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Ein Bär erobert die Welt! -  Gitta Gampe

Ein Bär erobert die Welt! (eBook)

Plüschseele und Drahtseilnerven

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
108 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6028-7 (ISBN)
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Bruce, der Held der Geschichte, wird in China genäht. Seine Erinnerungen an diesen Tag verblassen bereits. Genau wie sein Fell, das durch das Waschen schon viel von seinem jugendlichen Glanz verloren hat. Er erzählt von seiner beschwerlichen Reise im Containerschiff nach Hamburg. Die Trennung von seinen Brüdern ist ein traumatisches Erlebnis. Zum ersten Mal darf er mit in den Urlaub, nach Mallorca. Fliegen! Wie das gehen soll, hat ihm keiner erklärt. Auch nicht, warum er dreimal durch die Röntgenkontrolle am Flughafen muss.

Gitta Gampe wohnt in Norddeutschland. Sie schreibt für Bruce, weil er mit seinen dicken Tatzen auf der Tastatur nicht zurecht kommt.

Wir fliegen nach Mallorca!

Aber wie soll das gehen? Hab ich vielleicht Flügel? Ich bin ein Bär!

Mir erklärt ja wieder keiner was.

Brummel.

Na egal, Hauptsache, ich darf mit. Ich – Bruci! Weil ich alltagstauglich bin, sagt Mama. Chulio ist noch zu neu und flauschig. Wäre schade, wenn er sich gleich einsauen würde. Und sein schönes weißes Hemd könnte auch sehr schnell schmuddelig werden. Bruno und Jo1 bleiben also mit Chulio zu Hause.

Bär, bin ich aufgeregt! Aber ich lasse mir nichts anmerken. Äußerlich völlig cool. Aber innen, ganz innen, zittern meine Plüschnerven.

Beim Einchecken, das heißt so, ich lerne jetzt alles, wie was heißt, also beim Einchecken muss ich mich ganz ruhig in eine Plastikschale setzen und damit durch das Durchleuchtungsgerät fahren. Zusammen mit Mamas Handtasche. Nicht, dass mir das mal irgend jemand vorher erklärt hätte! Nein. Bruci sitzt in einer Plastikschale und wird durchleuchtet. Toll. Ich bin ja sehr lernfähig.

Gut, dass ich meine Drahtseilnerven nicht drin hatte. Die Flughafen-Menschen würden sich wundern, wenn sie die gesehen hätten. So haben sie nichts gesehen. Gar nichts. Nur meinen Plüsch und der ist durchsichtig. Und meine große weiche Plüschseele ist auch durchsichtig. Mama wird nicht durchleuchtet. Die muss nur ihre ganze Tasche auspacken, und nachweisen, dass sie nichts Gefährliches darin hat. Wo sie eine Bombe daraus hätte basteln können. Hat sie aber nicht. Hätte sie auch sowieso nicht hingekriegt, das mit der Bombe. Dafür war sie viel zu schlecht in Chemie in der Schule.

Kichert.

Mich halten die Flughafen-Menschen nach der Sache mit der Plastikschale mittlerweile auch für ungefährlich. Obwohl ich sehr ernst gucke.

Nun sitzen wir schon eine halbe Stunde im Törminell und warten auf das Flugzeug, das uns nach Mallorca bringen soll. Das kommt nun auch, und alle die damit nach Frankfurt wollen, sollen da nun einsteigen, sagt die Lautsprecherin.

Wie – nach Frankfurt?

Mama wird blass, stopft mich hastig in ihre Tasche und wir rennen los. Also, sie rennt, ich bin ja in der Tasche und wundere mich. Mir erklärt ja nie einer irgendwas. Wie ich ganz nebenbei erfahre, rennen wir zum richtigen Törminell. Ich und die Tasche müssen wieder in die Plastikschale und ab zum Durchleuchten.

Bin ja schon Profi! Macht mir gar nichts aus. Ha!

Guckt völlig unbeteiligt.

Auf dem Röntgenbild sieht jederbär sehr deutlich, dass ich nicht nur nicht gefährlich bin, sondern auch kein Verdauungssystem habe!

Die Zeit, um den richtigen Flieger zu erreichen, wird nun langsam knapp, vermute ich. Ist ja mein erster Flug überhaupt. Ich muss wieder in die Tasche, Mama rast los zum Ausgang für den richtigen Flieger. Knallt aber voll gegen die Glastür, denn die ist zu. Dafür geht jetzt die schrille Terroristen-Alarm-Sirene los! Na toll, der Flieger ist wohl nun weg. Ohne uns. Ich ergebe mich in mein Schicksal. Gleich werden wir alle beide verhaftet werden. Habe ich schon mal im Film gesehen.

Überlegt sich gute Argumente. Kommt nur auf, ich wars nicht.

Mama dreht sich zu den entspannt wartenden Fluggästen um. Der Flieger nach Mallorca hat Verspätung. Der ist noch gar nicht gelandet, sagt die freundliche junge Frau hinter uns. Mama sinkt erschöpft auf die Lederimitat-Sitzgruppe. Ich wische mir heimlich den Schweiß von meiner Plüschstirn. Dann kommt die Durchsage, der Flug nach Palma de Mallorca verspätet sich voraussichtlich um eineinhalb Stunden. Na, gut, dass wir Urlaub haben, sagt Mama.

Also muss ich wieder in die Tasche, kenne ich ja schon. Weil wir wieder aus dem Törminell-Warteraum raus gehen. Weil Mama jetzt einen großen Milchkaffee und einen Schokokroassong braucht.

Wegen ihrer Nerven, sagt sie. Und weil frau nicht weiß, wann sie heute noch mal was zu essen kriegt. Und überhaupt. Schokokroassong ist immer gut.

Ich darf mit am Tisch sitzen. Öffentlich! Jetzt schreibe ich mir alles auf. Denn das glaubt einem ja hinterher keinbär, was beim Reisen alles so passiert. Und das kann sich auch keinbär alles merken!

So, die Wartezeit ist schon wieder um. Nun fahre ich also zum dritten Mal durch die Röntgenkontrolle! In einer Plastikschale! Ich glaube es nicht. Meinen die, ich würde innerhalb von zwei Stunden eine Terroristenausbildung machen? Ich gucke wieder sehr ernst. Das hat sich bewährt.

Die Flughafen-Aufpass-Frau krault mich an der Nase, als ich dann aus dem Gerät wieder rauskomme. Ich sage nichts. Ist wohl besser. Will ja nicht auffallen. Ob so viele Röntgenstrahlen schädlich sind für mich?

Wir sind im Flugzeug! Nun geht es endlich los. Ich habe einen eigenen Sitz zugeteilt bekommen und bin fest angeschnallt. Manche Babys weinen beim Starten. Ich nicht. Ich bin ja auch schon drei oder fast vier. Da weint bär nicht. Vielleicht tun den Babys auch die Ohren weh, sagt Mama. Meine tun mir nicht weh. Gut, dass ich Plüschohren habe!

Wir fliegen natürlich mit Air Bärlin. Die Lautsprecherin sagt, dass wir nun die richtige Flughöhe erreicht haben. Ich konnte mir die Zahl nicht merken, aber es waren ziemlich viele Bärenfüße hoch. Eine Million oder so. Und draußen ist es bitterkalt. 53 Grad minus! Hätte ich bloß meinen Schal mitgenommen. Mama hat auch nur Sommersachen mit. Die wird sich wundern!

Grund für die Verspätung, erklärt der Herr Pilot, war ein kranker Passagier. Für den sind sie in Köln zwischengelandet. Ich lehne mich sehr beruhigt zurück. Wenn es mir jetzt schlecht gehen sollte, würde mich der Herr Pilot bestimmt gleich in die nächste Bärenklinik fliegen.

In Bremen mussten zuerst die braunen Passagiere aus der Maschine raus. Dann konnten die Beigefarbenen und die Hellbraunen rein. Ich bin ja schon mittelbraun, deswegen hab ich die anderen auch vorgelassen.

Nun kriege ich ein Sandwich und ein Getränk! Ach ne, ist nicht für mich, ist für Mama. War aber auch nicht so toll, das Sandwich, bisschen trocken, sagt sie. Ist ja klar, wenn da Sand drin ist.

Ich sitze am Fenster und kann unten alles gut erkennen. Der Herr Pilot ist nach rechts abgebogen. Woher der das wohl weiß, wo er lang muss? Hab gar kein Schild nach Mallorca gesehen.

Grübelt.

Oh, es gibt schon wieder Getränke! Kaffee, Tee, Cola, Tomatensaft. Immer diese Entscheidungen, ist voll der Stress. Mama nimmt eine Cola. Vielleicht kriegt sie das trockene Rest-Sandwich damit runter. Die jungen Väter lassen bei der Stewardess die Babyfläschchen aufwärmen. Die Kinder bekommen nun was zu malen und schicke Mützen. Und was krieg ich? Haaaalllo? Fräulein! Hallo! Nichts, keine Reaktion. Na ja, so gut kann ich auch gar nicht malen. Aber die Mütze wäre schon schön gewesen.

Seufzt.

Alles wird abgeräumt. Wir sind wohl bald da. Fliegen macht uns ja nichts aus. Aber vor dem Landen hat Mama immer Bammel. Wenn der Boden in Sichtweite ist, aber die Geschwindigkeit noch 300 Stundenkilometer beträgt, da kriegt sie jedes mal feuchte Hände. Sie klammert sich an meinen plüschigen Füßen fest. Nach der Landung sind die dann völlig durchgefeuchtet! Na ja, hier soll es ja warm sein auf Mallorca. Trocknen schon wieder.

Menschen im Sand

Erst einmal kommen die Leute mit dem Flugzeug auf Mallorca an. Dann kullern sie alle wild durcheinander raus aus dem Flieger und drängeln in die Busse. Beim Einsteigen ist das erstaunlicherweise genau umgekehrt. Da wollen immer alle auf einmal rein. Die Busfahrer, wenn ich groß bin werde ich auch Busfahrbär, bringen die Leute, wenn die noch hellbeige sind, in alle Richtungen, nur weg vom Flughafen.

Die Leute werden in Hotels verteilt, die immer am Strand sein müssen. Weil ohne Sand ist das kein guter Urlaub! Sand ist ganz wichtig. Alle sind sehr in Eile, weil sie Urlaub haben, denn im Urlaub haben die Menschen nämlich überhaupt keine Zeit mehr.

Kratzt sich am Kopf.

Könnt ihr noch folgen? Gut, jetzt kommt es. Also, alle Leute sind nun endlich im Hotel mit Sand drum herum angekommen. Sofort ziehen sie sich lustige Sachen an. Bei den Männern sieht bär erstaunlicherweise Beine, meist mit Fell dran. Die Frauen ziehen eigentlich fast alles aus. Aber das wird mal ein eigenes Kapitel, führt nun zu weit.

Wenn dann alle fast nackich sind, gehen sie zum Strand. Da stehen die Liegen und die Schirme ordentlich in einer Reihe. Nun werden die Leute auf einmal ganz müde und legen sich auf die Liegen. Eigentlich plumpsen sie drauf. Aber plötzlich springen sie wieder auf und rufen: Ist mir heiß! Obwohl sie genau das ja eigentlich wollten. Dabei haben sie nicht mal richtiges Fell!

Jetzt kommt der Schatten ins Spiel. Zwischen zwei Liegen ist immer ein Sonnenschirm und der macht Schatten. Aber morgens fällt der nicht direkt auf die Liegen, sondern erst mal schräg dahinter. Könnt ihr noch folgen? Soll ich euch das mal aufmalen?

Sucht Papier und seine Buntstifte.

Also, möglichst bald sollten...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7562-6028-3 / 3756260283
ISBN-13 978-3-7562-6028-7 / 9783756260287
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