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Pfeil im Aug' (eBook)

Ein Niederbayern-Krimi

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
284 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98540-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pfeil im Aug' -  Jess A. Loup
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Eine junge Bogenschützin findet auf dem Bogenparcours einen Toten und sucht mithilfe der Dorfbevölkerung, eines Kommissars und einer Katze den Mörder - für alle Fans von Rita Falk und Helena Marchmont »?Ich habe mit Antons Tod nichts - aber auch gar nichts - zu tun?, sagte ich leise und fest. ?Natürlich ned?, erwiderte sie und tätschelte meine Hände. ?Und mia hobm a gar ned irgendwos g'seng.? ?Was denn gesehen?? Diese Dörfler trieben mich manchmal wirklich in den Wahnsinn! ?Na nix!?, versicherte sie mir im Brustton der Überzeugung.« Auf dem eigenen Parcours über eine Leiche zu stolpern, macht sich eher ungünstig im Lebenslauf. Wenn dann der Leiche auch noch ein Pfeil aus dem Auge ragt und man selbst einen Bogenshop besitzt, sieht es erst recht schlecht aus. Ronja Bellingrodt macht sich auf die Suche nach einem Mörder,  tatkräftig unterstützt von der dankbaren Dorfgemeinschaft, einem sturen Kommissar und einer maulenden Katze. »Seit den letzten Eberhofer-Krimis bin ich eigentlich so ziemlich raus aus Bayern-Regionalkrimis, um ehrlich zu sein. Aber hier bekommt man einen so kurzweiligen, witzigen und auch dank der Katze namens Katze (Kitten) niedlichen Krimi vorgesetzt, der mit Lokalkolorit punktet. Ich habe mich bis zum Schluss prächtig amüsiert.«  ((Leserstimme auf Netgalley)) »Ein Treffer auch für den Leser! Humorvoll, unterhaltsam, spannend. Für mich ein absolutes Highlight des Lesesommers.« ((Leserstimme auf Netgalley))  »Meine absolute Leseempfehlung für alle, die Regionalkrimis mit Lokalkolorit und viel Humor lieben.« ((Leserstimme auf Netgalley))  

Jess A. Loup versteht Deutsch, obwohl sie in Bayern lebt. Wenn sie nicht im Kopf mit imaginären Leuten spricht (oder über sie schreibt), ist sie auf dem Bogenparcours zu finden, lässt sich von ihren Katzen terrorisieren oder fotografiert wilde Tiere in Afrika. Solange der Brief aus Hogwarts verschollen bleibt, erschafft sie ihre eigenen magischen Welten.

Jess A. Loup versteht Deutsch, obwohl sie in Bayern lebt. Wenn sie nicht im Kopf mit imaginären Leuten spricht (oder über sie schreibt), ist sie auf dem Bogenparcours zu finden, lässt sich von ihren Katzen terrorisieren oder fotografiert wilde Tiere in Afrika. Solange der Brief aus Hogwarts verschollen bleibt, erschafft sie ihre eigenen magischen Welten.

Zwei


Mittags wurde es von Minute zu Minute heißer. Den Shop würde ich nicht öffnen können, genauso wenig den Parcours. Immerhin hatte ich meine Nachbarin Elfi erreicht, die für mich ein »Geschlossen«-Schild an die Tür des Ladens hängen würde. Statt also Schießwütige zu beraten und vielleicht ein paar Schäfte, Federn oder im besten Fall einen Bogen zu verkaufen, bewunderte ich die Bemühungen der Polizisten. Es war schwierig, vier Hektar Wald abzusperren, aber sie taten ihr Bestes, das musste ich zugeben.

Ich tat eher nichts, außer auf einem Findling herumzusitzen, zu schwitzen und darauf zu warten, weiter befragt zu werden. Kitten, die kleine, feige Katze, hatte mich schon vor einer Stunde im Stich gelassen. Davor hatten wir eine gefühlte Ewigkeit gewartet, bis unsere Freunde und Helfer auftauchten und Mediziner mitbrachten.

Leider hatte ich nur die Koordinaten des Brückentrolls angeben können, es war ja nicht so, als hätte er eine eigene Straße samt Hausnummer im Wald. Die Sanis stellten dasselbe fest wie ich – Anton war weder zu reparieren noch auszutauschen.

Ich sah auf, als ein Schatten die Sonne verdunkelte. Im ersten Moment erkannte ich nur eine Silhouette, also blinzelte ich ein paarmal. Dann trat der Mann zur Seite, sodass ihn die Sonne in ein grelles Licht tauchte und ihm quasi einen Heiligenschein verpasste.

Eine Sekunde lang dachte ich wirklich, vor mir stünde ein Priester. Große, schlaksige Gestalt, von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt, aufgestellter Kragen. Langärmliches Hemd! Nicht mal hochgekrempelt, die Ärmel. Und das bei Temperaturen, bei denen man glauben konnte, gleich würden zwei Winzlinge mit großen, behaarten Füßen vorbeimarschieren und einen Ring auf die nächste Anhöhe werfen.

»Griaß Eana«, sagte der Priester, der gar kein Priester war, wie ich feststellte, als er mir einen Dienstausweis zeigte. »KOK Leonhardt«, nuschelte er weiter. Ohne nachzudenken, schnappte ich mir den Ausweis und starrte ihn an. Weiß-blau wie der Himmel über Bayern samt Wappen und Foto des Kriminalers.

Kriminaloberkommissar übersetzte ich dank des Dokuments seine Abkürzung. Veit Leonhardt. Eine Dienstnummer.

Er zupfte mir den Ausweis wieder aus der Hand und stopfte ihn in die hintere Hosentasche. »Sie san Frau Bellingrodt?«

»Ronja«, erwiderte ich automatisch. Frau Bellingrodt war, ist und bleibt für immer meine Mutter. Ich hatte mich nicht von ihr abgenabelt, um dann wieder an sie erinnert zu werden.

Seine dunklen Augenbrauen zuckten. »Ronja wie …« Er brach rechtzeitig ab, ein Punkt zu seinen Gunsten.

»Ja«, antwortete ich. Was konnte ich dafür, dass besagte Frau Bellingrodt ein Faible für Astrid Lindgren hatte?

KOK Leonhardt zupfte an seinen Hosenbeinen und setzte sich mir gegenüber auf einen Felsbrocken. Er würde sich Moosflecken einhandeln, das stand fest.

Eine Weile schwieg er, und da auch ich nichts zu sagen hatte, lauschte ich den Geräuschen, die von Ziel 19 herüberdrangen. Ich hatte mir die Spurensicherung hektischer vorgestellt, aber tatsächlich hörte man kaum mehr als ein gedämpftes Murmeln und ab und zu Schritte oder knackende Äste. Man hatte mich wohlweislich abseits des Trubels platziert, jedenfalls nachdem eine nette, rothaarige Frau mit Lachfältchen meine Schuhe eingetütet hatte. Später würde noch jemand meine Fingerabdrücke nehmen, meinte sie.

Ich wackelte mit den bestrumpften Zehen und fragte mich, wie ich so nach Hause kommen sollte. Als ich den Blick hob, bemerkte ich, dass Leonhardt den roten Saurier betrachtete, der meinen braunen Strumpf zierte.

Falls er das seltsam fand, zeigte er es nicht. Ein weiterer Punkt für ihn.

Er räusperte sich. »Sie hobn den Toten gefunden?«

Von Small Talk hielt er wohl nichts. »Anton? Ja. Leider.«

Er zog sein Smartphone hervor und begann zu tippen. Da ich bezweifelte, dass er ausgerechnet jetzt seine Social-Media-Accounts pflegte, nahm ich an, dass er sich Notizen machte. »Er war Eana also bekannt.«

»Er ist mein Nachbar … quasi. Ich meine, war.«

Eine buschige Augenbraue wanderte langsam nach oben. »Sie wohnen in Abersreut?« Er sprach es »Obasreit« wie die Einheimischen aus. Ein echter Niederbayer also, im Gegensatz zu mir. Und gar nicht so viel älter als ich, vielleicht Mitte dreißig. Kein grauhaariges Tatort-Material à la Batic und Leitmayr.

»Klar, was dachten Sie denn?«

Er starrte auf den Bildschirm seines Handys. »Offensichtlich des Falsche. Ich dachte, Sie sind nicht von hier. Jetzt sehe ich, dass mir die Kollegen die Kopie Ihres Ausweises übermittelt haben.«

Ich seufzte innerlich, denn er tat etwas, das viele Bayern machten, wenn sie zum ersten Mal mit mir zu tun hatten. Sie versuchten sich an Hochdeutsch. Es klang furchtbar, besonders furchtbar geschwollen.

»Genau genommen bin ich wirklich nicht von hier.« Ach was. Als ob ich das überhaupt aussprechen müsste. »Ich habe vor drei Jahren geerbt.« In diesen paar Worten lag meine ganze Welt. Der Traum von Selbstständigkeit, den man sich erfüllen konnte, weil ein unbekannter Verwandter einem alles vermachte?

Yep. Den lebte ich. Nur dass es in meinem Fall kein Millionär aus den USA oder irgendein Adliger aus einem unbekannten Land war, sondern mein Onkel, von dem ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas gehört hatte.

Wie es schien, hatten er und meine Mutter sich um den Zeitpunkt meiner Geburt herum so verstritten, dass sie nie wieder miteinander in Kontakt getreten waren.

KOK Leonhardt strich einen nicht vorhandenen Fussel von der Hose. Ich verstand nicht, wieso er so aussah, als säße er in einem klimatisierten Büro, während mir der Schweiß auf der Stirn stand und ich das Gefühl hatte, gut durchgebraten zu werden. Nur mit Mühe widerstand ich dem Bedürfnis, unter meinen Achseln zu schnuppern.

»Sie haben den Kollegen mitgeteilt, dass Sie den … Parcours …« Er stockte kurz, sah auf, anscheinend unsicher, wie man das Wort aussprach. Ich nickte ihm zu und er fuhr fort. »Dass Sie gegen neun Uhr zusammen mit Kitten loszogen, um – ich zitiere – ›ein bisschen zu schießen und die Ziele zu checken‹.« Seine Stirn legte sich in Falten, sodass er aussah wie ein Basset. »Kitten? Sie waren also nicht allein? Wenn es einen weiteren Zeugen gegeben hat, müssen wir unbedingt mit ihm reden!«

Ich nickte wie ein Wackeldackel, um seiner Bluthundmiene gerecht zu werden. »Dann hoffe ich, dass Sie fließend Kätzisch sprechen, Herr Oberkommissar.«

Die tiefen Furchen auf seiner Stirn entknoteten sich und ich glaubte sogar, Amüsement in seinen Augen zu erkennen. Die waren von einem verwaschenen, unspektakulären Graugrün. »Des Katzerl geht mit Eana Gassi?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Klar. Ich brauche schließlich meinen täglichen Auslauf.«

Dieses Mal zuckte sogar ein Lächeln über seine Lippen, genauso schnell verschwunden wie aufgetaucht, doch ich hatte es gesehen.

»Nun gut. Sie und … die Katze machten sich also auf den Weg. Haben Sie dabei irgendetwas Ungewöhnliches bemerkt oder ist Ihnen etwas aufgefallen? Waren außer Ihnen noch andere Bogenschützen unterwegs?« Sein Tonfall wurde wieder dienstlich und seine Aussprache beinahe dialektfrei, allerdings so langsam, als hätte er auf Slow Motion umgestellt.

»Für Kitten kann ich nicht sprechen, ich fand alles in Ordnung. Bei der Nummer 7 werde ich früher oder später die Killzone austauschen müssen, aber ich schätze, das meinten Sie nicht.«

Er schrieb mit beiden Daumen auf dem Smartphone mit. »Die Killzone?«

»Yep. Das ist da, wo Sie die Kreise auf den 3-D-Zielen sehen.«

Leonhardt hob den Kopf. Sein Blick wurde stechend. Plötzlich wirkten seine Augen gar nicht mehr so verwaschen, eher wie die eines Greifvogels, der aus unendlicher Höhe ein kleines Beutetier entdeckte.

»Und es ist nicht zufällig möglich, dass Sie aus Versehen und unabsichtlich …« Er nahm sich Zeit, um die nächsten Worte zu formulieren, und ich wurde schon sauer, bevor er überhaupt das Undenkbare aussprach: »… mit Ihrem Bogen schossen und Anton Gallhuber in seine Killzone trafen? Ich sollte Sie auch darauf hinweisen, dass Sie sich in dem Fall nicht selbst belasten müssen.«

...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bayerischer Wald • Bayern Krimi • Bogenschießen • Bücher für den Urlaub • Cosy Crime • Cozy Crime • Dorf • Heimatkrimi • Katzen Krimi • Krimi Bayerischer Wald • Kriminalromane für Frauen • lustige Krimis • Niederbayern • Niederbayern Krimi • Regionalkrimi • Spannende Bücher für Frauen • Wohlfühlkrimi • zurück nach Übertreibling
ISBN-10 3-492-98540-8 / 3492985408
ISBN-13 978-3-492-98540-6 / 9783492985406
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