Dunkle Verbindungen (eBook)
368 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31114-3 (ISBN)
Gil Ribeiro, geboren 1965 in Hamburg, landete 1988 während einer Interrail-Reise quer durch Europa nur dank eines glücklichen Zufalls an der Algarve und verliebte sich umgehend in die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Portugiesen. Seitdem zieht es ihn immer wieder in das kleine Städtchen Fuseta an der Ost-Algarve, wo ihm die Idee zu »Lost in Fuseta« kam. In seinem deutschen Leben ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. Holger Karsten Schmidt lebt und arbeitet bei Stuttgart.
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Taschenbuch (Nr. 17/2024) — Platz 13
- Spiegel Jahres-Bestseller: Belletristik / Paperback 2023 — Platz 7
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 31/2023) — Platz 20
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 30/2023) — Platz 13
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 29/2023) — Platz 13
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 28/2023) — Platz 15
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 27/2023) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 26/2023) — Platz 7
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 25/2023) — Platz 4
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 24/2023) — Platz 8
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 23/2023) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 22/2023) — Platz 4
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 21/2023) — Platz 2
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 20/2023) — Platz 2
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 19/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 18/2023) — Platz 1
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 17/2023) — Platz 1
- Spiegel Bestseller: Belletristik / Paperback (Nr. 16/2023) — Platz 1
Gil Ribeiro, geboren 1965 in Hamburg, landete 1988 während einer Interrail-Reise quer durch Europa nur dank eines glücklichen Zufalls an der Algarve und verliebte sich umgehend in die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Portugiesen. Seitdem zieht es ihn immer wieder in das kleine Städtchen Fuseta an der Ost-Algarve, wo ihm die Idee zu »Lost in Fuseta« kam. In seinem deutschen Leben ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. Holger Karsten Schmidt lebt und arbeitet bei Stuttgart.
2.
»Bitte gehen Sie weiter – einer unserer Gäste hatte einen Schwächeanfall«, log Marcos Serra.
Er trug einen feinen Anzug aus Sevilla und winkte ein britisches Ehepaar mit einem einstudierten Lächeln und manikürten Fingern weiter. Er war für die Öffentlichkeitsarbeit des Golfresorts zuständig. Und er stand vor einem GAU. Denn der Schwächeanfall der Frau, die man aus dem See geborgen hatte, würde ziemlich dauerhafter Natur sein – was zum Glück niemand sah, denn zwei Angestellte schirmten mögliche Blicke auf sie mit einer Decke ab. Er war so geistesgegenwärtig gewesen, ein Absperrband zwischen einer Pinie und einer Sockelleuchte zu spannen, wo der Weg weiter vorne zum See abzweigte. Alle hatten sich daran gehalten, bis auf das britische Paar, dem es irgendwie gelungen war, es zu übersehen.
Nun ja, dachte Serra, Briten hielten gerne an gewohnten Wegen fest. Wie am Pfund oder am Linksverkehr.
Immerhin hatte es zu regnen aufgehört.
Zu seiner Erleichterung näherte sich nun von einem der Restaurants eine Gestalt, die sich im Gehen mit einem Kamm den Scheitel nachzog. Sie trug einen italienischen Maßanzug in Mittelgrau, dazu ein weißes Hemd und schwarze Oxford-Schuhe von Santoni. Das schwarze Haar und der schmale Oberlippenbart, aufs Feinste gestutzt, rundeten das Bild ab: Miguel Duarte, Sub-Inspektor der Kripo, der Polícia Judiciária.
Er war im Resort seit einiger Zeit häufiger zu Gast, denn er beriet die Geschäftsführung in seiner Freizeit in Sicherheitsfragen. Im Gegenzug durfte er hier seine Fertigkeit als Golfer vervollkommnen oder im Restaurant speisen.
Miguel Duarte stammte wie Serra eigentlich aus Sevilla, und sie waren sich in ihrem Bedauern über die portugiesische Begrenztheit sofort einig gewesen. Intellektuell, ästhetisch, wirtschaftlich, kulturell – die Reihe war endlos, wie sie bei einem Gläschen an der Bar festgestellt hatten (natürlich bei einem aus Andalusien). Im Grunde, stellten sie fest, waren die Portugiesen ein wandelnder Mangel.
Duarte arbeitete aber trotzdem bei der örtlichen Kriminalpolizei, und er ließ gegenüber Serra bei ihrem ersten Gespräch durchblicken, dass er in nachrichtendienstlicher Mission unterwegs sei, quasi ein spanischer Señor Bond. Ein Umstand, über den er nicht viele Worte verlieren durfte, versteht sich – was ihn in Serras Wertschätzung enorm steigen ließ, der ihm seitdem gebannt an den Lippen klebte.
Serra selbst war hier, weil er den Chef des Resorts kannte – seinen Schwager nämlich, natürlich ebenfalls Spanier.
Duarte jedenfalls erreichte ihn jetzt, trat neben ihn und warf einen Blick auf die Leiche.
»Kennst du sie?«
»Ja. Eine Deutsche. Karen Riemann.«
»Hat sie in der Gegend gearbeitet?«
»Ich glaube, sie ist – war Hausverwalterin«, antwortete Serra und zeigte auf ein Haus, das keine hundert Meter entfernt lag, eine Villa in einem satten Beigeton. »Die da. Gehört ebenfalls einem Deutschen. Sie kümmert sich darum. Villa Ria.«
»Verstehe. Villa Ria – wie einfallsreich. Ihr habt sie aus dem See gezogen?«
»Ja. Das junge Pärchen dort hat sie entdeckt. Sie säubern die Teiche von Golfbällen.«
Er deutete mit dem Kopf hinüber zu einer Parkbank, auf der Toninho neben Zara saß und beruhigend auf sie einsprach. Zara wirkte sichtlich mitgenommen. Duarte erkannte sie und ihren Freund sofort.
Es war diese Vollwaise, die man auf Rat von Soraia Rosado vor zwei Jahren bei dem Alemão einquartiert hatte. Und irgendwie hatte der es fertiggebracht, dass sie ihr aggressives Verhalten nach und nach ablegte, ihre Widerspenstigkeit und ihren grenzenlosen Zorn auf die Welt. Vermutlich hatte sie in ihm einen Verwandten im Geiste entdeckt oder so, schließlich war der Deutsche auch plemplem, er trug etwa bei hohen Temperaturen einen schwarzen Anzug. Ganz offensichtlich hatte er jedenfalls einen gehörigen Sprung in der Schüssel.
Und Toninho?
Von dem wusste Miguel nicht viel. Nur, dass er ständig irgendwelchen Gelegenheitsjobs nachging. Allerdings hatte er sich für ein Praktikum bei der GNR gemeldet. Daran war Carlos Esteves, Losts Kollege bei der Kripo, nicht ganz unschuldig.
Als Toninho ihn vor ein paar Wochen gefragt hatte, ob er den Job als Bulle allen Ernstes mochte, sagte er: »Weißt du, ich kann überall so schnell fahren, wie ich möchte. Wenn ich geblitzt werde, sortier ich das Foto einfach aus. Jeder möchte mein Freund sein, man isst und trinkt sich durch ganz Olhão, und es kostet dich keinen Cent, weil alle dir was ausgeben möchten. Und das Großartigste daran – sozusagen die Kirsche auf der Torte – ist: Du hast die Marke. Du gehörst zu den Guten.«
Da war Toninho das Lachen vergangen.
Was von Esteves als Spaß gedacht war, fiel bei Toninho auf fruchtbaren Boden: Morgen war sein erster Tag.
»Olá Senhor Duarte«, sagte Toninho. Zara schwieg.
»Olá, ihr beiden. Ihr habt sie also gefunden. Irgendeine Ahnung, wie die Frau in den Teich gekommen ist?«
Kopfschütteln.
Duarte musterte sie kurz und beschloss dann, dass hier nichts weiter zu holen war.
»Gut, dann könnt ihr gehen. Und morgen …« Weiter kam er nicht, denn Zara sprang auf und lief an ihm vorbei. Duarte blickte ihr nach, um zu sehen, wie sie auf Leander Lost zueilte und ihn umarmte.
»Wir haben eine tote Frau entdeckt!«
Leander trug wie immer seinen Anzug, eine schwarze Lederkrawatte und – als kleines Zugeständnis an dieses Land – schwarze Espadrilles.
Zara schmiegte sich Schutz suchend an ihn. Er ließ es geschehen, obwohl er auf Berührungen äußerst empfindlich reagierte. Sie waren ihm unangenehm, und er stand deshalb so lässig da wie ein Laternenmast. Aber ihm war klar, dass sie ihn jetzt brauchte. Und so strich er ihr mechanisch über den Rücken.
Soraia, die Leander hierher begleitet hatte, winkte Toninho mit einer mitfühlenden Miene zu sich.
»Zara hat schon ganz blaue Lippen«, sagte sie. »Geht rüber ins Clubhaus, zieht euch um, trocknet euch ab. Und dann bringe ich euch nach Hause.«
Toninho nahm Zara sanft an der Hand, die sich jetzt von Lost löste und von ihm und Soraia flankiert den Weg zum Hauptgebäude antrat.
Kaum waren sie weg, trafen auch die Kollegen ein: Graciana Rosado, Soraias ältere Schwester und Losts Vorgesetzte, sowie Carlos Esteves, ebenfalls Sub-Inspektor bei der Kripo und vom gleichen Dienstrang wie Duarte und Leander Lost. Der Mann, der Toninho unbeabsichtigt zu dem Praktikum bei der GNR animiert hatte.
Esteves trug eine kurze Hose, dazu Espadrilles und ein gebügeltes, offenes, hellblaues Hemd. In Spanien, wusste Duarte, hätte ein Vorgesetzter mit Sinn und Verstand ihn niemals so auf die Straße gelassen. Noch dazu kaute er gerade etwas.
Er hatte halblange, schwarze Haare und einen gepflegten Vollbart. Große, kräftige Hände.
Graciana Rosado dagegen trug eine enge Hose und eine taillierte Bluse. Die Haare offen. Sie bewegte sich mit jener gewissen Dynamik, die Temperament verriet. Ihr Blick war offen und klar.
Kurz hinter ihnen folgte auch die Rechtsmedizinerin Oliveira mit ihrem kleinen Koffer. Hose und Shirt in Kaki, eine Farbe, die ihren schönen Teint unterstrich. Die langen, zum Teil ergrauten Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihr war anzusehen, dass sie viel Sport trieb und sich gesund ernährte.
Nach der kurzen Begrüßung hockte sich die Doutora neben die Leiche und untersuchte sie.
»Ihr Name ist offenbar Karen Riemann«, sagte Duarte betont beiläufig, »das hab ich schon ermittelt. Und das ist Senhor Serra. Er ist für uns der offizielle Ansprechpartner von Monte Rainha. Senhora Graciana und die Senhores Esteves und Lost von der PJ.«
Esteves nickte ihm zu und sah hinüber zum Restaurant, von dem er schon viel Gutes gehört hatte. Und obwohl er gerade ein köstliches Bifana auf dem Weg hierher gegessen hatte, regte sich bei dem Anblick bereits wieder sein Appetit.
»Boa tarde«, sagte Graciana und schüttelte dem Mann die Hand, der ihren Gruß erwiderte und Leander und Carlos zunickte. »War die Frau bei Ihnen angestellt?«
»Nein«, sagte Serra. »Einige Häuser konnten vor der Bauphase vom Monte Rainha erworben und noch individuell gestaltet werden. Unser Resort besitzt etwa die Hälfte. Alle anderen Häuser und Apartments sind in privatem Besitz. Frau Riemann hat das da betreut«, er deutete zu der Villa, die er auch schon Duarte gezeigt hatte, »die Villa Ria. Sie war eine Alema. Der Hausbesitzer ist es auch. Er vermietet es an Touristen, und Senhora Riemann hat sich um die Abwicklung gekümmert. Auch darum, dass alles sauber und mit frischer Bettwäsche ausgestattet war.«
»Ich...
Erscheint lt. Verlag | 5.4.2023 |
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Reihe/Serie | Leander Lost ermittelt | Leander Lost ermittelt |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Algarve • Algarve-Krimi • ARD-Serie • ARD-Verfilmung • Asperger-Autist • Autismus • autistischer Ermittler • Buch für den Strand • Carolina Conrad • Cozy Crime • Einsame Entscheidung • Faro • Faro Krimi • Golf • Holger Karsten Schmidt • Javier Cercas • Krimi für den Urlaub • Krimi in Portugal • Kriminalroman • Krimireihe • Leander Lost • Lost in Fuseta • Mariana da Silva • Portugal • Portugal-Krimi • portugiesischer Krimi • Regionalkrimi • Schwarzer August • spiegel bestseller • Spur der Schatten • Tomas Bento • Urlaubskrimi • Urlaubskrimi Portugal • Weiße Fracht |
ISBN-10 | 3-462-31114-X / 346231114X |
ISBN-13 | 978-3-462-31114-3 / 9783462311143 |
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