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Einen Jux will er sich machen. Posse mit Gesang in vier Aufzügen (eBook)

Nestroy, Johann - Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur - 14287 - Neuausgabe
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
126 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-962035-0 (ISBN)

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Einen Jux will er sich machen. Posse mit Gesang in vier Aufzügen -  Johann Nestroy
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Der Handelsbedienstete Weinberl sieht das Ende seines subalternen Lebens gekommen, als sein Dienstherr, der Gewürzhändler Zangler, ihm die Teilhaberschaft anbietet. Aber der »Diener ist Sklav des Herrn, der Herr Sklav des Geschäfts«. Und so möchte Weinberl wenigstens einen Tag lang ein »verfluchter Kerl«, ein Draufgänger, sein. Mit dem Lehrling Christoph fährt er in die Hauptstadt, wo die beiden, ungeübt im Draufgängertum, eine Reihe von absurden Zufällen und Verwechslungen bestehen müssen. In seiner 1842 uraufgeführten Posse zeigt sich Nestroy als Meister der Gesellschaftssatire. Mit einem Nachwort und Anmerkungen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Wolfgang Neuber ist em. Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin. Das Wiener Volkstheater gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten.

Wolfgang Neuber ist em. Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin. Das Wiener Volkstheater gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten.

Einen Jux will er sich machen

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Literaturhinweise
Nachwort

[41]Zweiter Aufzug


Straßendekoration, nur zwei Kulissen tief. Der Prospekt stellt die gerade über die Bühne laufende Häuserreihe einer Gasse vor, ohne alles Perspektiv. An dem mitten im Prospekt sich befindenden Hause ist das Tor offen, so dass man weiter hinten eine praktikable Stiege sieht; in der Einfahrt rechts ist eine Türe, die zur Hausmeisterwohnung führt. Über dem Haustore ist eine Tafel mit großer Aufschrift: »ANNA KNORRS MODEWAREN-VERLAG«.

Erster Auftritt


Weinberl. Christopherl.

Christopherl in seinem Sonntagsanzuge von grauem Tuche mit roter Krawatte und blauem Schal geschmacklos geputzt. Weinberl in blauem Frack, weißen Pantalon, aber in geschmackloser Gala, treten von links auf.

CHRISTOPHERL. Das wärn Abenteuer? Ich dank –

WEINBERL. Ja, lieber Freund, ich kann Ihnen die Abenteuer nicht herzaubern. Glauben Sie, mir is das ang’nehm, da herumz’gehn wie a Waserl, mir, dem obendrein noch jedes offene G’würzg’wölb einen heimlichen Gewissensbiss macht?

CHRISTOPHERL. Den ganzen Vormittag is uns nix unter’kommen, nix aufgestoßen.

WEINBERL. Wir wollen die Hoffnung nicht sinken lassen – vielleicht stoßt uns jetzt Nachmittag was auf. Arg wär das, wenn wir vier Stund weit herfahreten, einen [42]ganzen Tag in der Residenz zubrächten, ohne einen Jux ’s Geld verjuxt –

CHRISTOPHERL. Das wär a Jux! Vor allem andern müssen wir doch wieder unter die Leut gehn! In dem öden Gassel da wer’n wir nix erleb’n.

WEINBERL. O Freund, in die öden Gasseln erlebt man allerhand! Das is ja grad das Abenteuerliche! Wie oft hab ich gelesen in die Bücher: »Er befand sich, ohne zu wissen wie, in einem engen, abgelegenen Gässchen, plötzlich gewahrt er an der Ecke einen Mann in einem Mantel, ihm war’s, als ob er ihm gewunken – an der andern Ecke sieht er auch einen Mann, ihm deucht’, als hätt er ihm gewinkt, unentschlossen steht er da, er weiß nicht, soll er dem folgen, der ihm gewinkt, oder dem, der ihm gewunken – da öffnen sich plötzlich die Fenster –«

(A tempo öffnet Philippine das Fenster im Hause der Madame Knorr im Prospekt.)

WEINBERL (ohne dies zu bemerken, fährt fort). »Und eine zarte weibliche Hand –«

(Philippine hat eilig am Fenster ein Glas mit Wasser ausgespült, schüttet es, ohne herabzusehen, auf die Straße und schlägt sogleich wieder das Fenster zu.)

WEINBERL (den es beinahe getroffen, erschrocken zur Seite springend). Na, sein S’ so gut –

CHRISTOPHERL. Das ging’ mir grad noch ab –

WEINBERL. Wenn ich jetzt einen halben Schritt weiter links g’standen wär, so könnt ich sagen, dass ich in der Residenz überschüttet worden bin, mit was, das braucht kein Mensch z’ wissen.

CHRISTOPHERL. Was logiert denn für ein Völkel da drob’n?

[43]WEINBERL (liest das Schild). »Anna Knorrs Modewaren-Verlag« –

CHRISTOPHERL. Das is eine schöne Mod, dass man d’ Leut anschütt’t.

WEINBERL (nach rechts in die Szene sehend). Sieh, dort steht ein Mann.

CHRISTOPHERL. Winkt uns aber nicht!

WEINBERL. Er kommt näher – er bleibt wieder stehn – das is ja –

CHRISTOPHERL. Meiner Seel –

WEINBERL. Das is der Herr von Brunninger –

CHRISTOPHERL. Der öfters zu unserm Prinzipal kommt?

WEINBERL. Der kennet uns gleich –

CHRISTOPHERL. Fahrn wir ab! –

(Beide wollen links ab.)

WEINBERL. Halt! (Bleibt wie vom Donner gerührt stehen.) Das is Blendwerk, das kann nicht sein! – (Zeigt erstarrt in die Szene links.)

CHRISTOPHERL (erschrocken). Der Herr Zangler!

WEINBERL. Der Prinzipal! –

CHRISTOPHERL. G’schwind da ins Haus hinein –

WEINBERL. Dem Abenteuer weichen wir aus!

(Beide eilen in das offene Haustor mitten im Prospekt und bleiben unter der Einfahrt, sich links drückend, stehn.)

CHRISTOPHERL. Er wird gleich vorbei sein.

WEINBERL. Nur ruhig!

[44]Zweiter Auftritt


Hausmeister. Die Vorigen.

HAUSMEISTER (aus der Türe rechts unter dem Tore wegtretend). Was gibt’s da?

CHRISTOPHERL. Nix, gar nix.

WEINBERL. Wir wollen –

CHRISTOPHERL. Nix, gar nix.

HAUSMEISTER. Wieder passen auf d’ Weibsbilder? – Weiter um a Haus! –

CHRISTOPHERL. Nit um a G’schloss! –

WEINBERL. Wir müssen da hinauf –

HAUSMEISTER. Zu wem?

WEINBERL (im Zweifel, was er sagen soll). Zu – zu – na, was da draußt auf der Tafel steht –

CHRISTOPHERL. Madame Knorr, Modewarenverlagsniederlagverschleißhändlerin –

HAUSMEISTER. Die logiert im ersten Stock und nit unter der Einfahrt.

CHRISTOPHERL. Eben desstwegen gehen wir ja hinauf.

WEINBERL (zum Hausmeister). Ja, hab’n Sie glaubt, dass wir nit hinaufgehn? –

HAUSMEISTER. Ersten Stock, rechts die Tür!

WEINBERL. Dank’ Ihnen. (Geht zögernd die Stiege hinauf.)

CHRISTOPHERL. Also gehn wir! (Indem er Weinberln folgt.) Wir können nit fehl’n, rechts die Tür!

(Man sieht beide die Stiege hinaufgehen.)

HAUSMEISTER (nach einer kleinen Pause). Denen geh ich nach, i muss sehn, ob’s mi nit ang’logen hab’n. (Geht ebenfalls die Stiege hinauf.)

[45]Dritter Auftritt


Zangler. Dann Brunninger.

ZANGLER (von links kommend). Das wär getan – das auch – zur Schwägerin hab ich hing’schickt, also – (Geht in das Haus, wo Christopherl und Weinberl hineingegangen sind.)

BRUNNINGER (eilig von rechts kommend). Herr von Zangler! Herr von Zangler!

ZANGLER (bereits unter dem Torweg, sich wieder umwendend). Wer ruft denn?

BRUNNINGER (auf ihn zueilend). So hab ich halt doch recht g’sehn! –

ZANGLER. Herr von Brunninger! Freut mich!

BRUNNINGER. Seit wann in der Stadt? Kommen wie gerufen, müssen gleich jetzt mit mir zum Advokaten, es is wegen der Krüglischen Sache.

ZANGLER. Freund, das lassen wir bis später – jetzt muss ich –

BRUNNINGER. Nein, Freund, ich lass Ihnen nicht aus, die Krüglische Sache –

ZANGLER. Liegt mir bei weitem nicht so am Herzen als wie –

BRUNNINGER. Hat sich aufs vorteilhafteste gestaltet, wir kommen alle zwei zu unserm Geld. –

ZANGLER. Ich weiß –

BRUNNINGER. Die Krüglische Sache –

ZANGLER. Muss jetzt, aufrichtig g’sagt, einer Herzenssache nachstehn.

BRUNNINGER. Was?!

[46]ZANGLER. Ich heirat!

BRUNNINGER. Wem? –

ZANGLER. Noch weiß es kein Mensch und doch steht’s mit großmächtige Buchstaben ang’schrieben auf der Gassen.

BRUNNINGER. Wo?

ZANGLER (auf die Tafel über dem Haustor deutend). Da – Madame Knorr –

BRUNNINGER. Is das die Erwählte? Gratulier’, aber –

ZANGLER (eilig). Ich muss jetzt zu ihr –

BRUNNINGER. Da vergessen S’ mir ganz auf die Krüglische Sache – nix da, ich lass Ihnen nicht aus –

ZANGLER. Aber, Freund –

BRUNNINGER. In zehn Minuten is es abgetan.

ZANGLER. Aber g’wiss nit länger?

BRUNNINGER (ihn unter dem Arm nehmend). Nein, sag ich, kommen S’ nur g’schwind!

ZANGLER. Meinetwegen, aber –

BRUNNINGER (mit Zangler abgehend). Sie werden sich wundern, Freund, ich sag Ihnen, die Krüglische Sache –

ZANGLER. Länger als zehn Minuten kann ich nicht –

(Beide...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2022
Reihe/Serie Reclams Universal-Bibliothek
Reclams Universal-Bibliothek
Mitarbeit Kommentare: Wolfgang Neuber
Nachwort Wolfgang Neuber
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Alt-Wiener Volkstheater Johann Nestroy • Alt-Wiener Volkstheater Jux will er sich machen • Deutsch • Deutsch-Unterricht • Drama Johann Nestroy • Drama Jux will er sich machen • gelb • gelbe bücher • Johann Nestroy A Day well spent • Johann Nestroy Adolf Müller • Johann Nestroy Dolly! • Johann Nestroy Hello • Johann Nestroy John Oxenford • Johann Nestroy On the Razzle • Johann Nestroy Theater an der Wien • Johann Nestroy The Matchmaker • Johann Nestroy The Merchant of Yonkers • Johann Nestroy Thornton Wilder • Johann Nestroy Tom Stoppard • Johann Nestroy Wiener Volkstheater • Klassenlektüre • Komödie Johann Nestroy • Komödie Jux will er sich machen • Lektüre • Literatur Klassiker • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • Schullektüre • Theater Johann Nestroy • Theater Jux will er sich machen • Weltliteratur • Wiener Volkstheater Johann Nestroy • Wiener Volkstheater Jux will er sich machen
ISBN-10 3-15-962035-2 / 3159620352
ISBN-13 978-3-15-962035-0 / 9783159620350
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