzt?«

»Tierarzt, Tierarzt. Wissen Sie, wat der kostet? Das lohnt nicht für so nen Bock. Es reicht schon, dass der Quacksalber uns ständig Unsummen für die Rinder abknöpft.« Die Bäuerin schiebt das Tier jetzt grob weg. »Manchmal leiht sich der Preuss den Kalli aus. Damit er das Gras unter seinen Obstbäumen wegfrisst. Dann hab ich den mal aus den Füßen. Doch damit ist jetzt wohl auch Schluss.«

»Meinen Sie Landwirt Preuss?«

»Ja, drübbe bei Wachtberg.«

»Und jetzt ist der Bock zu krank dafür?«

»Nä, nicht deshalb. Haben Sie es noch nicht gehört? Der Preuss ist verhaftet worden. Heute Morgen.«

Mir wird wieder mal klar, die Buschtrommeln im Rheinland sind eindeutig schneller als jedes LTE-Netz. Gleichzeitig zieht sich mein Magen zusammen. Ich kenne Magnus Preuss von früheren Kontrollen. Was kann ein beinahe sanft wirkender Mann wie er verbrochen haben?

»Was hat er denn …?«, stottere ich und schäme mich dafür, dass ich auf den Klatsch der Bäuerin eingehe.

»Keine Ahnung, aber dat wird man sicher bald hören«, sagt sie entschieden, bevor sie nach einer Heugabel greift. »Vielleicht hat das sogar was mit dem … ach, ich sach lieber nix.« Sie dreht sich um und stapft in Richtung des großen Kuhstalls. »Geben Sie Bescheid, wenn Sie fertig sind.«

Kurz darauf bin ich das dann auch. Ich schreibe noch eine Bescheinigung, dass der Mangel vom letzten Mal behoben wurde, und verabschiede mich.

Ich setze mich in die hintere Autotür auf die Rückbank, ziehe ächzend die engen Gummistiefel aus und meine normalen Schuhe an. Dann gehe ich um den Wagen herum, werfe die Stiefel in den Kofferraum und fahre ein paar Augenblicke später vom Hof.

In meinem uralten Passat Variant riecht es heute irgendwie besonders streng. Ich habe mich daran gewöhnt. Mein Job bringt es mit sich, dass auch mal etwas Stalldreck in den Wagen gerät. Meine adeligen Eltern, die sich für ihren einzigen Sohn eine ganz andere Art von Karriere vorgestellt hatten, weigern sich deshalb, überhaupt noch bei mir mitzufahren.

Ich fahre ziemlich schnell, weil ich die zweite Nachkontrolle noch vor dem Treffen mit Melly schaffen will. Ich bin keine zehn Minuten unterwegs, als es hinter mir plötzlich trocken und entschieden »Mäh!« macht.

Ich verreiße das Lenkrad und fahre Schlangenlinien. Die Straße wird von Bäumen flankiert, und ich sehe meinen Wagen schon an einem von ihnen zerschellen. Eigentlich müsste mein Leben jetzt in Bruchteilen von Sekunden an mir vorbeiziehen. Nur, das passiert irgendwie nicht. Vermutlich, weil es da nicht viel vorüberzuziehen gibt.

Einen Moment später habe ich den Wagen wieder unter Kontrolle. Ich bremse ab und schiele vorsichtig nach hinten. Auf meiner Rückbank liegt Kalli, der Ziegenbock. Er hat die Beine untergeschlagen und sieht mich mit undefinierbarem Gesichtsausdruck an.

»Och nee, ne? Das darf doch wohl nicht wahr sein!«, fluche ich. Wie ist der denn hier reingekommen? Ich fahre noch langsamer. Nicht dass das Tier plötzlich einen Satz zu mir nach vorn macht. Hektisch suche ich eine Stelle, wo ich halten kann. Nach ein paar Hundert Metern kommt eine Anliegerstraße. Da halte ich und schlage schnell die Fahrertür hinter mir zu. Dann schaue ich durchs Seitenfenster. Kalli steht jetzt auf der Rückbank und sieht mich aufmerksam durch die Scheibe an. Seine Beine zittern leicht.

Ich kratze mir ratlos den Kopf. Natürlich muss ich ihn postwendend wieder bei seiner liebevollen Besitzerin abliefern. Allerdings habe ich Bammel, dass der Bock anfängt, im Auto herumzuturnen, wenn ich weiterfahre.

»Und was mach ich jetzt mit dir?«, frage ich ihn sauer durch die Scheibe.

»Mä-äh«, sagt Kalli leise. Man hört es kaum durch das geschlossene Fenster. Er sieht mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen an, und sein Blick sagt: »Du weißt es. Dass ich sterben werde, wenn du mich zurückbringst. Sag, willst du das?«

»Das ist jetzt nicht dein Ernst!«, schimpfe ich. »Ziegen können nicht sprechen. Auch nicht mit Blicken.«

»Mä-äh«, widerspricht Kalli und klingt dabei schon etwas kräftiger.

»Haben Sie den Bock einkassiert, weil ein Bauer gegen die Haltungsvorschriften verstoßen hat?«, lacht Landwirt Reiferscheidt zehn Minuten später und schaut interessiert auf den hinteren Teil meines Wagens.

Ich habe ein Abschleppseil aus dem Kofferraum gekramt und Kalli provisorisch am Haltegriff über dem Seitenfenster festgemacht.

»Ja, nee. Der gehört … also, was mit dem wird, ist noch nicht klar. Er muss jedenfalls zum Tierarzt«, sage ich wenig erhellend.

»Ach so.« Der Landwirt sieht nicht überzeugt aus. »Solche Tiere gehören nicht ins …«

»Ins Auto, ich weiß«, sage ich entnervt.

Weil ich die Ziege im Wagen habe, mache ich die Nachkontrolle in diesem Betrieb noch schneller als bei der Brüntjen. Nicht dass mir der Bock die Polster vollkackt, man muss es mit dem ländlichen Flair ja nicht übertreiben. Ich lasse mir also nur den Nachweis zeigen, dass der Landwirt die Fortbildung nachgeholt hat, die er zwei Jahre lang geschlabbert hat. Obwohl, ein bisschen dauert’s dann doch, weil der verflixte Wind ihm die losen Zettel just in dem Moment aus der Hand reißt.

»Jo, leck misch an de Fott«, schimpft er und stampft schwerfällig hinter den flatternden Blättern her. Immer wenn er sie fast erwischt hat, fliegen sie wieder ein paar Meter weiter. Ich verdrehe die Augen und will die Papiere gerade selbst einfangen, als der...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2023
Reihe/Serie Graf Mombert ermittelt im Rheinland
Mombert ermittelt im Rheinland
Mombert ermittelt im Rheinland
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bauer Krimi • Bonn • Eberhofer • Filz • Kamelleboom • Klüngel • Kottenforst • Krimi Bonn • Krimis • Landwirtschaft • Meckenheim • Regionalkrimi • Umwelt Krimi
ISBN-10 3-7517-4888-1 / 3751748881
ISBN-13 978-3-7517-4888-9 / 9783751748889
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