Princess Margarita Illegal (eBook)
320 Seiten
Tropen (Verlag)
978-3-608-11863-6 (ISBN)
Stephen Mack Jones, geboren in Lansing, Michigan, arbeitete mehrere Jahre in der Werbe- und Marketingbranche, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Seine Lyrik und Dramatik wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein erster Kriminalroman, »Der gekaufte Tod«, gewann sowohl den Nero Award als auch den Hammett Prize for Crime Fiction.
Stephen Mack Jones, geboren in Lansing, Michigan, arbeitete mehrere Jahre in der Werbe- und Marketingbranche, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Seine Lyrik und Dramatik wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein erster Kriminalroman, »Der gekaufte Tod«, gewann sowohl den Nero Award als auch den Hammett Prize for Crime Fiction. Ulrike Wasel und Klaus Timmermann übersetzen seit vielen Jahren angloamerikanische Literatur von Autorinnen und Autoren wie Tana French, Zadie Smith, Delia Owens, Dave Eggers und Benjamin Myers. Ulrike Wasel und Klaus Timmermann übersetzen seit vielen Jahren angloamerikanische Literatur von Autorinnen und Autoren wie Tana French, Zadie Smith, Delia Owens, Dave Eggers und Benjamin Myers.
»Ein Krimi mit einem Blick für soziale Fragen und einem sicheren Gespür für das Genre. Erfrischend anders.« Washington Post
»Für Tex-Mex-Krimifans und solche, die es noch werden wollen, ist ›Princess Margarita illegal‹ ein äußerst erfrischender Einstieg.‹«
Martin G. Wanko, Voralberger Nachrichten, 25. Juni 2022
»Ein Krimi, der trotz des gleichermaßen ernsten wie aktuellen Themas neben spannender Unterhaltung ein rasantes Lesevergnügen bietet«
Christiane Wittmers, 59 Lippstädter Stadtmagazin, November 2022
»Pure Action mit einer erfrischenden Dosis an rauem Humor und Herz.« The Wall Street Journal
»Hier stimmt alles: Humor, Spannung sowie ein unterhaltsames Lesevergnügen.«
Horst Tress, Magazin Köllefornia, 14. Mai 2022
3
Wer in meine Straße zieht, muss feiern können.
So sind die Regeln, da gibt’s kein Vertun.
Die Markham Street hatte innerhalb von zwei Monaten drei Neuzugänge bekommen. Da waren die Bergman-Hallseys: Alan und Michael, ein junges Paar aus Portland, Oregon, mit ihrer drei Jahre alten Tochter Kasey. Außerdem Mara Windmere, Marketingmanagerin irgendeines führenden Tech-Unternehmens, die dem urbanen Leben einen amüsanten Hipster-Touch geben wollte. Und Trent T. R. Ogilvy, der Man Bun tragende Brite, der aus Rochester, New York, hergezogen war (wohin er aus Manchester, England, gezogen war). Ogilvy arbeitete für eine in London ansässige internationale Wohltätigkeitsorganisation, deren Ziel es war, Laptops und WLAN in Internet-Wüsten zu bringen. In Detroit gibt es zweifellos reichlich Stadtteile, die diese Bezeichnung verdienen. Zu viele Arbeitslose, die für ihre Jobsuche die Stellenanzeigen in zwei sterbenden Tageszeitungen durchforsten müssen.
»Ich trinke gern ein Glas oder auch fünf«, sagte Trent, als ich bei ihm zu Hause vorbeischaute, um ihn einzuladen. »Ich hoffe, das ist unbedenklich.«
»Nicht nur unbedenklich«, erwiderte ich. »Es wird erwartet.«
Ich fuhr zum Honeycomb Market, um für die Sommerparty der Markham Street in einem Monat eine Bestellung aufzugeben. Wer in Mexicantown wohnt, stattet dem Honeycomb, einer Stadtteil-Institution, mindestens einmal die Woche einen Besuch ab: Pyramiden aus Jalapeños in kräftigen Farben, Mangos, Tomatillos und saftigen Kaktusblättern; Regale voll mit Gewürzen, importierten abgepackten Lebensmitteln aus Lateinamerika; bunte Kaffeedosen und Limoflaschen aus Mexiko und Nicaragua; frische hausgemachte Tortillas und Chorizos und solche Mengen an Mi-Costeñita-Süßigkeiten und Pingüinos-Cupcakes, dass jedem Kind die Augen übergehen.
Ich kam schon als kleiner Junge an der Hand meiner Mutter zum Honeycomb. Das waren die Leute, die meinen Vater, einen Bierbanausen mit einer Vorliebe für die Marke Falstaff, in einen Liebhaber von Negra Modelo und Pacifico verwandelten, der sich zu Weihnachten gelegentlich das für einen Cop notgedrungen heimliche Vergnügen einer geschmuggelten Flasche Noche Buena gönnte.
Er war jedoch nie ein großer Michelada-Freund.
»Wer zum Teufel kommt auf die Idee, Chilisauce und Limettensaft in ein verdammtes Bier zu mischen?«, sagte er, wie ich mich noch gut erinnern kann.
Meine Mutter schüttelte den Kopf, hob drohend einen Zeigefinger und sagte: »Meine Landsleute mischen Chilisauce und Limettensaft in alles! Hast du damit ein Problem, cabeza de burro?«
Für die Straßenparty in diesem Sommer rechnete ich mit mindestens zweihundert Hähnchen- und Schweinefleisch-Tortillas, dreißig Pfund Reis, zwanzig Pfund Bohnenmus und schwarze Bohnen, etwa vierzig Pfund Chorizo-Hack und gewürztes Rinderhack und wer weiß wie viele Würstchen.
An der langen Fleischtheke im hinteren Teil des Supermarkts wartete ich darauf, bedient zu werden.
Und wartete.
Nach fünf Minuten tauchte Nana Corazon-Glouster auf – die Verkäuferin an der Frischfleischtheke.
»Na, wen haben wir denn da!«, sagte sie und grinste breit. »Ich würde ja hinter der Theke hervorkommen und dir einen dicken nassen Kuss geben, aber ich fürchte, dann wirst du süchtig!«
»Diese Lippen? Diese Augen?«, sagte ich. »Ja, die können süchtig machen!«
»Und ob«, sagte Nana lachend. »Was kann ich für dich tun, Augusto?«
»Also«, sagte ich und schaute mich um, »als Erstes kannst du mir Folgendes beantworten: Wo zum Teufel stecken die anderen? Ihr seid doch normalerweise drei, vier Leute hinter der Theke.«
Nana zuckte zusammen, als hätte sie einen freiliegenden Nerv an einem Backenzahn. Leiser sagte sie: »Die Leute haben Angst, Augusto. Die sehen Tag und Nacht die Scheißkerle vom ICE hier rumkurven und denken alle bloß: ›Die kommen mich holen.‹ Ich meine Leute, die seit zehn, zwanzig – fünfzig Jahren Bürger dieses Landes sind! Von unseren Mitarbeitern ist keiner illegal.« Sie senkte die Stimme noch mehr und sagte: »Okay, vielleicht ein oder zwei. Aber keine Drogen, keine Gang-Tattoos! Die kommen pünktlich und arbeiten hart. Die putzen Toiletten, als würden sie Gold polieren, und sie sagen ›Ja, Ma’am‹ und ›Nein, Ma’am‹, ›Bitte‹ und ›Danke‹. Welche Aussicht auf Staatsbürgerschaft haben diese Leute?«
Sie fragte, ob ich irgendwelche Patrouillen gesehen hatte.
Ich erzählte ihr von dem SUV, der spätnachts durch die Markham Street fuhr.
»Und die machen dir keine Angst?«, fragte Nana.
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Weil ich schon so einiges Beängstigendes aus nächster Nähe gesehen hab«, sagte ich. »Afghanistan. Pakistan. Mit mir haben die ein Problem: Sollen wir den nach Mexiko abschieben? Oder zurück nach Afrika schicken?«
Mein kleiner Scherz konnte ihre Sorgen nicht zerstreuen.
»Du warst doch mal Cop«, flüsterte Nana. »Kannst du da nichts machen?«
»Ich glaub, was das angeht, hängen wir alle am Fliegenfänger, Nana.«
»Was ist mit Mrs Gutierrez?«
Elena, die Frau meines Freundes Tomás, war in der ganzen Gemeinde als Streiterin für die Bewohner von Mexicantown und als Verteidigerin der Bürgerrechte im Allgemeinen geachtet. Vor fünf Jahren wollte eine Gruppe von Bürgern und Unternehmern sie als Kandidatin für den Stadtrat des 6. Bezirks aufstellen. Sie lehnte höflich mit der Begründung ab, sie müsse sich um einen Ehemann und eine Enkeltochter kümmern – und sie sei sich immer noch nicht sicher, wer von beiden die meiste Aufmerksamkeit brauche.
»Sie tut schon, was sie kann, zusammen mit ein paar Birminghamer Anwälten, die auf Einwanderung und Einbürgerung spezialisiert sind«, sagte ich. »Und sie hat Meetings mit dem Bürgermeister und Veranstaltungen in der Holy Redeemer Church organisiert. Aber dieser ICE-Sturm ist rasch aufgezogen, mit voller Wucht, Nana. Die Leute wissen noch immer nicht, was sie machen können oder ob sie überhaupt was machen können. Ich weiß es ganz sicher nicht.«
Während ich redete, sah Nana aus, als ob ihre Seele langsam zerquetscht wurde.
»Ich weiß, es wird nicht viel nützen«, sagte ich, »aber falls sie dich holen kommen, setze ich Himmel und Erde in Bewegung, um dich zurückzubringen.« Ich machte große Hundeaugen und einen Schmollmund. »Und wenn sie mich holen kommen, Nana?«
Ein verschmitztes Funkeln kehrte in ihre großen braunen Augen zurück. Sie salutierte zackig und sagte: »Sayonara, Baby!«
Ich lachte vielleicht einen Tick zu laut. »Das ist gemein!«
»Ach, du lässt dir doch gern den Hintern versohlen. Ihr Macho-Typen lasst euch alle gern den Hintern versohlen. Was kann ich denn für dich tun, Augusto?«
Ich gab ihr meine Liste und nannte ihr den spätesten Termin. Jeden Posten auf der Liste quittierte Nanas hübscher Kopf mit einem entschlossenen Nicken. »Wird erledigt, Chef.«
»Das weiß ich doch, Nana.«
Ich warf ihr ein Küsschen zu. Sie fing es aus der Luft und klatschte es sich auf die rechte Pobacke.
Wie jeder andere in Mexicantown ging ich für gewöhnlich zum Honeycomb, um zwei oder drei Sachen zu kaufen, und verließ den Laden dann mit sieben oder acht. Ich dachte, ich könnte ein paar Grundnahrungsmittel besorgen, wo ich schon mal da war. Ein paar Extratüten Tortilla-Chips und ein Pfund von der hausgemachten Guacamole haben noch keinem geschadet.
Während ich durch die schmalen Gänge schlenderte, lief ich zu meiner Verblüffung dem aufgehenden Stern des Dezernats für Kapitalverbrechen der Detroiter Polizei in die Arme: Detective Captain Leo Cowling. Er sah aus, als hätte er sich für die Segelregatta von Port Huron nach Mackinac angezogen: marineblaue Alligatorlederschuhe, cremefarbene Leinenhose, ein strahlend weißes, am Hals offenes Stehkragenhemd und ein cremefarbenes Leinenjackett. Geschmackvoll abgerundet wurde das Outfit durch einen hellbraunen Panamahut mit breitem marineblauem Seidenband. Die Art von teurem Hut, wie sie nur bei Henry the Hatter zu finden war, Detroits exklusivstem Hutmacher.
Sein Gesamteindruck wurde durch die Frau an seinem Arm noch verbessert: groß, schimmernde bronzefarbene Haut, athletisch gebaut, hohe Wangenknochen, wallendes Haar und lange, atemberaubende Beine.
»Na, das nenn ich mal eine Mittwochnachmittagsüberraschung!«, sagte ich, packte Cowlings Hand und schüttelte sie begeistert. Wäre seine umwerfende Begleiterin nicht gewesen, hätte er seine Hand...
Erscheint lt. Verlag | 21.5.2022 |
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Übersetzer | Ulrike Wasel, Klaus Timmermann |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | action • August Snow • Bad Boys • Bandenkriminalität • Beverly Hills Cop • Chandler • Craft Beer • Dashiell Hammett • Detroit • Drogenhandel • Fernsehserie • foodie • Freundschaft • Geheimagenten • Hipster • Illegale • Illegale Einwanderer • Immigration • Korrupte Polizisten • Lethal Weapon • Margarita • Marie-Antoinette • Mexicantown • Mexiko • Michael Bay • Mordfall • poc • Polizeigewalt • Prinzessin • Raymond • Rocker • Salsa • Selbstjustiz • Serie • Soldat • Spezialeinheiten • Walter Mosley |
ISBN-10 | 3-608-11863-2 / 3608118632 |
ISBN-13 | 978-3-608-11863-6 / 9783608118636 |
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