Die Hyänen (eBook)
416 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-29108-2 (ISBN)
Jack Reacher reist ziellos in einem Greyhound-Bus durch die USA. Da beobachtet der ehemalige Militärpolizist, wie ein alter Mann, der gerade aus dem Bus gestiegen ist, überfallen wird. Reacher wäre nicht Reacher, wenn er tatenlos zusähe - er greift ein. Das Opfer ist verletzt, will ihn aber auf keinen Fall in diese Angelegenheit hineinziehen. Doch Reacher konnte noch nie wegsehen, wenn Schwächere Hilfe brauchten. Und so gerät er zwischen die Fronten zweier Mafia-Clans, die brutal um die Herrschaft über ihre Stadt ringen. Anfangs sehen die Verbrecher in dem Fremden noch keine Bedrohung. Doch dann erkennen sie, dass sie einem Mann wie Reacher noch nie begegnet sind.
Dies ist der 24. Fall für Jack Reacher. Verpassen Sie nicht die anderen eigenständig lesbaren Romane wie zum Beispiel »Der Spezialist« und »Der Bluthund«.
Kennen Sie auch schon den Story-Band »Der Einzelgänger«? Unverzichtbar für alle, die noch mehr über Jack Reacher lesen wollen!
Lee Child wurde in den englischen Midlands geboren, studierte Jura und arbeitete dann zwanzig Jahre lang beim Fernsehen. 1995 kehrte er der TV-Welt und England den Rücken, zog in die USA und landete bereits mit seinem ersten Jack-Reacher-Thriller einen internationalen Bestseller. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Anthony Award, dem renommiertesten Preis für Spannungsliteratur.
19
Reacher und Abby ließen die Shevicks in ihrer Küche sitzen und gingen zu dem Toyota hinaus. Reacher hatte bereits gepackt. Die Klappzahnbürste steckte in seiner Tasche. Aber Abby wollte in ihre Wohnung, um sich ein paar Sachen zu holen. Was nur verständlich war. Reacher hingegen wollte bei den Juristen des Bürgerprojekts vorbeifahren, um sich eine Frage beantworten zu lassen. Beide Ziele lagen auf ukrainischem Gebiet. Aber er hielt das Risiko für gering. Möglicherweise. Schlecht war, dass nun zwei Fotos im Umlauf waren – und vermutlich die Beschreibung des Toyotas mitsamt dem Kennzeichen. Gut war, dass sie bei Tageslicht unterwegs waren und nirgends lange bleiben würden.
Nicht sehr riskant, dachte er. Vielleicht nicht.
Sie fuhren durch die noch immer schäbigen Straßen zu dem Bürgerprojekt in der Nähe der Hotels, knapp westlich der Center Street, am Ende einer gentrifizierten Straße. Die tagsüber anders wirkte als bei Nacht. Auch alle anderen Büros und Geschäfte hatten offen. Die Gehsteige waren voller Menschen. Auf beiden Straßenseiten parkten Autos. Aber Reacher entdeckte keine schwarzen Lincolns und keine blassen Anzugträger, die nicht hergehörten.
Nicht sehr riskant. Vielleicht nicht.
Abby parkte gekonnt ein. Reacher und sie stiegen aus und gingen zum Büro des Bürgerprojekts. Diesmal saßen nur zwei der Männer an ihren Schreibtischen. Isaac Mehay-Byford war nirgends zu sehen. Nur Julian Harvey Wood und Gino Vettoretto. Harvard und Yale. Gut genug. Sie begrüßten Reacher, schüttelten Abby die Hand und sagten, sie freuten sich, sie kennenzulernen.
Reacher fragte: »Was wäre, wenn Maxim Trulenko unterschlagenes Geld gebunkert hätte ?«
»Das ist Isaacs Theorie«, sagte Gino.
»Solche Gerüchte gibt es immer«, warf Julian ein.
»Diesmal stimmt es, denke ich«, sagte Reacher. »Gestern Abend habe ich den Türsteher in der Bar, in der Abby arbeitet, nach Trulenko gefragt. Etwa drei Minuten später sind vier Typen mit zwei Autos aufgekreuzt. Eine ziemlich beeindruckende Reaktion. Das war Personenschutz der Extraklasse. Ohne Cash tun diese Leute keinen Handschlag. Folglich entlohnt Trulenko sie fürstlich, damit binnen drei Minuten vier Kerle mit zwei Autos da sind. Also muss er noch über reichlich Geld verfügen.«
»Was ist aus den vier Kerlen geworden ?«, fragte Gino.
»Sie haben mich aus den Augen verloren«, entgegnete Reacher. »Aber nebenbei ist das der Beweis dafür, dass Isaac recht hat, glaube ich.«
»Kennen Sie Trulenkos Aufenthaltsort ?«, fragte Julian.
»Nicht genau, nein.«
»Wir bräuchten seine Adresse, um ihm die Klage zustellen zu lassen. Und um seine Bankkonten einzufrieren. Wie viel Geld hat er schätzungsweise noch ?«
»Keine Ahnung«, sagte Reacher. »Bestimmt mehr als ich. Mehr als die Shevicks, das steht verdammt noch mal fest.«
»Ich schätze, wir könnten ihn auf hundert Millionen Dollar verklagen und uns mit dem zufriedengeben, was er noch besitzt. Mit etwas Glück ist’s genug.«
Reacher nickte. Dann stellte er die Frage, deretwegen er hergekommen war. »Wie lange würde das alles dauern ?«, fragte er.
Gino antwortete: »Die andere Seite würde niemals vor Gericht gehen. Das könnte sie sich nicht leisten. Sie wüsste, dass sie nur verlieren kann. Sie würde eine außergerichtliche Einigung anstreben. Sie würde uns darum anbetteln. Die Einzelheiten würden zwischen den Anwälten ausgehandelt, hauptsächlich per E-Mail. Es würde nur darum gehen, Trulenko ein paar Cents pro Dollar zu lassen, damit er nicht für den Rest seines Lebens unter Brücken hausen muss.«
»Wie lange würde das alles dauern ?«, wiederholte Reacher.
»Sechs Monate«, sagte Julian. »Sicher nicht länger.«
Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, hatte Maria Shevick mehr als einmal gesagt.
»Und es lässt sich nicht beschleunigen ?«
»Das ist schon beschleunigt.«
»Okay«, sagte Reacher. »Schönen Gruß an Isaac.«
Sie hasteten zu dem Toyota zurück. Er stand noch da. Unbemerkt, unbeobachtet, nicht umzingelt und ohne Strafzettel. Sie stiegen ein. Abby sagte: »Mir kommt’s vor, als liefe ein Film in Zeitlupe und der andere im Zeitraffer.«
Reacher äußerte sich nicht dazu.
Abbys Wohnung lag eigentlich nicht weit entfernt, aber um sie zu erreichen, mussten sie ein Quadrat aus Einbahnstraßen ausfahren. Sie kamen von Norden.
Vor der Tür stand ein Auto.
Am Randstein geparkt. Ein schwarzer Lincoln Town Car, den sie von hinten sahen. Wegen der getönten Scheiben war nicht zu erkennen, ob jemand drinsaß.
»Hier ranfahren«, sagte Reacher.
Abby hielt weniger als dreißig Meter hinter dem Lincoln.
Reacher meinte: »Schlimmstenfalls sitzen zwei Typen drin, und ich wette, dass die Türen verriegelt sind.«
»Was täte die Army in diesem Fall ?«
»Panzerbrechende Munition einsetzen, um jeglichen Widerstand zu brechen. Und dann Leuchtspurgeschosse in den Benzintank, um alle Beweise zu vernichten.«
»Das können wir nicht.«
»Leider. Aber wir müssen etwas unternehmen. Dies ist dein Haus. Sie stecken ihre Nasen in etwas, das sie nichts angeht.«
»Sicherer ist’s bestimmt, sie zu ignorieren.«
»Das wäre kurzsichtig gedacht«, sagte Reacher. »Wir dürfen ihnen nicht alles durchgehen lassen. Wir müssen ihnen eine Botschaft schicken. Sie haben eine rote Linie überschritten. Sie haben deine Adresse mit Gewalt aus einem unbeteiligten Paar herausgeholt, das genug Geschmack hatte, dich anzustellen und dieses Trio zu buchen. Sie müssen erfahren, dass es Dinge gibt, die man nicht tut. Und sie müssen wissen, dass sie sich mit den falschen Leuten angelegt haben. Wir müssen ihnen ein bisschen Angst einjagen.«
Abby schüttelte den Kopf.
»Das ist verrückt«, sagte sie. »Du bist allein. Du kannst es nicht mit zwei Kerlen aufnehmen.«
»Irgendwer muss es tun. Ich bin’s gewöhnt. Ich war Militärpolizist. Ich hab alle Scheißjobs bekommen.«
Sie überlegte einen Moment.
»Dir macht Sorgen, dass ihre Türen verriegelt sind«, sagte sie. »Weil du dann nicht an sie herankommst.«
»Korrekt«, erwiderte Reacher.
»Ich konnte um den Block gehen und von hinten ins Haus kommen. Drinnen könnte ich überall Licht machen. Vielleicht würde sie das aus dem Auto locken.«
»Nein«, sagte Reacher.
»Okay, ich würde kein Licht machen und wenigstens meine Sachen holen.«
»Nein«, sagte Reacher wieder. »Aus demselben Grund. Sie könnten in deiner Wohnung warten. Das Auto könnte leer sein. Oder hier wäre einer und dort einer.«
»Das klingt unheimlich.«
»Manche Dinge sollten sie eben nicht tun.«
»Ich könnte ohne mein Zeug leben. Ich meine, du tust’s ja auch. Das ist offenbar möglich. Es könnte Teil des Experiments sein.«
»Nein«, sagte Reacher noch mal. »Dies ist ein freies Land. Willst du deine Sachen, solltest du sie bekommen. Und brauchen sie einen Denkzettel, sollten sie einen kriegen.«
»Okay, meinetwegen. Aber wie fangen wir das an ?«
»Das hängt davon ab, wie experimentierfreudig du bist.«
»Was soll ich also tun ?«
»Es müsste ziemlich gut funktionieren, denke ich.«
»Was denn ?«
»Aber du wirst dir wahrscheinlich vorher Sorgen machen.«
»Lass hören.«
»Idealerweise würde ich wollen, dass du an den Lincoln heranfährst und ihn etwa mit Schrittgeschwindigkeit von hinten rammst.«
»Wozu das ?«
»Dann würden die Türen entriegelt. Für die Ersthelfer. Weil der Wagen glauben würde, in einen kleinen Unfall verwickelt zu sein. Das meldet ein eingebauter Sensor. Ein Sicherheitsmechanismus.«
»Und dann lassen die Türen sich von außen öffnen ?«
»Das wäre das erste taktische Ziel. Alles andere würde sich von selbst ergeben.«
»Aber vielleicht haben sie Waffen.«
»Nicht mehr sehr lange. Dann hätte ich sie.«
»Was ist, wenn die Kerle im Haus sind ?«
»Vielleicht könnten wir ihr Auto in Brand stecken. Das wäre eine deutliche Botschaft.«
»Das ist verrückt !«
»Machen wir lieber einen Schritt nach dem anderen.«
»Ist mein Auto dann kaputt ?«
»Es hat vorschriftsmäßige Stoßstangen. Die müssten bis fünf Meilen in der Stunde aushalten. Vielleicht brauchst du neue Kabelbinder.«
»Okay«, sagte sie.
»Denk daran, den Fuß auf der Kupplung zu lassen. Du darfst den Motor nicht abwürgen. Außerdem willst du ohnehin gleich wieder ein Stück zurückstoßen.«
»Und dann ?«
»Du parkst und holst deine Sachen, während ich den Kerlen im Wagen sage, was sie tun sollen.«
»Und das wäre ?«
»Sie sollen dir zu einer abgelegenen Stelle östlich der Center Street folgen. Wie’s dann weitergeht, hängt von ihnen ab.«
Abby schwieg einige Sekunden lang.
Dann nickte sie, sodass ihr kurzes schwarzes Haar wippte. Ihre Augen funkelten. Ihr Lächeln war halb grimmig, halb aufgeregt.
»Okay«, sagte sie wieder. »Machen wir’s !«
In diesem Augenblick erläuterte Gregorys rechte Hand das wenige, was er wusste. Er saß seinem Boss in dessen Büro gegenüber, das leicht einschüchternd wirkte. Der riesige, mit Schnitzereien verzierte Schreibtisch bestand aus karamellbraunem Holz. Der dazu passende Chefsessel war mit grünem Raffleder gepolstert. Die hohe Bücherwand dahinter passte wiederum zu Sessel und Schreibtisch....
Erscheint lt. Verlag | 25.7.2022 |
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Reihe/Serie | Die-Jack-Reacher-Romane | Die-Jack-Reacher-Romane |
Übersetzer | Wulf Bergner |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Blue Moon (Reacher 24) |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 2022 • 61 Stunden • action • Alan Ritchson • Amazon Prime Video • Anthony Award • Bestseller • Der Anhalter • Der Bluthund • Der Einzelgänger • Der Ermittler • Der Janusmann • Der letzte Befehl • der Spezialist • Die Abschussliste • Die Gejagten • eBooks • Erstmals als Taschenbuch 2023 • Größenwahn • Im Visier • In letzter Sekunde • Jack Reacher • Jason Bourne • keine Kompromisse • Krimi • Kriminalromane • Krimi neuerscheinung 2023 • Krimis • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 • Neuerscheinungen Taschenbuch 2023 • New-York-Times-Bestseller • New York Times Platz 1 • Outlaw • Sein wahres Gesicht • Sniper • Spannung für Männer • SPIEGEL-Bestsellerautor • Streaming Serie • Thriller • Tödliche Absicht • Trouble • TV Serie • TV-Serie • Underground • WAY OUT • Wespennest • Zeit der Rache |
ISBN-10 | 3-641-29108-9 / 3641291089 |
ISBN-13 | 978-3-641-29108-2 / 9783641291082 |
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