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Der Kommissar und der Tod auf Cotentin (eBook)

Philippe Lagarde ermittelt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
336 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3302-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Kommissar und der Tod auf Cotentin - Maria Dries
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Monsieur le Commissaire ermittelt in einer Mordserie.

An einem Apriltag erhängt sich eine junge Frau in ihrer Zelle in der Haftanstalt von Cherbourg. Ein halbes Jahr später stürzt Kommissar Ludovic Cleroc von der Steilküste - ein Anschlag, den er nur mit viel Glück überlebt. Er bittet seinen Freund, den ehemaligen Elitepolizisten Philippe Lagarde, um Hilfe. Bald darauf wird die Halbinsel Cotentin von einer Mordserie erschüttert. Eine Richterin und eine junge Frau werden ermordet, ein Anwalt überlebt einen weiteren Anschlag nur knapp. Lagarde ist überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt. Kann er seinen Freund schützen? 

Philippe Lagarde ermittelt im Wettlauf gegen die Zeit auf der Halbinsel Cotentin mit ihren atemberaubenden Naturschönheiten.



Maria Dries wurde in Erlangen geboren. Seit sie mit siebzehn Jahren das erste Mal an der Côte d'Azur war, damals noch mit einem alten Käfer Cabrio, kehrt sie immer wieder nach Frankreich zurück. Jedes Jahr verbringt sie dort längere Zeit, um für ihre Kriminalromane zu recherchieren, die französische Küche auszukosten und das unvergleichliche Lebensgefühl zu genießen. Sie lebt mit ihrer Familie in der Fränkischen Schweiz.

Erster Tag


Le phare, der Leuchtturm

Im Norden der normannischen Halbinsel Cotentin mit seinen schroffen Steilküsten konnte man den direkten Einfluss des Meeres und des Windes spüren. Das Cotentin war geprägt von fruchtbaren Marschlandschaften, ausgedehnten Sandstränden und malerischen Ortschaften.

Das kleine Fischerdorf Barfleur lag an der Nordostspitze und galt als einer der schönsten Orte Frankreichs. Nahe der Hafenausfahrt wachte die Kirche Saint-Nicolas mit ihrem zinnengekrönten Vierungsturm über das Dorf. An der Promenade reihten sich mehrstöckige Granitsteinhäuser, auf deren Schieferdächern rote und steingraue Kamine saßen. Die weißen Sprossenfenster, Dachluken und Türen gaben den Häusern, die Restaurants, Cafés und Souvenirläden beherbergten, einen freundlichen und einladenden Anstrich.

Am Pointe de Barfleur erhob sich der fünfundsiebzig Meter emporragende Leuchtturm von Gatteville, der zweithöchste Frankreichs. Von seiner Aussichtsplattform aus hatte man einen großartigen Blick über die Îles Saint-Marcouf und die Baie des Veys. Das erheblich kleinere alte Leuchtfeuer stand direkt daneben. Muschelbänke mit den berühmten goldenen Muscheln von Barfleur sowie Austerngärten zogen sich die Küste entlang, so weit das Auge reichte.

Der ehemalige Elitepolizist Commissaire Philippe Lagarde wohnte ein Stück außerhalb von Barfleur in einem alten Granitsteinhaus, das ihm seine Großmutter vererbt hatte. Das einstöckige Haus befand sich auf einem Dünenkamm, die Fensterlaibungen waren aus roten und grauen Backsteinen gemauert und die Fensterläden hellblau lackiert. Über die Fassade rankten sich auf Spalieren Rosen, die nun im Herbst verblüht waren. Die Terrasse bot einen atemberaubenden Ausblick auf den Küstensaum und den Ärmelkanal. Ein schmaler gewundener Pfad, der durch ein Seekiefernwäldchen führte, verband den Garten mit einer kleinen henkelförmigen Bucht, die von schroffen Felsen umgeben war. Seevögel, insbesondere Basstölpel, benutzten die Felsnasen gerne als Rastplatz.

Philippe Lagarde, ein mittelgroßer kräftiger Mann mit breiten Schultern, saß in seinem Büro am Schreibtisch und arbeitete am Laptop. Ab und zu nahm er einen Schluck von seinem Milchkaffee und fuhr sich nachdenklich durch die kurz geschnittenen dunklen Haare. Nachdem ihm bei einem Polizeieinsatz in die linke Schulter geschossen worden war, und er dabei schwer verletzt wurde, hatte er sich schweren Herzens entschlossen, in den Ruhestand zu gehen. Da er jedoch seinen Beruf liebte, verbrachte er einen Teil seiner Freizeit damit, Anwärter an der Polizeiakademie von Rennes zu unterrichten. Die Arbeit mit den jungen, engagierten Studenten bereitete ihm viel Freude. Seine Spezialgebiete waren Deeskalationstechniken, Personenschutz bei politischen Großveranstaltungen und die Koordination der Einsätze bei Geiselnahmen. Aus diesem Grund wurde er sowohl in Frankreich als auch in der Europäischen Union auf Fachtagungen eingeladen, um Vorträge zu halten und mit den Teilnehmern zu diskutieren. Momentan arbeitete er an einem Konzept für ein Seminar in Lyon zum Thema »Sprengstoffanschläge auf Flughäfen und andere Großobjekte«, das nächsten Monat stattfinden sollte. Hin und wieder wurde er als Berater bei Ermittlungen hinzugezogen, bei denen die Aufklärung der Verbrechen von großem öffentlichem Interesse war, und die Politik sowie die Medien zunehmenden Druck ausübten. Als vor einiger Zeit ein Bogenschütze an der Loire sein Unwesen getrieben und mehrere Menschen getötet hatte, war er um Mithilfe bei der Aufklärung gebeten worden.

In seiner Freizeit trieb er viel Sport und war aufgrund der kaputten Schulter vom Rudern auf das Rennradfahren umgestiegen. Er mochte es, lange Touren durch das hügelige Marschland und entlang der Küste zu unternehmen. Am liebsten jedoch fuhr er mit seinem Motorboot auf das Meer hinaus, um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, zu angeln und weit draußen die Stille und die Freiheit zu genießen. Wenn seine Verlobte Odette Lust und Zeit hatte, ihn zu begleiten, war er sehr glücklich darüber. Außerdem kochte er gerne und bewunderte die Poesie von Charles Baudelaire.

Lagarde beendete das Manuskript für die Veranstaltung in Lyon, speicherte es und fuhr den Computer herunter. Er war bis auf einige Hintergrundrecherchen fertig und mit dem Ergebnis recht zufrieden. Rasch warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass ihm bis zu seinem Besuch bei Odette nicht mehr viel Zeit blieb. Nach einer heißen Dusche entschied er sich für einen anthrazitgrauen Anzug, ein weißes Hemd, eine weinrot-silber gestreifte Krawatte und schwarze Lederschuhe. Als er sich auf den Weg machte, dämmerte es bereits.

Das Restaurant von Odette, das Mirabelle, lag einige Kilometer landeinwärts nordwestlich von Barfleur. Es war ein weit über den Ort hinaus bekanntes und beliebtes Feinschmeckerrestaurant, das mit einer Kochhaube von Gault Millau ausgezeichnet worden war. Nun strebte Odette mit Leidenschaft und kulinarischer Raffinesse die zweite Haube an.

Als Lagarde auf den Parkplatz des Mirabelle einbog, stand dort nur der Mercedes von Odette. Heute war Ruhetag. Ein gepflasterter Weg, der mit schneeweiß und azurblau leuchtenden Glaskugeln geschmückt war, führte zwischen Blumenbeeten an einem lang gestreckten Gebäude vorbei. Gegenüber befand sich das ockerfarbene Haupthaus, an das sich ein runder Turm mit einer roten Kappe schmiegte. Dort wohnte Odette. Im Haus waren vier von ihr individuell gestaltete Gästezimmer untergebracht. Das Restaurant befand sich in einem runden, aus flachen Granitsteinen geschichteten Bau mit einem kegelförmigen Dach, der früher Schafe beherbergt hatte. Gegenüber, auf der Terrasse, über die der Westwind Kastanienblätter trieb, waren die Möbel bereits weggeräumt worden. Hinter dem Anwesen erstreckte sich ein weitläufiger Apfelgarten.

Lagarde klingelte an der Haustür, und kurz darauf öffnete Odette und strahlte ihn an, wobei ihre großen braunen Augen vor Freude funkelten. Sie trug die langen dunklen Haare offen, so wie er es am liebsten mochte. Die sinnlichen vollen Lippen hatte sie brombeerrot geschminkt. An ihren Ohren glitzerten Brillantstecker, die er ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte. »Bonsoir, Philippe.«

»Bonsoir, ma Chérie.«

Sie umarmten und küssten sich liebevoll auf den Mund. »Du siehst toll aus«, sagte er. Sie trug ein olivgrünes Strickkleid mit einem schwarzen Gürtel, das ihre schlanke, wohl geformte Figur betonte, elegante Stiefel und eine Lederjacke. »Merci bien, mon Cher.«

Zärtlich drückte er sie an sich. Für ihn war sie die schönste begehrenswerteste Frau auf der ganzen Welt, und er war glücklich, mit ihr zusammen zu sein. »Lass uns gehen«, forderte sie ihn auf. »Ich habe schrecklichen Hunger.«

»Wohin gehen wir zum Dîner?«, erkundigte er sich.

»In ein neu eröffnetes Restaurant im Cour Sainte- Catherine in Barfleur. Es heißt Le Phare und soll eine vorzügliche Küche haben.«

Er legte den Arm um sie. »Na, dann los. Ich habe auch großen Hunger.«

Als sie zu seinem Wagen gingen, hängte sie sich bei ihm ein. »Ich habe den ganzen Nachmittag an der Buchhaltung gesessen, grässlich. Jetzt freue ich mich auf einen schönen Abend mit dir.«

Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich freue mich auch.«

Das Restaurant Le Phare befand sich in einem vanillegelben Haus mit lavendelfarbenen Klappfensterläden direkt neben einem fast vollständig erhaltenen Gebäude aus dem Mittelalter, das über eine bogenförmige Durchfahrt, ein massives Eichenportal mit einem Messingklopfer in Form einer Auster und eine mit Ornamenten versehene Außentreppe verfügte. Odette hatte telefonisch reserviert, nun wurden sie von einem Kellner in weißem Hemd, schwarzer Fliege und purpurroter Weste an ihren Tisch geführt, der an einem Fenster stand und festlich eingedeckt war. Von ihrem Platz aus konnten sie auf den kopfsteingepflasterten, von Laternen in sanftes gelbes Licht getauchten Hof blicken. In dieser mittelalterlichen Kulisse würde sich niemand wundern, wenn plötzlich aus dem Nebel eine Pferdekutsche auftauchte, aus der elegante Damen in Reifröcken und distinguierte Herren mit Zylindern ausstiegen.

Der Kellner brachte die Speisekarten und erkundigte sich, ob sie einen...

Erscheint lt. Verlag 15.1.2024
Reihe/Serie Kommissar Philippe Lagarde
Kommissar Philippe Lagarde
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller • Commissaire Lagarde • französischer Krimi • Ludovic Cleroc • Mordserie • Normandie • Normandie Krimi • Philippe Lagarde • Selbstmord • Terrorismus
ISBN-10 3-8412-3302-3 / 3841233023
ISBN-13 978-3-8412-3302-8 / 9783841233028
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