Die dreizehnte Stunde (eBook)
350 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-2426-5 (ISBN)
11:00 Uhr. Ein Passagierflugzeug stürzt ab. 212 Menschen sterben
18:00 Uhr. Deine Frau wird ermordet. Man hält dich für den Mörder
21:00 Uhr. Beide Ereignisse stehen miteinander in Verbindung.
Was wäre, wenn du alles ungeschehen machen könntest?
Nicholas Quinn sitzt im Verhörraum der Polizei. Seine Frau wurde ermordet, und man hält ihn für den Täter. Doch er ist unschuldig. Ihr Tod ist mit dem Schicksal von 212 Menschen verbunden, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind - denn eigentlich sollte Nicholas' Frau an Bord dieser Maschine sein. Doch aus irgendeinem Grund hat sie die Maschine in letzter Minute verlassen. Dieser Grund ist für den Absturz verantwortlich. Und für ihren Tod.
Ein Fremder betritt das Verhörzimmer. 'Ihre Frau lebt noch', sagt er. 'Sie können sie retten und die 212 Passagiere des Flugzeugs.' Er überreicht Nicholas eine goldene Uhr, auf der die Zeit rückwärts zu laufen scheint. 'Sie haben dreizehn Stunden.' Der Countdown läuft.
»Eine originelle und fesselnde Geschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen kann. Eindeutig einer der besten Thriller des Jahres.« Booklist
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.
<p>Richard Doetsch ist Inhaber einer Immobilienfirma. Während andere Autoren nur aufregende Thriller schreiben, führt er auch ein aufregendes Leben: Er ist Extremsportler und springt mit Fallschirmen und Gummibändern von Brücken, Klippen und Hochhäusern. In ruhigen Stunden spielt er Gitarre und Klavier. Er ist seit über zwanzig Jahren mit seiner Jugendliebe verheiratet und hat drei Kinder. </p>
Kapitel 11
20.15 Uhr
Den großen Flachbildfernseher füllte verbrannte Erde. Auf dem weiten Feld lagen weiße Fetzen verstreut, die sich bei genauerem Hinsehen als Bettlaken erwiesen, mit denen die verbrannten und zerfleischten Überreste von 212 Flugpassagieren bedeckt worden waren. Um 11.50 Uhr hatte der A 300 den Flughafen Westchester verlassen. Zwei Minuten später war die Maschine vom klaren blauen Himmel gefallen und auf den Sportplatz der Kleinstadt Byram Hills gestürzt.
Luftaufnahmen zeigten eine Spur der Verwüstung, die einen halben Kilometer lang war, als hätte der Teufel die Hand ausgestreckt und die Erde aufgerissen. Bis auf das intakte weiße Heck, das in die Luft ragte, erinnerte keines der Trümmerstücke mehr an das moderne Flugzeug, das nach Boston unterwegs gewesen war.
»Keine Überlebenden«, sagte die übermäßig blondierte Nachrichtensprecherin. In ihren schwarzen Augen zeigte sich aufrichtiges Bedauern, ein solch tragisches Ereignis in Kurzform bringen zu müssen. »Das Nationale Amt für Transportsicherheit untersucht seit mehreren Stunden den Schauplatz des Absturzes und konnte mittlerweile den schwer beschädigten Flugschreiber von Flug 502 der North East Air bergen. Eine Pressekonferenz wurde auf einundzwanzig Uhr angesetzt.«
Bilder vom Tage wurden gezeigt: Hunderte von Feuerwehrleuten im Kampf gegen die lodernden Flammen, die auf den Wrackteilen tanzten; Aufnahmen von den Bemühungen der Rettungskräfte und von Gepäckstücken, die am Boden verstreut lagen; Bilder von müden Feuerwehrleuten mit gesenkten Köpfen und rußverschmierten Gesichtern. Herzzerreißende Videos vermittelten einen persönlichen Eindruck der Tragödie: Laptops und MP3-Player, die im Schlamm lagen; eine völlig unversehrte Yankee-Kappe, die auf einem ebenso unversehrten Grasflecken lag; ein Kinderschuh; Rucksäcke und Aktenkoffer – allesamt Ermahnungen an die Zerbrechlichkeit des Lebens.
Der Flachbildfernseher stand in den Mahagoniregalen einer Bibliothek aus der Alten Welt. Romane und Bücher über alle erdenkliche Themen – von Shakespeare-Dramen bis hin zur Autoreparatur, von Dumas bis hin zu Antiquitäten – füllten die Regale. Über dem Kaminsims hing ein majestätisches Löwengemälde von Jean-Léon Gérôme. Die Wand über dem Sofa zierten zwei Norman Rockwells, die Soldaten bei der Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg zeigten, wie sie ihre Familien umarmten. Große lederne Klubsessel standen vor dem Kamin, in dem kein Feuer brannte, und der persische Teppich mit seinen blau gefleckten Erdfarben vervollständigte die Einrichtung eines Herrenzimmers aus den 1840er-Jahren.
Nick stand in der Mitte des Zimmers. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und zitterte am ganzen Leib. Ein tiefes, dumpfes Wummern hallte ihm in den Ohren. Als er nach hinten kippte, packte er im letzten Moment eine Sofalehne und fiel auf die kastanienbraune Ledercouch mit den großen Polsternägeln.
Nick kam es vor, als wäre er aus einem Albtraum erwacht. Er hatte einen merkwürdigen Geschmack im Mund, bitter und metallisch, und seine Lippen waren trocken. Ihm war eiskalt; er war bis auf die Knochen durchgefroren. Dennoch schien der Augenblick einen goldenen Schimmer zu haben, als hätte sich das Nachbild eines Lichts in seine Augen eingebrannt, eine Erinnerung an längst vergessenen Sonnenschein. Als er sich im Zimmer umschaute und herauszufinden versuchte, wo er sich befand, spannte er unbewusst die Hände, als würde er einen unsichtbaren Blasebalg bedienen. Sein Verstand war von Sinneseindrücken überlastet, und er besaß keine Orientierung und kein Zeitgefühl mehr.
Erneut schaute er sich im Zimmer um, das ihm mit einem Mal immer vertrauter erschien, als würde es sich vom Rand seiner Wahrnehmung zusehends in die Mitte schieben. Im nächsten Moment wusste er, woher das Wummern stammte: vom Generator, der das Haus mit Elektrizität versorgte, nachdem in der ganzen Stadt das Stromnetz zusammengebrochen war.
Dann stand ihm ein Name vor Augen: Marcus Bennett. Sein bester Freund, sein Nachbar. Dies hier war sein Haus, seine Bibliothek. Nick war vor einer Stunde hier gewesen, und Marcus hatte ihm Trost gespendet …
Und dann traf ihn die Wirklichkeit wie ein tonnenschwerer Fels.
Julia war tot.
Als Nick die Augen schloss, sah er sie vor sich, ihre weichen Lippen, ihre makellose Haut, ihre natürliche Schönheit. Ihre Stimme klang klar und deutlich in seinen Ohren, als würde sie zu ihm sprechen, und er nahm den zarten Lavendelduft ihrer Haut wahr, den er noch deutlich in Erinnerung hatte. Schmerz und Trauer packten ihn, rissen ihn in eine Dunkelheit, von der er nie etwas geahnt hatte, umschlossen sein Herz und zerquetschten es in ihrem tödlichen Griff.
Schließlich sah Nick zum Fernseher hinauf, zu den Wrackteilen des Flugzeugs, den Überresten der Passagiere, die verstreut dalagen wie achtlos weggeworfene Gegenstände. Es war ein Bild von Tod und Schmerz. Das Leben war an diesem Tag für viele Menschen zur Hölle geworden. Doch so tragisch das Ereignis war, das Nick vor sich sah – er konnte in seiner Trauer nur an sich denken, war ganz auf das eigene Unglück konzentriert.
Nick nahm die Fernbedienung und ertastete den Ausschaltknopf. Er warf einen letzten Blick auf die brennenden Trümmer und schaute kurz auf die Laufschrift am unteren Ende, die mit ihren Schlagzeilen den Blick auf sich zog und am linken Bildschirmrand verschwand, um gleich darauf am rechten Rand wieder zu erscheinen.
Als Nick auf das Senderzeichen in der unteren Ecke starrte, entdeckte er etwas, was ihn erneut in Panik stürzte. Es war ein Detail, dem er sonst nie Beachtung schenkte. Angesichts der Berichterstattung über unvorstellbaren Tod und grausame Vernichtung hatte Nick es völlig übersehen. Es befand sich in der unteren rechten Ecke, in weißer Schrift – eine Information, bei der sich Nicks Gedanken überschlugen. Die Uhr hob sich hell vom Hintergrund ab, und er schaute zweimal hin, als würden seine Augen ihm einen Streich spielen. Er las noch einmal.
20.15 Uhr.
Nicks Blick zuckte zu seinem Handgelenk, doch dort, wo er normalerweise seine Armbanduhr trug, war nur blasse Haut. Dann erinnerte er sich …
Er griff in die Jacketttasche und zog den Brief heraus. Der Umschlag war cremefarben und glänzte seidenmatt. In der linken Ecke befand sich ein kunstvolles blaues Wappen, ein Löwenkopf über einem erschlagenen Drachen, dessen Kehle ein verziertes Schwert durchbohrte. Nick war sich nicht sicher, ob es das Zeichen eines Klubs oder einer Privatschule war oder ob es sich um das Wappen des seltsamen Fremden handelte, des Europäers, der ihm das Kuvert gereicht hatte.
Er griff noch einmal in die Tasche, zog die Uhr hervor, die der Europäer ihm gegeben hatte, und klappte sie auf. Die Innenseite des Deckels bestand aus spiegelblank poliertem Silber, in das mit Schreibschrift ein lateinischer Sinnspruch eingraviert war:
Fugit irreparabile tempus
Nick warf einen Blick auf das Zifferblatt. Die römischen Ziffern waren in altenglischem Stil gehalten; die Zeiger wiesen genau auf eine Viertelstunde nach acht Uhr, was bei Nick neuerliche Fassungslosigkeit hervorrief.
Sein Verhör hatte um 21.20 Uhr begonnen! Er erinnerte sich genau, wie die Wanduhr im Verhörraum langsam auf zehn Uhr zumarschiert war, während er die Fragen der Polizeibeamten über sich ergehen ließ, den verzierten Colt-Revolver betrachtete und die Spannung wuchs, bis sie ihren Höhepunkt fand, als er Dance die Pistole fortriss und für einen Augenblick alles am Abgrund des Todes schwebte …
Und dann fiel ihm wieder ein, wie er fast eine Stunde lang mit Marcus in diesem Zimmer hier gesessen und Scotch getrunken hatte, während der dumpfe Schmerz um Julias Verlust ihm beinahe das Herz zerriss. Voller Trauer waren sie beide gewesen, untröstlich. Nick erinnerte sich daran wie an einen Film in Zeitlupe. Marcus hatte vor ihm gesessen und ihm gesagt, alles würde in Ordnung kommen, als die Bibliothekstür sich plötzlich öffnete und die beiden Detectives mit grimmigen Mienen im Durchgang standen. Shannons Hand hatte auf dem Pistolengriff gelegen.
Jetzt befand sich Nick wieder in dem Zimmer, in dem er verhaftet worden war – aus dem man ihn um neun Uhr abends in Handschellen abgeführt hatte …
Sein Gedächtnis schien auf den Kopf gestellt worden zu sein. Ereignisse wirbelten umher und ordneten sich in der richtigen und falschen Reihenfolge neu. Das Letzte, woran Nick sich erinnerte, waren der Verhörraum und die Fotos von Julia, die Detective Shannon ihm hingeschoben hatte. Sie hatten ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben. Er wusste noch, wie er Dance die Pistole abgenommen und wie Shannon und er sich gegenseitig in Schach gehalten hatten.
Doch ihm wollte nicht einfallen, was passiert war, nachdem Shannon auf den Abzug gedrückt hatte.
Kopfschüttelnd klappte Nick die Uhr zu und steckte sie zurück in die Tasche.
Dann schaute er wieder auf den Umschlag und betete, sein Inhalt möge die vielen Fragen beantworten, die ihm durch den Kopf schossen. Er riss das Kuvert auf, zog zwei Blätter cremeweißes Papier heraus und begann zu lesen.
Lieber Nick,
ich hoffe, von Ihrem Geist lichtet sich der Nebel, und doch hege ich keinen Zweifel daran, dass nunmehr noch größere Unschlüssigkeit an dessen Stelle tritt, sodass Sie sich fragen, was eigentlich vorgeht …
Nick las den zweiseitigen Brief dreimal, faltete ihn dann zusammen und steckte ihn in die Brusttasche, ohne dass er hätte sagen können, was er davon halten sollte. Vielleicht hatte er doch noch eine Chance, Julia zu retten. War er verrückt, dass...
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2023 |
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Übersetzer | Dietmar Schmidt |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Thirteenth Hour |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Auferstanden • blutig • Blutlinie • Cody McFadyen • Dan Brown • Der Dieb der Finsternis • Der dunkle Pfad Gottes • Detektiv • Die Legende der Dunkelheit • Die Quelle der Seelen • Ermittlung • ethan cross • Europa • finster • Fitzek • Flugzeugabsturz • Gänsehaut • Kommissar • Kriminalroman • Krimis • Krimis und Thriller • Michael St. Pierre • Mystery-Thriller • Polizei • Polizist • Psycho • Psychothriller • rückwärts • Sannungsroman • Schlitzer • Serienmörder • spannend • Spannung • Thriller • todeskünstler • Übernatürlich • USA • Vatikan • Verbrechen • Verschwörung • Verschwörungssthriller • Zeitsprung |
ISBN-10 | 3-7517-2426-5 / 3751724265 |
ISBN-13 | 978-3-7517-2426-5 / 9783751724265 |
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Größe: 1,8 MB
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