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Nordwestnacht (eBook)

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0340-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nordwestnacht - Svea Jensen
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In SanktPeter-Ording weht ein tödlicher Wind
Als ein Filmteam St. Peter-Ording als Drehort auswählt, ist die Freude bei den Anwohnern groß. Besonders der junge Polizeiobermeister Nils Scheffler genießt den Trubel und seine damit verbundene Stellung als Polizeiberater am Set sehr. Doch dann wird einer der Aufnahmeleiter tot aufgefunden, spektakulär an die Stelzen eines Pfahlbaus gekettet. Alsaußerdem die zweite Hauptdarstellerin verschwindet, drängt Nils, der sich in sie verliebt hat, darauf, dass hier etwas nicht stimmen kann. Gemeinsam mit den Kommissaren Hendrik Norberg und Anna Wagner beginnt er im Fall der Vermissten zu ermitteln. Und dieser ist verworrener, als es zunächst scheint ...



Svea Jensen ist das Pseudonym einer erfolgreichen Krimiautorin. Sie ist in Hamburg aufgewachsen und dem Norden stets treu geblieben: Nach vielen Jahren beim Norddeutschen Rundfunk lebt sie heute in Schleswig-Holstein, wo sie sich mittlerweile ganz dem Schreiben widmet. Während sie Verbrechen für ihre nächsten Bücher plottet, lässt sie sich am liebsten eine Nordseebrise um die Nase wehen.

Seit Nils Scheffler am Freitagnachmittag diesen merkwürdigen Zettel auf dem Küchentisch von Julias Ferienhaus hatte liegen sehen, war es mit seiner Ruhe vorbei. Darauf angesprochen, was es damit auf sich hätte, hatte er im ersten Moment den Eindruck gehabt, dass Julia ihn abwimmeln wollte, aber nach einigem Zögern hatte sie ihm schließlich anvertraut, dass sie seit einiger Zeit von einem Stalker belästigt wurde.

Der Zettel war unter der Tür des Ferienhauses durchgeschoben worden, und diese Tatsache war für Nils mindestens ebenso beängstigend gewesen wie die in einer ausgeprägt nach rechts geneigten Schrift verfassten Worte Jetzt bist du fällig, bedeutete dies doch, dass der Stalker nicht nur wusste, wo Julia während der Dreharbeiten wohnte, sondern ebenfalls eine, wie auch immer gemeinte, Drohung wahrzumachen gedachte.

»Nils?«

Hendrik Norberg musterte ihn mit einem verblüfften Ausdruck, nachdem er die Haustür geöffnet hatte. Was mit Sicherheit vor allem daran lag, dass Nils die Klingel in seiner Aufregung etwas zu lange gedrückt hatte.

»Tut mir leid, dass ich am Wochenende störe, aber die Sache ist dringend.« Wäre Norberg vor Ort gewesen, hätte Nils ihn bereits am Freitagabend informiert. Da der Dienststellenleiter aber am Himmelfahrtstag mit seinen beiden Söhnen zu einem Kurzurlaub bei seinem Vater in Stockholm aufgebrochen und erst heute Mittag nach St. Peter-Ording zurückgekehrt war, hatte Nils nur mit Anna und den beiden Kollegen des Bereitschaftsdienstes sprechen können, wobei Letzteres eine ausgesprochen unerfreuliche Erfahrung für ihn gewesen war. Die Kollegen hatten nämlich große Skepsis an den Tag gelegt und gemeint, dass sich Schauspieler ja immer so einiges einfallen lassen würden, um auf sich aufmerksam zu machen beziehungsweise im Gespräch zu bleiben. Erst recht, wenn sie erst zweiundzwanzig Jahre alt wären und die erste große Rolle in einer bekannten Serie ergattert hätten. Da müsse man kräftig die Werbetrommel rühren, damit es auch jeder mitbekäme. Deshalb solle besser Norberg entscheiden, ob der Zettel ernst zu nehmen sei und falls ja, wie es dann weiterginge. Die Sprüche hatten Nils ziemlich erbost, weil Julia ein solches Verhalten nun wirklich nicht nötig hatte.

Anna hingegen hatte die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter genommen, das von ihr vorgeschlagene Gespräch mit Julia war allerdings nicht zustande gekommen, da diese sich bereits auf den Weg zu ihren Eltern gemacht hatte, wo sie das Wochenende und einen Teil des drehfreien Montags verbringen wollte. Diese Entscheidung hatte Nils beruhigt, war sie so doch wenigstens kurzfristig aus der Schusslinie.

»Komm rein.« Norberg gab die Tür frei, und Nils betrat den Flur des Einfamilienhauses, das Norberg seit dem Tod seiner Frau im vergangenen Jahr mit seinen Söhnen Finn und Lasse allein bewohnte. Ein Trolley stand neben der Treppe in den ersten Stock, auf den Stufen lag eine Reisetasche.

Norberg wies auf eine offen stehende Tür zur Linken. »Geh schon mal ins Wohnzimmer, ich komm gleich nach.« Er verschwand in dem gegenüberliegenden Raum, der Küche, wie Nils nach einem kurzen Blick im Vorübergehen feststellte.

»Willst du auch einen Kaffee?«, hörte er Norberg rufen.

»Gerne.« Nils ließ seinen Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Warme Farben, viel Holz, kaum Nippes, aber eine Reihe von Fotos, auf denen Norberg mit seinen beiden Söhnen, die Nils mittlerweile kennengelernt hatte, und einer attraktiven Frau zu sehen war. Nils vermutete, dass es sich um Norbergs verstorbene Ehefrau Kathrin handelte, der er nicht mehr begegnet war, da Norberg erst nach ihrem Tod die Dienststellenleitung in St. Peter-Ording übernommen hatte.

Norberg kam mit zwei Bechern Kaffee zurück und stellte einen davon vor Nils ab, bevor er auf dem Sofa Platz nahm. »Ach so«, sagte er unvermittelt, »nimmst du Milch und Zucker? Sorry, aber so was kann ich mir einfach nicht merken.«

»Alles okay, ich trinke ihn grundsätzlich schwarz.«

Auf der Treppe waren polternde Schritte zu hören, kurz darauf stand Norbergs ältester Sohn Lasse in der Tür. Ein kurzes Nicken in Nils’ Richtung, dann machte er auf dem Absatz kehrt. »Ich bin noch mal weg.«

Norberg schien zu einer Antwort ansetzen zu wollen, aber die ins Schloss fallende Haustür signalisierte, dass sie den Empfänger nicht mehr erreicht hätte.

»Was ist denn so wichtig?«, fragte Norberg, nachdem er sich mit einem ergebenen Seufzer auf der Couch zurückgelehnt hatte.

»Es geht um Julia Manshardt«, sagte Nils. »Eine der beiden Hauptdarstellerinnen der Krimiserie, die hier gerade gedreht wird«, ergänzte er auf Norbergs verständnislosen Blick hin. Anna und Norberg hatten zwar zugestimmt, dass Nils dem Produktionsteam zur Seite stand, wenn es um polizeiliche Fragen ging und seine Zeit Hilfestellung erlaubte, aber im Gegensatz zu Nils hatte sich bislang noch keiner der beiden für die Dreharbeiten und die Schauspieler interessiert.

Nils hingegen war Feuer und Flamme gewesen, als die Anfrage vor drei Monaten an sie herangetragen worden war. Polizeiliche Unterstützung beim Dreh einer weiteren Staffel von Tödlicher Norden, einer Serie, die seit zwölf Jahren ein Millionenpublikum begeisterte. Bereits als kleiner Steppke hatte Nils voller Begeisterung bei den Dreharbeiten der letzten Staffel der Surfer-Serie Gegen den Wind zugeschaut, und auch beim Dreh des Kinofilms im vergangenen Jahr, in dem sich einige aus der alten Surferclique nach Jahren wiedertrafen, war er häufig dabei gewesen und einmal sogar als Komparse eingesetzt worden. Wenn er nicht für den Polizeiberuf gebrannt hätte, wäre er mit Sicherheit beim Film oder Fernsehen gelandet.

»Julia … äh, Frau Manshardt hat das hier erhalten.« Nils zog das Schreiben, das er in einer Asservatentüte gesichert hatte, aus seiner Jackentasche und reichte es Norberg, der mit gerunzelter Stirn die vier Worte las. »Es wurde unter der Tür ihres Ferienhauses durchgeschoben.« Seine Aufregung verstärkte sich. »Julia wird seit Längerem von einem Stalker bedroht, Hendrik. Und diese Drohung kann nur von ihm stammen. Wir müssen ihr Personenschutz geben!«

»Nun mal halblang«, erwiderte Norberg und ließ den Zettel auf den Couchtisch sinken. »Was sagt denn Frau Manshardt dazu? Ist ihr bekannt, um wen es sich bei dem Stalker handelt?«

Nils zögerte, als er sich an Julias Reaktion auf seine diesbezügliche Frage erinnerte. Es hatte den Anschein gehabt, dass sie sich ihre Antwort erst überlegen musste. Auch den Zettel hatte sie anfangs nicht rausrücken wollen.

»Nils …?«

Nils wischte den Gedanken beiseite. Warum hätte sie ihn belügen sollen? »Nein, sie weiß nicht, um wen es sich handelt.«

»Hat sie denn wenigstens eine Ahnung?«

Nils schüttelte den Kopf.

»Und seit wann wird sie gestalkt?«

»Seit vier Monaten.«

»Hat sich Frau Manshardt denn an die Polizei gewandt? In ihrem Wohnort zum Beispiel?«

Nils kam sich langsam dämlich vor, weil er auch diese Frage mit Nein beantworten musste. »Sie hat das gestern runtergespielt und gesagt, dass sie das schon kennen würde. Da käme ab und an mal so ein Brief, aber nichts würde passieren. Das könne man doch nicht ernst nehmen. Deshalb sei sie auch nicht zur Polizei gegangen.« Eine befremdliche Aussage, wie Nils fand, da dies doch normal gewesen wäre. Zumal er Julias Angst gespürt hatte, denn das Zittern in ihrer Stimme, die fahrigen Bewegungen, mit denen sie sich durch das Haar gestrichen hatte, und ihr Blick, der seinem nicht hatte standhalten können, waren eindeutige Signale gewesen.

»Also, ich weiß nicht …«, Norberg sah ihn mit einem skeptischen Blick an.

»Was weißt du nicht?« Die Worte waren aggressiver herausgekommen als beabsichtigt, weil Nils plötzlich fürchtete, sich auch von Norberg einen blöden Spruch anhören zu müssen, was die Mediengeilheit von Schauspielern anbelangte.

Norberg erwiderte nichts, sondern sah ihn nur unverwandt an, bis Nils sich schließlich zu einer Erklärung genötigt fühlte. »Sie ist nicht der Typ, der so etwas selbst inszeniert, um damit Aufmerksamkeit zu erregen. Das hat sie überhaupt nicht nötig!«

»Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist die Rolle in dieser Serie erst ihre zweite. Also dürfte sie noch kaum jemand kennen. Da hat sie Publicity schon nötig.«

»Aber sie wusste gestern doch gar nicht, dass ich vorbeikomme! Da macht eine herumliegende Fake-Drohung ja überhaupt keinen Sinn.«

»Jetzt sei mal ehrlich, Nils! Wenn du eine Inszenierung ansprichst, ist dir dieser Gedanke doch auch schon gekommen.«

»Nein, ist er nicht! Aber da kamen ein paar blöde Sprüche von Sören und Lars, als ich sie Freitagabend darauf angesprochen habe. Anna war die Einzige, die die Angelegenheit ernst genommen hat.«

»Hat Anna Frau Manshardt denn dazu befragt?«

Nils schüttelte den Kopf. »Sie wollte es, aber Julia war bereits auf dem Weg zu ihren Eltern. Sie hatte geplant, das Wochenende bei ihnen zu verbringen.« Verzagt blickte er Norberg an. »Was machen wir denn jetzt?«

»Dreht Frau Manshardt morgen wieder?«

»Nein, morgen hat sie frei. Sie wollte gegen Mittag zurückkommen.«

»Also gut, dann werde ich sie morgen aufsuchen und mit ihr sprechen. Ich muss mir ein Bild machen, damit ich das einordnen kann.«

»Julia ist ein gradliniger Mensch, Hendrik«, sagte Nils eindringlich. »Sie würde nie auf die Idee kommen, sich so etwas auszudenken.«

»Bist du dir da so...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2022
Reihe/Serie Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording
Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anna Wagner Hendrik Norberg • Dünenmord • Ferienlager • Freispruch • Hafenmord • Klaus-Peter Wolf • Krimi • krimi buch • krimi küste • Kriminalroman • Kriminalthriller • Krimi Roman • krimi und thriller • Küstenkrimi • Küstenromane • Missbrauch • Nordsee • Nordsee Krimi • Nordwesttod • Ostfriesenhölle • Ostseeangst • Ostseegruft • Soko St. Peter-Ording • Spannung • thriller und krimi • Urlaub krimi • Urlaubsroman • Vermisste
ISBN-10 3-7499-0340-9 / 3749903409
ISBN-13 978-3-7499-0340-5 / 9783749903405
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