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Tot ist sie dein (eBook)

Thriller

****

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
384 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491480-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tot ist sie dein -  Ilana Casoy,  Raphael Montes
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Der Riesenerfolg aus Brasilien. Diese Ermittlerin vergisst man nicht: Verônica Torres kennt keine Kompromisse. Ein Thriller, der unter die Haut geht. Ein Frauenkörper stürzt aus dem Fenster und zerschellt auf dem Asphalt vor dem Polizeikommissariat in São Paulo. Die Arbeit drinnen geht weiter, als ob nichts passiert wäre. Lästige Journalisten werden mit ein paar Standardsätzen abgespeist: eine Spinnerin, eine arme, verwirrte Frau. Gott, was will man machen! Die Anzeige der Toten gegen einen Mann, der in der Anonymität des Internets Frauen schreckliches Leid antut, findet keine Beachtung. Da platzt Verônica Torres der Kragen. Im Alleingang nimmt sie die Ermittlungen auf. Diesen Scheißkerl wird sie umbringen, koste es was es wolle.

Ilana Casoy (geb. 1960) ist als True-Crime-Journalistin aus dem brasilianischen Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Die studierte Kriminologin mit dem Forschungsschwerpunkt Serientäter lebt und arbeitet in São Paulo. 

Als endlich das Pseudonym der Autoren des Megasellers »Tot ist sie dein« in Brasilien gelüftet wird, schreibt darüber sogar die Presse. Niemand anderes als der junge Bestsellerautor Raphael Montes und die bekannte True-Crime-Journalistin Ilana Casoy stecken dahinter. Seit dem Riesenerfolg der Verfilmung auf Netflix treten die beiden offiziell als Schriftstellerduo auf und haben mit Verônica Torres eine unvergessliche Heldin geschaffen.

Ein Schocker - nichts für zarte Gemüter.

[...] ein mehr als spannender Fall und ganz nebenbei ein tiefer Einblick in eine unbekannte literarische Welt.

3


Das Navi war mein Lebensretter. Ich wurde ohne jeglichen Orientierungssinn geboren und verlief mich schon, wenn ich nur eine Runde um den Block ging. Doch diese wunderbare Erfindung brachte mich ohne Stress und Umwege an mein Ziel. Trotz des schrecklichen Tages hatte ich das Glück, in der Nähe von Martas Haus auf Anhieb einen Parkplatz zu finden. Das größere Problem ließ allerdings nicht lange auf sich warten: Ihr Haus befand sich in einer schönen Anlage in São Paulo, die Zufahrt allerdings war verschlossen. Im Schatten eines Baumes wartete ich auf meine Gelegenheit. Immer mehr Menschen kamen von der Arbeit nach Hause, irgendjemand von ihnen müsste doch bald das elektronische Tor aktivieren, um mit dem Auto in die Anlage zu fahren. Meine Füße schmerzten. Wenn ich heute Morgen gewusst hätte, wie anstrengend es sein würde, mit diesen hohen Absätzen hier herumzustehen und zu warten, hätte ich mich für Sneakers entschieden. Wirklich. Jedes Riemchen meiner Schuhe schnitt mir wie ein Messer in die Haut, aber Marta verdiente diese Qualen und meine Anstrengung herauszufinden, was ihr zugestoßen war.

Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis einer der Bewohner von der Arbeit nach Hause kam und sich das Tor automatisch öffnete. Ich hatte mir bereits eine gute Position gesucht und betrat die Anlage, sobald er an mir vorübergefahren war. Kurz darauf stand ich vor Martas Haus. Nummer acht, klein, weiß und gelb gestrichen. Es sah aus wie ein Puppenhaus. Von außen.

Im Inneren des Hauses zeigte sich mir ein ganz anderes Bild. Ich sage immer, dass der Ort, an dem wir leben, genauso viel über uns aussagt wie ein Fingerabdruck. Martas Haus spiegelte deutlich die zitternde, weinende Frau wider, die sich am Anfang des Tages vor meinen Augen in den Tod gestürzt hatte: Es herrschte ein heilloses Durcheinander, wie in meiner Handtasche, nur schlimmer. Ich betrat ihr Haus und stolperte über die Falte eines Teppichs. Ich zog mein Handy hervor, stellte meine Tasche auf den Schaukelstuhl am Eingang und erlöste meine Füße von ihren Peinigern. Ermittlungen, die man barfuß machen kann, sind die besten Ermittlungen.

Ich fotografierte alles, was mir wichtig erschien, um das Leben von Marta Campos verstehen zu können. Unter dem oberflächlichen Bild des Chaos zeigte mir die Einrichtung, dass das Haus bis vor kurzem aufgeräumt und organisiert gewesen sein musste: Die Möbel waren geschmackvoll aufeinander abgestimmt, an den Wänden eine hübsche Tapete und geschmackvolle, etwas verstaubte Bilder. Offensichtlich hatte sich vor kurzem etwas Grundlegendes in ihrem Leben geändert – ein Ereignis, das zu dem unerklärlichen Widerspruch zwischen dem schönen, aber verlassenen Haus und ihrer gut organisierten Tasche geführt hat. Litt Marta vielleicht an Depressionen?

Ich ging direkt ins Bad. Verschmierte Fliesen, der Abfluss voller Haare, feuchte Handtücher. Marta hatte die letzten Tage gelebt wie ein Zombie. Am Waschbecken standen ranzige Cremetiegel, Flaschen mit Shampoo und Spülung, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt waren. Sie war gepflegt gewesen, hatte aber aufgehört, sich um sich selbst zu kümmern. Ich öffnete den kleinen Schrank und fand zwei Antidepressiva, Citalopram und Cymbalta. Daneben kleine Fläschchen Frontal, kein Wunder: Eine Frau über dreißig, die keine Medikamente gegen Angstzustände im Haus hat, verdient eine Medaille. Ich fotografierte alles und machte mich dann auf die Suche nach ihrem Schlafzimmer.

Bevor ich die Tür öffnete, zögerte ich einen Augenblick. Im Geiste entschuldigte ich mich bei Marta, dass ich in ihr Privatleben eindrang. Das seltsame Gefühl, tot zu sein, während eine unbekannte Person meine Habseligkeiten durchwühlt, überwältigte mich. Das war nicht cool. Ich musste mir ins Gedächtnis rufen, dass ich es für einen guten Zweck tat: Ich musste das Arschloch finden, das ihr das angetan hatte.

Das Zimmer war für meinen Geschmack ein wenig übertrieben. An den Wänden Poster von Elvis und Madonna. Auf dem Fußboden und dem Doppelbett zahlreiche Kissen mit bekannten Gesichtern: Marilyn Monroe, James Dean und andere Mitglieder des Klubs 27 – berühmte Musiker, die im jungen Alter von siebenundzwanzig Jahren gestorben sind: Jim Morrison, Janis Joplin, Kurt Cobain, Jimmy Hendrix und Amy Winehouse lächelten mir erwartungsvoll entgegen. All diese Promis waren an einer »Überdosis Leben« gestorben. Hatte Marta schon früher Selbstmordphantasien gehabt? Wahrscheinlich. Ich schaute in die Schubladen und Schränke. Kein Abschiedsbrief, keine Hinweise darauf, dass sie an jenem Morgen das Haus bereits in dem Wissen verlassen hatte, dass sie sich aus einem Hochhaus stürzen würde. Alles, was sie wollte, war, Hilfe zu bekommen. Aber ihr Gespräch mit Carvana hatte für sie tödlich geendet.

Obwohl ich vollkommen erschöpft war, versuchte ich, mich zu konzentrieren. Ich nahm eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und nutzte die Gelegenheit, dessen Inhalt zu kontrollieren. Mehrere Flaschen Coca-Cola, nur wenige Lebensmittel, ein furchtbarer Geruch von etwas Verdorbenem aus der Trattoria do Sargento, Reste von Resten in großen Schachteln ohne die hier sonst so übliche Ordnung. Im Spülbecken türmte sich das Geschirr, Krümel auf der Arbeitsfläche. In der Speisekammer weitere Colaflaschen. Kein Gras, kein Koks, kein Alkohol. Nur Coca-Cola. Endlich etwas, nach dem sie süchtig gewesen ist.

Ich betrat das nächste Zimmer und stellte fest, dass sie gelegentlich am Schreibtisch gearbeitet hat. In den Regalen eine bunte Mischung unterschiedlicher Bücher: einige Klassiker, einige Sammlerexemplare, vieles, was sich nicht zu lesen lohnt, Schnulzen, Liebesromane. Ich machte von allem ein Foto, um mir später die Bilder noch einmal in Ruhe ansehen zu können. Ich blätterte hastig durch die Fotoalben. Darin waren nur wenige Fotos, alle alt mit alten Menschen – Onkel, Tanten, Großeltern. Anscheinend hatte Marta keine Kinder, sie war nur selbst Kind gewesen; eine traurige Realität, die wir erkennen, wenn wir älter werden.

Ich setzte mich vor den Computer, der mich am meisten interessierte. Er war noch eingeschaltet und surrte im Ruhemodus. Ich steckte meinen USB-Stick hinein, und während ich alle Daten kopierte, sah ich mir den Webverlauf an. Ich brauchte nicht lange, um festzustellen, dass Marta sich bis vor zwei Monaten fast ausschließlich auf der Partnerbörse AmorIdeal.com angemeldet und ihre Besuche dort dann plötzlich eingestellt hatte. Zweifelsohne war das der Zeitpunkt, an dem sie dem Dreckskerl begegnet war. Ich versuchte, ihr Profil auf der Webseite zu öffnen, jedoch ohne Erfolg. Ihr Profil war bereits gelöscht worden. Wahrscheinlich hatte sie es selbst gelöscht, in dem Glauben, ihre große Liebe gefunden zu haben. Die letzten zwei Monate mussten ihr wie ein Glücksrausch vorgekommen sein, angefeuert von falschen Komplimenten und Liebesschwüren. Es fühlte sich lächerlich an, war aber gleichzeitig tragisch und real.

Ich öffnete einige Mails mit dem Absender sexystudent88@gmail.com und stellte fest, dass es sich dabei tatsächlich um den Hurensohn mit seinen falschen Liebesbekundungen handelte. Er nannte sich Pietro, aber ich war mir sofort sicher, dass es ein falscher Name war. In einer seiner letzten Mails bat er sie für verschiedene, angeblich dringende Untersuchungen um tausendfünfhundert Real. Leider war er nicht krankenversichert. Ich weiß nicht, wer gesagt hat, dass Liebe blind macht, aber hier war ich mir ziemlich sicher, dass es stimmte. Jede Frau sah im Fernsehen immer wieder solche Betrugsfälle, und jede von ihnen dachte, dass das nur anderen passieren konnte, ihnen aber nicht. In ihrer eigenen Realität glaubten sie beim erstbesten Typen, der ihnen begegnete, er sei ihre große Liebe. @sexystudent88 war schlau, er flutete Martas Postfach mit leidenschaftlichen Nachrichten, die er ihr mitten in der Nacht schickte.

Es ist vier Uhr morgens, und ich bin mit dem Gedanken an dich aufgewacht =) Die Begegnung mit dir hat mein Leben verändert. Du bist meine Traumfrau. Ich sage dir nur nicht, dass ich mich in dich verliebt habe, weil du weglaufen würdest, wenn ich es doch täte … Aber ich kann nicht anders, ich liebe dich, meine Prinzessin. Du bist so schön, du begegnest mir in meinen Träumen … Ich kann es nicht erwarten, dich wiederzusehen! Pietro.

Eine weitere Mail von ihm kam nur wenige Minuten später.

Meine Liebste, ich kann nicht schlafen. Du gehst mir nicht aus dem Kopf. Wie soll ich damit nur leben? Ich bin ein Glückspilz, dass du mir begegnet bist. Ich wünsche mir, dass ich dich wirklich für mich gewinnen kann. Pietro.

Und um acht Uhr morgens eine weitere Mail.

Ich bin mit einem Lächeln im Gesicht aufgewacht. Es fühlt sich wunderbar an, geliebt zu sein und jemanden von ganzem Herzen zu lieben. Ich danke dir, dass du mir die Hoffnung geschenkt hast, wieder lieben zu können, meine Prinzessin! =)

Bei Martas Antworten fiel mir auf, dass sie zunächst sehr vorsichtig und schüchtern war, sich aber dann mehr und mehr den Komplimenten und Zärtlichkeiten öffnete, bis er sie eindeutig um seinen Finger gewickelt hatte und begann, sie auszunutzen und Geld von ihr zu verlangen.

Meine Prinzessin, ich schäme mich, dich um etwas bitten zu müssen. Wir kennen uns noch nicht einmal persönlich, aber ich spüre eine so starke Verbindung zwischen uns, dass ich glaube, es wagen und dich in einem so dringenden Moment um Hilfe bitten zu können. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte, es ist wirklich ernst. =( Kannst du mir fünfhundert Real leihen? Mein Bankkonto wurde wegen eines Rechtsstreits mit meiner...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2022
Übersetzer Philipp Diepmans
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Alleingang • Betrug • Bom dia • brasilianischer Bestseller • Brasilien • Bunker • Entführung • Ermittlung • female empowerment • Fesselnder Lesestoff • Frauenschicksale • Gefängnis • Gewalt • Grausamkeiten • Guten Morgen • HART • harter Thriller • Katz-und-Maus-Jagd • Kidnapping • Kindheitstrauma • kompromisslos • Nekrophilie • Netflix • netflix-serie • Online-Dating • Opfer • Rache • Serie • Sexualverbrechen • Soziale Ungerechtigkeit • Spannung • Spiel • Strafe • Täterpsyche • Trilogie • Unterdrückung • Unterwelt • Veronica • Veronica Torres
ISBN-10 3-10-491480-X / 310491480X
ISBN-13 978-3-10-491480-0 / 9783104914800
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