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Auslese à la Provence (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
304 Seiten
Emons Verlag
978-3-98707-058-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Auslese à la Provence -  Andreas Heineke
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Ein brillant recherchierter Krimi über die Geschichte des Weinanbaus und die Schönheit der Provence. Bei einer Flasche Rosé und einem Boulespiel in der Abendsonne genießt Dorfgendarm Pascal Chevrier die Erntezeit in der Provence. Doch als inmitten dieses Idylls ein Weinberg angezündet wird und dabei eine junge Frau ums Leben kommt, ist es vorbei mit der Ruhe. Gemeinsam mit Audrey von der Police nationale beginnt Pascal, in einem Familiendrama zu ermitteln, und taucht tief in die Geschichte des französischen Weinanbaus ein. Gefährliches Terrain, wie Pascal feststellen muss, denn schon bald kommen gut gehütete Geheimnisse ans Licht ...

Andreas Heineke war Radiomoderator, Musikmanager u.a. für MTV und Dot-Com-Firmengründer. Seit über 20 Jahren lebt er in Dithmarschen, arbeitet als Filmemacher und Drehbuchautor für u.a. das ZDF und den NDR, schreibt Sachbücher und Kriminalromane, die in der Provence spielen. Andreas Heineke ist fast dauerhaft auf Lesetour und hat 2020 den Bücher-Podcast »2MannBuch« ins Leben gerufen. www.2mannbuch.de

Andreas Heineke war Radiomoderator, Musikmanager u.a. für MTV und Dot-Com-Firmengründer. Seit über 20 Jahren lebt er in Dithmarschen, arbeitet als Filmemacher und Drehbuchautor für u.a. das ZDF und den NDR, schreibt Sachbücher und Kriminalromane, die in der Provence spielen. Andreas Heineke ist fast dauerhaft auf Lesetour und hat 2020 den Bücher-Podcast »2MannBuch« ins Leben gerufen. www.2mannbuch.de

2

Der Wochenmarkt von Apt gehörte zu den ältesten und am besten besuchten Wochenmärkten der Provence. Seine Historie war beeindruckend. Pascal hatte vor Kurzem einen Artikel über die Entstehungsgeschichte in der »La Provence« gelesen, die besonders in den Sommermonaten versuchte, neben ihren Stammlesern auch die Touristen mit Geschichten über die pittoresken Orte des Luberon zu erreichen.

Dem Markt waren in der Zeitung mehrere Seiten mit vielen historischen Fotos gewidmet gewesen. Erste Erwähnungen hatte er bereits im 12. Jahrhundert gefunden, später war er per Königlichem Dekret von Dienstag auf Samstag verlegt worden, und so trafen sich seit fünfhundert Jahren die Markthändler aus der gesamten Region, um ihre Waren anzubieten. Die Stände mit den drapierten Gemüsebergen, den Oliven, dem Fleisch und den Käsetheken wurden in Südfrankreich derart liebevoll präsentiert, dass Pascal in der Regel mehr kaufte als nötig und manchmal ein kleines Vermögen bei den Händlern ließ. Damit war er nicht allein.

Als Pascal seinen Mégane etwas außerhalb der Stadt parkte, um Richtung »Hôtel de Ville« zu schlendern, bemerkte er einen Reisebus mit deutschem Kennzeichen, der shoppingwütige Touristen reiferen Alters ausspuckte, die sich gut gelaunt unter die Menschenmasse mischten. In den Sommermonaten waren es rund dreihundertfünfzig Händler, die sie empfingen. Jetzt in den Herbstmonaten dürften es kaum wahrnehmbar weniger sein. Im Winter waren es vor allem die Modehändler, die sich mit den Urlaubern zurückzogen. Die Anbieter für Lebensmittel blieben dem samstäglichen Ritual treu – zu Pascals Glück, denn er kaufte seine Lebensmittel fast ausschließlich auf Wochenmärkten. Supermärkte versuchte er zu meiden, Discounter betrat er in der Regel nicht.

Pascal war an diesem Morgen früh aufgestanden, sodass er vor seiner Verabredung mit dem Chef de police Frédéric Dubprée und der Ermittlerin Audrey am abgebrannten Weinberg noch genug Zeit hatte, sich auf den Besuch seiner Tochter Lillie vorzubereiten, die ihre Ankunft für den folgenden Tag am frühen Abend angekündigt hatte.

Pascal kannte die meisten der Händler auf dem Markt von Apt, zumindest vom Sehen, denn sie bauten ihre Stände fast täglich in einem anderen Dorf auf. Spätestens freitags nahm er sich Zeit für einen Plausch mit ihnen, wenn sie auf Pascals Lieblingsmarkt in Lourmarin ihre Waren drapierten. Auch wenn diese Gespräche in den Sommermonaten eher kurz ausfielen, weil die Menschenmengen die Besucher in gemächlichem Tempo sanft, aber erbarmungslos vorantrieben. Schon der Richtungswechsel auf der falschen Seite erinnerte an eine Geisterfahrt auf einer Autobahn. So gab es im Juli und August Tage, an denen Pascal auf den Markt in Bonnieux ausweichen musste, sich dort aber mit demselben Problem konfrontiert sah. Manchmal fragte er sich, wo all diese Touristen wohnten. Große Hotels gab es im Luberon keine, und die Kapazitäten der kleinen Dörfer waren begrenzt.

Pascal schob sich an einem der vielen Stände mit Seife aus Marseille vorbei und stellte sich in die Schlange vor seiner Lieblingsboucherie. Die Wildschweinjagd hatte bereits begonnen, er wollte ein Wild-Bourguignon für Lillie kochen. Ein gut vorzubereitendes Gericht, sodass er genug Zeit mit seiner Tochter verbringen konnte, während das Essen vor sich hin schmorte. Pascals Rezeptgeheimnis waren die unterschiedlichen Gemüsesorten, die er unter das Fleisch mischte. Babykarotten, grüne Bohnen und eine große Menge an Lauch und Petersilie zum Abschluss.

Der Markthändler Fabian hatte Pascal bei seinem letzten Kauf zum Wildschwein gratuliert. Er hatte schon vor Jahren damit begonnen, Aufklärungsarbeit bei seinen Kunden zu leisten, um sie vom Erwerb von Fleisch aus Massentierhaltung abzuhalten. Fabian selbst hatte noch nie Mastschweine oder ähnlich gequälte Wesen angeboten. »Wildschwein, Pascal, trägt den Geschmack in sich, den Schweine einst hatten, bevor sie in Massenkäfigen mit Antibiotika und Billigfutter schlachtfertig gemästet wurden.« Dieser Satz ging Pascal nicht mehr aus dem Kopf.

»Wildschweinragout, Pascal!«, rief Fabian aus seinem Wagen herunter. »Eine gute Wahl.« Er suchte ein schönes Stück heraus und packte es ein. »Bekommst du Besuch?« Er sprach leiser. »Eine Frau?«

»So könnte man es sagen, es ist aber meine Tochter Lillie.«

»Niemand hat ein besseres Abendessen verdient als die eigene Tochter. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe drei. Ich bin der Hahn im Korb und habe nichts mehr zu melden, daher spreche ich hier immer so laut. Hier sind meine Kunden, hier bin ich noch wer.« Er lachte herzlich.

In der Schlange hinter Pascal begannen zwei Frauen zu lachen, als sie dem gut gelaunten Fleischereimeister zuhörten.

Pascal zahlte. Er hatte sich für das Schulterstück entschieden und verstaute es in seiner Tasche.

»Un moment, Pascal.« Fabian griff unter die Ladentheke und reichte ihm noch einen stattlichen ausgelösten Knochen. »Für den Fond.«

Pascal bedankte sich und suchte nebenan bei dem Biogemüsehändler die richtige Beilage für das Ragout aus. Karotten, Lauch und Artischocken als Vorspeise. Er wusste, wie sehr Lillie sie liebte, besonders die aus der Provence. »Für deine selbst gemachten Dips würde ich die Strecke von Lyon nach Lucasson zu Fuß zurücklegen«, hatte sie das letzte Mal vor Begeisterung gerufen, als Pascal eine eigene Honig-Ingwer-Kreation erfunden hatte und sie stolz in der Mitte des Tisches drapiert hatte.

Erst im Auto beschäftigte Pascal sich mit dem, was vor ihm lag. Nach Saignon ging es nur wenige Kilometer den Berg hinauf. Das Weingut lag ein Stück dahinter, eine kurze Strecke über das Hochplateau. Pascal fragte sich, warum man ihn überhaupt zu einer Brandstelle rief. Dass ein Weinberg einfach abbrannte, war zwar ungewöhnlich, kam aber immer wieder vor. Entscheidend war die Arbeit der Feuerwehr, die ungewöhnlich schnell vor Ort gewesen sein sollte. Der Anruf war bereits kurz nach dem Entdecken der ersten Flammen eingegangen. Jemand hatte sich nicht grundlos um das angrenzende Waldgebiet gesorgt. Ein Feuer zu dieser Jahreszeit konnte eine Katastrophe auslösen. Der trockene Boden und das Gehölz waren für die Flammen ein Geschenk. Aber etwas war »ungewöhnlich«, so hatte Frédéric Dubprée sich ausgedrückt, und darüber wollte er mit Pascal vor Ort sprechen. Geheimnisvoll hatte er geklungen. Pascal müsse sich das ansehen.

Kurz hinter dem Ort Saignon führte eine wenig befahrene Straße durch ein Waldgebiet. Die Landschaft war an dieser Stelle für Schafherden wie geschaffen. Nicht selten stand Pascal hier oben und war von einer gemütlich dahintrottenden Schafherde umgeben, ihrem Tempo ausgeliefert und auch dem Schäfer, der das Auto inmitten der blökenden Tiere keines Blickes würdigte. Ein Hindernis, das es zu umrunden galt.

Heute hatte Pascal Glück, es waren keine Tiere in Sicht. Ein letzter Blick auf das abgeerntete Lavendelfeld, eine kleine Kurve mit einem Schild »Château des quatre chiens«, und was sich dahinter verbarg, raubte Pascal für einen Moment den Atem. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ein schwerer Brandgeruch lag in der Luft und erfüllte das Innere des Fahrzeugs. Als hätte jemand eine riesige Kamintür geöffnet und seinen Kopf hineingesteckt. Vor Pascal ergoss sich ein gut ein Hektar großes schwarzes Feld, von dem noch immer Rauch aufstieg. Einige Reben waren stehen geblieben, die Blätter verkohlt, ein paar wenige Trauben hingen trostlos an dem Geäst.

Pascal musste einmal um den Weinberg herumfahren, sodass er sich das gesamte Feld anschauen konnte. Frédéric Dubprée stand mit seinem Auto auf der gegenüberliegenden Seite und schaute bereits in Pascals Richtung. Er war nicht allein.

Pascal konnte sich von dem verstörenden Anblick kaum lösen. Mit jedem Meter wurde ihm das Ausmaß des Dramas deutlicher vor Augen geführt. In der Mitte musste das Feuer am verheerendsten gewütet haben, dort war keine einzige Rebe übrig geblieben. Unwillkürlich musste Pascal an den Schaden denken, an die Arbeit des Winzers, wie er vielleicht täglich nach seinen Pflanzen gesehen, sie gewässert und gepflegt hatte, um jetzt zur Erntezeit vor dem Nichts zu stehen. Keine Feuerversicherung der Welt könnte diesen ideellen Schaden ausgleichen. Dieses seelische Drama würde niemand mit Geld aufwiegen können.

Wie alt mochten die Reben gewesen sein? Über wie viele Generationen war auf diesem Hektar Wein angebaut worden?

Pascal fuhr im Schritttempo um das Feld herum. Neben Frédéric Dubprée erkannte er Audrey, die vielleicht unglücklichste Liebe seines Lebens. Hatte sie ihm doch, als es keinen Weg zurück mehr gegeben hatte, als die Liebe zu ihr sein ganzes Sein bestimmt hatte, eröffnet, die größte Liebe ihres Lebens sei eine Frau gewesen. Seit ein paar Wochen suchte Pascal Abstand – zumindest einen räumlichen, sein Herz hatte sich noch keinen Millimeter von ihr wegbewegt. Daher setzte es auch für ein paar Schläge aus, als er seinen Wagen hinter dem Feuerwehrfahrzeug parkte, die von schwerem Rauch geschwängerte Luft einatmete, hustete und auf die beiden zuging.

Audrey gab ihm drei Küsschen auf die Wange, hielt ihn einen Moment an der Hand fest und blickte ihm in die Augen. Unnötig fand Pascal das und genoss doch diese wenigen Sekunden der Nähe. Frédéric Dubprée, sauber frisiert, stand in seinem maßgeschneiderten Anzug am Rand des Feldes und reichte Pascal die Hand.

»Das Feuer wurde gestern gegen zwanzig Uhr bemerkt. Der Winzer Luc Adel rief sofort mit seinem Handy die Feuerwehr. Sie kamen mit zwölf Löschfahrzeugen und konnten die ganz große Katastrophe verhindern. Hätte dieser Wald hier«, Frédéric Dubprée nickte in Richtung der Bäume, »Feuer...

Erscheint lt. Verlag 20.4.2023
Reihe/Serie Pascal Chevrier
Pascal Chevrier
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cozy • Frankreich • humorvoll • Krimi mit Humor • Liebesbeziehung • Luberon • Mord • Pascal Chevrier • Provence • Provencekrimi • Sehnsuchtsort • Südfrankreichkrimi • Weinberge
ISBN-10 3-98707-058-7 / 3987070587
ISBN-13 978-3-98707-058-7 / 9783987070587
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