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Dickens und Prince (eBook)

Unvergleichliche Genies

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
160 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31107-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dickens und Prince -  Nick Hornby
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Ein warmherziges und unterhaltsames Buch über Kunst, Kreativität und die überraschenden Gemeinsamkeiten zwischen dem viktorianischen Romancier Charles Dickens und dem modernen amerikanischen Rockstar Prince. Mit der Bewunderung eines Fans und seinem typischen Humor und Witz zeigt uns Nick Hornby die kuriosen Ähnlichkeiten zwischen zwei auf ihre Art genialen Künstler, die bis heute gelesen oder gehört, bewundert und nachgeahmt werden. Hornby untersucht die persönlichen Tragödien der beiden Ausnahmetalente, ihren sozialen Status und ihre grenzenlose Produktivität und zeigt, wie diese beiden ungleichen Männer aus verschiedenen Jahrhunderten »die Welt erleuchteten«. Dabei schafft er ein anregendes Kaleidoskop über die Kreativität, die Extravaganz, die Disziplin und die Leidenschaft, die es braucht, um große Kunst zu schaffen.

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London.

Nick Hornby, 1957 geboren, studierte in Cambridge und arbeitete zunächst als Lehrer. Er ist Autor zahlreicher Bestseller: »High Fidelity«, verfilmt mit John Cusack und Iben Hjejle, »About a Boy«, verfilmt mit Hugh Grant, »A Long Way Down«, verfilmt mit Pierce Brosnan, »How to Be Good«, »Slam« und »Juliet, Naked«, sowie weiterer Bücher über Literatur und Musik. Nick Hornby lebt in London. Stephan Kleiner, geboren 1975, lebt als literarischer Übersetzer in München. Er übertrug u. a. Geoff Dyer, Michel Houellebecq, Gabriel Talent und Hanya Yanagihara ins Deutsche.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit


Ach, und beide hatten als Heranwachsende mit Geldproblemen zu kämpfen. Es gab und gibt so viele arme Menschen auf der Welt, dass das nichts Besonderes zu sein scheint, aber sie waren wirklich bedeutende Künstler, und die in der Kindheit erfahrene Armut hätte sie daran hindern sollen, es so weit zu bringen. Denn das ist schließlich der normale Gang der Dinge, oder? Und in vielen Bereichen ist es tatsächlich noch immer so, aber im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts hat die Kunst eine Veränderung durchgemacht und ihre Schöpfer mit ihr. Elvis Presley, Cary Grant, Louis Armstrong, Billie Holiday, James Brown, Jimi Hendrix, Charlie Chaplin, Dolly Parton, Leonardo DiCaprio, Jay-Z, Giganten auf ihrem jeweiligen Gebiet, litten allesamt unter lähmender Armut.

Und dann waren da noch die allseits bekannten Künstler, die nicht verhungerten, soweit bekannt, deren Eltern jedoch alles andere als wohlhabend und teils nicht einmal in der Lage waren, die eigenen Kinder zu versorgen. Richard Burton, eines von dreizehn Kindern, Sohn eines Bergarbeiters, wurde von seiner Schwester großgezogen; Marilyn Monroe wurde zum Staatsmündel; James Dean wuchs bei Tante und Onkel auf und Marvin Gaye in einer Sozialsiedlung in Washington; Martin Scorsese, der an chronischem Asthma litt, kam in Queens zur Welt, und seine Eltern arbeiteten im Textilviertel. Man könnte die Behauptung aufstellen, dass sie nicht trotz, sondern wegen ihrer Armut berühmt wurden. Es gibt da natürlich das Bedürfnis und den Drang auszubrechen, worauf wir später noch zu sprechen kommen. Aber sie lernten alle, ihrem Ich und dem Leben, das sie gelebt hatten, auf eine Art und Weise Ausdruck zu verleihen, die in Millionen anderer Menschen etwas ansprach – Menschen, die ihre Erfahrungen geteilt hatten, oder Menschen, die offenbar nichts mehr von denen hören wollten, die ein privilegierteres Leben geführt hatten. (In den 1960ern waren an den Eliteuniversitäten jede Menge Studenten auf Hendrix versessen.)

Entscheidend ist auch, dass die Türhüter der Populärkultur meist in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen waren. Eliteuni-Absolventen leiteten keine Studios oder Plattenlabels oder schusterten ehemaligen Eton-Kommilitonen Jobs zu. Jack Warner von Warner Bros. war ein Kind polnisch-jüdischer Einwanderer, die in Kanada vor den Pogromen Zuflucht gesucht hatten. Darryl Zanuck wurde in Wahoo (Nebraska) geboren. Berry Gordy von Motown schmiss in der elften Klasse die Schule, um Boxer zu werden. Sam Phillips, Besitzer von Sun Records und Entdecker von Elvis, war das jüngste von acht Kindern und half auf der gepachteten Farm seiner Eltern bei der Baumwollernte.

Wie man sieht, fällt es mir nicht schwer, bekannte Beispiele zu finden. James Dean, Monroe, Elvis, Hendrix … von den meisten dieser Künstler hätte man in jeder Filiale eines Musik- oder Postergeschäfts Plakate kaufen können, als es so etwas noch gab. Einige von ihnen hat Warhol auf Lithografien verewigt. Mit dem Besuch einer Privatschule kann man sich noch immer einen Studienplatz, einen Lehrstuhl, eine Stelle in einer Kanzlei oder einer Bank, einen Sitz im Vorstand eines bedeutenden Unternehmens oder eine politische Laufbahn erkaufen. Was man sich damit offenbar nicht erkaufen kann, ist der Status eines Superstars im Bereich der populären Kunst, was nur einer der Gründe für meine Liebe zur populären Kunst ist. Man könnte den Rest seines Lebens als Kulturkonsument damit verbringen, Menschen zuzusehen, Menschen zuzuhören, die Bücher von Menschen zu lesen, die in ihrer Jugend nur zu wenigen Dingen Zugang hatten, und es wäre ein reichhaltiges und erfülltes kulturelles Leben – sicherlich reichhaltiger und erfüllter als das von jemandem, der aus irgendeinem Grund nur die Erzeugnisse von Sprösslingen wohlhabender Familien konsumieren wollte.

Prince’ Probleme – und man weiß erstaunlich wenig über seine Kindheit, über die er selten sprach – schienen in der Scheidung seiner Eltern zu wurzeln. Möglicherweise litt er als Kind an Epilepsie, und es scheint, als hätte er unter zumindest seelischem Missbrauch durch seinen Stiefvater gelitten. »Manchmal glaube ich, die Gemeinsamkeit zwischen Prince und anderen Genies – Ray Charles, Bessie Smith und James Brown – besteht darin, dass sie irgendwann von ihren Müttern verlassen wurden«, schrieb Questlove in einem nach Prince’ Tod erschienenen Rolling-Stone-Artikel. »Viele Black-Music-Künstler wurden von ihren Vätern verlassen, aber durch eine abwesende Mutter entsteht ein Bruch, der viel tiefer geht.«

Er zog zu seiner Tante und dann zu seinem Vater, aber im Anschluss an eine Auseinandersetzung, bei der es möglicherweise um Sex und Mädchen im Haus ging, warf der Vater ihn hinaus. »Er sprach manchmal über seine Vergangenheit und seine Familie, und es war kein unbelastetes Thema für ihn«, sagte Peggy McCreary, eine von Prince’ Toningenieurinnen. »Außerdem hat mir sein Manager einige Dinge erzählt, die etwas Licht darauf warfen, wer er war. Über die Art, wie er aufwuchs, und dass er kein Zuhause hatte und mit zwölf auf der Straße landete und dass er bei [seinem Freund und Bandmitglied] Andre im Keller wohnte und sein Dad vielleicht einmal in der Woche vorbeikam und ihm Kuchen zum Essen brachte […] Es war ziemlich hart. Er war mehr oder weniger auf sich allein gestellt, bis er groß rauskam, und dann tauchten natürlich alle wieder auf.« Falls Prince und Dickens nach ihrem Tod auf irgendeine Weise miteinander kommunizieren konnten, ist leicht vorstellbar, dass sie recht bald auf Leute zu sprechen kamen, die unvermittelt wieder auf der Bildfläche erscheinen.

Dickens’ Armut ist im Gegensatz zu der von Prince wohlbekannt und gut dokumentiert. Sein Freund und erster Biograf John Forster lässt ihn in Charles Dickens’ Leben persönlich zu Wort kommen, und seine Erfahrungen sind in fiktionalisierter Form in mehrere seiner Romane eingeflossen. Wieder lautet die magische Zahl zwölf: In diesem Alter wurde Dickens von zu Hause fortgeschickt, um ohne seine Familie in einer von ungnädigen Betreibern geführten Fremdenpension zu leben. Zum Arbeiten schickte man ihn in eine Fabrik für Schuhpolitur; Vater, Mutter und die jüngeren Familienmitglieder lebten unterdessen im Marshalsea, einem Schuldnergefängnis. Es ist schwer zu sagen, wer von beiden, Prince oder Dickens, die traumatischere Kindheit hatte, zumal in Anbetracht von Prince’ Verschwiegenheit in Bezug auf sein Leben vor dem Starruhm. Dickens’ Trauma war ganz sicher schwerwiegend, aber es kam mehr oder weniger aus heiterem Himmel über ihn, und die schlimmste Phase war uncharakteristisch kurz.

Die meisten in extremer Armut aufwachsenden Kinder bleiben arm, aber mit den Dickens ging es in finanzieller Hinsicht auf und ab. John Dickens bezog ein recht ordentliches Gehalt, konnte aber so schlecht mit Geld umgehen, dass ihm die Schulden schließlich über den Kopf wuchsen, was den allmählichen Abstieg der Familie durch die verschiedenen Klassen der Viktorianischen Gesellschaft jäh beschleunigte. Doch auf den Sturz folgte ein gewisser Aufstieg. John Dickens wurde als Angestellter des Naval Post Office pensioniert und fand eine neue Tätigkeit. Charles ging wieder zur Schule, und erstaunlicherweise wurde die Zeit in der Fabrik weder von seiner Mutter noch von seinem Vater jemals wieder erwähnt.

Am gerechtesten ist es wohl zu sagen, dass sie es beide nicht leicht hatten, vor allem in ihrer Jugend. Es wäre nicht falsch, ihre jungen Jahre als dickenshaft zu bezeichnen, und mit demselben Begriff ließe sich auch die Kindheit vieler der oben genannten Ikonen beschreiben. Nur sehr wenige von ihnen waren einfach nur arm, so wie Dolly Parton – eine Hütte mit einem einzigen Raum, elf Geschwister, zwei Eltern. Bei Marilyn, James Dean (eindeutig ein weiteres Mitglied im Zwei-Namen-Club), Hendrix und Chaplin ging die Armut mit der Katastrophe Hand in Hand: abwesende oder tote Eltern, Gewalt, Missbrauch. Mehrere dieser Ikonen des zwanzigsten Jahrhunderts wurden zu irgendeinem Zeitpunkt von jemand anderem als den eigenen Eltern aufgezogen. Ärmeren Menschen widerfährt dergleichen häufiger, aber es senkt ganz sicher ihre Chancen auf herausragende Erfolge.

Wie sind Prince und Dickens also mit ihren Katastrophen umgegangen? Als Prince noch zu Hause lebte, hatte er Zugang zu dem Klavier, das sein Vater, ein Berufspianist, zurückgelassen hatte. (Er spielte in einer Jazzband, zu der auch Andres Vater gehörte.) Prince’ Stiefvater sperrte ihn mitunter stundenlang ein, aber während dieser Zeit fand er eine Beschäftigung, die sich später noch als sehr nützlich erweisen sollte. Andre Anderson, dessen Eltern der Keller gehörte, in dem Prince sich nach seinem Auszug verkroch, war Mitglied in der Band des jugendlichen Prince, und offenbar bewahrten sie ihre Instrumente genau dort auf, wo Prince schlief. Was passierte in Andres Keller? Vermutlich ähnliche Dinge, wie die, die zu Streitigkeiten mit seinem Vater geführt hatten, aber das kann nicht alles gewesen sein. Prince ist als Drummer, Keyboardspieler und Bassist ebenso gut wie so ziemlich jeder andere, dem er je einen Platz in der Band gab, und ein überragender Gitarrist. Beim ersten Album For You taucht sein Name als einziger in den Credits auf. Sämtliche Stücke wurden von ihm und nur von ihm geschrieben, produziert, gesungen und eingespielt – jeder Song, jedes Instrument, jede Zeile Backgroundgesang. Er war zwanzig Jahre alt, und es ist schwer vorstellbar, dass es keinen Zusammenhang zwischen seiner Zeit als Kellerbewohner und dieser wirklich erstaunlichen Virtuosität...

Erscheint lt. Verlag 4.5.2023
Übersetzer Stephan Kleiner
Zusatzinfo 6 s/w-Fotografien und -Dokumente
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Essays / Feuilleton
Schlagworte Charles Dickens • Essays • Extravaganz • Genie • Künstler • Musiker • Nick Hornby • Prince • Schriftsteller • Sign O'The Times • Vergleich
ISBN-10 3-462-31107-7 / 3462311077
ISBN-13 978-3-462-31107-5 / 9783462311075
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