Nordwestschuld (eBook)
384 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0533-1 (ISBN)
Zwischen Internetbetrug und radikaler Rache - dieser Fall verlangt der Soko SPO alles ab!
Als die 55-jährige Karla Hensel vermisst gemeldet wird, übernimmt die Soko St. Peter-Ording den Fall. Bei den Befragungen des Umfelds stellt sich schnell heraus, dass Karla erst vor Kurzem über Facebook einen interessanten Mann kennengelernt hat. Ihre Mitarbeiterin Inken berichtet außerdem von Geldüberweisungen, die Karla an diesen Mann getätigt haben soll, und vermutet, Karla sei einem Love-Scammer aufgesessen. Ist dieser für Karlas Verschwinden verantwortlich?
Dann tauchen auch noch Skelettteile am Ordinger Strand auf. Sie können Elke Färber zugeordnet werden, einer vor zwei Jahren in Itzehoe verschwundenen Frau, die seinerzeit unter ähnlichen Umständen verschwand. Kann es wirklich sein, dass gefährliche Betrüger, die auch nicht vor Mord zurückschrecken, ihr Unwesen im Norden treiben?
Svea Jensen ist das Pseudonym einer erfolgreichen Krimiautorin. Sie ist in Hamburg aufgewachsen und dem Norden stets treu geblieben: Nach vielen Jahren beim Norddeutschen Rundfunk lebt sie heute in Schleswig-Holstein, wo sie sich mittlerweile ganz dem Schreiben widmet. Während sie Verbrechen für ihre nächsten Bücher plottet, lässt sie sich am liebsten eine Nordseebrise um die Nase wehen.
PROLOG
April 2019
Hatten vor einer Woche noch Panik und Hilflosigkeit überwogen, war es Elke Färber mittlerweile gelungen, ihr seelisches Gleichgewicht wenigstens halbwegs wiederzuerlangen.
Natürlich hing dies damit zusammen, dass sie die dreißigtausend Euro, mit denen sie Jonathan würde freikaufen können, in der Zwischenzeit von ihrem Konto abgehoben hatte. Ihr wöchentliches Limit von Geldabhebungen lag zwar darunter, weshalb es zuerst auch Schwierigkeiten gegeben hatte, weil ein neuer Mitarbeiter versucht hatte, ihr Steine in den Weg zu legen. Aber als sie den Inhaber der Privatbank eingeschaltet hatte, der ein langjähriger Freund von ihr und ihrem verstorbenen Mann war, war die Angelegenheit in Windeseile über die Bühne gegangen. Schließlich waren die Färbers nicht irgendwer, sondern beständige und vermögende Kunden, und Elke hatte dem Bankier unmissverständlich klargemacht, dass sie kein Problem damit hätte, ihre Vermögenswerte zu einer anderen Bank zu transferieren. Freundschaft hin oder her.
Heute Morgen hatte sie den Betrag dann endlich entgegennehmen können und Jonathan umgehend eine Nachricht geschickt. Seitdem wartete sie auf seine Antwort und tigerte mit dem Handy in der Hand unablässig durch das große Haus, dessen Stille sie an so manchen Tagen zur Verzweiflung brachte.
Jonathan hatte sie am kommenden Tag endlich besuchen wollen. Sein erster Besuch in Deutschland, das er bisher noch nicht kannte. Sie hatte ihm vorgeschlagen, zu ihrer Segeljacht zu fahren, die in Brunsbüttel vor Anker lag, weil Jonathan ein ebenso leidenschaftlicher Segler wie ihr verstorbener Mann Arnold zu sein schien und sie die Vermutung gehabt hatte, dass er sie vom Verkauf des Schiffes abbringen würde. Sie hätte es gerne behalten, aber es war zu groß, um es allein segeln zu können, und sie hasste es, sich immer wieder nach Partnern umsehen zu müssen, die sie selbst für kürzere Törns brauchte.
Bis es aber so weit kam, müsste Jonathan sich erst einmal entschließen, seiner Heimat Südafrika den Rücken zu kehren und bei ihr in Deutschland zu bleiben. Er hatte angegeben, keine Familie zu haben, und als Chirurg konnte er schließlich auch hier arbeiten, da würde er mit Sicherheit umgehend eine Anstellung finden. Darauf setzte sie ihre ganze Hoffnung, und sie würde nicht nachlassen, ihn davon zu überzeugen und ihm während seines geplanten Aufenthaltes die Schönheiten Schleswig-Holsteins zu zeigen:
die Lübecker Bucht, wo in Timmendorf und Scharbeutz eine Reihe von Freunden wohnte, die sich aufgrund ihrer Positionen in Wirtschaft und Politik sicher für ihn starkmachen würden, wenn es um die Einführung in gewisse Kreise ging, die ihm auch beruflich von Nutzen sein konnten.
Die Schlei, wo sie eine kleine Ferienwohnung außerhalb von Kappeln besaßen, die Arnold und sie immer aufgesucht hatten, wenn sie Ruhe und Abstand von ihrem stressigen beruflichen Alltag brauchten.
Und dann natürlich die Nordseeküste und die Inseln, allen voran Sylt, wo sie in Hörnum ein weiteres Feriendomizil besaßen. Sie hatten das schmucke Friesenhaus vor fast dreißig Jahren erworben, als Eigentum auf Sylt noch bezahlbar war und die Insel nicht so überlaufen wie heutzutage. Das Sahneschnittchen war dann 2008 dazugekommen: der 18-Loch-Golfplatz Budersand in fußläufiger Entfernung ihres Hauses. Elke hatte mittlerweile herausbekommen, dass Jonathan ebenfalls dem Golfsport nachging, und sie war überzeugt davon, dass ihm dieser Platz sehr gefallen würde.
Doch dann war am vergangenen Sonntag Jonathans Nachricht eingetroffen, die drohte, all ihre schönen Zukunftspläne auf einen Schlag zunichtezumachen.
Jonathan war während der Teilnahme an einem medizinischen Kongress in Istanbul verhaftet worden. Widerrechtlich natürlich, als er durch Zufall auf der Straße in die Versammlung einer verbotenen Partei geraten war.
Die Nachricht hatte Elke in Angst und Schrecken versetzt. Der heiß geliebte Mann, der ihr Leben endlich wieder mit Licht erfüllt hatte, saß in einem türkischen Gefängnis? Es war eine so grauenhafte Vorstellung, dass sie nicht mehr ein noch aus wusste. Fast stündlich hatte sie Nachrichten an ihn geschickt, obwohl sie davon ausging, dass er sie überhaupt nicht lesen konnte, weil man ihm im Gefängnis das Handy abgenommen hatte. Das Warten hatte sie verrückt gemacht, die Hilflosigkeit, Jonathan nicht unterstützen zu können. Die Angst, dass er Repressalien ausgesetzt war oder womöglich sogar gefoltert wurde. Man las und hörte doch immer so schreckliche Dinge von dem, was in türkischen Gefängnissen auf der Tagesordnung stand.
Als sich Jonathan zwei Tage später dann endlich mit einer Mail gemeldet hatte, war Elke vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen. Er hatte einen Hilferuf geschickt, in dem er sie um Geld bat, weil er sich freikaufen müsse und seine Ersparnisse dafür nicht ausreichen würden.
Du bist meine letzte Rettung, Liebste, ich habe doch sonst niemanden. Hilf mir bitte, damit ich endlich zu dir kommen kann und wir für immer beisammen sein können.
Natürlich würde sie ihm helfen, was für eine Frage. Nach ihrer Zusicherung hatte Jonathan geschrieben, dass sein bester Freund Lawrence Arnster nach Deutschland kommen würde, um das Geld persönlich abzuholen. Sobald ihr Feedback gekommen sei, dass sie die Summe zusammenhabe.
Jonathan, geliebter Jonathan.
Elkes Herz zog sich vor Verlangen zusammen, als sie sein ausgedrucktes Foto betrachtete. Das markante Gesicht mit den blauen Augen und den grauen Schläfen. Den definierten Oberkörper, dessen Konturen sich unter dem eng anliegenden T-Shirt abzeichneten und darauf hinwiesen, dass er ein Mann war, der sich in Form hielt.
Vor drei Monaten erst war Jonathan in ihr Leben getreten, das seitdem nicht mehr dasselbe war. Er hatte ihr über Facebook eine Nachricht geschickt, dass ihr Bild ihn bezaubert habe und er sich an ihren Posts erfreue und sie deshalb gerne näher kennenlernen würde. Dabei waren ihre Posts überhaupt nichts Besonderes, meistens Fotos von Wochenendausflügen oder ihrer Segeljacht Illaria.
Mit jeder Nachricht waren sie sich nähergekommen. Hatten dem anderen von ihrem Leben und ihren Träumen erzählt, und Elke hatte schon sehr schnell gewusst, dass Jonathan ihre Chance auf eine zweite große Liebe war. Sie hatte sich angenommen gefühlt und immer weniger Scheu gehabt, sich ihm zu öffnen, was ihr bei persönlichen Treffen immer ein wenig schwerfiel. Ihr Umfeld war skeptisch gewesen, schon damals, als sie ein Jahr nach Arnolds Tod damit begonnen hatte, einen neuen Partner zu suchen. Onlinedating sei zwar in, aber doch nicht mehr in ihrem Alter. Immerhin gehe sie schon auf die Sechzig zu! Aber Elke hatte sich nicht beirren lassen, weil sie das Alleinsein hasste, und schließlich hatte das Schicksal ihr Jonathan geschenkt.
Das Smartphone signalisierte den Eingang einer neuen Nachricht.
Endlich!
Elkes Hände zitterten so sehr, dass das Mobiltelefon fast zu Boden gefallen wäre, als sie die Nachricht aufrief.
Danke, Liebste! Ich bin so unendlich glücklich, dass du zu mir hältst und ich dich jetzt bald in meine Arme schließen kann.
Es folgte der Hinweis, dass sich Lawrence nach seiner Ankunft in Deutschland sofort mit ihr in Verbindung setzen würde.
Wieder begannen Elkes Tränen zu fließen, aber dieses Mal waren es Tränen der Erleichterung.
Jetzt würde alles gut werden …
Garek Musa schwitzte. Zwar hatten ihn sein Outfit als seriöser Geschäftsmann und der südafrikanische Pass auf den Namen Lawrence Arnster auch diesmal vor den weitergehenden und stets gefürchteten Sicherheitskontrollen am Frankfurter Flughafen bewahrt, aber die Übelkeit, die sich vor einer Stunde eingestellt hatte, war stärker geworden und machte ihm zunehmend Angst.
Der FlixBus, der ihn nach Kiel bringen sollte, war rappelvoll. Die Lautstärke mancher Gespräche und die schlechte Luft, gegen die die Klimaanlage nicht ankam, hatten bereits auf den ersten Kilometern an seinen Nerven zu zerren begonnen. Jetzt, kurze Zeit nach dem Stopp in Hamburg, waren sie zum Zerreißen gespannt.
Garek hatte den Aufenthalt am Hamburger ZOB zu einem Toilettengang genutzt und voller Entsetzen auf das Blut in der Toilettenschüssel gestarrt. Sein Darm krampfte, als wollte er sich bereits jetzt der ersten Fingers entledigen. Aber das durfte nicht sein, das war noch viel zu früh. Garek hatte am Vorabend nach der Einnahme der fünfzig Fingers wie immer Medikamente geschluckt, die zur Entschleunigung des Darms beitragen sollten, damit die kostbare Fracht, die er in sich trug, nicht bereits während seiner Anreise wieder herauskam. Hochreines Kokain, zehn Gramm pro Finger, das mit Milchzucker oder Lidocain gestreckt wurde oder neuerdings auch mit Levamisol, einem Tierentwurmungsmittel. Straßenverkaufswert fünfzigtausend Euro.
Schon bei dem vorangegangenen Training mit verschiedenen Lebensmitteln, das notwendig war, um die Darmbelastung zu stärken, hatte Garek gegen die Vorahnung angekämpft, dass sich sein achter Trip nach Deutschland als unheilvoll erweisen würde.
Garek arbeitete für die nigerianische Mafia und war im letzten Jahr innerhalb seiner Bruderschaft aufgestiegen. Seine Intelligenz und Skrupellosigkeit hatten dazu geführt, dass er die ärmlichen Verhältnisse, aus denen er stammte, hinter sich lassen konnte und mittlerweile bei einer Reihe von Vorhaben das Sagen hatte. Deshalb hatte er sich auch nicht mehr als Bodypacker einsetzen lassen, da seine Aufgaben jetzt andere waren....
Erscheint lt. Verlag | 21.3.2023 |
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Reihe/Serie | Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording | Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Anna Wagner Hendrik Norberg • Dünenmord • Ferienlager • Freispruch • Hafenmord • Klaus-Peter Wolf • Krimi • krimi buch • krimi küste • Kriminalroman • Kriminalthriller • Krimi Roman • krimi und thriller • Küstenkrimi • Küstenromane • Missbrauch • Nordsee • Nordsee Krimi • Nordwesttod • Ostfriesenhölle • Ostseeangst • Ostseegruft • Soko St. Peter-Ording • Soko St. Peter-Ording Teil 4 • Spannung • thriller und krimi • Urlaub krimi • Urlaubsroman • Vermisste |
ISBN-10 | 3-7499-0533-9 / 3749905339 |
ISBN-13 | 978-3-7499-0533-1 / 9783749905331 |
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