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Reibekuchenmord (eBook)

Provinzkrimi

****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Aufl. 2023
383 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-3275-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Reibekuchenmord - Mila Kuhn
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Mombert Gryn von Frenz ist das schwarze Schaf seiner Familie. Obwohl als Sohn eines altehrwürdigen rheinischen Adelsgeschlechts geboren, arbeitet er als Agrarkontrolleur beim Landwirtschaftsamt Rheinbach. Ganz zum Leidwesen seiner Familie lebt er zudem in einem Bauwagen in der Nähe des Kottenforsts. In diesem Wald stolpert Mombert auch mitten hinein in seinen ersten Mordfall, als auf einer Lichtung ein Bauer tot aufgefunden wird - angeblich vom Blitz erschlagen. Mombert merkt schnell, dass an der Sache etwas faul ist, und so begibt er sich heimlich auf Spurensuche. Zur Seite stehen ihm dabei der gemütliche Dorfpolizist Heinz Heckenbusch und die taffe Kommissarin Mariella Papen. Und während Mombert dem Mörder immer näher kommt - gefährlich nah - machen ihm im Amt die scharfzüngige Moni und der neurotische Amtsdackel Friedhelm II das Leben schwer ...

Spannend, liebenswert-skurril, lustig - der erste Fall für den ermittelnden Graf Mombert aus dem Rheinland.

»Humor, ohne ins Lächerliche abzudriften, Spannung ohne unnötige Gewalt und eine große Portion Liebe und Menschlichkeit - dieses Ermittlertrio hat es voll in sich!« (JOERN_SCHNEIDER, Lesejury)

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



<p>Mila Kuhn, Jahrgang 1966, ist in Ippendorf bei Bonn am Rande des Kottenforsts aufgewachsen. Dieser tiefe Wald, seine Geheimnisse und Wahrzeichen, um die sich zahlreiche Legenden ranken, haben sie früh geprägt. Heute lebt die Lektorin und zweifache Mutter mit Mann (und sechs Hühnern) im Bergischen Land. Ihr Heimweh bekämpft die bekennende Rheinländerin mit ihrem ersten Regionalkrimi um den Ermittler Graf Mombert, der sich so gar nicht gräflich verhalten will und damit gern mal bei seiner Familie aneckt.</p> <p><br></p> <p><br></p>

Kuhblumen


Wenn ich damals auf meine Eltern gehört hätte, säße ich jetzt in einem sauberen Büro in der Firma meines Onkels Welf in London. Im Businessanzug natürlich, und an einem edlen Schreibtisch, in dessen blanker Oberfläche sich das kühle Licht der Deckenleuchten spiegeln würde. Stattdessen sitze ich unter der offenen Heckklappe meines alten Passat Variant und kratze mir heute schon zum zweiten Mal die Kuhscheiße aus dem Profil meiner Gummistiefel. In solchen Momenten frage ich mich schon, wie das passieren konnte.

»Sie, Herr … Grütz! Wat is dann jetz mit denne Jungbulle und den Ohrmarken?«, unterbricht Bauer Hentze meine trüben Gedanken mit hoher, quengelnder Stimme.

Überrascht sehe ich auf, ich habe gar nicht bemerkt, dass der Landwirt mir nachgekommen ist. Eigentlich habe ich mich schon vor fünf Minuten von ihm verabschiedet. Auch sein Hund, ein Deutsch Drahthaar, der direkt neben ihm bei Fuß sitzt, sieht mich anklagend an. Dabei drückt er mit dem Hintern ein paar leuchtend gelbe Kuhblumen platt, die seitlich herausgucken.

Während ich die Säuberung meiner Stiefel fortsetze, wiederhole ich seufzend, was ich Hentze vorhin schon gesagt habe. »Dafür bin ich nicht zuständig. Sie wissen ja: Das sind die Kollegen vom Veterinäramt. Wenn die Ihnen die Direktzahlungen kürzen, weil Sie die Kälber wieder nicht rechtzeitig gekennzeichnet haben, müssen Sie das bitte mit denen klären. Wir vom Landwirtschaftsamt haben mit Tieren nichts zu tun. Und ich heiße Gryn von Frenz.«

Den letzten Satz habe ich nur leise gesagt, weil: Es bringt eh nichts. Meistens korrigiere ich die Leute gar nicht mehr, wenn sie meinen Namen falsch aussprechen. Ich bin auch gar nicht sauer deswegen. Mit dem Namen Mombert Graf Gryn von Frenz habe ich quasi von Geburt an lebenslänglich. Beschert haben mir das Elend meine Eltern und meine Vorfahren, alter mittelrheinischer Adel. Ich bin also leidgeprüft.

»Nit zuständisch, jo klar! Et is immer datselbe mit denne Windbüggele!«, wehklagt Hentze weiter, während er mit wegwerfender Geste abdreht, seinen ebenfalls empörten Hund im Schlepptau. Der wirft mir über die Schulter einen giftigen Blick zu, als ob er sagen wollte, dich kriege ich als Nächsten an der Wade.

Ich schaue resigniert auf die vom Hundearsch flachgepressten Löwenzahnblüten und entferne die letzten Reste von Hentzes Grund und Boden von meinen Stiefeln, indem ich sie kräftig gegeneinanderschlage. Viel bringt das nicht, weil sich der Geruch nach Mist längst in sämtliche Polster meines Wagens eingefressen hat. Wenn der Tag stressig ist und ich zwei oder drei Höfe abklappern muss, steige ich zwischen den Begehungen oft auch einfach so ins Auto, ohne die Stiefel auszuziehen. Manchmal vergesse ich dann völlig, dass ich die Dinger immer noch anhabe, und stapfe damit auch in mein Büro im Landwirtschaftsamt. Was ganz schlecht ist. Denn wenn dann ein paar Krümel abgefallener Stalldreck auf dem Korridor liegen bleiben, macht Moni, die humorlose Sekretärin vom Chef, mir jedes Mal die Hölle heiß. Weil, was sollen denn die Besucher denken, wenn der klinisch reine Amtsflur derart geschändet wird?

Unsere Besucher sind fast alle Landwirte und werden ein bisschen Stallatmosphäre eher gemütlich finden, denke ich. Aber ich würde es nie wagen, der Moni das zu sagen. Ich nenne sie auch gar nicht Moni, sondern Frau Heisterbach. Nur unser allseits verehrter Amtsleiter Luzius Frings darf sie Moni nennen. Sie muss ihn aber trotzdem siezen.

Jedenfalls, als mir das mit dem Dreck zum ersten Mal passiert ist, habe ich gar nicht kapiert, was Moni hatte. Ich dachte, ihr fehlt was. Als ich gerade aus meinem Büro kam, stand sie plötzlich ganz starr auf dem Gang, sah auf den Boden und schnappte leise röchelnd nach Luft. Das war kein schönes Geräusch. Dann hob sie plötzlich den Kopf, und aus ihren Augen schossen wütende Blitze.

»Sie! Herr von und zu Franz! So jeht dat nit!«, stieß sie empört hervor und zeigte auf den Boden.

Ich sah zuerst gar nichts. Ein paar Krümel halt. Aber offenbar meinte sie genau die. Ich fand das schon arg übertrieben, aber als sie die tiefblauen Augen wie kleine Magnete auf meine Augäpfel heftete, fühlte ich, wie ich trotzdem rot wurde. Ich stotterte eine Entschuldigung und traute mich auch nicht, sie darauf hinzuweisen, dass ich Gryn von Frenz heiße und Gryn dabei auch nicht mein Vorname ist (okay, schlimmer als Mombert wäre das jetzt auch nicht). Denn erstens wusste die Moni das natürlich, und zweitens hörte sie mir eh nicht mehr zu. Sie holte schon das Kehrzeug aus der Abstellkammer neben den Klos und hielt es mir wortlos hin. Widerwillig nahm ich Besen und Blech entgegen und fegte die Bescherung unter ihren gestrengen Blicken weg. Es war erniedrigend.

Unsere Sekretärin ist also eine durchaus furchteinflößende Frau. Und damit ist sie nicht allein. Nicht wenige Frauen hier im Rheinland sind ähnlich wie sie. Einfach so … wahnsinnig energisch eben. Seit der Sache mit dem Schmutz im Flur hole ich mir jedenfalls immer schon freiwillig die Kehrschaufel, sobald ich wieder ein Stäubchen mit ins Amt bringe. Also, zumindest wenn ich weiß, dass unsere moni, wie ich sie seitdem insgeheim nenne, da ist.

Jetzt verstaue ich die Stiefel hinter dem Fahrersitz, ziehe meine normalen Schuhe über und rufe Bauer Hentze, der gerade schimpfend in der offenen Stalltür verschwindet, ein »Tut mir leid! Auf Wiedersehen!« nach, auch wenn er mich gerade Windbeutel genannt hat. Man hat mich schließlich zu ausgesuchter Höflichkeit erzogen, und die ist längst eine Art Reflex geworden, den ich kaum abstellen kann. Als ich klein war, hat meine Großmutter, eine hauchzarte Dame mit fluffig-silbrigem Haar, immer gesagt: »Adel hat nichts mit der Kleidung zu tun, Mombert. Er ist entweder innen, oder er ist gar nicht.«

Ich frage mich, ob sie das auch sagen würde, wenn sie mich jetzt sehen könnte. Vermutlich würde sie mich gar nicht erkennen. Jeans, Flanellhemd und lange Haare kamen in ihrem Universum schlicht nicht vor. Eher hätte die englische Queen beschlossen, fortan nur Jumpsuits zu tragen, als dass meine Großmutter sich in etwas anderem als einem Seidenkleid hätte blicken lassen.

Ich schließe die Heckklappe, stapfe zur Fahrertür und wuchte mich hinters Steuer, das seit einiger Zeit komischerweise immer zu dicht an meinem Bauch zu klemmen scheint. Bevor ich die Autotür zuziehe, höre ich aus der offenen Stalltür Hentzes wütendes »Jau. Du misch auch!«.

Aber egal. Solche Reaktionen bin ich gewöhnt. Klar wäre es schön, wenn jemand es gut fände, dass ich diesen Job mache, wo sich schon meine Eltern leicht angeekelt von meiner Berufswahl und damit gefühlt auch von mir abgewandt haben. Schon von wegen der Anerkennung und so. Aber ich kann wirklich nicht behaupten, dass sich die Landwirte aufrichtig freuen, wenn ich mitsamt Tablet und GPS-Flächenvermessungsgerät bei ihnen aufschlage, um meine Nase mal ganz genau in alles zu stecken. Wir Kontrolleure sind bei den Landwirten ungefähr so beliebt wie ein hartnäckiger Wurmbefall bei ihren Milchkühen.

Ich finde aber, eigentlich bräuchten sich die Bauern nicht zu beschweren. Nur ein paar Prozent beträgt ihre jährliche Chance auf den Jackpot, nämlich meinen Besuch. Wen es ereilt, legt unser Computersystem ganz allein fest. Und zwar mit einer ausgebufften Formel aus Zufallsprinzip und der Frage, ob es schon mal Mängel auf dem Betrieb gab oder die Höhe der Subventionen auffällig abweicht von ähnlichen Höfen. So was schärft unser Programm natürlich richtig an, da wird es ganz wuschig.

Nach dem erbaulichen Vormittag brauche ich erst mal einen Kaffee. Zehn Minuten später halte ich an der Tankstelle am Ortsausgang von Meckenheim und hole mir einen Coffee to go. Schwarz und ohne Milch, so kann ich ein paar Kalorien einsparen. Zurück im Auto will ich einen ersten Schluck nehmen, aber es kommt fast nichts raus aus dem winzigen Schlitz. Ich mache den Deckel einfach ab, nippe ein paarmal an dem heißen Getränk, damit der Becher nicht mehr so voll ist, und stelle ihn offen in die Konsole.

Gerade bin ich losgefahren, da klingelt das Handy, und das Display verrät mir: Es ist Frings, der leuchtende Stern am Amtsleiterhimmel.

Ich schalte auf die Freisprechanlage und melde mich.

»Isch bin et. Hören Se mal …«, sagt Frings statt einer Begrüßung. Er ist immer der Ansicht, wer so wichtig ist, braucht sich nicht vorzustellen.

Als er weiterreden will, unterbreche ich ihn. »Wer spricht denn da?«

»Isch, Frings eben. Menschenskind. Also, wat ist denn da auf dem Betrieb passiert?«

»Äh, wo genau jetzt?«

»Na, bei dem Dingshof, wo Sie waren. Da is einer tot!«

Wie, tot?! Mein Verstand steht kurz still. Hat der Chef was getrunken? Ach Quatsch, der meint sicher ein Tier, das eingegangen ist, wo ich kontrolliert habe. Andererseits … Wo soll da der Zusammenhang sein? Außerdem würde er mich wegen so was kaum auf dem Handy anrufen.

»Gab es einen Unfall?« frage ich ratlos. »Wo denn? Beim Hentze?«

»Nee. Ja. Beim Lammershof. Also nicht auf dem Hof, sondern im Wald, im Kottenforst. Wat genau passiert ist, weiß keiner, dat isset ja. Is Ihnen denn da gestern nix aufgefallen?«

»Nein, als ich da war, haben alle noch gelebt«, witzele ich lahm, und meine Gedanken fahren Karussell.

»Dat is nicht lustig, von Gryn! Der Lammers is tot. Mausetot. Der liegt beim Eisernen Mann. Also, jetzt nicht mehr. Aber die Polizei hat gesagt, der wär … angebrannt. Wie bei ’nem Stromschlag.«

Stromschlag? Ich kapiere rein gar nichts und versuche, einen Sinn in dem zu finden, was der Chef da gerade erzählt.

Als er merkt, dass von mir nichts kommt, redet er weiter. »War vermutlich ein Blitz, aber...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Reihe/Serie Graf Mombert ermittelt im Rheinland
Mombert ermittelt im Rheinland
Mombert ermittelt im Rheinland
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bauer Krimi • Bonn • Eberhofer • Filz • Klüngel • Kottenforst • Krimi Bonn • Krimis • Landwirtschaft • Meckenheim • Regionalkrimi • Umwelt Krimi
ISBN-10 3-7517-3275-6 / 3751732756
ISBN-13 978-3-7517-3275-8 / 9783751732758
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