Trust Me – Ein Kind. Eine unmögliche Entscheidung. Wem traust du? (eBook)
464 Seiten
Piper ebooks (Verlag)
978-3-492-60455-0 (ISBN)
T.M. Logan wurde in Berkshire als Sohn eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Er war Wissenschaftsreporter bei der Daily Mail und arbeitete anschließend in der Hochschulkommunikation. Seit 2017 lebt T.M. Logan vom Schreiben - und das extrem erfolgreich: Mit seinen Thrillern hat er ein ums andere Mal Bestseller geschrieben und in England bereits ein Millionenpublikum begeistert. Seine Bücher sind in über zwanzig Sprachen übersetzt, darunter Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch und Koreanisch. Der Autor lebt mit seiner Familie in Nottinghamshire.
T.M. Logan wurde in Berkshire als Sohn eines englischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren. Er war Wissenschaftsreporter bei der Daily Mail und arbeitete anschließend in der Hochschulkommunikation. Seit 2017 lebt T.M. Logan vom Schreiben – und das extrem erfolgreich: Mit seinen Thrillern hat er ein ums andere Mal Bestseller geschrieben und in England bereits ein Millionenpublikum begeistert. Seine Bücher sind in über zwanzig Sprachen übersetzt, darunter Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch und Koreanisch. Der Autor lebt mit seiner Familie in Nottinghamshire.
1
Ein Umriss auf einem körnigen Schwarz-Weiß-Foto.
Die Wirbelsäule, die Stirn, die kleine Stupsnase, die perfekten Füße mit den winzigen Zehen. Die Verheißung neuen Lebens.
Ich starre auf das Bild hinunter, mein Daumen schwebt über dem Display des Handys, meine Kehle ist wie zugeschnürt. Die euphorische Bildunterschrift stammt von einer Frau, die ich nie kennengelernt habe und die ihrer bevorstehenden Mutterrolle optimistisch, freudig und aufgeregt entgegenblickt.
Ihr Lieben, Richard und ich haben Neuigkeiten für euch! Unser Kleiner hat es sich bequem gemacht und ist auf dem Weg in diese Welt. Endlich können wir es allen sagen! Wir sind so aufgeregt!!! #zwölfteWoche #ultraschall #instamum #instababy #babylove
Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Sie bekommt das Kind meines Ex-Mannes. Richard wird endlich haben, was er schon immer wollte. Was wir beide wollten. Was wir uns mehr als alles andere ersehnt haben.
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden bekomme ich kaum noch Luft, und alles dreht sich. Zuerst die Nachricht heute Vormittag und jetzt das.
Ich lege das Telefon mit dem Display nach unten auf den Tisch und verdränge den Schmerz, die Sehnsucht, das Verlangen. Vor dem Zugfenster zieht die Landschaft Buckinghamshires vorbei, ein verschwommener Schleier aus braunen, abgeernteten Feldern und Hecken, darüber der graue Herbsthimmel. Ich spüre das sanfte Schaukeln des Zuges, die Vibration des Waggonbodens unter meinen Füßen. Er bringt mich zurück nach London, in mein kleines, neues Haus, in dem …
In dem niemand auf mich wartet und das genauso aussehen wird, wie ich es am Morgen verlassen habe. Still und kalt. Die Kleiderschränke neuerdings halb leer, genau wie die Bücherregale. Die Hälfte der DVDs, die gerahmten Drucke und der große Lehnstuhl in der Ecke – alles fort. Wenigstens hat Richard mir den Großteil der Möbel überlassen. Und alle Fotoalben, nachdem er die Vergangenheit offenbar ein für alle Mal hinter sich lassen möchte.
Ich hingegen bin in der Vergangenheit verhaftet und unfähig, nach vorne zu blicken. Eine Gefangene meines eigenen Körpers. Vielleicht ist die Zeit tatsächlich um. Vielleicht ist es das für mich gewesen.
Ich lehne mich in den abgenutzten Sitz zurück und versuche, mich auf das leise Brummen des Zuges und das Gemurmel der anderen Fahrgäste zu konzentrieren. Am anderen Ende des Waggons sind mehrere betrunkene Fußballfans, die in diesem Moment anfangen, ein Lied zu grölen.
Eine junge Frau wankt langsam den Mittelgang entlang, ein Baby im Arm. Offenbar sucht sie einen Sitzplatz. Ich wende mich ab, vermeide jeden Augenkontakt und sehe erneut aus dem Fenster. Hoffentlich setzt sie sich nicht zu mir. Es ist früher Nachmittag, die Pendler kommen erst später, und es gibt genügend freie Plätze. Bitte setz dich woandershin. Irgendwohin. Damit ich mir nicht den ganzen Weg zurück nach London dein Baby ansehen muss. Ich spüre, wie die Frau an mir vorbei den Gang entlang weitergeht, und stoße schuldbewusst ein erleichtertes Seufzen aus.
Ich denke an den Tag, der vor mir liegt. Nichtssagend und unausgefüllt. An den Rest der Woche. Die Arbeit. Das leere Haus. Ein paar Gläser Wein, zwischendurch Wodka. Ich, alleine in dem großen Doppelbett, wie ich mir die Decke über den Kopf ziehe, um an nichts mehr denken zu müssen.
Tage, Wochen, Jahre, die alle auf dieselbe Art vergehen werden, während ich nach einem Grund suche, weiterzumachen und nicht nur blind dem Gebot zu folgen, immer einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich fühle mich ausgelaugt, verbraucht. Von einem Hunger erfüllt, der niemals gestillt werden kann. Wie ist es möglich, so lange zu hoffen und zu beten, um am Ende doch mit leeren Händen dazustehen?
Ich war eine Närrin.
»Hi«, sagt eine weibliche Stimme. »Sitzt hier jemand?«
Die junge Mutter ist zurück und steht neben dem Viererplatz, den ich für mich alleine habe.
»Nein«, sage ich. »Es ist alles frei.«
»Danke.« Sie schwingt ihren Rucksack auf den Fenstersitz und lässt sich mir gegenüber nieder. Sie ist Mitte zwanzig, trägt eine rostrote Jacke und blaue Jeans und hat blonde, schulterlange Haare. Sie ist sehr hübsch, aber das sind in meinen Augen beinahe alle jungen Mütter. Sie deutet in Richtung der grölenden Fußballfans. »Die haben gerade eine Flasche Jack Daniels ausgepackt, da bin ich lieber weg.«
Das Baby trägt eine blassrosa Strickjacke und pinkfarbene Schuhe mit kleinen Regenbögen. Unter dem Stirnband mit der pinken Schleife lugen blonde Haarbüschel hervor, die Augen unter den langen Wimpern und den kaum erkennbaren blonden Augenbrauen sind tiefblau. Unsere Blicke treffen sich, und sofort breitet sich ein Lächeln auf dem pausbäckigen Gesicht aus, sodass dem Mädchen beinahe der pinkfarbene Schnuller aus dem Mund fällt. Ich spüre, wie ich ebenfalls anfange zu lächeln. Das letzte Mal ist so lange her, dass es sich seltsam, beinahe unnatürlich anfühlt.
»Sie ist wunderschön«, sage ich, und das nicht nur, weil man so etwas nun mal zu einer frischgebackenen Mutter sagt. Natürlich sind alle Kinder auf ihre eigene Art wunderschön, vor allem für ihre Eltern, aber dieses hier ist beinahe unerträglich süß.
»Sie mag Sie«, erklärt die junge Frau mit einem schüchternen Lächeln.
»Sie lacht gerne, was?«, erwidere ich, unfähig, den Blick von dem Baby zu lösen.
Das Handy der jungen Frau klingelt, sie wirft einen Blick auf das Display und stellt das Klingeln ab.
»Wie alt sind Ihre Kinder?«, fragt sie.
Mein Lächeln gefriert. Ganz egal, wie oft man mich bereits nach meiner Familie gefragt hat, ich bekomme nie die richtige Antwort hin. Es klingt immer wie eine Entschuldigung. Oder eine Verteidigung.
»Mein Mann und ich … ich meine, mein Ex-Mann und ich, konnten nicht …« Ich reiße den Blick von dem Baby los. »Wir wollten Kinder, aber es hat nicht geklappt.«
»Oh.« Die junge Frau errötet. »Tut mir leid, ich hatte nicht vor …«
»Schon gut. Wirklich. Dafür bin ich die Patentante der drei Söhne meiner besten Freundin Tara.«
»Die Kleine hier hat noch gar keine Patentante.«
»Wie heißt sie denn?«
»Mia. Sie ist heute genau drei Monate und eine Woche alt. Und ich bin Kathryn«, fügt sie mit einem verlegenen Lächeln hinzu. »Hi.«
Ihr Telefon klingelt erneut, und sie stellt es auch dieses Mal ab, ohne dranzugehen. Bei näherer Betrachtung wirkt sie zu jung, um bereits ein eigenes Kind zu haben. Kaum älter als zwanzig, etwa halb so alt wie ich. Der Gedanke, dass ich alt genug bin, um ihre Mutter zu sein, macht mich traurig. Sie trägt keinen Ehering und sieht generell so aus, als würde sie ihre Zeit eher in Clubs und weniger an einem Gitterbettchen verbringen.
Aber da ist auch noch etwas anderes. Ein Unbehagen, das direkt unter der Oberfläche gärt.
Ihr Handy piept mit einer eingegangenen Nachricht, und als sie den Arm danach ausstreckt, rutscht die Jacke hoch und gibt den Blick auf einen violett-schwarzen Bluterguss über ihrem Handgelenk frei, der sich nach oben zu ihrem Ellbogen zu ziehen scheint.
Als sie bemerkt, dass ich ihn gesehen habe, zieht sie den Ärmel eilig nach unten. Ich lächle mitfühlend.
»Ich bin Ellen.« Ich senke die Stimme. »Ist alles … okay?«
»Ja, ja.« Sie steckt sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr. »Aber könnten Sie die Kleine vielleicht eine Minute lang halten, damit ich schnell nachsehen kann, ob ich alles dabeihabe?«
Ja. Nein. Ich würde sie schrecklich gerne halten. Mehr als alles andere auf der Welt. Aber bitte verlangen Sie das nicht von mir.
»Natürlich.« Ich rutsche ein wenig nach vorne.
Kathryn beugt sich über den Tisch und reicht mir das Baby. Zuerst fühlt es sich seltsam an, und einen Moment lang habe ich Angst, dass ich das Mädchen fallen lasse oder sie sich aus meinen Armen windet, aber sie macht es sich zufrieden in meiner Armbeuge bequem. Sie ist nicht schwer, bloß ein warmes, festes, wunderschönes und herrlich lebendiges Bündel, und ihre großen blauen Augen blicken in meine, als...
Erscheint lt. Verlag | 2.1.2024 |
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Übersetzer | Sonja Rebernik-Heidegger |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Trust Me |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Baby • Britische Spannung • Buch • Girl on the train • Gone Girl • Kleinkind • Krimi • Mutterschaft • Nervenaufreibend • Pageturner • Psycho-Thriller • Roman • Sommerschmöker • Sunday Times Bestsellerautor • The Holiday • Thriller Taschenbuch • Unerfüllter Kinderwunsch • unzuverlässige Erzählerin • Urlaubslektüre |
ISBN-10 | 3-492-60455-2 / 3492604552 |
ISBN-13 | 978-3-492-60455-0 / 9783492604550 |
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