Der Mann im schwarzen Regenmantel (eBook)
CCLI Seiten
BookRix (Verlag)
978-3-7554-3336-1 (ISBN)
KAPITEL EINS
UT SEMENTEM FECERIS, ITA METES
I.
Ein paar Tage früher als geplant, brachen mein Ehemann und ich unseren Urlaub in Griechenland ab und kehrten nach Belgrad zurück. Ich weiß nicht mehr, wieso ich überhaupt zugestimmt habe, diesen Urlaub zu machen, denn am Ende dieser Reise haben wir nicht einmal ein Foto zusammen, auf dem wir beide lächeln. Irgendwie habe ich es ausgehalten, auch wenn mir sehr nach Streit zu Mute war, aber diesen wollte ich nicht während unserer kurzen Rückreise im Flugzeug führen, denn immerhin würden uns die restlichen Passagiere zuhören können, was sehr unangenehm gewesen wäre. Sogar während der Taxifahrt vom Flughafen zu unserer Wohnung, sagte ich keinen Ton. Deshalb konnte ich es kaum erwarten, nach Hause anzukommen, um den Streit fortzusetzen. Ich sage "den Streit fortsetzen", da dieser schon im Urlaub anfing.
Alexander und ich sind seit fast dreißig Jahren verheiratet und bis vor ein paar Monaten waren unsere Streitigkeiten harmlos im Gegensatz zu den jetzigen, welche sehr ernste Themen und Spannungen mit sich ziehen. Seit einer gewissen Zeit zweifle ich an seiner Treue mir gegenüber.
Neben all diesem Stress haben wir unseren Urlaub aus einem tragischen Grund frühzeitig beendet, denn meine beste Freundin Vera ist verstorben. Sie litt seit einer ganzen Weile an einer ernsthaften Krankheit und hatte erst vor kurzer Zeit eine schwere Operation hinter sich. Als ihr Ehemann uns die Nachricht gestern mitteilte, meinte er, dass Vera plötzlich nicht mehr richtig atmen konnte. Er rief den Notarzt, aber jede Hilfe kam zu spät. Vera war meine engste Freundin, immerhin kannten wir uns schon seit der Schulzeit, sodass ich sogar behaupten würde, dass sie mir gegenüber wie eine Schwester war. Zu meinen anderen Freunden, sogar denen, welche ich aus dem frühen Kindesalter kenne, also länger als Vera, habe ich mich distanziert. Ich höre mich selten mit ihnen und noch seltener treffe ich sie. Mit Sicherheit ist dieses Jahr 2018, eines der schwierigsten in meinem ganzen Leben.
Den Streit fing ich nicht sofort an, als wir unsere Wohnung betraten. Zuerst begrüßten wir unseren Sohn Ivan, welcher nach der Begrüßung mit uns sofort wieder zurück ins Wohnzimmer ging, um fernzusehen und uns somit auch nicht mit dem Gepäck half, aber das ist für mich in Ordnung, denn er ist ein eigenständiger junger Mann mit seinen 28 Jahren. Er führt sein eigenes Leben. Ich bin sehr stolz auf ihn, außer auf die Tatsache, dass er noch bei uns wohnt. Er arbeitet auf der Tankstelle und ist in allen anderen Hinsichten selbstständig und unabhängig. Alexander nimmt es ihm übel, dass er vor ein paar Jahren sein Studium abgebrochen hat. Ivan wollte in unsere Fußstapfen treten und studierte somit Jura. Es lief eigentlich sehr gut, was die Noten anging, doch sein Tempo war schlapp, weshalb er sich entschied, das Studium abzubrechen. Manchmal bin ich auch ein bisschen wütend deswegen, auch wenn nicht so sehr wie Alexander. Trotzdem ist Ivan in meinen Augen ein sehr guter Sohn.
Als Alexander und ich unser Zimmer betraten, um es uns gemütlicher zu machen, wurde die Lage sehr angespannt.
- Ich glaube, du hast eine Andere - sage ich ihm mit erhöhtem Ton, während jeder von uns den eigenen Koffer auspackte.
- Was ist los mit dir, Frau?- antwortet er mit gelassener Stimme. - Beruhige dich, mach die Tür zu. Das Kind kann uns hören.
- Soll er doch! - Die Tür steht weit offen, also ist mir schon klar, dass Ivan uns hören kann. - Es interessiert mich nicht und außerdem ist er schon lange kein Kind mehr.
- Woher kommt dir die Idee, ich hätte eine Andere? Wer erzählt dir so einen Unsinn?
- Du machst verdächtig viele Überstunden in letzter Zeit - jetzt beende ich das Auspacken des Koffers und ziehe mir etwas Bequemeres für Zuhause an. Alexander macht dasselbe.
- Manchmal drückst du deine Anrufe während meiner Anwesenheit weg und verlässt den Raum danach mit deinem Telefon.
- Geschäftliche Angelegenheiten sind der Grund, Frau.
- Ach? All die Jahre hast du dutzende geschäftliche Telefonate geführt und bist nie vor mir weggelaufen. Egal, ob am Handy oder Festnetztelefon, so hast du dich noch nie verhalten.
- Komm schon, hör doch auf mit diesem Unsinn, wenn du weißt, dass Ivan dich hören kann. Ich könnte dich schließlich auch beschuldigen, dass Ivan von einem anderen Mann gezeugt wurde, was nicht auszuschließen ist.
- Was ist nicht auszuschließen? - Jetzt wird meine Tonlage wieder lauter, obwohl ich gerade etwas beruhigt habe. - Was kannst du nicht ausschließen?
- Dass Ivan nicht mein Sohn ist, kann ich nicht ausschließen,- erzählt er mir, während sein Gesicht so aussieht, als würde es jeden Moment vor Lachen explodieren. - Ivan hat nur wenig Ähnlichkeit mit mir. Innerlich, wie auch Äußerlich.
- Erstens, greif mich nicht an, denn Angriff ist die beste Verteidigung. Zweitens, mische unser einziges Kind nicht in diese Sache. Drittens, wir können gerne zu deinen Kollegen gehen, um einen DNA Test machen zu lassen. Die müssen nicht wissen, weshalb wir diesen brauchen. Du kannst behaupten, ihn für einen Fall, den du bearbeitest, zu benötigen.
Als ich sagte, dass wir zu Alexanders Kollegen gehen, meinte ich das Labor des serbischen Innenministeriums. Alexander arbeitet dort seit langer Zeit als ein sehr angesehener Inspektor.
- In Ordnung, das werden wir so machen, sagte er und ging in das Badezimmer.
Ich fühle mich verzweifelt, da ich mich schon umgezogen habe, aber meine Sachen noch nicht ausgepackt sind. Dafür habe ich ehrlich gesagt weder Lust, noch die Kraft, also ging ich zu meinem Sohn ins Wohnzimmer. Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa, während im Fernsehen die Spätnachrichten liefen. In dieser schwierigen Zeit sollte ich mit jemandem über den Verlust von Vera und die angespannte Situation in meiner Ehe sprechen. Mein Sohn ist derzeit der einzige Ansprechpartner, der dafür infrage kommt, doch obwohl er den Streit zwischen Alexander und mir mitgehört hat, schenkt er mir keine Aufmerksamkeit. So war er immer schon. Statisch und desinteressiert an allem, was in keinem direkten Zusammenhang mit ihm steht. In den Nachrichten sprechen sie über einen Serienmörder, der, wie behauptet wird, vor ein paar Tagen sein drittes Opfer ermordet hat. Die Leiche wurde vor einigen Stunden in der Wohnung des Opfers aufgefunden.
"WOHER WISSEN SIE, DASS DERSELBE TÄTER, WIE IN DEN LETZTEN ZWEI FÄLLEN, SCHULDIG AN DIESEM MORD SEI"- das fragte eine Journalistin einen Medienvertreter der Polizei, welcher das kürzlich gegründete Sonderermittlungsteam leitet, welches aus mehreren Personen besteht und daran arbeitet, den Täter zu fassen. Ich erkenne, dass das Interview im Freien neben eines Wohngebäudes, unter Straßenlichtern stattfindet. Wahrscheinlich handelt es sich um das Gebäude, in welchem das Opfer aufgefunden wurde.
"WEGEN DER ART UND WEISE, AUF WELCHE ER SICH AN DEN KÖRPERN DER LEICHEN, NACH DEM MORD AUSLEBTE" - so antwortete er. DIE VORGEHENSWEISE BEIM DRITTEN OPFER IST EIN BISSCHEN ANDERS , ALS BEI DEN ERSTEN ZWEI.
"IN WELCHER ART UND WEISE VERGRIFF ER SICH AN DEN LEICHEN DER OPFER?"
"DAS WERDEN WIR NICHT BEANTWORTEN, UM DIE ÖFFENTLICHKEIT NICHT IN UNRUHE ZU VERSETZEN. SOMIT WERDEN WIR AUCH NICHT DARÜBER SPRECHEN, WIE DER TÄTER DIE MORDE BEGANGEN HAT.- weiter konnte ich nicht aufmerksam zuhören, da Ivan mich unterbrochen hat.
- Vielleicht werden sie dir diesen Mörder zuteilen, wenn er gefasst wird, damit du gegen ihn klagst. - Das sagte mir mein Sohn in Bezug auf den gesuchten Täter, über den sie in den Nachrichten sprachen, denn ich arbeite als Staatsanwältin. - Falls sie ihn verhaften.
- Sollen sie ihn doch zuweisen, wem sie wollen. Lass uns das Thema wechseln. Du wirst zu einer DNA Probe geben müssen. Ich nehme an, du hast das Gespräch zwischen mir und deinem Vater mitbekommen?
- Willst du das wirklich?
- Ich will ihm beweisen, dass wir drei eine Familie sind.
- In Ordnung. Kein Problem, Mama.
Ich denke, dass Ivan nicht mit der Wimper zucken würde, wenn Alexander und ich uns jetzt scheiden lassen würden, obwohl ich mir sicher bin, dass er uns beide sehr liebt. Vielleicht ist es so am besten, denn ich würde keines Falls wollen, dass auch er angespannt ist und sich Sorgen macht. Am besten durchs Leben kommen die Menschen, welche nur auf sich schauen und kein Interesse an fremden Sorgen und Problemen haben. Trotzdem kränkt es mich, dass er in dieser Situation keine Empathie zeigt und unsensibel wirkt. Ich kann mich außerdem nicht daran erinnern, wann Ivan das letzte Mal auf mich oder Alexander zugekommen ist, um uns einen Kuss zu geben. Alexander ist in dieser Hinsicht anders gestrickt. Er ist ein sehr emotionaler und empfindlicher Mensch. Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Abgesehen davon, dass ich denke, er wäre mir untreu, weiß ich, dass er ein sehr guter Mensch ist und ich liebe ihn zur Zeit nicht weniger als ich es früher getan habe.
"VORERST WISSEN WIR NUR, DASS DER TÄTER AM TAG DES ZWEITEN MORDES EINEN SCHWARZEN REGENMANTEL TRUG."- Ich höre wieder dem Gesprächspartner der Journalistin im Fernsehen zu.
"DAS WURDE UNSEREN KOLLEGEN VON EINER ZEUGIN ERZÄHLT....
Erscheint lt. Verlag | 23.2.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | action • Babyverkauf • Belletristik • Blut • Dedektiv • Drama • Fall • Gewalt • Kampf • Killer • Krimi • Mord • Mystery • New Adult • Polizei • Psychothriller • Serienmörder • Spannung • Thriller • Vergewaltigung |
ISBN-10 | 3-7554-3336-2 / 3755433362 |
ISBN-13 | 978-3-7554-3336-1 / 9783755433361 |
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