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Codename Emma. Du kannst niemandem trauen (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
432 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-29919-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Codename Emma. Du kannst niemandem trauen -  Ava Glass
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In London wird ein MI6-Agent ermordet in seiner Wohnung aufgefunden: getötet mit Nervengift. Er hatte gegen zwei russische Oligarchen ermittelt, die verdächtigt werden, mit chemischen Waffen zu handeln. Emma Makepeace, Agentin der geheimen Regierungsorganisation Agency, erkennt sofort, dass der Mörder ein Profi war - und dass es einen Maulwurf in der britischen Regierung geben muss. Um die Wahrheit herauszufinden, wird Emma undercover auf die Superjacht eines der Oligarchen eingeschleust. Die Operation führt sie von Luxusvillen an der Côte d'Azur zu den mondänen Hotels von Barcelona. Kurz bevor sie herausfindet, was die Russen planen, wird Emma enttarnt und gerät in tödliche Gefahr. Jetzt kann sie niemandem mehr trauen, auch nicht ihrem engsten Umfeld ...

Ava Glass ist das Pseudonym der in den USA geborenen Autorin Christi Daugherty. Sie hat als Gerichtsreporterin und Kommunikationsberaterin für das Innenministerium gearbeitet. Ihre Jugendbuchreihe »Night School« wurde ebenso zum Erfolg wie ihre Thrillerserie »Echo-Killer«. Ihre Bücher wurden in 25 Sprachen übersetzt und in mehreren Ländern zu Bestsellern. Sie lebt mit ihrem Mann, dem renommierten Filmemacher Jack Jewers, im Süden Englands. »Codename Emma. Jede Spur wird dich verraten«, Band 1 aus der »Codename Emma«-Reihe, war für den CWA Ian Fleming Steel Dagger nominiert.

1


»Zielperson nähert sich.«

Emma Makepeace saß auf ihrem Posten in der beeindruckenden marmornen Lobby und blickte durch die kugelsichere Scheibe auf den Verkehr vor dem Bankgebäude.

Während der letzten Viertelstunde hatte sie durch den Mini-Hörer in ihrem rechten Ohr immer wieder Updates zu dem jungen Mann bekommen, der durch London fuhr, ohne zu ahnen, dass jede seiner Bewegungen beobachtet wurde.

Sie tat so, als studiere sie etwas auf dem Computer, als ein signalroter Bugatti heranrollte und mitten auf der gelben Doppellinie vor der Privatbank anhielt. Der Bus direkt dahinter – dessen Rot im Vergleich zu dem hochglänzenden Lack des Sportwagens geradezu schäbig wirkte – manövrierte um das unerwartete Hindernis herum. Die Wagentür wurde aufgerissen, und ein schlanker junger Mann mit dunklem Haarschopf stieg mit einer ledernen Reisetasche in der Hand aus.

Sergei Gorodin war zweiundzwanzig Jahre alt, glatt rasiert und von Kopf bis Fuß in Gucci gekleidet. Ohne sich auch nur nach dem Bus umzudrehen, steuerte er mit dem typischen Selbstvertrauen eines Milliardärssohns auf die Eingangstür zu, die ihm ein livrierter Portier eilfertig aufhielt.

»Little Bear ist eingetroffen«, murmelte Emma in das im Revers ihres schwarzen Blazers eingenähte Mikrofon.

Ein dünner Mann in einem marineblauen Maßanzug trat neben sie. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Miss Davies?«, fragte er leise, während sie weiter den Blick auf die Tür gerichtet hielt.

Craig Reece war einer der Investmentmanager des Hauses. Alle beschrieben ihn als stets höflichen Mann mit einer natürlichen Gabe, aus viel Geld noch mehr Geld zu machen. Bei den zahlreichen russischen Kunden des Bankhauses erfreute er sich enormer Beliebtheit, wobei natürlich keiner ahnte, dass er auch für MI5 tätig war.

Reece hatte Emma für heute angefordert, um Beweise gegen Sergei Gorodin und seinen Vater zu sammeln, einen Immobilienhai, dessen Vermögen sich als sehr schwer nachzuverfolgen entpuppt hatte. Die anderen Bankmitarbeiter glaubten, Emma sei eine auf internationalen Devisenhandel spezialisierte Beraterin, die Reece bei einer komplexen Transaktion zur Seite stand.

»Ich bin gleich so weit«, sagte sie mit einem knappen Nicken als Bestätigung, dass sie Gorodin bereits zur Kenntnis genommen hatte.

»Hervorragend.« Reece trat den Rückzug an. »Wenn Sie noch etwas brauchen …«

Emma konzentrierte sich auf den jungen Russen, der zielstrebig an ihrem Schreibtisch vorbei und auf eines der verglasten Büros im hinteren Teil zuging.

»Nur ein Detail muss ich noch überprüfen.« Sie erhob sich und lächelte Reece zu. »Zwei Sekunden.«

Ihre Absätze klapperten auf dem Marmorboden, als sie Gorodin folgte, der die Bürotür öffnete, ohne anzuklopfen. Emma sah, wie der Bankmanager sich erhob und ihn begrüßte.

Die beiden schüttelten sich die Hand, dann schloss der Manager die Jalousien.

Scheinbar beiläufig blieb Emma neben einem Aktenschrank stehen, zog eine Schublade auf und nahm eine Akte heraus.

Die Jalousien reichten nicht bis ganz hinunter. Durch den Spalt sah sie, wie der Manager einen Safe öffnete, mehrere dicke Bargeldbündel herausnahm und hinter sich auf dem Schreibtisch stapelte.

Emma zog einen Stift heraus, richtete die Spitze auf den Spalt und drückte seitlich auf die winzige Taste.

»Bargeld wechselt den Besitzer«, flüsterte sie.

»Verstanden. Verfolgung eingeleitet«, ertönte Adams Stimme im Ohrhörer.

Im Glasbüro reichte der Manager Gorodin ein Blatt Papier, das dieser mit einem flüchtigen Kritzeln unterschrieb, ehe er die Bargeldstapel nahm und in die Reisetasche warf. Emma drückte ein weiteres Mal die Taste.

Gorodin verabschiedete sich nicht einmal. Kaum war das Geld verstaut, zog er den Reißverschluss der Tasche zu und wandte sich zum Gehen.

Eilig schloss Emma den Aktenschrank und ging in Richtung ihres Schreibtischs.

»Bereithalten«, sagte sie in ihr Mikro. »Little Bear ist im Anmarsch.«

Reece erhob sich mit fragender Miene, als sie näher kam. »Ich bin dann fertig«, sagte sie und drehte sich so hin, dass er sehen konnte, wie Gorodin mit weit ausholenden Schritten die Lobby durchquerte.

»Natürlich. Vielen Dank für Ihre Hilfe«, erwiderte Reece gelassen, als der Russe an seinem Schreibtisch vorbeiging.

Emma lächelte. »War mir ein Vergnügen. Ich melde mich.«

Sie folgte Gorodin, vorbei am Portier und hinaus auf The Strand.

Nach der lastenden Stille in der Bank war das rege Treiben auf der Straße irritierend – kreischende Bremsen, schrilles Hupen, ratternde Züge von der nahegelegenen Charing Cross Station. Alles wirkte so viel lauter. Gorodin schien nichts davon zu bemerken. Zielstrebig marschierte er zu dem knallroten Wagen und warf die lederne Reisetasche auf den Beifahrersitz.

Emma konnte nur staunen, wie lässig er mit einer halben Million Pfund in bar umging.

Der Motor des Bugattis erwachte mit einem kehlig-ungezähmten Röhren zum Leben, dann schoss der Wagen davon.

»Zielperson unterwegs«, sagte sie.

»Habe ihn im Visier«, sagte Adam in ihrem Ohrhörer.

Ein schwarzer BMW fuhr vorbei. Emma erhaschte einen Blick auf Adams niedrige Stirn und sein drahtiges Haar, ehe beide Fahrzeuge mit dem dichten Stadtverkehr verschmolzen und aus ihrem Sichtfeld verschwanden.

Er würde Gorodin quer durch die Stadt folgen, obwohl sie sein Ziel bereits kannten. Die vergangenen drei Wochen war er jeden Mittwoch in der Bank aufgetaucht, stets mit der Reisetasche, die beim Verlassen deutlich schwerer gewirkt hatte, und anschließend auf dem direkten Weg ins Büro seines Vaters gefahren. Nun hatten sie den Beweis, was sich in der Ledertasche befand. Im nächsten Schritt galt es herauszufinden, wofür das Geld verwendet wurde.

Das Läuten ihres Handys riss Emma aus ihren Überlegungen. Die Notfallnummer der Agency leuchtete auf dem Display auf.

Sie ging sofort ran. »Makepeace.«

»Ich habe eine Nachricht von R. an Sie. Sind Sie an einem sicheren Ort?« Es war eine Frauenstimme, emotionslos wie eine Maschine.

Stirnrunzelnd schloss sich Emma dem Strom der Passanten an. »Ja. Fahren Sie fort.«

»Die Nachricht lautet folgendermaßen: ›Sie sind vom Gorodin-Fall abgezogen. Ich brauche Sie anderweitig. Die Adresse wird Ihnen übermittelt. Begeben Sie sich unverzüglich dort hin.‹«

Die monotone Stimme hielt inne. »Damit endet die Nachricht. Soll ich sie wiederholen?«

»Nein, ich habe verstanden«, sagte Emma.

Die Leitung war tot. Sekunden später erschien eine Zeile auf dem Display. 75 Thames Mansions, Wohnung 652, W6.

Emmas Herz begann zu rasen. Das Gorodin-Projekt war gerade ins Rollen gekommen. Wenn die Agency sie jetzt schon abzog, musste etwas Wichtiges passiert sein.

Sie steckte das Handy ein und beschleunigte ihre Schritte.

Emma gehörte einer kleinen Spezialeinheit an, die so geheim war, dass sie nicht einmal einen Namen besaß. Die Agency tauchte in keiner Regierungsliste auf, stand bei niemandem im Telefonbuch. Lediglich eine Handvoll sehr ranghoher Beamte wusste überhaupt von ihrer Existenz. Der Grund dafür lag auf der Hand, denn die Hauptarbeit der Agency bestand darin, russische Spione zu identifizieren und jegliche Tätigkeit auf britischem Boden zu unterbinden.

In letzter Zeit war genau das zur Daueraufgabe geworden. Die Spannungen zwischen London und Moskau waren auf einem Höhepunkt angelangt. Die Gefahr lauerte überall. Es schien, als sei die ganze Welt entflammbar geworden und jede einzelne Nation halte ein brennendes Streichholz in der Hand.

In dieser explosiven Grundstimmung ging die Arbeit der Agency diskret über die Bühne. Unsichtbar. Und sie war absolut unerlässlich.

Mit achtundzwanzig Jahren war Emma die jüngste Nachrichtenoffizierin. Sie gehörte erst seit drei Jahren zum Team, doch nach einer Undercover-Operation letzten Herbst, bei der sie im Alleingang ein russisches Tötungskommando ausgeschaltet hatte, ging ihr beruflicher Stern allmählich auf. Man betraute sie mit größeren Operationen, und als sie vor dem Apartmentkomplex aus Glas und Stahl stehen blieb, in dessen Fensterscheiben sich das blaugraue Wasser spiegelte, ahnte sie, dass dies so eine Operation sein könnte.

Es waren nirgendwo Einsatzfahrzeuge der Polizei zu sehen. Und auch keine Krankenwagen. Nur ein einzelner Wachmann stand an der Tür, und der neutrale schwarze Transporter des Spurensicherungsteams der MI5 war an der Ecke geparkt.

Abgesehen davon wirkte alles normal.

Was auch immer hier passiert sein mochte: Die Agency wollte nicht, dass jemand es mitbekam.

Es war Juni, trotzdem kühl und feucht, deshalb musste Emma ihre Jacke zuknöpfen.

Vor Juli herrschte in England niemals richtig Sommer, so als müsste man ihn regelrecht dazu zwingen, Einzug zu halten.

Der Beamte der Londoner Sicherheitspolizei vor der Eingangstür musterte sie argwöhnisch.

»Emma Makepeace«, sagte sie. »Ich werde erwartet.«

Er scannte ihren Fingerabdruck mit einem kleinen, glänzend schwarzen Gerät, dann zog er eine Atemmaske aus einer Tasche zu seinen Füßen.

»Setzen Sie die hier auf«, sagte er. »Die Aufzüge sind sicher.«

Emma blickte auf die Maske und spürte, wie sie nervös wurde, als ihr ihre Bedeutung bewusst wurde.

»Können Sie mir sagen, was hier los ist?«

Der Polizist schüttelte den Kopf. »Die erklären Ihnen alles drinnen.«

Hineinzugehen...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2024
Reihe/Serie Glass, Ava: Emma-Makepeace-Reihe
Glass, Ava: Emma-Makepeace-Reihe
Sprache deutsch
Original-Titel The Traitor
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Agententhriller • Agentin • alias emma • eBooks • Killerkommando • London • Neuerscheinung • Spannung • Spionagethriller • Thriller • Überläufer • weiblicher bond
ISBN-10 3-641-29919-5 / 3641299195
ISBN-13 978-3-641-29919-4 / 9783641299194
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