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Gib mir deine Angst (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45833-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gib mir deine Angst -  Leah Konen
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Drei Freundinnen, drei Trennungen - ein Wochenendtrip, der tödlich endet »Gib mir deine Angst« ist ein raffinierter psychologischer Thriller aus den USA mit unvorhersehbaren Twists. Sam ist heilfroh, als ihre Freundinnen Margaret und Diana, die ebenfalls unschöne Trennungen hinter sich haben, einen Wochenendtrip vorschlagen: einfach mal raus aus New York und die düsteren Gedanken für eine Weile beiseiteschieben! Doch dann haben die drei ausgerechnet in der Kleinstadt Catskill eine Autopanne, in der Sams Ex mit seiner neuen Freundin lebt. Nach einem Abend in der örtlichen Bar ist Diana plötzlich spurlos verschwunden, außerdem stellt sich heraus, dass Margarets Exfreund, der die Trennung nicht akzeptieren will, ihr nach Catskill gefolgt ist. Als die Polizei am nächsten Tag den Fund einer Leiche meldet, wird der Ausflug endgültig zum Alptraum. Was wissen die Freundinnen wirklich übereinander? Leah Konen inszeniert auch in ihrem zweiten Domestic-Noir-Thriller ein faszinierendes, hochspannendes Spiel mit Schein- und Halb-Wahrheiten rund um Freundschaft und toxische Beziehungen. »Mit seinem unheimlichen Setting, der beunruhigenden Handlung und den schockierenden Enthüllungen hat mich ?Gib mir deine Angst? von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.« Megan Miranda, Bestseller-Autorin von »Little Lies« Entdecken Sie auch Leah Konens Thriller »Die Nacht in dir« über eine Frau auf der Flucht und eine Kleinstadt mit tödlichen Geheimnissen.

Leah Konen studierte an der University of North Carolina in Chapel Hill Journalismus und englische Literatur. Sie ist die Autorin mehrerer Young-Adult-Romane. Als Journalistin wurde ihre Arbeit unter anderem in Elle Decor, Metropolitan Home, The Fiscal Times und in The Huffington Post veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und Hund Farley in Brooklyn und Saugerties, New York.

Leah Konen studierte an der University of North Carolina in Chapel Hill Journalismus und englische Literatur. Sie ist die Autorin mehrerer Young-Adult-Romane. Als Journalistin wurde ihre Arbeit unter anderem in Elle Decor, Metropolitan Home, The Fiscal Times und in The Huffington Post veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und Hund Farley in Brooklyn und Saugerties, New York.

1


Sam

Die Hautpartie war bedrohlich blass, fast kränklich, tief in meinen Finger eingegraben, mit widerlich aufgequollenem Gewebe ringsum.

Mein schmutziges kleines Geheimnis, das nun jeder sehen konnte.

Ich hatte meine Ringe nicht mehr abgenommen, seit Harry sie mir an den Finger gesteckt hatte.

Der Ehering bestand aus schlichtem, schmucklosem Platin. Er sei unzerstörbar, hatte der Juwelier uns versichert, während ich die glänzenden, auf königsblauen Samt gebetteten Schmuckstücke im Laden betrachtet und Harry seine Amex gezückt hatte. Platin sei so rein wie die Liebe selbst, dabei aber wesentlich pflegeleichter als Silber oder Weißgold.

Mit dem Finger fuhr ich über die Innenseite, über die Worte, die ich aufsagen konnte, ohne hinzusehen. Eingraviert, in den Ring und in mein Gedächtnis. Für meinen Darling, Sam. Von deinem Darling, Harry.

Hätte diese sülzige Gravur ein erster Hinweis sein müssen? Diana hatte gelacht, als ich ihr erzählte, dass Harry mich immer »Darling« nannte, und gefragt, ob Harry soeben den Fünfzigern entstiegen sei – hätten sie oder Margaret mir erzählt, dass Brandon oder Lars sie fast ausschließlich so nannten, hätte ich vermutlich insgeheim die Augen verdreht. Doch für mich hatte es sich nie nach drittklassigem Schauspieler angehört, der einen auf Cary Grant machte, vielmehr war es so leicht gewesen, hingerissen zu sein, wenn Harry sie mit seiner schroffen und zugleich sanften Stimme aussprach, kräftig und vollmundig wie guter Whiskey. Mein Darling. Meine Sam.

Der Verlobungsring war sogar noch schöner, mit raffinierten Verzierungen, mehreren winzigen Brillanten und einem fetten Exemplar in der Mitte. Eigentlich hatte ich mich immer für einen Anti-Brilli-Typ gehalten – ich fand, sie waren aus der Zeit gefallen –, doch als es hart auf hart gekommen war, hatten auch bei mir die Schmetterlinge im Bauch getanzt. Nur bei absurd Überteuertem hatte ich bestimmt die Reißleine gezogen – kein Cartier, herzlichen Dank –, zudem war Protzerei ohnehin nicht Harrys Stil. Allerdings hatte er etwas draufgelegt, weil es sich um kanadische Klunker handelte, deren Gewinnung angeblich unter menschenwürdigeren Bedingungen ablief.

Harry löste eine ganze Menge in mir aus, vor allem aber Bedürfnisse, innige Bedürfnisse. Nicht nur nach seiner Liebe, sondern nach allem, dem ganzen Programm – durch ihn hatte sich meine Welt vergrößert wie eine Kaugummiblase. Alles, wovon ich nie auch nur zu träumen gewagt hatte, stand mir plötzlich zur Verfügung. Ich tauschte meine lausige Bude direkt an der U-Bahn-Linie mit dem nervigen Dauerrauschen des Verkehrs – gewissermaßen die Urbanversion von Meereswellen – gegen das Luxusapartment mit Blick auf Manhattan ein, das Harry lediglich für Gelegenheiten behalten hatte, wenn er über Nacht in der Stadt bleiben wollte. Ich bekam meine erste Kosmetikbehandlung (ein Geschenk von ihm kurz nach der Verlobung), die Flitterwochen verbrachten wir im Four Seasons auf Anguilla. Eigentlich war ich eher der Typ Backpackerin, anspruchslos und hart im Nehmen, doch auf einem schicken Holzliegestuhl an einem weißen Sandstrand, die eine Hand mit Harrys Fingern verschlungen, in der anderen eine Piña Colada für siebzehn Dollar, dagegen konnte wohl niemand etwas sagen. Man müsste schon verrückt sein, sich gegen so etwas zu sträuben, oder?

Gerade stand ich vor meiner Kommode und ließ die Ringe in die Keramikschale fallen, die meine Mutter mir eigens dafür geschenkt hatte – Harry & Sam. Möge eure Liebe euch für immer begleiten.

Ein Jahr. So lange hatte es gedauert, bis ich mich verändert hatte; ein Jahr, in dem unsere Verbindung ihre Spuren wie eine Warnung an mir hinterlassen und die Haut an meinem Ringfinger ausgebleicht hatte. Drei Monate verlobt, sieben Monate verheiratet. Zwei getrennt.

Diana, selbst ernannte Meisterin der Selbstzerstörung und stets bei denen, die unbedingt ein drittes Glas Wein oder eine Portion Pommes zum Essen bestellen oder eine Zigarette hinterm Haus rauchen mussten, hatte verstanden, weshalb ich zögerte, die Ringe abzulegen. Ich hatte sie vor etwa anderthalb Jahren in der Bar in der Tenth Avenue kennengelernt, wo ich nach der Arbeit immer hingegangen war. Sie hatte mich angesprochen und vorgeschlagen, uns doch zusammenzutun, um das Zwei-Cocktails-zum-Preis-von-einem-Angebot in Anspruch zu nehmen. Was wir auch getan hatten. Nach mehreren Runden hochprozentiger Drinks und dem impulsgesteuerten Kauf von Zigaretten im Deli nebenan hatte ich ihr anvertraut, dass ich mich Hals über Kopf in Harry verknallt hatte. Sie hatte es damals nachvollziehen können und tat es auch heute noch.

Margaret, die semi-neurotische Texterin, mit der ich im Lauf der Jahre immer wieder zusammengearbeitet hatte, und mit Abstand die Pragmatischste in unserem Trio, hatte sehr viel mehr Druck gemacht. Ich müsse die Ringe abnehmen, einen »Schritt in Richtung Akzeptanz« machen, wie sie es formulierte. Zumindest würden wir bei unserem Ausflug unsere Vergangenheit hinter uns lassen, soweit es eben möglich war.

Ich kehrte meiner Kommode – ein wackliges Teil aus Hartfaserplatten von IKEA, das mir fast zehn Jahre lang in New York treue Dienste geleistet hatte, und eines der wenigen Möbelstücke, das ich aus meiner alten Wohnung in Harrys Apartment umgezogen hatte – den Rücken zu. Mein Koffer lag aufgeklappt auf dem Bett, sodass Sommerkleider, Pullis und Unterwäsche hervorquollen. Ich hatte das Ding bestimmt schon fünf Mal umgepackt. Wahrscheinlich waren meine Erwartungen an diesen Trip viel zu groß. Eigentlich war es bloß ein langes Wochenende mit – wollen wir ganz ehrlich sein – sehr viel Wein in einer Hütte in Saratoga Springs, nur Diana, Margaret und ich. Deshalb war meine Garderobe völlig unwichtig, andererseits war es das erste Mal, dass ich aus der Stadt herauskam, seit Harry mich verlassen hatte.

Na ja, außer diesem einen Mal.

Und es würde ganz toll werden.

Wie Margaret gesagt hatte, würde ich endlich einen »Schritt in Richtung Akzeptanz« machen und meine Vergangenheit hinter mir lassen.

Ich sah auf meine Armbanduhr. Sie hatte ein großes Goldgehäuse und ein Schlangenlederband und war ebenfalls ein Geschenk von Harry, letztes Jahr zum Geburtstag. Diana und Margaret sollten jeden Moment hier sein. Ich klappte den Koffer zu und drückte den Deckel fest zu, damit ich den Reißverschluss zuziehen konnte, ehe ich ihn vom Bett wuchtete.

Dann zog ich die Tagesdecke über die Matratze, auf der sich Harrys Körperumrisse noch abzeichneten. Das sagte einem keiner beim Kauf einer Matratze mit Memoryschaum. Diese Dinger vergaßen nicht, niemals. Stattdessen konservierten sie den Körper und zwangen einen, tagein, tagaus die Einbuchtung des Menschen anzusehen, mit dem man einmal zusammen gewesen war.

Ich zog den Koffer hinter mir her durch den Korridor und an der Nische vorbei, die mir als Arbeitsecke diente. Unbezahlte Rechnungen und Kontaktbögen von einem meiner Projekte, die ich eigentlich schon vor zwei Wochen hätte abgeben sollen, stapelten sich auf dem Schreibtisch. Als ich vor einigen Monaten den Auftrag über die grafische Gestaltung der Launch-Kampagne einer neuen Wedding-Planer-App angenommen hatte, war Harry noch hier gewesen, und Diana und Margaret hatten einander nicht einmal gekannt. Alles war ganz anders gewesen.

Mein Handy vibrierte. Es war eine neue Nachricht in unserer Whatsapp-Gruppe mit dem liebevollen Namen Sgt. Diana’s Lonely Hearts Group.

Diana:

Ich habe spontan noch ein paar Weinflaschen mehr besorgt, bevor ich zu Margaret fahre. Komme zehn Minuten später, aber das war’s wert. Hab das Gefühl, das wird ein ganz schönes Gelage ;-)

Ich lachte. Wenn Diana mit von der Partie war, würde es das ganz bestimmt werden, und mich mit den beiden zu betrinken erschien mir immerhin sehr viel weniger beschämend, als es alleine zu tun.

Ich zog eine Strickjacke über, schlüpfte in meine Stiefel und schnappte meine Handtasche, um nach unten zu gehen, vielleicht noch kurz einen Kaffee im Deli zu holen und auf sie zu warten.

Aus einem inneren Drang heraus machte ich kehrt und ging durch die Wohnung, wobei meine Absätze auf dem nicht gefegten Holzboden klapperten, zurück ins Schlafzimmer.

Die Ringe lagen immer noch in der Keramikschale und glänzten mich an.

Ich schnappte sie und steckte sie in die Tasche meines Leinenkleids, wo niemand sie sehen konnte.

Kann ja nicht schaden, dachte ich, vielleicht mit einer Spur Verzweiflung.

Zumindest niemandem außer mir selbst.

 

Diana stand mit dem Handy in der Hand gegen den SUV gelehnt, als ich nach unten kam. Die silbernen Strähnen in ihrem ansonsten dunkelbraunen Haar schimmerten im warmen Spätnachmittagslicht. Trotz ihrer noch nicht einmal fünfunddreißig Jahre war sie bereits halb ergraut. Sie trug ein schwarzes Kleid und schwarze Leggins dazu. Diana trug fast ausschließlich Schwarz, was ihre üppigen Kurven und ihr konsequent ungefärbtes Haar noch spektakulärer wirken ließ.

Mit ihrem sahnigen Teint, der markanten Nase, den haselnussbraunen Augen und dem obligatorischen roten Lippenstift sah Diana wie eine Renaissance-Schönheit aus, eine Frau, wie Botticelli sie gemalt hätte. Sie sah auf und strahlte mich an. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagte sie statt einer...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Übersetzer Andrea Brandl
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Amerika • amerikanische Psychothriller • amerikanische thriller • Domestic Noir • Domestic Suspense • Ehe • Eifersucht • Ex-Frau • Ex-Freund • Frauenfreundschaft • Freundinnen • Freundschaft • getaway • Kurztrip • Kurzurlaub • Lady Thriller • locked room • Mord • New York • Psychologischer Thriller • Psychothriller • Psychothriller bücher • Psychothriller Romane • Roadtrip • Romane spannend • Roman Freundinnen • Schwestern • spannende Romane für Frauen • spannungsromane • Thriller • Thriller Autorinnen • Thriller Frauen • Thriller für Frauen • Thriller und Psychothriller • Thriller USA • Tod • Vermisst • Vermisste • vermisste Frau • Wochenende • Wochenendtrip
ISBN-10 3-426-45833-0 / 3426458330
ISBN-13 978-3-426-45833-4 / 9783426458334
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