Seven Days (eBook)
592 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-30545-1 (ISBN)
Man nennt ihn den König der Todeszellen. Randal Korn hat mehr Menschen auf den elektrischen Stuhl geschickt als jeder andere Staatsanwalt in Amerika. Und er genießt es, bei Hinrichtungen zuzusehen. Sein nächstes Opfer: Andy Dubois, ein junger Afroamerikaner, der wegen des Mordes an einem weißen Mädchen zum Tode verurteilt werden soll. Korn hat bereits alles für einen möglichst kurzen Prozess vorbereitet. Doch er hat nicht mit Eddie Flynn gerechnet. Dem New Yorker Anwalt bleiben sieben Tage, um Andy vor einer korrupten Justiz zu retten und den wahren Täter zu finden. Dann soll das Urteil gesprochen werden. Wird Eddie Flynn bis dahin noch am Leben sein?
Sieben Tage bleiben Eddie Flynn, um das Leben seines Mandanten zu retten. Und sein eigenes ...
»Nach den ersten Seiten hängen Sie rettungslos am Haken. ?Seven Days? treibt einem den Schweiß auf die Stirn, und die grandiosen Gerichtsszenen übertreffen sogar John Grisham.« The Times
Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und studierte in Dublin Jura. Er arbeitete in diversen Jobs, bevor er eine Stelle bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast ergatterte und als Bürgerrechtsanwalt bekannt wurde. Mittlerweile konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor. Seine Thrillerserie um Eddie Flynn machte ihn zu einem der erfolgreichsten Spannungsautoren in Großbritannien und den USA.
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PROLOG
Holman Correctional Facility, Escambia County, Alabama
Vier lange Jahre hatte Randal Korn auf diesen Moment gewartet.
Mit verschränkten Armen stand er da und musterte den elektrischen Stuhl. Das Ding war fast hundert Jahre alt. Aus Mahagoni geschreinert und dann mit gelber Mittelstreifenfarbe vom Straßenbauamt angemalt, weil das ganz in der Nähe lag. Man taufte den Stuhl auf den Namen »Yellow Mama«.
Hundertneunundvierzig Menschen hatten sich auf diesen Stuhl gesetzt und waren nie mehr aufgestanden.
Die Digitaluhr an der Wand zeigte 23:45.
Langsam wurde es Zeit. Er verließ den gemauerten Raum und fand sich in einem Betonflur wieder. Ungestrichen. Links führte eine Tür in den Kontrollraum – die Hot Box. Er lief daran vorbei, auf direktem Weg zur Sitzecke am Ende vom Flur. Zwei Sofas standen dort einander gegenüber. Auf dem einen saß ein Priester, auf dem anderen das Hinrichtungsteam. Vier Justizvollzugsbeamte, die dafür ausgebildet waren, den Sträfling von seiner Zelle auf den Stuhl zu befördern und ihn dort festzuschnallen, alles in unter zwei Minuten.
Korn winkte dem Team, woraufhin der leitende Beamte nickte. Den Priester ignorierte er. Hinter den Sofas ging es links in einen schmalen Flur. Am Ende davon gab es eine kleine vergitterte Zelle, und darin saß Darius Robinson auf dem Bett vor dem Fernseher. Er hatte seine letzte Mahlzeit zu sich genommen – Chicken-Fried Steak, Maisbrot und eine Pepsi. Der Priester hatte ihm den letzten Segen gegeben. Sein Kopf und der linke Unterschenkel waren frisch rasiert. Nur einer stand noch zwischen Darius und Yellow Mama.
Sein Name war Cody Warren.
Cody telefonierte draußen vor der Zelle von dem Apparat aus, der dort an der Wand hing. Korn wusste, was Cody vorhatte. Er versuchte, das Büro des Gouverneurs zu erreichen, wartete darauf, dass Chris Patchett die Papiere durchsah, die Cody ihm geschickt hatte, den Antrag auf einen Aufschub der Hinrichtung. Als Strafverteidiger, der einige Erfahrung mit Todesstrafen in Alabama hatte, war Cody der Einzige, der den Gouverneur dazu überreden konnte, das Leben seines Mandanten zu verschonen.
Regungslos stand Korn da. Ein großer, dürrer Mann mit kaum Muskeln und keinem Gramm Fett am Leib. Nicht, dass er sich darum bemühte. Er aß nur wenig, und das sah man ihm auch an. Hohe Wangenknochen, mit denen man ein Steak hätte schneiden können. Keine Falten im Gesicht. Manche sagten, er sähe aus wie eine Porzellanpuppe. Mit seinen dunklen Haaren, dem Seitenscheitel und der Drahtbrille ordentlich auf seiner Nase wirkte er wie ein viel älterer Mann, der in einen jüngeren Körper eingezogen war. Korn hatte kleine schwarze Augen und wulstige Brauen, als wollte er seinen Blick verbergen. Der Mund war nicht mehr als ein schwarzer Spalt in seinem Gesicht. Seine Größe hätte ihm zum Vorteil gereicht, hätte er jemals Sport getrieben, aber er war lieber drinnen geblieben, im dunklen Zimmer, hatte gelesen, gelernt und nachgedacht. Wie eine alte Spinne, die ein Netz spann, das nur sie selbst sehen konnte.
Darius Robinson, fünfundzwanzig, war vor vier Jahren des Mordes für schuldig befunden und zum Tode verurteilt worden. Seine Gnadengesuche waren schnell aufgebraucht. Das Opfer war ein Gebrauchtwagenhändler, dem man bei einem Raubüberfall in die Brust geschossen hatte. Ein Mann namens Porter hatte den Mann erschossen, als er ihn um fünf Riesen Bargeld erleichterte. Robinson hatte Porter zu dem Raub gefahren und war danach mit ihm geflüchtet. Er behauptete, er hätte nicht gewusst, dass Porter bewaffnet war, und ihn nur hingefahren, weil er sich ein neues Auto kaufen wollte. Porter war vierundzwanzig Stunden nach dem Raub von der Polizei erschossen worden. Robinson erklärte den Geschworenen, dass er unbewaffnet gewesen sei, keinen Fuß auf das Gelände gesetzt hätte, die ganze Zeit im Auto gesessen und nichts davon gewusst hätte, dass Porter jemanden überfallen wolle. Erst als er den Schuss hörte. Er meinte sogar, Porter hätte damit gedroht, ihn zu erschießen, wenn er ihn nach dem Raub nicht mitnehmen würde.
Das alles zählte in Sunville County nicht. Randal Korn, der zuständige Bezirksstaatsanwalt, überzeugte die Geschworenen davon, dass Robinson in den Raub eingeweiht war und gewusst hatte, dass Porter eine Waffe bei sich trug. Dem Gesetz nach reichte das, um Robinson in die Todeszelle zu bringen und ihn so zu behandeln, als hätte er selbst geschossen. Sämtliche Hinrichtungen in Alabama werden in der Holman Correctional Facility von Escambia County durchgeführt, dem Nachbarbezirk von Sunville.
Korn wusste, dass Darius gute Chancen auf eine Umwandlung seiner Todesstrafe hatte, weil feststand, dass Porter der eigentliche Täter gewesen war.
Cody war älter als Korn, und man sah ihm seine dreiundsechzig Jahre deutlich an. Tiefe Furchen liefen über seine Stirn. Krähenfüße drängten sich um die wachen Augen, in denen Hoffnung leuchtete. Sein Jackett lag auf dem gestrichenen Betonboden, zusammen mit seiner Krawatte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn in die grauen Haare, dann hielt er den Hörer wieder an sein Ohr. Cody Warren war ein guter Anwalt und zuversichtlich, dass er Darius das Leben retten konnte, auch wenn dieser nie mehr in Freiheit leben würde.
»Schon was vom Gouverneur gehört?«, fragte Korn.
Cody wandte sich um, schüttelte den Kopf, anschließend sah er auf seine Uhr. Zehn Minuten vor Mitternacht. Noch zehn Minuten, bis Darius Robinson seinen letzten Weg antreten würde. Das Wandtelefon bot eine direkte Verbindung zum Büro des Gouverneurs, aber die meisten Anwälte blieben in der Warteschleife hängen. So wie Cody. Lauschten in die Stille und warteten auf eine Begnadigung.
»Er wird meine Strafe umwandeln. Ich weiß es. Ich bin unschuldig«, sagte eine Stimme. Korn wandte sich zu Darius in der Todeszelle um, der sich an die Gitterstäbe klammerte und von einem Fuß auf den anderen trat, während er sich vor Anspannung fest in die Lippe biss. Er sah verschwitzt aus, obwohl es draußen auf dem Gang eher kühl war. Auf einen Anruf zu warten, der darüber entscheidet, ob man leben oder sterben wird, kann einen Menschen zerreißen, und der psychische Druck war Darius deutlich anzumerken.
Korn nahm sein Handy aus der Jacke, wischte darüber, tippte darauf ein und hielt es an sein Ohr.
»Vizegouverneur Patchett«, sagte Korn. »Ich bin hier bei Cody Warren und Mr Robinson, dem Mann der Stunde. Wenn ich es richtig sehe, versucht Mr Warren jetzt schon eine ganze Weile, Ihr Büro zu erreichen.«
Der eigentliche Gouverneur von Alabama befand sich mitten in einem Amtsenthebungsverfahren, das vorübergehend ausgesetzt war, weil er sich krankgemeldet hatte. Momentan erholte er sich in einer Klinik in Arkansas. Da er nicht im Lande war, saß nun der Vizegouverneur auf seinem Stuhl.
Korn tippte noch mal aufs Display, um laut zu stellen, damit Cody und Darius mithören konnten.
»Ich bin noch unentschieden. Wollte Sie erst nach Ihrer Meinung fragen«, sagte Patchett.
»Okay, ich muss mich eben mit Mr Warren besprechen. Ich stelle Sie kurz leise.«
Warren knallte den Hörer auf die Gabel. Seit fast einer Stunde hing er in der Warteschleife des Gouverneursbüros, und Korn führte ihm vor, dass der Gouverneur für ihn jederzeit erreichbar war. Solche kleinen Machtspielchen machten Korn irgendwie Spaß.
»Hören Sie, Korn. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Er hat bei diesem Raub eine untergeordnete Rolle gespielt. Er hat es nicht verdient zu sterben, und das wissen Sie. Er ist noch jung. Er kann immer noch ein Leben haben, und ich bin überzeugt davon, dass sich da draußen irgendwo Beweise finden lassen, die seinen Namen eines Tages reinwaschen werden. Bitte, geben Sie ihm eine Chance«, sagte Warren mit etwas schriller, rauer Stimme – er arbeitete seit fünf Tagen rund um die Uhr daran, Darius Robinson vor dem elektrischen Stuhl zu retten.
Korns Miene blieb starr. Dieses leere Puppengesicht. Er sagte nichts, freute sich daran, mit anzusehen, wie Warren ihm tief in die Augen blickte, auf der Suche nach einer Antwort, auf der Suche nach Hoffnung, atemlos.
Keiner sagte was. Keiner wagte, Luft zu holen. Korn konnte sehr still dastehen, wenn er wollte, eine weitere Gabe, die ihn manchmal leblos erscheinen ließ. Drückendes Schweigen machte sich breit, voller Furcht und Ungewissheit. Korn aalte sich in dieser unheilvollen Stille wie in Totwasser.
Der Moment verging, als Darius Luft holte. Er atmete tief ein. Wie das Vakuum im All, wenn ein Stern kollabiert, alles in sein todgeweihtes Herz saugt, um dann zu explodieren.
»Porter hat mich nach dem Raub mit der Waffe bedroht! Er hätte mich umgelegt, wenn ich ihn nicht mitgenommen hätte. Ich wusste nicht, dass er jemanden erschießen und ausrauben wollte. Ich schwöre, ich wusste nichts davon!«, rief Darius. Angst und Verzweiflung sprachen aus jedem seiner Worte.
»Ich glaube Ihnen«, sagte Korn.
»Wie bitte?«, fragte Warren.
»Ich glaube ihm. Und der Vizegouverneur wird tun, was ich ihm sage. Ich rufe ihn gleich zurück. Geben Sie mir einen Moment Zeit, dann ist das alles gleich vorbei.«
Tränen liefen über Darius Robinsons Wangen.
Cody Warren sank in sich zusammen, als hätte man ihm gerade eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen. Er blickte zur Decke auf, dankte dem Himmel und schloss die Augen. Er hatte einem jungen Mann das Leben gerettet. Und in diesem Augenblick war nichts süßer als die Erleichterung.
Er trat an die Todeszelle heran, streckte die Hände durch die Gitterstäbe und hielt das Gesicht seines...
Erscheint lt. Verlag | 17.1.2024 |
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Reihe/Serie | Eddie-Flynn-Reihe | Eddie-Flynn-Reihe |
Übersetzer | Jörn Ingwersen |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Devil’s Advocate |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 2024 • Alabama • eBooks • Eddy Flynn • Gerichtsthriller • John Grisham • Neuerscheinung • neuerscheinung 2024 • Politthriller • #readyforeddie • readyforeddie • Spiegel Bestseller Autor • the devil’s advocate • thirteen • Thriller • Todesstrafe • Todeszelle • Unschuldig im Gefängnis |
ISBN-10 | 3-641-30545-4 / 3641305454 |
ISBN-13 | 978-3-641-30545-1 / 9783641305451 |
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