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Schattenwald (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
432 Seiten
Gerth Medien (Verlag)
978-3-96122-560-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schattenwald -  Katrin Faludi
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Sara und ihre Mutter Eva führen ein zurückgezogenes Leben am Stadtrand von Lübeck. Doch eine Karte aus Schweden zu Saras Geburtstag ändert alles. Denn diese ist mit 'Dein Papa' unterschrieben. Sara ist verwirrt, hat ihre Mutter ihr doch erzählt, dass ihr Vater vor vielen Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen sei. Als weitere mysteriöse Dinge geschehen, wird Sara klar, dass in ihrer Kindheit etwas Schreckliches passiert sein muss ... Ein packender Thriller über die Schatten der Vergeltung und die Kraft der Vergebung.

Katrin Faludi hat jahrelang bei CrossChannel und ERF Pop gearbeitet und schreibt nun regelmäßig Beiträge als Redakteurin für ERF Medien. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Bad Vilbel. Sie ist die Autorin von 'Ohne meinen Zweifel glaub ich gar nichts' und dem erfolgreichen Thriller 'Schattenwald'.

Katrin Faludi hat jahrelang bei CrossChannel und ERF Pop gearbeitet und schreibt nun regelmäßig Beiträge als Redakteurin für ERF Medien. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Bad Vilbel. Sie ist die Autorin von "Ohne meinen Zweifel glaub ich gar nichts" und dem erfolgreichen Thriller "Schattenwald".

#1

Dieser Duft. Dieses unvergleichliche Potpourri aus abgewetzten Gummisohlen, altem Kunststoffbelag und schweißgetränktem Trikotstoff, gewürzt mit einer Prise Sportsocke und verfeinert mit reichlich Elan und Ehrgeiz, der in der Luft lag wie ein Versprechen. Sara blieb im Eingang zur Halle stehen, schloss die Augen und sog den Geruch genüsslich ein. Mehr als sechs Wochen war es her, seitdem sie die Sporthalle vor den Sommerferien das letzte Mal betreten hatte. Eine Ewigkeit ohne Basketball, ohne Training, ohne einen wirklichen Sinn. Vor lauter überschüssiger Energie wäre sie fast geplatzt. Ein paar ernst zu nehmende Trainingspartner, die hatten ihr gefehlt!

Die Poser von dem kleinen Sportplatz in ihrer Nachbarschaft waren ihr schnell langweilig geworden. Sie hatten irgendwann mal einige spektakuläre Dunkings auf YouTube gesehen und hielten das seither für die Essenz des Basketballs. Offenbar hatten sie ernsthaft geglaubt, Sara mit ihrem albernen Gehüpfe beeindrucken zu können. Ihre Sprünge zum Korb erinnerten sie an Popcorn, das laut, aber ziellos gegen den Pfannendeckel knallte. Von Technik oder Taktik hatten die Jungs jedenfalls keine Ahnung. Nach zwei Treffen auf dem Platz hatte Sara die Sache beendet und sich stattdessen Trainingstutorials im Internet angesehen, um wenigstens halbwegs am Ball zu bleiben.

Doch damit war nun Schluss. Heute begann die neue Saison – und damit auch gleich ein neues Kapitel. Zwar hatte Sara es bedauert, dass ihre langjährige Trainerin Fabienne nach dem Ende ihres Studiums aus Lübeck weggezogen war, aber dafür freute sie sich umso mehr darüber, dass Anja Kampmann ihr Team übernehmen würde. Anja hatte einige Jahre in der Nationalmannschaft gespielt und danach die Damen-Auswahl ihres Vereins trainiert. Sie war gefürchtet für ihr scharfes Urteil, aber auch bekannt für ihre Fähigkeit, talentierten Spielerinnen den entscheidenden Schliff zu verpassen. Zwei ihrer Schützlinge hatten den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft, was Anjas bisherigem Team den Ruf als Talentschmiede eingebracht hatte. Dass sie nun Saras Jugendmannschaft übernehmen würde, war mehr als ein Glücksfall.

„Ist ja nicht zu fassen!“ Caro, die neben Sara im Halleneingang stehen geblieben war, schüttelte den Kopf. „So schlimm?“

„Wie bitte, was?“ Sara schlug die Augen wieder auf und sah ihre Freundin zerstreut an.

In Gedanken war sie beim vergangenen Saisonabschluss gewesen. Hauchdünn hatten sie in der Landesmeisterschaft gegen ihre Erzrivalinnen verloren. Vier lausige Punkte und sie hätten Rendsburg von der Tabellenspitze geschubst. Diese Saison würde alles anders werden. Dank Anjas Führung.

„Oje.“ Caro grinste, dass ihre Sommersprossen tanzten. Sie wusste genau, woran Sara gerade dachte. „Hätte ich geahnt, dass du solche Entzugserscheinungen zeigen würdest, hätte ich dich in den Ferien ersatzweise ab und zu an meinen alten Socken schnuppern lassen.“

Sara bedachte Caro mit einem nachsichtigen Blick. „Hör mal, dieser Geruch ist das pure Adrenalin. Der Beweis dafür, dass hier gelebt, gelitten und gekämpft wird. Das hier ist … das ist …“

Sie suchte nach einer Umschreibung, die ihr Gefühl in die passenden Worte kleidete, und rang dabei mit den Händen. Poesie flog ihr eben nicht so leicht zu wie ein sauber gespielter Pass.

„Turnhallenmief“, vervollständigte Caro nüchtern.

„Du kannst so gefühllos sein!“

„Irgendjemand muss dich ja auf den Teppich zurückholen.“

„Schwingboden“, korrigierte Sara. „Es handelt sich hier um einen Schwingboden.“

„Habt ihr’s bald?“, moserte da jemand hinter ihnen.

Sara fuhr zusammen. Die Stimme war wie ein Nadelstich in ihr Trommelfell gefahren. Es war nur ein winziger Moment gewesen, aber der reichte aus, um irgendwo in den Tiefen ihrer Erinnerung ein alarmiertes Brummen in Gang zu setzen. Konnte das wirklich sein? Nach so langer Zeit?

Doch als sie sich umdrehte, atmete sie erleichtert auf. Sie hatte sich geirrt. Diese junge Frau, die ungeduldig hinter ihr auf den Fußballen wippte, weil sie nicht durchkam, hatte sie noch nie gesehen.

Hastig trat Sara zur Seite und folgte mit verwundertem Blick der Gestalt, die sich an ihr vorbeischob und in die Halle marschierte. Sie war stabil gebaut, überragte Sara, die selbst nicht gerade klein geraten war, um Haupteslänge und trug das platinblond gefärbte Haar so radikal gestutzt, dass es aussah wie eine frostglitzernde Wiese. Ihre Bewegungen waren kraftvoll und effizient wie bei einem Menschen, der seine Muskeln auf den Punkt trainierte. Und Muskeln hatte dieses Mädchen! Ihr Bizeps spannte unter der Haut und ihre Beine waren straff und fest wie Brückenpfeiler. Allein ihre Präsenz strahlte Kraft und Entschlossenheit aus. Der perfekte Center, der den Gegnern mit seiner Physis Respekt einflößte und ihre Angriffe mit voller Wucht an sich abprallen ließ.

„Neuzugang?“, murmelte Caro fragend, die dem Mädchen kaum weniger beeindruckt hinterher sah.

„Sieht so aus.“

Sara beobachtete, wie die Neue sich etwas abseits auf eine Bank am Spielfeldrand setzte und einen Gegenstand aus den Taschen ihrer Shorts fischte. Mit einer schnellen Bewegung zog sie sich ihn über den Kopf. Erst auf den zweiten Blick erkannte Sara, dass es sich um eine Art Schutzbrille aus Kunststoff handelte. Sie ähnelte den Brillen, die sie bei Experimenten im Chemieunterricht aufsetzen mussten, nur dass diese statt mit Bügeln mit einem Gummiband um den Kopf fixiert wurde. Sara wunderte sich. So etwas hatte sie bisher bei keiner Basketballerin gesehen. Diejenigen, die eine Brille benötigten, trugen auf dem Feld fast alle Kontaktlinsen.

„Die Gute scheint was an den Augen zu haben“, mutmaßte Caro.

„Ja, und ihr zwei habt eindeutig was an den Ohren!“, tönte es da vorwurfsvoll hinter ihnen. „Wir rufen und rufen, aber ihr habt nur Augen für dieses Monsterweib!“

Zwei weitere Mädchen zwängten sich an ihnen vorbei in die Halle. Johanna, mit schwarzen Klamotten, schwarzem Lidstrich und schwarzem Humor, und Naima, die in ihrem blütenweißen Outfit wie frisch aus der Plastikfolie gewickelt aussah. Gegensätzlicher könnten sie kaum auftreten.

„Selber Monsterweib!“ Sara musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um Johanna zu umarmen, die sie seit Ferienbeginn nicht mehr gesehen hatte.

Johanna spielte ebenfalls Center, eine Position, die oft die größte Spielerin des Teams übernahm. Und damit auch wirklich niemand sie übersah, hatte sie ihre Haare magentarot gefärbt und zu zwei dünnen Pippi-Langstrumpf-Zöpfen geflochten.

„Na, ihr Süßen? Alles fit?“ Naima begrüßte Sara und Caro mit gehauchten Luftküsschen, wobei ihre schwarzen Locken Saras Wangen kitzelten.

„Von mir aus kann’s losgehen!“ Sara klatschte unternehmungslustig in die Hände. „Fehlt nur noch Anja.“

„Oh.“ Naima warf Johanna einen bedeutungsschweren Blick zu.

Johanna erwiderte den Blick, verlieh ihm gekonnt ein dramatisches Funkeln und hob ihre gepiercte Braue. „Sie weiß es nicht.“

„So sieht’s mal aus.“

„Was weiß ich nicht?“, fragte Sara lauernd.

„Na ja, wie soll ich sagen …“ Diesmal war es Naima, die die sorgfältig nachgezogenen Brauen lüpfte.

Caro stöhnte. Sie hasste Kunstpausen, die nicht von ihr selbst kamen.

„Na schön.“ Naima seufzte gönnerhaft und fuhr mit sachlicher Stimme fort: „Anja ist schwanger und fällt ab sofort aus. Wir kriegen irgendeine Vertretung.“

Saras Herz stolperte vor Schreck und fiel in den Dreck. Entsetzt sah sie Naima an. Da hatte sie monatelang dem unfassbaren Glück entgegengefiebert, von der besten Trainerin im ganzen Norden gecoacht zu werden – und dann das.

„Vertretung!“, schnaubte sie und schüttelte aufgebracht den Kopf. „Und wo kriegen wir die so schnell hergezaubert?“

„Puff, da bin ich!“, näselte es da hinter ihr. Eine Stimme, so warm und cremig wie geschmolzene Schokolade, floss ihren Nacken hinab.

Im ersten Moment glaubte Sara, sich verhört zu haben. Als sie sich dann umdrehte, hatte sie das Gefühl, dass ihr auch die Augen einen Streich spielten. Dieser Hutzelzwerg, der sich hinter ihr aufgebaut hatte, konnte unmöglich ihr neuer Basketballtrainer sein.

Der Typ war so klein, dass er für jeden Korbleger erst einmal eine Trittleiter hätte anschleppen müssen. Er trug schlabberige Trainingshosen und eine Sweatjacke, die ihn wie einen Menschen mit schwerwiegenden Entscheidungsproblemen wirken ließ: Sie war hellblau, der linke Ärmel braun, der rechte Ärmel schwarz-grün geringelt. Seine schulterlangen, mausbraunen Haare standen wirr nach allen Seiten ab und sahen aus, als hätte er sich in eine Autowaschanlage mit Heißwachsprogramm verlaufen.

„Ich heiße Lars“, stellte er sich mit seiner schokoladenwarmen Stimme vor. „Mein Spezialgebiet ist eigentlich Squash. Aber weil der Vereinsvorstand so verzweifelt war, spring ich ein. Man hilft ja, wo man kann.“

Sara fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„Squash?“, ächzte sie. Diese Disziplin rangierte in ihrer Hierarchie der coolsten Sportarten irgendwo zwischen Tischtennis und Rückenschwimmen.

„Ja.“ Durch seine dicken Brillengläser strahlte Lars sie an. „Macht Spaß!“

Sara musste an sich halten, nicht gequält aufzustöhnen. Sie hatte kaum Gelegenheit gehabt, den Schock über Anja Kampmanns Ausfall zu verdauen, da stand schon der nächste Totalausfall vor ihr und lächelte sie liebenswürdig an....

Erscheint lt. Verlag 10.6.2022
Verlagsort Asslar
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dunkelheit • Gnade • Kindheit • Lübeck • Papa • Rache • Schweden • Spannung • Thriller • Vater • Vergangenheit • Vergebung
ISBN-10 3-96122-560-5 / 3961225605
ISBN-13 978-3-96122-560-6 / 9783961225606
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