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Die Fälschung (eBook)

Ein Gabriel-Allon-Thriller | Kunstwelt-Skandal - Jagd auf den größten Kunstfälscher der Geschichte | Spannung in Venedig | SPIEGEL-Bestsellerautor

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-365-00434-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Fälschung - Daniel Silva
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Auf den Spuren des größten Kunstfälschers aller Zeiten

Der berüchtigte Spion und Kunstrestaurator Gabriel Allon hat seine Geheimdienst-Verbindungen abgebrochen und sich mit Frau und Kindern in Venedig niedergelassen, dem einzigen Ort, an dem er jemals wirklich Frieden gekannt hat. Doch bald stößt er auf die Fälschung eines jahrhundertealten Gemäldes und gerät in ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel. Wenn er den Multimilliarden-Dollar-Betrug an der Spitze der Kunstwelt aufdecken will, muss er selbst eine spektakuläre Täuschung vornehmen und zum Spiegelbild jenes Mannes werden, den er sucht: der größte Kunstfälscher, den die Welt je gesehen hat.



Daniel Silva ist der preisgekrönte SPIEGEL-Bestsellerautor von 24 Romanen. Seine Bücher sind weltweit von Kritikern gelobte Bestseller und erscheinen in über 30 Sprachen. Er lebt mit seiner Frau, der TV-Journalistin Jamie Gangel, und ihren beiden Zwillingen Lily und Nicholas in Florida.

1


MASON’S YARD

An einem anderen Tag hätte Julian ihn gleich in den Papierkorb geworfen. Oder noch besser: Er hätte ihn an Sarah Bancrofts professionellen Aktenvernichter verfüttert. In dem langen, düsteren Pandemiewinter, in dem sie kein einziges Gemälde verkauft hatten, hatte sie das Gerät dazu benutzt, das überquellende Archiv der Galerie erbarmungslos auszulichten. Julian, der von diesem Projekt traumatisiert war, hatte befürchtet, wenn Sarah keine uralten Rechnungen und Versandpapiere mehr fand, die sie schreddern konnte, werde zuletzt er drankommen. Er würde diese Welt als kleines Parallelogramm aus vergilbtem Papier verlassen, das mit dem übrigen Altpapier zur Wiederverwertung abgeholt wurde. Im nächsten Leben würde er als klimafreundlicher Kaffeebecher zurückkehren. Es gebe schlimmere Schicksale, stellte er sich nicht ganz ohne Berechtigung vor.

Der an M. JULIAN ISHERWOOD adressierte Brief war an einem regnerischen Freitag Ende März in der Galerie eingegangen. Sarah hatte ihn trotzdem geöffnet; als ehemalige Agentin der Central Intelligence Agency dachte sie sich nichts dabei, die Post anderer Leute zu lesen. Sie hatte ihn fasziniert auf Julians Schreibtisch gelegt – gemeinsam mit einigen Belanglosigkeiten aus der Morgenpost, die zu den wenigen Dingen gehörten, die er regelmäßig zu sehen bekam. Erstmals las er ihn in seinem tropfnassen Regenmantel und mit vom Wind zerzausten üppigen grauen Locken am Schreibtisch stehend. Das ereignete sich um halb zwölf, was an sich bemerkenswert war, denn heutzutage kam Julian selten vor Mittag in die Galerie. So hatte er gerade noch genug Zeit, um lästig zu werden, bevor er zum Lunch aufbrach, für den er jeden Tag drei Stunden reservierte.

Sein erster Eindruck von dem Brief war, dass seine Verfasserin, eine gewisse Madame Valerie Bérrangar, die schönste Schrift hatte, die er seit Langem gesehen hatte. Anscheinend hatte sie in Le Monde gelesen, Isherwood Fine Arts habe vor Kurzem das Porträt einer Unbekannten, Öl auf Leinwand, 115 mal 92 Zentimeter, des flämischen Barockmalers Anthonis van Dyck für mehrere Millionen Pfund verkauft. Madame Bérrangar hatte offenbar Fragen zu dieser Transaktion, über die sie persönlich mit Julian sprechen wollte, weil sie juristischer und ethischer Natur waren. Dazu erwartete sie ihn am Montagnachmittag um sechzehn Uhr im Café Ravel in Bordeaux. Auf ihren Wunsch sollte Julian allein kommen.

»Was hältst du davon?«, fragte Sarah.

»Sie ist offenbar durchgeknallt.« Julian hielt den Brief hoch, als sei er Beweis genug. »Wie ist er hergekommen? Brieftaube?«

»DHL

»Hat auf der Empfangsquittung ein Absender gestanden?«

»Sie hat ihn bei DHL in Saint-Macaire abgegeben. Das liegt rund fünfzig Kilometer …«

»Danke, ich weiß, wo Saint-Macaire liegt«, sagte Julian – und bedauerte seinen unfreundlichen Ton sofort. »Wieso habe ich dieses schreckliche Gefühl, dass ich erpresst werden soll?«

»Sie klingt nicht wie eine Erpresserin, finde ich.«

»Da irrst du dich gewaltig, Schätzchen. Alle Erpresser, mit denen ich je zu tun hatte, hatten tadellose Manieren.«

»Dann sollten wir vielleicht die Met anrufen.«

»Die Polizei in diese Sache hineinziehen? Bist du übergeschnappt?«

»Dann zeig den Brief wenigstens Ronnie.«

Ronald Sumner-Lloyd war Julians teurer Anwalt am Berkeley Square. »Ich habe eine bessere Idee«, sagte er.

So kam es, während Sarah missbilligend zusah, dass Julian den Brief um 11.36 Uhr mit spitzen Fingern über den prächtigen alten Papierkorb hielt, der noch aus der Blütezeit der Galerie stammte, als sie in der stylishen New Bond Street residiert hatte – der Neuen Bondstraße, wie sie in Teilen der Branche geheißen hatte. Aber irgendwie gelang es ihm nicht, das verdammte Ding aus den Fingern gleiten zu lassen. Oder vielleicht, dachte er später, hatte Madame Bérrangars Brief an seinen Fingern geklebt.

Er legte ihn weg, sah die restliche Morgenpost durch, rief ein paar Anrufer zurück und ließ sich von Sarah berichten, wie ein von ihr eingefädelter Verkauf vorankam. Weil er sonst nichts mehr zu tun hatte, brach er zum Lunch im Dorchester auf. Seine Begleiterin war eine Angestellte eines großen Londoner Auktionshauses, kürzlich geschieden, keine Kinder, viel jünger, aber nicht unsittlich jung. Julian erstaunte sie mit seinem Wissen über italienische und holländische Altmeister und unterhielt sie mit Geschichten über riskante Ankäufe. Das war eine Rolle, die er mit mäßigem Erfolg schon länger spielte, als er zurückdenken mochte. Er war der unvergleichliche Julian Isherwood, Julie für seine Freunde, Juicy Julie für seine gelegentlichen Zechgenossen. Er war unfehlbar loyal, absurd vertrauensselig und durch und durch Engländer. Englisch wie Nachmittagstee und schlechte Zähne, pflegte er zu sagen. Aber wäre der Krieg nicht gewesen, wäre er ein ganz anderer geworden.

Bei seiner Rückkehr in die Galerie sah er, dass Sarah Madame Bérrangars Schreiben mit einer magentaroten Haftnotiz versehen hatte, die ihm empfahl, sich die Sache zu überlegen. Er las den Brief noch mal langsam durch. Sein Ton war so förmlich wie das Briefpapier mit feiner Leinenstruktur. Selbst Julian musste zugeben, dass sie völlig normal und keineswegs wie eine Erpresserin klang. Bestimmt konnte es nicht schaden, dachte er, sich anzuhören, was sie zu sagen hatte. Zumindest bedeutete die Reise eine kleine Verschnaufpause von seiner zermürbenden Arbeit hier in der Galerie. Außerdem kündigte der Londoner Wetterbericht für mehrere Tage nasskaltes Schmuddelwetter an. Aber im Südwesten Frankreichs war es bereits Frühling.

Eine der ersten Maßnahmen, die Sarah ergriffen hatte, als sie ihre Arbeit in der Galerie aufgenommen hatte, war es gewesen, Julians bildhübscher, aber unfähiger Sekretärin Ella zu kündigen. Sarah hatte sich nie die Mühe gemacht, eine Nachfolgerin einzustellen. Sie traue sich ohne Weiteres zu, sagte sie, Telefongespräche anzunehmen, E-Mails zu beantworten, den Terminkalender zu führen und den Knopf des Türöffners zu drücken, um angemeldete Besucher einzulassen, die unten auf dem Mason’s Yard warteten.

Sie weigerte sich jedoch, Julians Reisen zu organisieren, obwohl sie sich dazu herabließ, ihm während seiner Buchung über die Schulter zu schauen, damit er nicht etwa statt des Eurostars nach Paris Gare du Nord den Orientexpress nach Istanbul buchte. Von dort aus war man mit dem TGV in nicht mal zweieinviertel Stunden in Bordeaux. Julian kaufte erfolgreich eine Fahrkarte erster Klasse und reservierte eine Juniorsuite im InterContinental – für zwei Nächte, nur um sicherzugehen.

Als das erledigt war, zog er sich in die Bar im Wiltons zu einem Drink mit Oliver Dimbleby und Roddy Hutchinson zurück, die weithin als die skrupellosesten Kunsthändler Londons galten. Wie immer, wenn Oliver und Roddy dabei waren, blieb es nicht bei nur einem Drink, und so war es nach zwei Uhr morgens, als Julian endlich ins Bett fiel. Er verbrachte den Samstag damit, seinen Kater auszukurieren, und brauchte fast den ganzen Sonntag lang, um einen Koffer zu packen. Früher hätte er sich nichts dabei gedacht, nur mit einem Aktenkoffer und einem hübschen Mädchen an Bord einer Concorde zu gehen. Aber plötzlich beanspruchten die Vorbereitungen für einen Kurztrip über den Kanal seine gesamte Konzentration. Vermutlich war das eine weitere unerwünschte Folge des Alterns wie seine zunehmende Vergesslichkeit oder sein unsicher gewordener Gang, durch den er sich oft anstieß. Als Erklärung für seine peinliche Unbeholfenheit hatte er sich mehrere selbstironische Ausreden zurechtgelegt. Er sei nie der sportliche Typ gewesen. Daran sei die verdammte Stehlampe schuld. Der Beistelltisch habe ihn angefallen.

Wie oft vor wichtigen Reisen schlief er schlecht und wachte mit dem quälenden Verdacht auf, er sei im Begriff, einen weiteren in einer langen Reihe schwerer Fehler zu begehen. Seine Stimmung besserte sich jedoch, als der Eurostar aus dem Kanaltunnel auftauchte und über die graugrünen Felder des Departements Pas-de-Calais nach Paris raste. Dort fuhr er mit der Métro vom Gare du Nord zum Gare de Montparnasse und nahm im TGV-Bistro ein leichtes Mittagessen ein, während das Licht vor seinem Fenster allmählich an das einer Landschaft von Cézanne zu erinnern begann.

Julian erinnerte sich überraschend deutlich an das erste Mal, als er dieses besondere Licht wahrgenommen hatte. Auch damals hatte er in einem Zug von Paris nach Bordeaux gesessen. Sein Vater, der jüdische Kunsthändler Samuel Isakowitz, deutscher Staatsbürger, saß ihm im Abteil gegenüber. Er las eine Zeitung vom Vortag, als sei nichts weiter passiert. Julians Mutter, deren gefaltete Hände auf ihren Knien ruhten, starrte mit ausdrucksloser Miene ins Leere.

In dem Gepäck über ihren Köpfen waren mehrere gerollte Gemälde versteckt, die in schützendes Ölpapier gewickelt waren. Einige weniger bedeutende Werke hatte Julians Vater in seiner Pariser Galerie in der Rue La Boétie im eleganten achten Arrondissement zurückgelassen. Die Masse seines einstigen Lagerbestands war bereits auf dem Schloss versteckt, das er östlich von Bordeaux gemietet hatte. Dort lebte Julian bis zu dem schrecklichen Sommer des Jahres 1942, als zwei baskische Schafhirten ihn über die Pyrenäen ins neutrale Spanien brachten. Seine Eltern wurden 1943 verhaftet, in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und gleich nach...

Erscheint lt. Verlag 22.8.2023
Reihe/Serie Gabriel Allon
Gabriel Allon
Übersetzer Wulf Bergner
Sprache deutsch
Original-Titel Portrait of an Unknown Woman
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agententhriller • daniel silva buch • daniel silva gabriel allon reihe • Fälschung • Gabriel Allon 22 • Gabriel Allon Reihe • Geheimdienst • gute Thriller • Italien • krimi und thriller • Kunsthändler • Kunstraub • Kunst Venedig • Malerei • New York Times-Bestseller • Restaurator • Restaurierung • Spionagethriller • Thriller Bücher • Thriller Bücher Bestseller • Thriller Krimi • Venedig • venedig thriller • Verfolgungsjagd
ISBN-10 3-365-00434-3 / 3365004343
ISBN-13 978-3-365-00434-0 / 9783365004340
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