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The Lies We Tell – Niemand ist ohne Schuld (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1., Auflage
528 Seiten
Piper ebooks (Verlag)
978-3-492-60532-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Lies We Tell – Niemand ist ohne Schuld - Jane Corry
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Ein Paar, das Geheimnisse hat. Ein Sohn, der einen Mord gesteht. Eine Nacht, die alles verändert. Sarah und Tom haben gemeinsam ihre perfekte Familie gegründet, bis eine schreckliche Nacht ihre heile Welt für immer erschüttert: Ihr Sohn Freddy gesteht einen Mord. Nun müssen sie entscheiden, wie weit sie gehen, um ihr Kind zu schützen. Und wie weit sie gehen, um sich selbst zu schützen. Denn durch den Mord drohen düstere Geheimnisse ans Licht zu geraten, die beide jahrelang gemeinsam - und voreinander - verborgen haben. Während beide sich immer tiefer in Lügen verstricken, hat Sarah die unverhoffte Gelegenheit, Freddy davonkommen zu lassen. Sie steht vor einer unmöglichen Entscheidung ... »Ein furchteinflößend guter Thriller« Nicci French Ein Thriller der sechsfache Sunday-Times-Bestsellerautorin Autorin Jane Corry. Sie war lange Journalistin und arbeitete drei Jahre als Writer-in-Residence eines Hochsicherheitsgefängnisses. Die Erfahrungen, die sie dort sammelte, inspirieren sie zu ihren hoch spannenden Psychothrillern. »Alles, was ich an einem Buch liebe« Lisa Jewell

Jane Corry ist eine ehemalige Magazinjournalistin, die drei Jahre lang als Writer-in-Residence eines Hochsicherheitsgefängnisses für Männer gearbeitet hat. Diese oft haarsträubenden Erfahrungen inspirierten sie zu ihren Sunday Times-Bestseller-Psychothrillern. 

Jane Corry ist eine ehemalige Magazinjournalistin, die drei Jahre lang als Writer-in-Residence eines Hochsicherheitsgefängnisses für Männer gearbeitet hat. Diese oft haarsträubenden Erfahrungen inspirierten sie zu ihren Sunday Times-Bestseller-Psychothrillern. 

Regen.

Die Art, bei der dir die Haare am Kopf kleben.

Langeweile.

Die Art, bei der du dafür SORGEN WILLST, dass etwas passiert.

Andere Leute lachen.

Die Art, bei der du mit einstimmen willst.

Um gemocht zu werden.

Was immer du dafür tun musst.

 

Sarah


Freddie sollte mittlerweile zu Hause sein.

»Um Mitternacht, keine Sekunde später«, hatte ich mit ihm vereinbart. Ihn angefleht, genauer gesagt.

Darauf hatten wir uns nach einem kurzen Disput geeinigt, bevor unser Sohn in seiner Denim-Jeans im Used-Look, schmuddeligen Sportschuhen und einem fadenscheinigen weißen T-Shirt, auf das er mit rotem Filzstift I HATE THE WORLD gekritzelt hatte, hinausgestürmt war. Ohne Jacke, obwohl es März ist.

Warum in aller Welt macht die Kälte Teenagern nichts aus?

Ich bin vorhin kurz eingenickt, obwohl ich eigentlich hatte wach bleiben wollen. Meine Aufmerksamkeit habe ich völlig auf das Geräusch unseres einzigen Kindes eingestellt, das auf Zehenspitzen oder stampfend die Treppe heraufkommen würde, je nach Hormonpegel des fast Sechzehnjährigen.

Aber die Leuchtziffern auf meinem Wecker auf dem Nachttisch zeigen mir, dass es schon 2:53 Uhr ist. Die Angst schlägt mir auf den Magen. Wo steckt er? Und warum hat er keine Nachricht geschickt?

Ich sende ihm eine Textnachricht: Alles okay?

Natürlich kommt keine Antwort.

Ich taste im Dunkeln nach meinen Hausschuhen, schiebe mich um die Umzugskartons mit der Aufschrift Schlafzimmer herum und tappe zum Schiebefenster hinüber. Ich werde mein bisheriges Zuhause vermissen, trotz allem. Draußen, in der ruhigen Straße im Norden Londons, in der wir wohnen, werfen die Laternen orangefarbenes Licht auf die Schlaglöcher, in denen das Wasser steht und die »in Kürze« zu beseitigen die Stadtverwaltung versprochen hat. Es ist der niederschlagsreichste Frühling seit fünf Jahren, verkündeten sie im Radio. Weit und breit keine Menschenseele in Sicht. Nicht einmal ein Auto fährt vorbei.

Ich krieche wieder unter die Bettdecke und überlege, was ich tun soll. So spät dran war Freddie noch nie. Es widerstrebt mir, Tom zu wecken – aber wenn nun etwas passiert ist? Ich beuge mich über meinen Mann. Er schläft mit dem Rücken zu mir, und seine Schultern heben und senken sich in einem gleichmäßigen Rhythmus, der perfekt zu seinem Charakter passt. Er hat, natürlich, einen Schlafanzug an, wie immer, seit ich ihn kenne. Der, den er heute Nacht trägt, hat blaue und weiße Streifen. Das Bettzeug riecht noch leicht nach dem Sex des vergangenen Abends – der Art von schnellem Verkehr, den wir alle Jubeljahre mal praktizieren, wie um uns selbst zu beweisen, dass es uns miteinander noch gut geht.

Das würde es womöglich auch, wenn Freddie nicht wäre.

Schuldbewusst verdränge ich diesen Gedanken. Nein, ich werde ihn nicht wecken. Das würde nur wieder in einem Streit enden. Außerdem werden die Umzugshelfer morgen früh hier eintrudeln, um alles in ihrem Wagen zu verstauen, bevor wir dann mit ihnen wegfahren. Das ist unser Neuanfang. Ich will ihn nicht vermasseln.

Ich versuche, im Lichtschein meiner Taschenlampe ein bisschen zu lesen. Unser gemeinsames Schlafzimmer ist das einzige Zimmer im Haus, das noch nicht komplett zusammengepackt ist. Ich war bis spät am Abend mit Einpacken beschäftigt und habe dann nur aus purer Erschöpfung aufgehört und mir vorgenommen, früh aufzustehen, um den Rest zu erledigen. Außerdem ist es tröstlich, noch ein wenig vertraute Umgebung zu haben. Ich hasse dieses unangenehme Gefühl, wenn ein Haus kein Zuhause mehr – oder noch nicht – ist, weil es halb ausgeräumt oder erst halb eingerichtet ist. Schon in meinen Jugendjahren hatte ich es irgendwann satt, ständig meine Habseligkeiten von einem Ort zum anderen zu schleppen. Aber dieses Mal, so sage ich mir, wird es sich auszahlen.

Das muss es auch. Wenn das jetzt kein Neuanfang wird, was dann?

Auf meinem Nachttisch, neben dem Wecker, liegen ein wackeliger Stapel von Romanen, Zeitschriften, Kunstbüchern und eine Gedichtsammlung (Other Men’s Flowers), die mich normalerweise beruhigt. Auf Toms Seite liegt bloß ein Buch mit kryptischen Kreuzworträtseln für Fortgeschrittene. Auf der ersten Seite steht eine Widmung: Für Dad. Frohe Weihnachten. In Liebe, Freddie. Ich musste die Handschrift fälschen, weil unser Sohn »keinen Bock hatte«, ein paar Worte zu schreiben. Ich musste das erbärmliche Buch sogar selbst besorgen.

Ich versuche, nicht auf die Uhr zu schauen, denn ich habe das Gefühl, wenn ich es nicht tue, wird Freddie nach Hause kommen, und ich habe ich mir umsonst Sorgen gemacht. Aber ich kann nicht anders.

3:07 Uhr.

Die letzten beiden Ziffern machen es noch viel schlimmer, denn jetzt ist bereits die nächste Stunde angebrochen. Von Sorgen gepeinigt kann ich die Schrift auf der Seite, die ich lesen will, nur verschwommen sehen.

Plötzlich ärgert es mich, dass mein Mann tief und fest schläft, während ich diejenige bin, die Panik schiebt. Andererseits: War das nicht schon immer so? Er verkörpert die vernünftige, pragmatische Hälfte unserer Ehe. Und ich? Ich bin diejenige, deren Fantasie dem Verstand oft übel mitspielt.

Was angesichts meiner Vergangenheit nicht verwunderlich ist.

»Tom«, sage ich und stupse ihn dabei an. »Freddie ist immer noch nicht zu Hause.«

Er ist sofort hellwach. Mein Mann ist der Typ, der sofort, wenn der Wecker schrillt, die Beine über die Bettkante schwingt, damit er zur Arbeit gehen kann. Er ist augenblicklich putzmunter, so als hätte jemand einen An/Aus-Knopf in seinem Inneren gedrückt. Ich brauche immer etwas Zeit, um morgens die Welt zu begrüßen, am liebsten mit den Händen um eine Tasse heißen, gesüßten Tee. Aber kein Zucker, immer Honig. In den letzten paar Jahren bin ich umsichtiger geworden mit dem, was ich zu mir nehme. Vielleicht ist das ein Anzeichen des mittleren Lebensalters.

»Wie spät ist es?«, fragt er.

»Drei Uhr durch.« Meine Stimme klingt wie ein panisches Gequieke. »Er hat versprochen, bis Mitternacht zurück zu sein.«

»Pah! Dieser Junge hält seine Versprechen doch nie.«

»Dieser Junge«, sage ich mit angespannter Stimme und rutsche von ihm weg an meine Bettkante, »ist unser Sohn. Er hat einen Namen.«

Ein wütendes Schnauben durchdringt die Dunkelheit. »Nun, er hört nicht auf ihn, oder? Er hört auf gar nichts. Ehrlich, Sarah. Du lässt Freddie alles durchgehen. Wie soll er jemals etwas lernen, wenn du ihm keine Grenzen setzt?«

Ich! Warum ist es immer meine Schuld? Außerdem liebt Freddie mich. Alle Teenager testen bei ihren Eltern die Grenzen aus, nicht wahr? Das gehört dazu, damit sie ihre Unabhängigkeit finden.

Ich staple meine beiden Kissen übereinander und lehne mich zurück. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. »Ja, ich weiß. Aber wenn wir zu streng mit ihm sind, könnten wir uns entfremden, und dann könnte er so enden wie …«

Ich halte inne. Jetzt herrscht richtig dicke Luft zwischen uns. Wir wissen beide, was der jeweils andere gerade denkt.

»Wenn wir zu streng mit ihm sind«, greife ich den Faden wieder auf, »könnte er rebellieren.«

In Toms Stimme schwingen gleichermaßen Herablassung und Spott mit. »Ist es denn nicht genau das, was er jetzt gerade tut? Ihr habt euch auf einen Zeitpunkt geeinigt, bis zu dem er zu Hause sein muss. Und er hat sein Versprechen nicht eingehalten. Wie er es immer tut.«

»Ich weiß. Aber Teenager zu sein ist nicht einfach. Das musst du doch noch wissen.«

»Das tue ich. Aber ich habe mich nicht so verhalten wie er.« Oder wie du.

Dieser letzte Satz schwebt zwischen uns im Raum, mein Mann...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2023
Übersetzer Peter Beyer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Lies We Tell
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Domestic Crime • Geheimnisse • gillian mcallister • Jane Corry • Kind • Mord • Mutter • spannend • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-492-60532-X / 349260532X
ISBN-13 978-3-492-60532-8 / 9783492605328
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