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Das schwarze Blut (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
544 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3773-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das schwarze Blut - Jean-Christophe Grangé
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Beginne nie eine Brieffreundschaft mit einem Mörder. Eines Tages will er dich kennenlernen ...

Der Serienmörder Jaques Reverdi wartet im Gefängnis von Malaysia auf sein Urteil. Wie eine Blutspur ziehen sich seine grausamen Ritualmorde durch Südostasien. Der Pariser Sensationsreporter Mark Dupeyrat will einen Bestseller über diesen Mann schreiben. Als 'Elisabeth' nimmt er schriftlich Kontakt mit Reverdi auf, um sich dessen makabres Universum zu erschließen. Als der Mörder Feuer fängt und sich sogar in die unbekannte Briefeschreiberin verliebt, schickt Mark ihm ein Foto seiner Bekannten Khadidscha. Doch dann entkommt Reverdi aus dem Gefängnis - und für Mark und Khadidscha beginnt ein Alptraum ...

»Jean-Christophe Grangé begibt sich in die Abgründe der menschlichen Seele.« HR-ONLINE

Weitere spannende Meisterwerke des Thriller-Genies Jean-Christophe Grangé bei beTHRILLED:

Der Flug der Störche
Der steinerne Kreis
Das Imperium der Wölfe
Das Herz der Hölle
Choral des Todes
Der Ursprung des Bösen
Die Wahrheit des Blutes
Purpurne Rache
Schwarzes Requiem

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




<p>Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, war als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (<i><strong>Paris Match, Gala, Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern</strong></i>) tätig. Für seine Reportagen reiste er zu den Inuit, den Pygmäen und begleitete wochenlang die Tuareg. Der Flug der Störche war sein erster Roman und zugleich sein Debüt als französischer Topautor im Genre des Thrillers. Jean-Christophe Grangés Markenzeichen ist Gänsehaut pur. Frankreichs Superstar ist inzwischen weltweit bekannt für unerträgliche Spannung, außergewöhnliche Stoffe und exotische Schauplätze. Viele seiner Thriller wurden verfilmt.<br></p>

Kapitel 3


Mark Dupeyrat lächelte, als er die letzten Zeilen seines Artikels überflog.

Das erwähnte »Team« bestand aus ihm selbst, und seine Reise hatte ihn nicht über das 9. Pariser Arrodissement hinausgeführt. Was seine »exklusiven Informationsquellen« betraf, so beschränkten sie sich auf ein paar Kontakte mit dem Büro der AFP in Kuala Lumpur und die malaiischen Tageszeitungen. Wirklich nicht beeindruckend. Er öffnete seine Mailbox, tippte ein paar Zeilen an Verghens, seinen Chefredakteur, und hängte den Artikel an. Dann schloss er sein Notebook an die erstbeste Telefonbuchse an und schickte die Nachricht ab.

Während er das Symbol beobachtete, das ihm die Übertragung der Daten anzeigte, hing er seinen Gedanken nach. Dass er die Wahrheit hin und wieder frisieren musste, war reine Routine. Le Limier pflegte sich nicht mit Skrupeln herumzuschlagen: Nicht umsonst nannte er sich »Der Spürhund«. Trotzdem würde sich Verghens damit noch nicht zufrieden geben: Sein Magazin, das sich auf spektakuläre Verbrechen und Sensationsmeldungen aller Art spezialisiert hatte, war es sich schuldig, der Konkurrenz immer um eine Nasenlänge voraus zu sein. In diesem Fall hinkte Mark eher Tausende Kilometer hinterher …

Er reckte sich und ließ den Blick durch das braungoldene Halbdunkel ringsum, über Ledersessel und blankpoliertes Kupfer, wandern. Vor Jahren schon hatte Mark sein Hauptquartier in dieser luxuriösen Hotelbar nahe der Place Saint-Georges aufgeschlagen, weil sie nur ein paar hundert Meter von seinem Atelier entfernt war: Er schwor auf diese altenglische Pubatmosphäre, in der sich die Kaffeedüfte mit Zigarrenrauch mischten und Stars in aller Diskretion Interviews gaben.

Im stillen Kämmerchen konnte er nicht schreiben. Als Student, ja schon zu Schulzeiten hatte er seine Hausarbeiten in überfüllten Cafés erledigt, eingebettet in Stimmengewirr und das Fauchen der Espressomaschinen. Die menschliche Gegenwart half ihm, die Schreibblockade zu überwinden. Und die Angst vor sich selbst: Mark fürchtete sich vor der Einsamkeit. Vor einer leeren Wohnung, in die sich ein Fremder einschleichen konnte, um ihn umzubringen. Jähe Kälte überkam ihn wie ein Luftzug, der durch seinen Körper fuhr. Mit vierundvierzig war er noch immer nicht über seine kindlichen Albträume hinaus.

»Darf ich Ihnen noch etwas bringen?«

Der Kellner im weißen Jackett musterte zuerst ihn, dann die Unterlagen, die sich über zwei Tische breiteten:

»Dies ist eine Bar, mein Herr, keine Bibliothek.«

Mark kramte in der Hosentasche und fand darin ein paar Münzen.

In spöttischem Ton fügte der Kellner hinzu:

»Einen Kaffee vielleicht? Mit einem Glas Wasser?«

»Mit einem Glas Wasser. Unbedingt.«

Der Kellner entfernte sich. Mark betrachtete die im Lampenlicht schimmernden Euromünzen in seiner Hand, die seine finanzielle Situation treffend ausdrückten. In Gedanken ging er seine privaten Reserven durch und fand nichts, weder auf der Bank noch anderswo. Wie hatte er sich so herunterwirtschaften können? Er, der noch vor zehn Jahren einer der bestbezahlten Reporter von Paris gewesen war?

Er stellte eine Münze hochkant auf den Tisch und brachte sie mit zwei Fingern zum Kreiseln. Der Anblick erinnerte ihn an eine Laterna magica, die sein Leben wie einen Film vor ihm ablaufen ließ. Welchen Titel müsste er ihm geben? Er überlegte kurz und entschied sich für »Porträt eines Besessenen«.

Besessen vom Verbrechen.

Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen.

Mit dem Klavier. In seinen jungen Jahren war Mark der festen Überzeugung gewesen, dass sein Dasein wie eine Partitur geordnet sei. Musikunterricht im Gymnasium. Konservatorium in Paris. Konzerte und Platteneinspielungen. Als Pianist legte Mark Wert auf Pragmatismus und lehnte jegliches Pathos, jedes Abgleiten in romantisches Gefühl strikt ab. Spielte er die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach, so benutzte er niemals das Pedal, sondern arbeitete den mathematischen Charakter des Kontrapunkts heraus. Spielte er Chopin, sorgte er für ein möglichst dezentes Rubato der linken Hand, um das Stück nicht ins Schlingern geraten zu lassen wie ein leckes altes Schiff. Und bei Rachmaninow liebte er es, die Melodie im Zweivierteltakt mit angespannter, geradliniger Strenge von den Triolen der linken Hand abzusetzen.

So liefen die Gewissheiten unter seinen Fingern dahin. Nicht den kleinsten falschen Ton zog er für sein Leben in Betracht. Doch er kam, der falsche Ton, mit unausweichlicher Wucht. Im Frühjahr 1975. D’Amico, sein bester Freund, mit dem er die Gymnasialzeit verbracht hatte, kam ums Leben, und sein Tod schleuderte Mark aus der Bahn. Im Übrigen weigerte er sich, das Ereignis zur Kenntnis zu nehmen: Er versank im Koma, aus dem er erst sechs Tage später ins Bewusstsein zurückkehrte. Beim Erwachen erinnerte er sich an nichts, weder an die Entdeckung der Leiche noch an die wenigen Stunden vor der Katastrophe.

Sehr bald begriff er, dass ihn der Unfall nicht einfach nur maßlos erschüttert hatte, sondern auch eine perfide unterschwellige Wirkung entfaltete: Seine Musikalität hatte sich verändert. Wenn er jetzt am Klavier saß, beschlich ihn ein fatales Unbehagen, ein Abscheu, der ihn zwar nicht am Spielen hinderte, doch jegliche Empfindsamkeit untergrub und aus seiner Interpretation eine mechanische Aneinanderreihung von Tönen werden ließ. Ein Spalt hatte sich aufgetan, der immer weiter auseinander klaffte. Alle seine Hoffnungen schwanden dahin, das Konservatorium, die Wettbewerbe, die Konzerte … Seinen Eltern sagte er nichts davon, auch nichts dem Psychiater, den er seit seinem Koma regelmäßig aufsuchte. Sein Musikabitur bestand er mehr schlecht als recht, doch die Saite war gerissen: Die Hoffnung, sich je über andere Virtuosen erheben zu können, einen wie auch immer gearteten Beitrag zur Geschichte der großen Interpreten zu leisten, konnte er begraben. Deshalb entschied er sich stattdessen für die Literatur und schrieb sich an der Sorbonne ein.

Er war mitten in der Magisterprüfung, als in kurzem Abstand hintereinander seine Eltern starben. Am selben Krebs. Mark, noch halb betäubt von seinem letzten Trauma, erlebte die Tragödie wie aus weiter Ferne. Er hatte ohnehin nie sehr an den beiden gehangen, dem Apothekerehepaar aus Nanterre, das für seine Ambitionen kein Verständnis hatte. Sie hatten ihn immer an zwei Fahrkartenzangen denken lassen, die sich in ein und dasselbe Ticket verbissen hatten – was hatten sie mit seinen Träumen von einer weltfernen Musikerlaufbahn gemein? Mark hatte noch eine Schwester, die nach demselben kleinbürgerlichen Muster gestrickt war und nichts Eiligeres zu tun hatte, als die Apotheke zu übernehmen. Antritt der Nachfolge, Antritt des Erbes.

Mark beendete seine Magisterarbeit, »Apuleius und die Metamorphosen des Wortes«, und lernte anschließend den Arbeitsmarkt kennen. Mit großer Sorgfalt verfasste er Lebenslauf und Bewerbung und kam sich vor wie ein Schiffbrüchiger, der eine Flaschenpost nach der anderen auf den Weg schickt, aber nur das Etikett verschönt, weil in der Flasche keine Botschaft ist. Wer konnte auf dem gegenwärtigen Arbeitsmarkt einen Spezialisten für neuplatonische Dichter brauchen? Er bewarb sich in allen Bereichen, in denen seine redaktionellen Fähigkeiten gefragt sein könnten: Journalismus, Werbung, Verlagswesen … Im Grunde war ihm alles egal: Er litt nach wie vor an seiner inneren Wunde, dem Verlust der Musik.

Das Wunder geschah. Eine Lokalzeitung schickte eine positive Antwort. Ein kleines Blättchen mit Sitz in Nîmes, aber das spielte keine Rolle: Das Wichtigste war, dass man ihn fürs Schreiben bezahlen wollte! Mit Feuereifer widmete er sich seinem neuen Beruf. Er begeisterte sich für den Süden Frankreichs und fand all die Klischees über den malerischen Midi bestätigt – die Sonne, die weiten goldenen Ebenen, die Pastelltöne von Lavendel und Rosmarin. Jedes sinnliche Empfinden war für ihn wie eines dieser kleinen Säckchen mit getrockneten Kräutern, die man zwischen die Wäsche schiebt. Die Düfte drangen in ihn ein und erfüllten ihn mit einer heimlichen, gedämpften Süße.

Die Jahre vergingen. Er kam voran, verdiente besser. Seinen Anteil an der Familienapotheke verkaufte er seiner Schwester und erstand dafür ein Haus in der Umgebung von Sommières. Dort hatte er seinen Freundeskreis, seine festen Gewohnheiten und einen Kreis von »Verlobten«. Mit dreißig Jahren war er ein Kind des Südens geworden. Der Tod seines Freundes schien ferne Vergangenheit, sein einziges Bestreben galt jetzt dem Schreiben – und natürlich trug er sich inzwischen mit dem Plan zu einem Roman. Jeden Morgen stand er früher auf, um an seinem »Meisterwerk« zu schreiben. Vor allem aber waren seine psychischen Störungen nahezu verschwunden. Zwar ging er noch immer zu einem Therapeuten in Nîmes, doch seine Albträume wurden seltener. Und das Rot, dieses Rot, das manchmal seinen Schädel inwendig überschwemmte, lichtete sich so weit, dass es sich, wenn er erwachte, in der diffusen Helle des Morgens auflöste.

Von ihm unbemerkt, schlich sich ein neues Gift in sein Leben ein: die Routine. Immer enger schlossen sich die konzentrischen Kreise seines Daseins um ihn, bis er zu ersticken meinte. Jeder Tag lähmte ihn ein wenig mehr. Er schlief immer länger, stand meist erst so spät auf, dass er gerade noch rechtzeitig zur morgendlichen Redaktionssitzung kam, und abends setzte er sich vor den Fernseher – weil er ja den ganzen Tag »wie ein Berserker geschuftet« hatte. Nach und nach wichen seine Schriftstellerträume den winzigen, doch...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2023
Reihe/Serie Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor
Atemberaubende Spannung von Frankreichs Nummer-1-Thriller-Autor
Atemberaubende Spannung von Frankreichs Thriller-Autor Nr. 1
Übersetzer Barbara Schaden
Sprache deutsch
Original-Titel Le ligne noire
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Angst • Asien • blutig • Blutlinie • Catania • Choral des Todes • Das Herz der Hölle • Das Imperium der Wölfe • Das schwarze Blut • Der Flug der Störche • Der steinerne Kreis • Der Ursprung des Bösen • Die Wahrheit des Blutes • Ermittler • Ermittlerin • Europa • Frankreich • Fresnes • Gänsehaut • Gennevilliers • Gewalt • Gruselfaktor • gruselig • Hauts-De-Seine • Île-de-France • Italien • Johor • Kommissar • Krimi • Kriminalgeschichten • Krimis • Malaysia • Mersing • Mord • Nogent-Sur-Marne • Polizei • Polizist • Privatdetektiv • Psycho • Psychothriller • Psycho-Thriller • Purpurne Rache • Ritualmorde • Schwarzes Requiem • Serienkiller • Serienmörder • Serienmörder-Thriller • Sizilien • Spannung • Spannungsroman • Thriller • Val-De-Marne • Verbrechen • Verschwörung
ISBN-10 3-7517-3773-1 / 3751737731
ISBN-13 978-3-7517-3773-9 / 9783751737739
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