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Stigma (eBook)

Thriller | Spannend und hart: perfekt für alle Thriller-Fans

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2842-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stigma -  Lea Adam
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Du fühlst dich sicher. Aber du bist es nicht ...  In einem Park im Hamburger Norden wird eine Männerleiche gefunden, eine mit Kabelbinder fixierte Tüte über dem Kopf, die Zunge aus dem Mund geschnitten. Mordermittlerin Jagoda 'Milo' Milosevic und ihr Kollege Vincent Frey ermitteln in Richtung organisierte Kriminalität. Erst als ein zweiter Toter gefunden wird, dieser ein verurteilter Sexualstraftäter, ergibt sich eine neue Spur: Hat es der Täter auf Männer abgesehen, die in der Vergangenheit Frauen Gewalt angetan haben? Das Morden geht weiter, und auch Milo fühlt sich zunehmend beobachtet. Erkennt sie das Böse, wenn es vor ihr steht? Für alle, die es leid sind, immer wieder dieselbe Geschichte über ermordete Frauen zu lesen: Dieses Buch ist für Euch. 

Lea Adam ist das Pseudonym der Autorinnen Regina Denk und Lisa Bitzer. Zwischen der schwedischen Küste und dem Münchener Umland haben sie unabhängig voneinander zahlreiche Buchprojekte veröffentlicht. Stigma ist ihr erster gemeinsamer Thriller.

Lea Adam ist das Pseudonym der Autorinnen Regina Denk und Lisa Bitzer. Zwischen der schwedischen Küste und dem Münchener Umland haben sie unabhängig voneinander zahlreiche Buchprojekte veröffentlicht. Stigma ist ihr erster gemeinsamer Thriller.

1


30. Oktober 2022, 5:00 Uhr

Das leise Klicken eines Feuerzeugs ließ Milo herumwirbeln. »Vince«, zischte sie genervt. »Das ist ein Tatort!«

Ihr Kollege verdrehte die Augen. »Der Tatort, liebe Hauptkommissarin Milosevic, ist im Moment erst mal nur ein Leichenfundort, außerdem befindet er sich fünfzig Meter entfernt von hier.« Er zog den Rauch tief in seine Lunge, deutete auf das Gebüsch in einiger Entfernung und atmete achselzuckend kurz darauf wieder aus. Als ihn Milo weiter erbost musterte, warf er die Zigarette auf den Boden und trat sie mit der Schuhsohle und einer gehörigen Portion Theatralik aus. »Besser?«

Sie fluchte, holte einen durchsichtigen Beutel aus der Jackentasche, schob ihren Partner beiseite und hob die zerdrückte Zigarette auf. Mit spitzen Fingern schob sie den Stummel in die Tüte und drückte sie Vince in die Hand. »Wegwerfen. Und zwar pronto.«

Er schlug die Hacken zusammen und salutierte. »Jawohl, Gospođa Milosevic.«

Milo schob die Brauen noch weiter zusammen. Sie hasste es, wenn Vince Witze dieser Art machte. Oder ihren Nachnamen sonst wie erwähnte. Milosevic war ein gängiger serbischer Familienname – Hunderttausende in der Heimat ihrer Eltern hießen so. Leider aber auch ein gewisser Slobodan, der für den größten Genozid in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs verantwortlich war. Und trotzdem war das immer noch besser, als wenn Vince sie bei ihrem eigentlichen Vornamen rief, was außer ihren Eltern niemand tat. Jagoda – blöder konnte man es beim eigenen Namen eigentlich nicht treffen. Immerhin beachtete ihr Kollege nun ihren Dienstgrad ausnahmsweise und tat, worum sie ihn gebeten hatte. Dass er es sonst mit Vorschriften nicht so eng nahm, war kein Geheimnis in der Mordkommission. Bislang hatte sich Vincent Frey, Gott sei Dank, nichts Ernstes zuschulden kommen lassen. Trotzdem nervte es Milo, dass ihr Partner selbst die einfachsten Hygieneregeln der Ermittlung so auslegte, wie es ihm in den Kram passte. Und noch mehr nervte sie, dass er mit seinem Charme und einem Lächeln jedes Mal davonkam. Sie selbst hatte diesen Beruf gerade wegen der Korrektheit und der Ordnung gewählt.

Betont lässig schlenderte Vince nun zu einem der öffentlichen roten Mülleimer, auf dem eine weiße Sprechblase mit den Worten »Bin für jeden Dreck zu haben« prangte, und ließ die Tüte hineinfallen. Dann klopfte er sich den unsichtbaren Staub von den Händen und sagte: »Geht das jetzt endlich mal los hier?«

Milo musste sich zusammenreißen, um ihrem Partner nicht schon am frühen Morgen die Leviten zu lesen. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich dem Gebüsch zu, das von rot-weißem Flatterband abgesperrt war und von Scheinwerfern erhellt wurde. Wie dreibeinige Außerirdische mit riesigen Augen erhellten sie die Nacht. Menschen in weißen Ganzkörperanzügen liefen zielstrebig von links nach rechts, silberne Alukoffer, kleine Plastiktüten und große Taschenlampen in den Händen, mit denen sie die Umgebung nach Spuren absuchten.

Im selben Moment schob sich eine zierliche Gestalt durch die weiß Vermummten und winkte Milo und Vince zu sich. Dr. Susanne Süß, jüngste Rechtsmedizinerin des Landes Hamburg aller Zeiten, gab den beiden zu verstehen, dass die Spurensicherung am Fundort fertig war und sie sich endlich die Leiche ansehen konnten.

Ohne auf Vince zu warten, stapfte Milo über den matschigen Rasen in Richtung des Gebüschs. Auf dem nassen Gras lagen bereits gelbe Blätter, die die Bäume des Stadtparks abgeworfen hatten. Ein sicheres Zeichen, dass der Sommer endgültig vorbei war, trotz der milden Temperaturen, die zwischenzeitlich noch einmal geherrscht hatten. Milo fröstelte und zog den Reißverschluss ihrer dünnen Lederjacke zu. Das garstige Wetter passte bestens zur garstigen Uhrzeit.

Dr. Süß kam ihnen strammen Schrittes entgegen. Milo wusste nicht, wie sie sich eine typische Rechtsmedizinerin vorstellte, aber die Kollegin war eine Überraschung für sie gewesen: Die Frau war maximal eins sechzig und brachte höchstens 45 Kilo auf die Waage. Tropfnass und mit Klamotten. Sie wirkte, als ob sie gerade die erste Anatomie-Prüfung bestanden hätte. Dabei war sie Anfang dreißig, Überfliegerin ihres Jahrgangs und mit einem messerscharfen Verstand gesegnet. Einen größeren Kontrast zu Professor Heiner Papst, ihrem Vorgänger, der mittlerweile in den Ruhestand entlassen war, hätte es nicht geben können. Papst war ein Riese gewesen, Dr. Süß hätte mindestens dreimal in ihm Platz gefunden. Die Tage bis zur Pensionierung hatte er mit einem Abreißkalender gezählt und am Ende nicht mehr so lichterloh für seine Obduktionen gebrannt, wie das nun bei Dr. Süß der Fall war. Die musste sich dank ihres Engelsgesichts und des jugendlichen Aussehens seit dem ersten Tag im rechtsmedizinischen Institut mit einer ihrer Assistentinnen verwechseln lassen, und hatte deshalb einen ziemlichen Ehrgeiz darin entwickelt, aller Welt zu beweisen, dass sie auf ihrem Gebiet die Beste war.

»Männlich, weiß, vermutlich zwischen 30 und 40 Jahre alt. Eins achtundachtzig groß, schätzungsweise 85 Kilo. Seit mindestens acht Stunden tot. Am Hals hat er eindeutige Strangulationsmale, sie wurden ihm durch diesen«, sie hob eine durchsichtige Tüte hoch, »schwarzen Kabelbinder zugeführt. Über dem Kopf war eine Mülltüte. Haben wir beides neben der Leiche gefunden.« Sie hielt einen anderen Beweismittelbeutel in die Höhe, in dem eine schwarze Tüte mit gelbem Zugband steckte. Eine Tüte in der Tüte, die Ironie daran entging Milo nicht. Ansonsten hatte das Ding nicht viel zu bieten, es war Supermarktstandard, Massenware. Jeder zweite Deutsche trug so ein Exemplar regelmäßig zur Tonne. Unmöglich, da eine Spur zu verfolgen, wenn der Mörder nicht zufällig seine DNS oder Fingerabdrücke hinterlassen hatte.

Vince, der Milo gefolgt war, schmatzte mit einem frischen Kaugummi im Mund: »Wer hat den Toten gefunden?«

Dr. Süß zeigte auf den Rettungswagen, der in der Nähe der Bäume auf dem Rasen parkte. In der geöffneten Heckklappe saß eng umschlungen, in eine Decke gewickelt, ein Teenager-Pärchen. »Zwei Nachtschwärmer. Julie Franz und Paul Wankewitz.«

Milo zog einen Block aus der Jackentasche und notierte die Namen. Sie konnte sich schon denken, was die beiden zu nachtschlafender Zeit im Stadtpark getrieben hatten.

»Alles klar.« Sie nickte Vince zu. »Du übernimmst die Kids. Ich schau mir den Toten an.«

Ihr Kollege wollte protestieren, überlegte es sich offenbar aber anders und marschierte kommentarlos in Richtung des Rettungswagens.

Hinter Dr. Süß lief Milo durch das Gras zum Unterholz. Sie warf einen Blick auf ihr Handy. Es war gerade einmal fünf Uhr am Morgen. Wenn der Tote vor acht Stunden noch gelebt hatte, war er seinem Mörder auf einer abendlichen Runde im Stadtpark begegnet. Ein Spaziergang vielleicht, oder der Heimweg nach ein paar Bierchen mit Freunden in einer Bar. In den frühen Morgenstunden, als Milo gerade das Haus verlassen hatte, um zum Stadtpark zu fahren, hatte es zu regnen angefangen. Für Spuren bedeutete das nichts Gutes.

Als hätte Dr. Süß Milos Gedanken erraten, sagte sie: »Die Spurensicherung hat Dutzende von Spuren gesammelt, aber es ist ein öffentlicher Park.«

»Und es hat geregnet.«

Dr. Süß zuckte mit den Schultern.

Sie hatten ihr Ziel erreicht. Als Milo näher trat, hielt sie für einen Moment die Luft an. Der Anblick war kein schöner – nicht mal für eine erfahrene Ermittlerin wie sie. Sie betrachtete das Gesicht des toten Mannes. Es war blau angelaufen, wirkte aufgedunsen, die schwarze Zunge hing aus dem Mundwinkel. Seine Haut war wächsern und fahl. Dort, wo einmal die Augen des Mannes gewesen waren, prangten zwei rotschwarze matschige Löcher im Schädel.

Sie räusperte sich, plötzlich war da ein bitterer Geschmack in ihrem Mund. »Ihm wurden die Augen ausgestochen.«

Dr. Süß nickte nachdenklich. »Vermutlich rausgeschnitten, so genau kann ich das jetzt noch nicht sagen.«

»Hat man die Augen gefunden?«

»Ja, lagen neben der Leiche.«

Milo fröstelte und zwang sich, den Blick von den schrecklichen Wunden im Gesicht zu lösen. Sie hob den Kopf und hatte mit einem Mal das Gefühl, jemand würde sie beobachten. Unsichtbare Blicke, die sie auf ihrem Körper spürte, aus Augen, die dem verstümmelten Schädel zu ihren Füßen fehlten … Sie schüttelte sich. Einbildung, mehr nicht! Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Leiche.

Der Tote trug Trainingsklamotten, schwarze Lauf-Tights, ein dunkles Funktionsoberteil mit neonfarbenen Reflektoren und neuwertig wirkende Joggingschuhe. Um seinen Oberarm spannte sich ein schmaler Gurt. Sie deutete darauf.

»Das Telefon?«

»Steckte im Armgurt. Die Techniker werten es bereits aus«, erklärte Dr. Süß und fügte nach einem Moment der Stille hinzu: »Eine grausame Art zu sterben.«

»Warum?«

»Weil es lange gedauert hat. Mindestens fünf Minuten muss er gegen den Tod...

Erscheint lt. Verlag 19.12.2022
Reihe/Serie Milosevic und Frey ermitteln
Milosevic und Frey ermitteln
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Atemlos • blutig • divers • Ermittler • Ermittlerteam • Ermittlungen • Fall • Feministisch • Frauen • Geflüchtete • Geschenk • Gewalt • Hamburg • Handel • HART • Hilfe • Jugoslawien • Justiz • Krimi • Kriminalität • Kritisch • Mord • organisiert • Organisierte Kriminalität • Polizei • Reihe • Selbst • Selbsthilfegruppe • Serie • Serienmörder • spannend • Tatort • Thriller • Trauma
ISBN-10 3-8437-2842-9 / 3843728429
ISBN-13 978-3-8437-2842-3 / 9783843728423
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