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Diabolisch (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0553-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Diabolisch -  Jonas Wagner
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1995 macht sich der sechsjährige Alex in der Abenddämmerung mit seiner älteren Schwester Lotte allein auf den Heimweg, nachdem die beiden vergeblich darauf gewartet haben, dass ihr Vater sie abholt. Doch nur Lotte wird heil zu Hause ankommen. Auf Alex warten die Eltern vergebens.

Siebenundzwanzig Jahre später geschieht in diesem Dorf eine Reihe von blutigen Verbrechen. Ein Bewohner nach dem anderen muss auf grausame Weise sein Leben lassen. Oberkommissarin Larissa Flaucher versucht, einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen zu rekonstruieren - und stößt auf nicht nur ein monströses Geheimnis.



<p>Jonas Wagner hat im Personalwesen viel über Menschen gelernt. Und er hat als Geschäftsführer zweier Unternehmen viel über Gruppendynamik erfahren. Als sein Jugendfreund nach einem Bankraub mit Geiselnahme in den Knast wanderte, begann er sich für die Abgründe des Menschlichen zu interessieren. Diese Faszination hat ihn nicht mehr losgelassen. Wagner verehrt die großen amerikanischen Spannungsautoren wie Don Winslow und Stephen King, auch weil bei ihnen das Böse meist im scheinbar Harmlosen verborgen ist.</p>

1


18. Juni 2022

Alles fing mit Ben an. Benjamin Keller. Ein lieber Junge. Er war drei. Und er sah wirklich entzückend aus auf dem Video – wenn man außer Acht ließ, dass er einen Kabelbinder um den Hals hatte und auf Zehenspitzen stand. Er zappelte schon etwas. Sobald er die Balance nicht mehr halten konnte, würde er heruntersinken und sich zwangsläufig strangulieren.

Peter Keller stockte das Herz, als er seinen Sohn in der kurzen Videosequenz sah, die ihm auf sein Handy geschickt worden war. Er war so schockiert, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Und dann, auf einmal, löste sich die Datei von selbst auf. »Martha?«, rief er. »Martha?« Er schrie es, außer sich, von einer Welle der Panik erfasst. »Martha!«

»Was ist denn? Ich bin gerade dabei …«, antwortete seine Frau aus der Küche, wo sie gerade den Abwasch machte.

»Martha, sie haben unseren Jungen!«

»Sie? Wer?« Martha Keller steckte ihren Kopf durch die Tür. »Und was heißt: haben?«

In dem Moment kam die nächste Nachricht: Wenn Eric tot ist, solange dein Kleiner durchhält, mache ich ihn los. Wenn nicht …

»Eric?«, keuchte Peter Keller. »Was hat Eric damit zu tun?« Irgendwer hielt Ben gefangen und hatte alles getan, was zu tun war, damit der Junge starb. Es sei denn, er wurde vorher losgebunden. Wenn Peter Keller seinen Sohn noch einmal lebend sehen wollte, musste Eric sterben, und zwar so schnell wie möglich.

»Gib her«, sagte er zu seiner Frau und nahm ihr das Messer aus der Hand.

»Aber es ist noch gar nicht abgespült.«

»Egal. Spül es hinterher.«

»Hinterher?«

»Hier!« Peter Keller hielt seiner Frau das Handy hin. Martha Keller trat hinter ihren Mann und blickte auf das Smartphone in seiner zitternden Hand. Sie sah die Nachricht – und sie sah, wie sie sich wieder auflöste.

»Was …?«, stotterte sie fassungslos.

»Ich muss … Ich soll …« Peter Keller starrte seine Frau mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich muss Eric töten. Sonst stirbt Ben.«

»Peter! Du kannst doch nicht … Bist du verrückt?«

»Willst du, dass er stirbt?«

»Du musst die Polizei rufen, Peter!«

»Die Polizei«, erwiderte Peter Keller höhnisch. »Die sind noch nicht mal losgefahren, bis …« Er wartete nicht länger. Es hatte keinen Sinn, mit seiner Frau zu diskutieren. Wenn er nicht sofort tat, was von ihm verlangt wurde, war sein Sohn tot. Sein einziges Kind. Er hatte das Bild gesehen. Ben würde das höchstens ein paar Minuten durchhalten. Bis die Polizei einträfe, wäre er längst tot. Und überhaupt: Wo war das gewesen? Wer hatte den Jungen in seiner Gewalt? »Mein Gott …« Er machte einen Schritt auf die Tür zu.

»Peter!«

»Lass mich!«

»Aber … Wer sagt denn, dass sie Ben freilassen, wenn du tust, was sie verlangen?«

»Niemand, Martha. Wir sprechen später darüber.«

»Später …« Martha Keller blickte ihrem Mann, gelähmt vor Angst, hinterher. Angst um Peter, ja. Vor allem aber Angst um Ben.

*

Der mutmaßliche Täter hatte sich ohne Widerstand festnehmen und abführen lassen. Allerdings hatte er sich mit keinem Wort geäußert. Offensichtlich stand er unter Schock. Polizeioberkommissarin Larissa Flaucher hatte bereits viele Tatorte von Gewaltverbrechen gesehen. Aber noch nie einen derart blutigen. Dem Opfer waren mit mehreren heftigen Hieben beide Halsschlagadern durchtrennt und beinahe der Kopf vom Leib getrennt worden. Die Blutlache, in der der Tote lag, füllte mehrere Quadratmeter. Das Messer lag darin. Ein gängiges Küchenmesser, gute Qualität, große Klinge, Larissa hatte selbst so eines bei sich zu Hause und benutzte es vor allem zum Kräuterhacken.

»Der Tod ist innerhalb von Sekunden eingetreten«, erklärte der Kollege von der Spurensicherung. Überflüssigerweise. Das hätte jeder gesehen. Die Tat war offensichtlich, der Täter auch – aber warum? Und warum so?

Gängige Lehrmeinung war, dass besonders blutrünstige Tötungen aus persönlichen Motiven begangen wurden. Nun, das schien bei Nachbarn ohnehin naheliegend. Der Täter, der von der Frau des Opfers als Peter Keller identifiziert worden war, lebte Wand an Wand mit Eric Hesse.

Larissa Flaucher hasste es, zu einem Tatort von Gewaltverbrechen gerufen zu werden. Und sie hasste es ganz besonders, wenn es sich um rohe Gewalt handelte. Aber wenn sie ehrlich mit sich selbst war, dann verspürte sie angesichts der exzessiven Brutalität dieses Verbrechens einen gewissen Kitzel. All das Blut, die grausam zugerichtete Leiche, die schreckensstarr geöffneten Augen des Opfers … Es wirkte beinahe surreal auf sie, was sich hier abgespielt haben musste und welche Bilder sich ihr dadurch boten. Wie viel bekam ein Mensch von seinem eigenen Sterben mit, der auf solche Weise niedergemetzelt wird? Spürt er noch einige Pulsschläge lang, wie sein Blut aus dem Hals schießt? Explodiert etwas in seinem Kopf? Konnte der wahnsinnige Schmerz, den er eigentlich fühlen musste, überhaupt noch bis ins Gehirn gemeldet werden?

Einer der Kollegen von der Spusi drängte Larissa beiseite. »Sorry Chef, wir brauchen noch ein paar Bilder aus diesem Winkel.«

»Machen Sie nur«, erwiderte sie und blickte sich um. Ein solcher Mord. Und das in einer solchen Idylle? Holzhausen. Der Ort hatte doch bloß ein paar hundert Einwohner, wenn überhaupt. Genau genommen war es überhaupt nur ein Ortsteil von Reichenberg. Aber ein hübscher. Die Vorgärten gepflegt, die Häuser in Schuss gehalten, die Straßen sauber und frisch geteert. Den Kreisverkehr am Ortsrand hatten sie mit immergrünen Bodendeckern bepflanzt, dazwischen ein paar Blumen gesetzt: Hortensien, Ehrenpreis, Phlox. Und die unvermeidliche Radarfalle. Biederer konnte ein Ort nicht sein.

Was um alles in der Welt war hier geschehen? Wie hatte es an einem solchen Ort zu einer solch schrecklichen Tat kommen können?

*

Samstag, 27.02.1995, 17.10 Uhr

Auf die Fastnacht in Holzhausen war die Gemeinde stolz. In diesem Ort verstand man zu feiern. Die Fastnacht von Reichenberg fand in diesem Ortsteil statt, und er hatte seinen guten Ruf in vielen Jahren erworben. Holzhausen begrüßte zur alljährlichen Feier mehr als tausend auswärtige Gäste, viel zu viele, um sie alle im Bürgerhaus unterzubringen. Was mit ein Grund dafür war, dass die beiden örtlichen Gaststätten, der Eberbräu und der Holzhauser, in dem es auch Fremdenzimmer gab, regelmäßig bis auf den letzten Platz besetzt waren und den Umsatz ihres Lebens machten, wenn Holzhausen die Jecken rief.

An diesem Tag liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Seit frühmorgens wurde dekoriert und organisiert, die Bühne aufgebaut, die Hauptstraße mit bunten Lampen geschmückt, und es wurden die letzten Arbeiten an den Kostümen und für den Einzug des Prinzenpaares vorgenommen. Und wieder würde es ein Triumph werden. Holzhausen hatte mit der Neue Chemie AG und den ehemaligen Südbadischen Versorgungswerken, die jetzt Best Energy GmbH hießen, reiche Sponsoren. Aber am wichtigsten waren natürlich die Holzhauser selbst. Sie waren das Herz und der Motor der Fastnachtsfeier.

»Rio ist ein Dreck dagegen«, erklärte Roland Weinberger stolz, als er den großen Gemeindesaal betrat, um die Arbeiten zu begutachten.

»Chef, ich war zwar noch nie dort. Aber ich weiß trotzdem, dass Sie recht haben«, bemerkte einer der Elektriker.

»Sieht aus wie der Friedrichstadt-Palast«, befand Richard Plötz, der gemeinsam mit einem von allen verachteten Flensburger die Polizeistation von Reichenberg bildete.

»Nu lass mal die Kirche im Dorf, Richie«, erwiderte der Elektriker. »Die haben da Technik, das kannst du dir erst vorstellen, wenn du da warst.«

Plötz zuckte die Achseln und wandte sich ab. »Ich dreh dann noch eine Runde.«

Jeder wusste, dass ihn die Runde in den Eberbräu führen würde, wo er mit der Wirtin schäkerte und ein Bier trank. Mindestens. Aber an einem solchen Tag durfte ein bisschen Vorglühen schon sein. Und dem örtlichen Polizeibeamten konnte man nicht gut Vorschriften machen. Falls wirklich etwas zu regeln wäre, gab es ja noch den Flensburger, der mit Sicherheit nicht an der Fastnacht teilnehmen würde. Gerber.

Roland Weinberger, Rechtsanwalt und Notar, verwaltete ehrenamtlich für Reichenberg die Gemeindefinanzen und war Leiter des Festkomitees, das die Fastnacht ausrichtete. Er blickte Plötz hinterher und sah auf die Uhr. Die Band hätte längst da sein müssen. Dieses Jahr hatten sie eine Truppe aus Chemnitz gebucht, drei Jungs und eine ziemlich aufreizende junge Frau. Weinberger hatte sie mal bei einem Freiluftkonzert in Dresden gesehen. Außerdem kam natürlich die örtliche Blaskapelle. Aber die brauchte keinen »Soundcheck«, wie sie das neuerdings nannten. Denn die Reichenberger Bläser beherrschten ihr Repertoire im Schlaf. Vor allem sorgten sie immer für Bombenstimmung.

Auf der Bühne fiel ein Stück der Kulisse krachend in sich zusammen. Erschrocken fuhr Weinberger herum.

»Was für eine Scheiße!«, schrie Holger Bergmann, der beim Aufbau half. »Wer hat denn diese Dinger hier verschraubt?«

»Nu reg dich mal nicht auf, Holger«, versuchte Weinberger ihn zu beschwichtigen. »Das kann doch mal passieren.«

»Die Platte hätte mich fast geköpft«, bellte Bergmann, beruhigte sich aber dann wieder, vielleicht weil er seine Frau in der Tür entdeckt hatte. »Was?«

»Die Kinder«, sagte Kirsten Bergmann.

»Was ist mit...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Autounfall • blutig • Brutal • Dorf • Dorfgemeinschaft • düster • Ermittlung • Geschwister • Holzhausen • Kindermord • Kommissar • Kommissarin • Komplott • Krimi • krimi buch • krimi und thriller • Lanstraße • Mord • Mordkomplott • Mordopfer • Oberkommissar • Rache • Rachefeldzug • Schuld • Schuldgefühle • Serienmord • Thriller • Thriller Buch • überfahren
ISBN-10 3-7499-0553-3 / 3749905533
ISBN-13 978-3-7499-0553-9 / 9783749905539
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