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30 Tage Dunkelheit (eBook)

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eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
400 Seiten
Tropen (Verlag)
978-3-608-11997-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

30 Tage Dunkelheit -  Jenny Lund Madsen
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»Ein wahrhaft origineller Krimi, der Humor und Spannung perfekt ausbalanciert.«VOGUE Scandinavia Eine Schriftstellerin auf der Suche nach Inspiration. Ein kleines isländisches Dorf. Ein ungelöster Mordfall. Und eine Realität, die sich mehr und mehr selbst schreibt. 30 Tage Dunkelheit ist die Entdeckung des Jahres aus Dänemark. »Jeder Idiot kann in einem Monat einen Krimi schreiben!«, schimpft die renommierte, aber leider auch ziemlich erfolglose Schriftstellerin Hannah Krause-Bendix vor laufender Kamera. Nun muss sie, um ihren Ruf zu retten, in einem Monat einen Krimi abliefern. Kurzentschlossen wird sie von ihrem Lektor in die winterliche Einöde Islands geschickt - die perfekte Kulisse, wie ihm scheint. Doch als der Neffe ihrer Gastgeberin unter mysteriösen Umständen tot aufgefunden wird, wird die Fiktion plötzlich Realität. War es Mord? Je tiefer Hannah gräbt, desto deutlicher wird ihr zu verstehen gegeben, dass sie sich raushalten soll. Und bald steht nicht mehr nur Hannahs Karriere auf dem Spiel.

Jenny Lund Madsen, geboren 1983, ist eine der renommiertesten Drehbuchautorinnen Dänemarks. Für ihren Debütroman Dreißig Tage Dunkelheit wurde sie mit dem Harald Mogensen Prize für den besten dänischen Kriminalroman ausgezeichnet.

Jenny Lund Madsen, geboren 1983, ist eine der renommiertesten Drehbuchautorinnen Dänemarks. Für ihren Debütroman Dreißig Tage Dunkelheit wurde sie mit dem Harald Mogensen Prize für den besten dänischen Kriminalroman ausgezeichnet. Julia Gschwilm, geboren 1977, studierte Skandinavistik, Germanistik und Philosophie in München und Lund. Sie übersetzt Belletristik und Sachbücher sowie Dialogbücher für den Synchronbereich aus dem Schwedischen, Norwegischen und Dänischen. Julia Gschwilm lebt und arbeitet in München.

»Ein unterhaltsam ausgetüftelter Krimi, indem auch der Humor seine Berechtigung hat. Hervorragend dargeboten von einer Autorin, die in ihrem Heimatland ganz oben auf den Bestsellerlisten angesiedelt ist.«
Horst Tress, Magazin Köllefornia, 10. März 2023

»Auf den knapp 400 Seiten findet sich eine gelungene Mischung aus Gefühlen, Spannung und unerwarteten Wendungen.«
Gabi Radeck, Buchprofile/ Medienprofile, 04. August 2023

»Jenny Lund Madsens Debütroman ist eine spannende, gleichzeitig aber auch äußerst humorvolle Kriminalgeschichte mit einem clever konstruierten Plot und einer wundervollen Atmosphäre, die einen mitnimmt ins winterliche Island.«
Thomas Gisbertz, Krimi-Couch, April 2023

»›30 Tage Dunkelheit‹ ist schlicht grossartig! Reich an überraschenden Wendungen, fesselnd, gescheit und witzig.«
Hans Durrer, B & B – Bücher & Bilder, 18. Juni 2023

1


Eine Hand berührt über die Armlehne hinweg eine andere, Finger verschränken sich ineinander. Sie lehnen sich gleichzeitig zurück. Er dreht den Kopf eine Millisekunde vor ihr herum, er hat Angst vor dem Fliegen, versucht es jedoch zu verbergen, sie hat keine, tut jedoch so, als ob. Sie lieben sich mit den Augen und üben die Liebe aneinander, während sie vom Boden abheben.

Sie: Ich hab auf einem Berg gecampt.

Er: Ich bin Ski gefahren.

Sie: Ich hab dir den Atem genommen.

Er: Ich hab in Brüssel getanzt.

Das Flugzeug ist in der Luft, seine leicht schwitzige Hand …

So weit, so gut. Was jetzt? Wie erzählt man von zweien, die sich gerade verlieben? Wie schildert man ihre Gefühle, ohne wie eine schlechte Kopie von Goethe zu klingen, oder noch schlimmer: eine viel zu gute Kopie von Barbara Cartland? Wie auch immer, das Ganze ist viel zu banal. Mit einem festen Druck auf delete löscht sie den kompletten Abschnitt. Das Gefühl der Unzulänglichkeit spült sie mit einem großen Glas Rotwein hinunter und kippt gleich noch eines hinterher – um das Gefühl der Mittelmäßigkeit loszuwerden, braucht sie mehr als ein Glas. Hannah Krause-Bendix hat noch nie eine schlechte Rezension bekommen, nicht ein negatives Wort haben die Rezensenten über einen ihrer vier Romane verloren. Sie ist ein literarischer Superstar, war zweimal für den Literaturpreis des Nordischen Rates nominiert, hat ihn nie gewonnen, aber das ist unerheblich: Sie glaubt nicht, dass Literatur mit Preisen bewertet werden kann. Aus diesem Grund hat sie auch nie einen der vielen Preise angenommen, die ihr im Lauf der Jahre zugesprochen wurden. Hannah ist in ihren eigenen Augen ein fünfundvierzigjähriger Ausbund an Integrität und unterstreicht bei jeder sich ihr bietenden Gelegenheit, dass kommerzieller Erfolg unter ihrer Würde ist. Ihr Lektor ist möglicherweise der Einzige, der weiß, dass das eine Lüge ist. Dialog, von vorne:

Er: Es gibt Straßen in Kopenhagen, die nur in meinen Träumen existieren.

Sie: Aber sind sie deswegen weniger real?

Wieder delete. Sie hat in ihren Büchern noch nie von der Liebe erzählt, und momentan sieht es so aus, als würde es ein One-Night-Stand ohne Folgen bleiben. Hannah steht rastlos vom Schreibtisch auf, deutsches Design, Mahagoni, schwer genug, um ihre normalerweise so genialen Worte zu tragen. Doch heute gibt es nicht viel zu tragen, die Worte kommen einfach nicht. Auch heute nicht. Hannah schreitet ihre Dachwohnung ab, siebenundsechzig Quadratmeter, das ist schnell getan. Sie stellt sich ans Fenster, öffnet es, bläst Rauch über die Dächer der Stadt. Es ist ein schöner Tag, Kopenhagen macht sich gut in der Herbstsonne, die Menschen laufen beharrlich mit kurzen Ärmeln herum, obwohl schon November ist. Als würde die nackte Haut den Sommer halten. Manchmal ist sie neidisch auf diese Menschen, die ihren Nachwuchs im Kinderwagen herumschieben, sich sorglos gegenseitig grüßen und Soja-Latte aus Pappbechern trinken. Die Kopenhagener sind so gut darin, sonntags glücklich auszusehen. Einen kurzen Moment überlegt sie, ob sie doch hingehen soll. Bastian wird ihr monatelang keinen Wunsch mehr abschlagen können, wenn sie es tut. Keine schlechte Aussicht: ein dankbarer, fügsamer Lektor. Äußerst verlockend. Doch dann drückt sie die Zigarette aus und reißt sich zusammen. Sie wird nicht auf einer todlangweiligen Buchmesse ihre Romane für einen Pöbel signieren, der Bücher nicht von Literatur unterscheiden kann. Außerdem erwarten sie dort auch keine Busladungen voller jubelnder Fans. Hannahs Leserschaft ist genauso klein wie elitär – trotz ihres Renommees lebt sie nach wie vor als Autorin von des staatlichen Kunstfonds Gnaden. Sie schreibt die Art von Büchern, in denen ein alter Mann einen Schluck Kaffee nimmt und über vierzig Seiten hinweg nachdenkt, bevor er einen weiteren Schluck nimmt. Und dann ist nicht nur der Kaffee kalt geworden. Die meisten ihrer Leser sind es auch.

Hannah geht in die Küche und redet sich ein, dass sie es aus einem bestimmten Grund tut. Aber das stimmt nicht. Ihr Hungergefühl ist nicht echt, sie hat erst vor einer Stunde gefrühstückt. Erst vor einer Stunde, wirklich? Die Uhrzeit leuchtet ihr vom Herd her digital entgegen, ein stummer Vorwurf: Es ist noch nicht einmal elf Uhr, und sie ist schon bei ihrem dritten Glas Wein und ihrer fünften Kippe. Das muss aufhören. Von jetzt an kein Alkohol mehr vor zwölf. Ein Versprechen, das sie schon viel zu oft gebrochen hat, und sie weiß, dass sie es auch diesmal tun wird. Was für ein verdammtes Schriftstellerklischee sie doch ist. Sie öffnet ein paar Schranktüren, schließt sie wieder. Dasselbe Ritual mit dem Kühlschrank: öffnen, schließen. Doch der Hunger kommt nicht, sie hat auf nichts Lust. Warum lässt ihre Inspiration sie in letzter Zeit nur so im Stich?

Korrektur: Ihre Inspiration ist nicht das Problem. Stoff hat sie genug. Es ist eher der Umgang damit, die Verschriftlichung sozusagen. Eine bestimmte Empfindung, ein scharfsinniger Gedanke oder ein bedeutungsvolles Wort bilden keinen Erzählanlass mehr, denn der Rest kommt einfach nicht. Oder genauer gesagt, das, was kommt, ist zu schlecht, zu floskelhaft, zu prätentiös, zu beliebig. Sie trifft nicht mehr wie sonst den Nerv. Charakterstudien sind Hannahs Stärke. Sie hat ein intuitives Gefühl für ihre Figuren, sodass ihre Leser nicht nur denken, sie würden diesen Menschen kennen, sondern sie wären dieser Mensch. Hannah ist eine Beobachterin. Während die anderen Gäste bei einem Abendessen um allgemeine Aufmerksamkeit wetteifern, beobachtet sie – sie erhebt nicht wie die anderen die Stimme und zitiert Fakten, sie sitzt still da und lächelt nur flüchtig über das etwas schräge Gespräch. Hannah registriert die flackernden Augen einer Person und die leeren Worthülsen, die sie von sich gibt, sie spürt die innere Entfremdung und den verzweifelten Wunsch, nicht ertappt zu werden. Doch wobei? Dem seelischen Ungleichgewicht, der empfundenen Langeweile, dem Versuch, etwas zu schützen, das zu gut und schön für die Umwelt ist? Über derartige Fragen grübelt Hannah nach, ihnen dichtet sie Geschichten an, um ihre Leser lebensklüger zu machen. Aber mittlerweile zweifelt Hannah daran, dass sie mit ihrer Schreiberei tatsächlich irgendjemanden klüger macht. Am allerwenigsten sich selbst. Da sind nur endlose Gedankenreihen auf Papier. Das ist der Grund, weshalb sie sich nun an der Liebe versucht, sie will zurück auf die richtige Spur kommen. Oder eine neue finden.

Doch es ist schwer, eine Handlung zum Thema Liebe zu erfinden, wenn man selbst in einer Paarbeziehung nie über den ersten Wendepunkt hinausgekommen ist – und vielleicht besonders schwer, wenn man nicht an Handlungen glaubt. Sie wirft einen Blick aus dem Küchenfenster, hinaus in den Garten, wo ein paar Kinder spielen. Falls es ein Spiel ist, Regenwasser aus einer großen Tonne zu holen und die Blumen zu gießen. Dem Lachen und fröhlichen Kreischen der Kinder nach zu urteilen, macht es ihnen jedenfalls Spaß. Hannah seufzt, wie schön muss das sein, ein so leichtes und unbekümmertes Leben. Sie schüttelt den Gedanken ab, will nicht hier sitzen und sich selbst bemitleiden. Wenn sie ganz ehrlich ist, hat sie einen Teil ihrer Probleme selbst geschaffen, besonders im Hinblick auf die Liebe. Es ist nicht so, dass Hannah nicht lieben kann. Das hat sie sogar schon ziemlich oft getan, aber immer nur für kurze Zeit. Generell hat sie einfach nicht besonders viel Geduld mit anderen Menschen, und in Liebesbeziehungen ist sie immer enttäuscht worden, bevor sie sich überhaupt richtig entwickelt haben. Enttäuscht ist vermutlich das falsche Wort. Gelangweilt trifft es wohl besser. Vielleicht liegt es daran, dass sie ihre Zeit damit verbringt, in den Köpfen ihrer Charaktere herumzufuhrwerken, und dadurch immer den Eindruck hat, allen anderen zehn Schritte voraus zu sein. Sie würde so gern einmal überrascht werden, jemanden treffen, den sie nicht gleich durchschaut. Doch langsam zweifelt sie daran, dass das jemals geschehen wird.

Bastian zweifelt nicht an ihr, das hat er noch nie getan. Aber er hat so ein unfassbar schlechtes Urteilsvermögen. Wenn er nicht ihr bester (na ja, seien wir mal ehrlich, einziger!) Freund, größter Fan und unverrückbar loyaler Lektor wäre, hätte sie ihm schon vor vielen Jahren die Freundschaft gekündigt. Er ist ihr zu kommerziell geworden. Sie fragt sich schon seit Langem, warum er sie eigentlich mag. Hannah ist Bastians einzige literarische Autorin, die anderen »Autoren«, die er betreut, schreiben...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2023
Übersetzer Julia Gschwilm
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte abgründig • Dänemark • Drehbuchautorin • Erfolgreich • Familie • Follow the Money • Geheimnisse • Humor • Island • Islandkrimi • Krimi • Netflix • Preis • Rita • Shootingstar • Skandinavienkrimi • Twist
ISBN-10 3-608-11997-3 / 3608119973
ISBN-13 978-3-608-11997-8 / 9783608119978
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