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Ich lieb' dich überhaupt nicht mehr (eBook)

Hammersteins zweiter Fall

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Hoffmann und Campe (Verlag)
978-3-455-01703-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich lieb' dich überhaupt nicht mehr -  Lars Haider
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»Äußerst amüsant!« dpa Ein urlaubsreifer Reporter, ein durchgeknallter Dackel und ein tiefenentspannter Udo Lindenberg Endlich scheint Ruhe einzukehren in Lukas Hammersteins Alltag - was ist schon das bisschen Babygeschrei gegen die Mordaffäre, in die der Reporter zuletzt hineingeraten war? Doch als in Hamburg die Demonstrationen von Klimaaktivisten beginnen und sich Lukas' Freund Clemens ausgerechnet in das bekannteste Gesicht der Bewegung, Mara Altmeier, verliebt, ist es vorbei mit der Ruhe, denn offenbar lebt es sich in Aktivistenkreisen gefährlich: Erst stürzt ein Mann vom Hochhaus, dann wird Maras Freundin entführt, und schließlich entkommt sie selbst nur knapp einem Anschlag. Ehe sichs Hammerstein versieht, steckt er wieder mittendrin in einem Fall, bei dem er nur auf die Hilfe von Dackel Finchen und seinem treuen Kumpel Udo Lindenberg hoffen kann. »Mein Kommissar Weller ist Fan von Hammerstein! Er wäre gerne wie er.« Klaus-Peter Wolf Entdecken Sie weitere Fälle der Reihe um Lukas Hammerstein: - Band 1: Einer muss den Job ja machen - Band 2: Ich lieb' dich überhaupt nicht mehr - Band 3: Hinterm Horizont geht's weiter

Lars Haider, geboren 1969 in Hamburg, ist seit 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Zuvor arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Er gilt als einer der Journalisten in Deutschland, die Olaf Scholz so gut kennen wie kaum ein anderer, sein Buch über den Kanzler wurde 2022 zum Spiegel-Bestseller. Im selben Jahr erschien sein Buch Das Phänomen Markus Lanz - Auf jede Antwort eine Frage. Haider ist zusammen mit zwei Freunden Gastgeber des Wein-Podcasts Vier Flaschen, der alle zwei Wochen erscheint, und pflegt eine WhatsApp-Freundschaft mit Udo Lindenberg. Der erste Band seiner Lukas-Hammerstein-Reihe, Einer muss den Job ja machen, erschien 2023 bei Hoffmann und Campe und wurde von den Lesern und der Presse begeistert aufgenommen.

Lars Haider, geboren 1969 in Hamburg, ist seit 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Zuvor arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Er gilt als einer der Journalisten in Deutschland, die Olaf Scholz so gut kennen wie kaum ein anderer, sein Buch über den Kanzler wurde 2022 zum Spiegel-Bestseller. Im selben Jahr erschien sein Buch Das Phänomen Markus Lanz – Auf jede Antwort eine Frage. Haider ist zusammen mit zwei Freunden Gastgeber des Wein-Podcasts Vier Flaschen, der alle zwei Wochen erscheint, und pflegt eine WhatsApp-Freundschaft mit Udo Lindenberg. Der erste Band seiner Lukas-Hammerstein-Reihe, Einer muss den Job ja machen, erschien 2023 bei Hoffmann und Campe und wurde von den Lesern und der Presse begeistert aufgenommen.

Cover
Titelseite
Motto
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
Danke
Zitatnachweis
Über Lars Haider
Impressum

2


Als er im Auto saß, kam es Lukas komisch vor, seine Frau im Krankenhaus zurückgelassen zu haben. Aber Lilli hatte es so gewollt. Sie hatte ihr Glücks-T-Shirt zu Hause vergessen. »Du musst es holen, ohne dieses Shirt gehe ich ganz sicher nicht in den Kreißsaal«, hatte sie verkündet und sich gleich darauf mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch gehalten, den eine Wehe durchzog. »Bist du sicher?«, hatte Lukas gefragt und war, weil er die Antwort kannte, in Richtung Parkplatz losgelaufen. Wenn die Straßen an diesem milden Oktoberabend frei waren, konnte er in einer Dreiviertelstunde zurück sein.

Er war aufgeregt. Zur Beruhigung hatte er im Autoradio die Playlist mit Balladen von Udo Lindenberg angemacht. Lukas konnte es nicht messen, aber er wusste, dass Udos Stimme seinen Puls verlangsamen würde, seine Atmung wurde schon ruhiger. »Getrampt oder mit’m Moped oder schwarz mit der Bahn«, sang er und dachte, wie unfassbar schön das Leben doch war, und wie verrückt. In den nächsten Stunden würde er zum ersten Mal Vater werden, und er? Hatte nichts Besseres zu tun, als von zu Hause ein bestimmtes T-Shirt zu holen. Sein Handy piepte. Lilli. »Beeil dich. Wehen alle zehn Minuten.«

Als er zurück im Krankenhaus war, musste es schnell gehen. Lilli konnte das Glücks-T-Shirt nicht mehr allein anziehen, auf dem Weg in den Kreißsaal krümmte sie sich alle zehn Meter. »Es tut so weh!« Hinter der magischen Tür kam Lukas sich wie ein Unbeteiligter vor, er wurde vom stolzen werdenden Vater zu einem, der allen im Weg stand: der Hebamme, die Lillis Fruchtblase zum Platzen brachte, worauf sich ein Schwall grüner Flüssigkeit vor Lukas’ Füßen ergoss; dem Krankenpfleger, der seine Frau für den plötzlich erforderlichen Kaiserschnitt in den Operationssaal schob; dem Chefarzt, der ihm eine OP-Hose, ein OP-Hemd und eine Haube fürs Haar in die Hand drückte: »Ausziehen, anziehen, mitkommen.« Acht Minuten später war Jonathan auf der Welt, zweiundfünfzig Zentimeter lang, viereinhalb Kilogramm schwer. »Ein Glück«, hatte der Chefarzt gesagt, »dass Sie den nicht auf normalem Weg bekommen haben.«

 

»Lukas?«

Lukas Hammerstein schreckte auf.

»Schatz, kommst du?« Lilli klopfte an die Fensterscheibe und zeigte auf ihre Armbanduhr.

Lukas saß wieder in seinem Auto, doch das stand nicht vor der Geburtsklinik, sondern vor der St.-Michaelis-Kirche, dem Wahrzeichen Hamburgs, das die Menschen hier Michel nannten. In fünf Minuten sollte die Taufe beginnen. Lilli war vorhin mit ihren und seinen Eltern vorausgegangen, Lukas war im Auto geblieben, um Finchen zu beruhigen. Die Dackeldame seiner Schwiegereltern durfte nicht mit in die Kirche, aber zu Hause hatten sie sie auch nicht lassen wollen. Finchen sollte im Auto warten. Der Fußraum vom Beifahrersitz war ihr Lieblingsplatz, normalerweise konnte man sie dort stundenlang zurücklassen, ohne dass sie auch nur einmal jaulte. Außer heute.

Bei der Abfahrt hatte Finchen nicht ins Auto hineingewollt, jetzt wollte sie um jeden Preis wieder raus. Minutenlang bellte die Dackeldame so laut, dass Lukas befürchtete, sie würde die Michel-Glocken übertönen, die zum Gottesdienst läuteten. Dann hatte der Hund angefangen, wie wild Boden, Sitze und Türen des Wagens abzulecken, eine Marotte, von der niemand wusste, woher sie rührte, und gegen die normalerweise nur drei, vier gezielte Schüsse aus der Wasserpistole halfen. Doch diese Pistole hatte Lukas »natürlich nicht dabei« – er betonte diesen Halbsatz anders als die genervte Lilli – und musste deshalb versuchen, Finchen mit herkömmlichen Mitteln zu beruhigen: Streicheln, auf den Arm nehmen, wieder streicheln – so ging das insgesamt fünfzehn Minuten, bis Finchen sich halbwegs beruhigt hatte. Eine Zeit, in der die Gedanken von Lukas auch deshalb abschweiften, weil inzwischen Julius Wolff und Udo Lindenberg am Michel angekommen waren.

Der Bürgermeister und der Sänger waren nach der Geburt von Jonathan noch vor den Großeltern im Krankenhaus gewesen. Was auch daran lag, dass das Baby mitten in der Nacht, um kurz vor dreiundzwanzig Uhr zur Welt gekommen war, also zu einer Zeit, wo Omas und Opas schliefen, Rockstars aber nicht. Lukas hatte an Verwandte und Freunde eine SMS mit den Worten »Jonathan ist da« geschrieben. Drei Stunden später hatte eine junge Krankenschwester ihren Kopf zur Tür hereingesteckt und ungläubig gemurmelt: »Hier draußen steht einer, der aussieht wie Udo Lindenberg, er sagt, er will zu Ihnen.« Ihre Kollegin brachte am nächsten Morgen Julius Wolff, den Hamburger Bürgermeister, ins Zimmer. »Was müssen die von uns denken?«, hatte Lilli gefragt.

Udo hatte vor Lillis Bett seine dunkle Brille abgenommen und einen Handkuss angedeutet. Dann hatte er Lukas gedrückt, »Lucky Luke, Vater des Glücks« genuschelt und sich über das Bettchen gebeugt, in dem Jonathan lag. »Ein kleener Trommler«, hatte Udo gesagt, zwei winzige Trommelstöcke aus seiner Tasche gezaubert und vorsichtig auf der Matratze platziert: »Früh übt sich, wer ein Panikrocker werden will.«

Julius Wolff hatte einen Blumenstrauß für Lilli mitgebracht und für Jonathan eine Spieluhr, aus der eine Instrumentalversion von Lindenbergs »Durch die schweren Zeiten« erklang. Lukas liebte das Lied, und als er die ersten Töne hörte, glaubte er, auch in Julius’ Augen etwas Feuchtes zu erkennen. Das war der Moment, in dem er beschloss, dass der Bürgermeister wie Udo Jonathans Patenonkel werden sollte.

 

Die Glocken des Michels schlugen zwölfmal. Der Altarraum war mit Kordeln abgesperrt, an den Eingängen wachten Sicherheitsleute darüber, dass keine Fotografen hineinkamen. So gern Lukas Journalist war, so ungern wollte er, dass Klatschmagazine eine Story daraus machten, dass die Patenonkel seines Sohnes ein berühmter Rockmusiker und ein Politiker waren, der eines Tages Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland werden wollte.

Lilli hielt Jonathan über das Taufbecken, als der Hauptpastor des Michels mehrere Hände voll Wasser über die Stirn des Kleinen laufen ließ. Lukas musste schlucken, Udo zog die dunkle Sonnenbrille vorn auf die Nasenspitze und guckte darüber hinweg, und Julius zuckte erschrocken zusammen, als Jonathan laut anfing zu schreien. »Da weiß aber einer, was er will«, bemerkte der Pastor. »Wohl eher, was er nicht will«, flüsterte Lilli. »Ganz der Vater.«

Lukas hatte die Taufgemeinde zu einem Mittagessen in die Alster-Lounge einladen wollen, die seinem Freund Niklas Claasen gehörte. Er hätte den Hammersteins einen Freundschaftspreis gemacht, aber Lilli wollte nicht in dem Business-Club unweit des Rathauses feiern. Stattdessen hatte sie sich nach dem Ende der kirchlichen Zeremonie den wahrscheinlich skurrilsten Programmpunkt überlegt, den es jemals in der Geschichte christlicher Taufen gegeben hatte: Alle Gäste sollten sich der großen Demonstration gegen den Klimawandel anschließen, die für den späten Vormittag angesetzt war und direkt am Michel vorbeiführte. »Das sind wir Jonathan und allen anderen Kindern schuldig«, hatte Lilli bei der Planung der Taufe in einem Tonfall zu Lukas gesagt, der keinen Widerspruch duldete.

 

Es war Zufall, dass die Geburt des ersten Hammerstein-Sohnes mit dem Aufblühen der Fridays-for-Future-Bewegung zusammentraf, aber einer, der das Leben der Familie noch stärker verändern sollte, als es ein Baby sowieso getan hätte. Lilli und Lukas waren immer bemüht gewesen, ökologisch korrekt zu leben: Sie hatten den Müll gewissenhaft getrennt, Busse und Bahnen benutzt und wären niemals auf die Idee gekommen, von Hamburg nach München mit dem Flugzeug zu reisen. Lukas fand das ganz ordentlich, doch dann war Lilli mit Jonathan durch Zufall in eine Demonstration von Schülerinnen geraten – es waren vor allem Mädchen, die an einem Freitagvormittag den Unterricht schwänzten und stattdessen durch Eppendorf zogen, den Stadtteil, den die Hammersteins ihr Zuhause nannten. »Wir sind hier, wir sind laut, weil ihre uns die Zukunft klaut!«, hatten sie gerufen und damit bei Lilli etwas ausgelöst, das einem Erweckungserlebnis gleichkam. Sie besorgte sich Bücher über den Klimawandel und seine Folgen und blätterte darin mehr als in den Ratgebern für frischgebackene Mütter, die Lukas ihr geschenkt hatte. Eines Tages schickte sie ihm per WhatsApp das Bild einer jungen Frau, die bei mehreren Freitagsdemonstrationen als Rednerin aufgetreten war und die aus Hamburg kam. Sie hieß Mara Altmeier und plante am Tag der Taufe einen großen »Klimastreik« in der Stadt. Lilli war der festen Überzeugung, dass die Hammersteins dabei sein müssten. »Aber …«, hatte Lukas gesagt. »Kein Aber«, war ihre Antwort. »Lukas, wir sind jahrelang munter durch die Gegend gejettet, Hawaii hier, Thailand dort. Was willst du Jonathan erzählen, wenn er dich in zwanzig Jahren fragt, was wir eigentlich gegen den Klimawandel unternommen haben? Dass wir an seinem Tauftag von der Terrasse der Alster-Lounge aus mit einem Glas Wein in der Hand zugeguckt haben, wie andere versucht haben, die Welt zu retten? Ohne mich.«

Also schlossen sich die Taufgäste nach der Zeremonie mehr oder weniger begeistert der Demo an. Nur Clemens Engel war vollkommen in seinem Element.

Er hatte zusammen mit Julius, Niklas und Lukas in der Studentenzeit die sogenannte Weltverbesserer AG gegründet und war schon immer der Radikalste der vier gewesen, einer der schärfsten Kritiker des Kapitalismus, den Lukas kannte. Nicht umsonst waren die anderen Weltverbesserer erstaunt gewesen, als Clemens ihnen nach dem Studium – und einer missglückten Karriere als...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2024
Reihe/Serie Hammerstein ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alster • Amateur-Ermittler • Cozy Crime • Elbe • Elbphilharmonie • Fridays For Future • gemütlicher Krimi • Hafenstadt • Hamburg • Journalismus • Klimawandel • Krimireihe • Lindenberg Udo • Neubauer Luisa • Norddeutschland • Presse • Rauhaardackel
ISBN-10 3-455-01703-7 / 3455017037
ISBN-13 978-3-455-01703-8 / 9783455017038
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