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Ein tödlicher Jahrgang (eBook)

Kriminalroman - Von der Autorin der Sarah-Pauli-Reihe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-30599-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein tödlicher Jahrgang -  Beate Maxian
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Auftakt der neuen Krimireihe zum Genießen von Österreichs Nr.1-Bestsellerautorin Beate Maxian.
Die Wachau ist ein Paradies für Weinliebhaber. Doch mancher Jahrgang ist tödlich ...

Die Wachau - sonnenverwöhnte Weinberge entlang der Donau, malerische kleine Ortschaften und kulinarische Köstlichkeiten. Lou Conrad, ehemalige Inspektorin und Winzertochter, ist zurück in ihrer Heimat, wo sie ein Feinkostgeschäft führt und das beschauliche Leben genießt. Doch beim großen Weinfest im September wird die Idylle empfindlich gestört, als ein Weinberg in Flammen steht und der renommierte Winzer Markus Haller tot aufgefunden wird. Wer hat den Rieslingkönig auf dem Gewissen und welche dunklen Geheimnisse gären in dessen Fässern? Mit dem befreundeten Sternekoch Fabio Gerber und dem Berner Sennenhund Michelin an ihrer Seite stürzt sich Lou in die Ermittlungen ...

Beate Maxian lebt mit ihrer Familie in der Nähe des Attersees und in Wien und zählt zu den erfolgreichsten Autorinnen Österreichs. Ihre Wien-Krimis um die Journalistin Sarah Pauli stehen dort regelmäßig an der Spitze der Bestsellerliste. Auch »Ein tödlicher Jahrgang« und »Tödliche Marillenzeit«, die ersten beiden Bände ihrer Krimireihe um die Feinkosthändlerin Lou Conrad, wurden auf Anhieb Bestseller.

2


Lou saß mit einer Kaffeetasse in der Hand auf der Gartenbank vor ihrem kleinen Winzerhäuschen. »Was für eine Aussicht, nicht wahr, Michelin?«, schwärmte sie, beugte sich nach vorn und kraulte ihrem Vierbeiner den Kopf. Der Berner Sennenhund lag auf dem Boden und hatte wie so oft die Augen geschlossen, gleichgültig gegenüber der atemberaubend schönen Landschaft. In Lou hingegen breitete sich stets ein Gefühl tiefer Geborgenheit aus, wenn sie morgens ihren Blick über die steilen Weingärten schweifen ließ. Es war halb neun, der Tag unverbraucht, die Luft frisch, und die Sonne schien. Die grünen Blätter an den Rebstöcken waren um diese Jahreszeit so dicht, dass die Sonnenstrahlen nur durch kleine Lücken hindurchschimmerten und den Boden in sanftes Licht tauchten. Unter dem Blätterdach versteckten sich üppige Trauben mit saftigen Beeren, die jetzt schon Lust auf vollmundigen Wein machten. Die Pracht zog sich bis zur Donau hinunter, wo soeben ein Frachter, der flussaufwärts fuhr, in ihrem Blickfeld auftauchte. In so einem Moment berührte der Himmel die Erde, fand Lou.

Buschige Rosensträucher und ein Marillenbaum wuchsen vor ihrem Haus. Sie hatte es vor eineinhalb Jahren gekauft und mit Hilfe von Freunden und ihren Eltern restauriert. Es lag auf einer Lichtung oberhalb von Marienkirchen, eingebettet in Weinberge der örtlichen Winzer. Der Ausblick von hier war fantastisch.

»Hab ich dir eigentlich jemals erzählt, dass meine Familie hier schon seit fünf Generationen Wein anbaut? Beeindruckend, gell?«, stellte sie Michelin eine rhetorische Frage, woraufhin der Hund zumindest die Augen öffnete. »Ich bin sozusagen zwischen diesen Rebstöcken aufgewachsen.«

Ihre Eltern, Erika und Werner Conrad, hatten den konservativen Betrieb vor zehn Jahren auf biologischen und biodynamischen Landbau umgestellt und produzierten jetzt erstklassige Bioweine, die immer mehr Abnehmer fanden. Natürlich führte Lou diese im Sortiment ihres Delikatessengeschäftes mit dem Namen Lous köstliche Welt.

Ihre Gedanken wanderten zurück zum Hausumbau. Im Zuge dessen hatte sie sich den Traum von einem gemauerten Holzbackofen im Freien erfüllt. Ebenso hatte sie eigenhändig den Tisch aus Ziegeln mit einer Steinplatte gebaut, der neben dem Backofen stand. Darauf thronte jetzt ein großer Korb mit sechs Bauernbroten, die sie gestern Abend gebacken hatte. Sie würde sie gleich mit in den Ort nehmen. Die Laibe waren die Basis der Häppchen mit unterschiedlichen Aufstrichen, die für die Kunden in ihrem Geschäft und für die Gäste des Weinherbstes auf dem Weingut ihrer Eltern zubereitet werden sollten.

Während sie den letzten Schluck Kaffee trank, betrachtete sie die Pfarrkirche aus dem späten dreizehnten Jahrhundert, deren Turm den Ort überragte. Der erhaltene Teil der mittelalterlichen Wehrmauer umschloss das Gotteshaus zur Hälfte. Ringsum drängten sich die Häuser des Ortskerns, von denen die meisten rote Ziegeldächer hatten. Eins davon war das vierhundert Jahre alte Gebäude, in dem sich Lous Delikatessenladen befand. Ihr Blick blieb am Dach der Bäckerei von Hedwig und Ernst Ast haften, die täglich um sechs Uhr öffnete. Dort gab es die besten Vollkornbrote, fand Lou. Franzis Café von Franziska Liber lag direkt daneben. Es öffnete um halb neun und schloss um halb acht Uhr abends. Die Konditorin kreierte regelmäßig neue Torten und Kuchen, die sie zuweilen Lou und ihrer Kollegin Sigrid ins Geschäft brachte. Zum Probieren und weil sie ihre Meinung hören wollte.

Entschlossen zog Lou ein Haarband aus ihrer Hosentasche, fasste ihre bernsteinfarbenen Locken zusammen und stand auf. »Komm, lass uns fahren!«

Michelin erhob sich gemächlich und streckte erst mal die Gliedmaßen. Dann sah er sie treuherzig an, stupste mit seiner kalten Schnauze gegen ihre Hand und schmiegte seinen Kopf an ihren Oberschenkel. Seine Zuneigung zeigte er auf diese Art nur ihr.

»Ich hab dich auch lieb, mein Großer.« Sie streichelte lächelnd sein schwarzes Rückenfell.

Es war nie ihr Plan gewesen, sich einen Hund anzuschaffen. Doch vor einem Jahr hatte sie ihn entdeckt. Er war mit einer kurzen Kette an einer baufälligen Hundehütte fixiert, deren Dach mehr Löcher hatte als ein Schweizer Käse. Kurzerhand hatte sie ihn der Besitzerin abgekauft und von dem Leben an der Kette erlöst. Seitdem waren Lou und Michelin unzertrennlich; sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.

Noch einmal verwuschelte sie ihm das dichte Fell. »Jetzt aber los! Die Sigi wartet sicher schon auf uns.«

Sigi hieß mit ganzem Namen Sigrid Dorfer und war eine dunkelhaarige Endvierzigerin mit Rundungen an genau den richtigen Stellen. Sie arbeitete seit zwei Jahren in Lous Geschäft, seit dessen Eröffnung. Bevor Lou den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatte, war sie sieben Jahre lang Ermittlerin beim Landeskriminalamt Niederösterreich gewesen und hatte in der fünfundvierzig Kilometer entfernten Landeshauptstadt St. Pölten gewohnt. Doch dann regte sich in ihr der Wunsch, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Ausschlaggebend dafür war, dass sie sich immer mehr fürs Kochen und Backen begeisterte und immer mehr heimische Spezialitäten kostete und lieben lernte. So war die Idee geboren worden, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Lou hatte ihren Job an den Nagel gehängt, eine Ausbildung zur Wein- und Genussexpertin absolviert, Lous köstliche Welt eröffnet und Sigrid eingestellt. Sie war mittlerweile mehr als Lous Angestellte, sie waren Freundinnen geworden.

Lou schnappte sich den Korb mit den Broten und verstaute ihn in ihrem alten Jeep. Dann stiegen Michelin und sie in den Wagen und ruckelten auf dem Pfad den Weinberg hinunter.

Fünf Minuten später bog Lou auf die Straße ab, die in den Ortskern führte, und passierte auf ihrem Weg das Landhaus Gerber. Das noch nicht eröffnete Restaurant hatte sein Zuhause in einem barocken Gebäude. Das ehemalige Landschlösschen gehörte seit sechs Monaten ihrer Jugendfreundin Mona und deren Mann. Fabio war Sternekoch und stammte aus der französischen Schweiz, Mona arbeitete als Expertin für Weinmarketing. Die beiden waren viel in der Welt herumgekommen und hatten die letzten drei Jahre in Südtirol verbracht. Mona und Lou hatten sich lange aus den Augen verloren gehabt, bis Mona unvermittelt in Lous köstlicher Welt auftauchte und ihr eröffnete, dass sie zurückkam. Und dass das Landschlösschen, das zum Verkauf gestanden hatte, nun ihnen gehörte. Samt dem ehemaligen Restaurant mit Panoramaterrasse und betörendem Donaublick, das das Erdgeschoss einnahm. Seitdem wohnte Fabio dort im ersten Stock, um die Renovierungsarbeiten zu überwachen. Mona war noch in Südtirol und kam nur ab und zu in die Wachau. Doch das würde sich bald ändern. Die Eröffnung vom Landhaus Gerber stand unmittelbar bevor.

Lous Geschäft, vor dessen Schaufenster sie den Geländewagen stoppte, lag nur einen Steinwurf davon entfernt. Sie würde heute hier nur einen Zwischenstopp einlegen, denn sie hatte ihren Eltern versprochen, ihnen beim Bewirten der Gäste des Weinherbstes zu helfen. Sigrid musste den Laden ausnahmsweise allein schmeißen.

Lou ließ ihren Blick stolz über die Geschäftsfront wandern. In der Auslage stand eine Bodenvase mit frischen Sonnenblumen. Um sie herum hatte sie Weidenkörbe arrangiert, die mit Essig-, Öl- und Weinflaschen gefüllt waren. Sigrids blaues Citybike mit dem Korb am Lenker parkte im Fahrradständer neben der Eingangstür, die offen stand und über der der Geschäftsname in verschnörkelten goldenen Buchstaben prangte. Drinnen warteten in hellen Holzregalen regionale Spezialitäten auf Genussmenschen. Marmeladen, Honig, Gemüse, Obst, Nudeln, Senf, Chutneys, Kräutermischungen, Käse, Liköre, Brände und logischerweise auch Weine sowie Erzeugnisse aus den berühmten Wachauer Marillen. Lou ließ Michelin im Auto, stieg aus, schnappte sich drei Brotlaibe und betrat den Laden. »Guten Morgen! Ich bring dir frisches Brot.«

»Morgen!«, trällerte Sigrid. »Wunderbar. Der Honig-Lorenz hat auch schon geliefert.« Sie deutete auf eine Holzkiste mit Honiggläsern auf dem Boden. »Rechnung liegt am Tresen.«

Lou nahm den Zettel von der gemauerten Verkaufstheke mit Holzplatte und steckte ihn ein. Der Imker stellte seine Lieferung oft schon vor Tagesanbruch vor der Tür ab. In Marienkirchen kam nichts weg.

»Der Honig schmeckt wieder himmlisch«, sagte Sigrid. »Hab gleich ein Glas geöffnet und probiert.«

Lorenz’ Bienenstöcke standen in den umliegenden Wäldern und seit fünf Jahren zudem zwischen Rebstöcken. Das schmeckte man.

Sigrid wischte sich die Hände an der Schürze ab, die sie über ihrem geblümten Maxikleid trug. Ihre Füße steckten in beigen Sneakers. »Ich fahr doch jeden Tag direkt am Haller-Gut vorbei«, sagte sie übergangslos. »Als ich heut früh vorbeikam, stand grad die Petra vor dem Haus. Sie machte irgendwie einen verlorenen Eindruck, deshalb hab ich angehalten.«

Lou nickte. Sie wusste, dass Sigrid so oder so gestoppt hätte. Einen Tratsch auszulassen war wider ihre Natur. Marienkirchen brauchte keine Lokalzeitung. Marienkirchen hatte Sigrid Dorfer.

Lou legte die drei Brotlaibe auf den Verkaufstresen. »Und?«

»Anscheinend hat irgendwer auf ihrer neuen Riede am Loibenberg randaliert.«

»Was?«, rief Lou überrascht.

Sigrid erzählte, dass kurz vor acht Uhr jemand Fremdes bei ihnen angerufen und von der Zerstörung in der Lage berichtet hatte. »Markus ist gleich nachschauen gefahren. Wer macht denn so was?«

»Gute Frage.« Lou schüttelte missbilligend den Kopf. »Manche Leute haben einfach keinen Respekt vor dem Eigentum anderer....

Erscheint lt. Verlag 20.9.2023
Reihe/Serie Lou Conrad
Lou Conrad
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Bestseller • Bestsellerliste • Cozy Crime • Donau • eBooks • Feinkost • gastro-krimi • Genuss • Heimatkrimi • Krimi • Kriminalromane • Krimis • neue Krimireihe • Neuerscheinung • Österreich • Österreich Krimi • Sommelière • spiegel bestseller • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • Sternekoch • sympathische ermittler • Wachau • Wein • Winzer
ISBN-10 3-641-30599-3 / 3641305993
ISBN-13 978-3-641-30599-4 / 9783641305994
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