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Rote Spionin (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45115-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Rote Spionin -  Sam Eastland
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1945 geht es in Berlin um alles oder nichts für Inspektor Pekkala - im siebten Band der historischen Krimi-Reihe wird es persönlich für den »James Bond in Diensten Stalins« (Die Welt) Berlin im April 1945: Ein britischer Spion ist an Pläne für die neue Steuerung der gefürchteten V2-Rakete gelangt, die dem Krieg eine entscheidende Wende geben könnte. Da die Rote Armee bereits vor den Toren der Stadt steht, bittet man den Kreml um Hilfe, um den Spion sicher aus dem umkämpften Gebiet zu bringen. Die Mission ist ein Himmelfahrtskommando - und die Briten wollen genau einen Mann dafür: den legendären Inspektor Pekkala. Stalin willigt ein, seinen besten Mann buchstäblich in die Hölle zu schicken, denn er spekuliert selbst auf die Pläne der V2-Rakete. Als Pekkala jedoch herausfindet, wen er da aus Berlin retten soll, ist er bereit, alles aufs Spiel zu setzen: Denn der Spion ist eine Frau - und noch einmal will er sie nicht verlieren! »Rote Spionin« ist der siebte und abschließende Band von Sam Eastlands historischer Krimi-Reihe aus dem stalinistischen Russland. Die Inspektor-Pekkala-Krimis bieten hochspannende Unterhaltung für alle historisch interessierten Krimi-Fans und sind in folgender Reihenfolge erschienen: - »Roter Zar« (1929) - »Der rote Sarg« (1939) - »Sibirisch Rot« (1939) - »Roter Schmetterling« (1941) - »Roter Zorn« (1944) - »Rote Ikone« (1944) - »Rote Spionin« (1945)

Sam Eastland ist das Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers Paul Watkins, geboren 1964, der sich auch mit literarischen Werken einen Namen gemacht hat. Seinen ersten Roman veröffentlichte er im Alter von sechzehn Jahren. Mit seiner Familie lebt er in Hightstown, New Jersey.

Sam Eastland ist das Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers Paul Watkins, geboren 1964, der sich auch mit literarischen Werken einen Namen gemacht hat. Seinen ersten Roman veröffentlichte er im Alter von sechzehn Jahren. Mit seiner Familie lebt er in Hightstown, New Jersey. »Rote Spionin« ist der siebte und letzte Band der Reihe um Inspektor Pekkala.

Moskau, 9. April 1945. Seine Schritte hallten in der verlassenen Straße.

Über ihm, gerahmt von den schartigen Silhouetten der Kamine, erstreckte sich die sternenfunkelnde Dunkelheit.

Pekkala, die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben, war auf dem Weg ins Café Tilsit, das einzige Lokal, das zu dieser Nachtzeit noch offen hatte.

Die beschlagenen Scheiben des Cafés glühten im Schein der Kerzen, die hinter den Fenstern aufgestellt waren.

Mit der Schulter stieß Pekkala die schwere Holztür auf, und als er den Raum betrat, ertönte eine an der Klinke befestigte kleine Glocke. Er hielt kurz inne, sog den Geruch von Suppe und Zigaretten ein und steuerte einen ruhigen Tisch im hinteren Bereich an.

Pekkala kam seit Jahren hierher.

Vor dem Krieg hatten sich hier nach Mitternacht, am Ende ihrer Schicht, vor allem Arbeiter eingefunden – Taxifahrer, Huren, Museumswärter. Dazu die, die sonst nirgendwohin konnten, und manche wie Pekkala, die in ihren leeren, stillen Wohnungen den Einflüsterungen des Wahnsinns zu entfliehen suchten.

Denn im Café Tilsit, wo sie allein, aber nicht einsam waren, konnten sie ihre Dämonen verjagen.

Nach neun Jahren Arbeitslager wusste Pekkala um den Wert dieser seltsamen, schweigsamen Gemeinschaft.

Von den schwarzen sibirischen Wintern in der Kunst der Einsamkeit geschult, hatte er eine Stille erfahren, die so absolut war, dass sie ihren ganz eigenen Ton zu haben schien – ein hastendes Zischen wie das eines durch den Weltraum sirrenden Planeten.

Kurz nach seiner Ankunft in Borodok hatte der Lagerkommandant ihn in die Wälder geschickt, damit die anderen Insassen nicht erfuhren, wer er wirklich war.

Pekkala war im Wald von Krasnagoljana mit der Aufgabe betraut gewesen, die Bäume zu markieren, die von anderen Lagerinsassen gefällt werden sollten. Nicht nur fehlten Pekkala in der weiten Wildnis die Annehmlichkeiten eines zivilisierten Lebens, sondern auch ein Name – in Borodok war er nur als Gefangener 4745 bekannt.

Gestützt auf einen kräftigen Knüppel, einem knorrigen Wurzelstock, aus dem Hufnägel mit Vierkantköpfen ragten, strich er durch die Wälder, tauchte seine Hände in rote Farbe und hinterließ seine Abdrücke auf den von ihm ausgewählten Bäumen. Diese Abdrücke waren oftmals die einzigen Spuren, die andere Lagerinsassen von ihm zu sehen bekamen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Baummarkierers im Wald von Krasnagoljana betrug ein halbes Jahr. Diese Männer arbeiteten allein, fernab von anderen Menschen, ohne die geringste Fluchtmöglichkeit. Sie erfroren oder verhungerten oder starben an Einsamkeit. Wer sich verirrte, wer stürzte und sich ein Bein brach, fiel meistens den Wölfen zum Opfer. Bäume markieren war die einzige Tätigkeit in Borodok, die noch gefürchteter war als die Todesstrafe.

Jeder ging davon aus, dass Pekkala tot sein würde, bevor im Frühjahr das Eis aufbrach. Neun Jahre später war er aber immer noch in den Wäldern und hatte damit länger durchgehalten als jeder andere Baummarkierer im Gulag.

Dreimal im Jahr wurden ihm am Ende eines Waldwegs Nahrungsmittel und andere Güter abgestellt. Petroleum, Dosenfleisch, Nägel. Um alles andere musste er sich selbst kümmern. Nur selten wurde er von den Holzfällern in den Wäldern gesichtet. Was sie erhaschten, war ein Wesen, das mit einem Menschen kaum mehr etwas gemein hatte. In seiner mit roter Farbe verkrusteten Gefängniskleidung, mit seinen langen Zottelhaaren glich er eher einem wilden Tier, dem das Fell abgezogen worden war und das man zum Sterben hatte liegen lassen – und das es trotzdem irgendwie geschafft hatte, zu überleben. Wilde Gerüchte rankten sich um ihn: Er esse Menschenfleisch, er trage einen Brustpanzer aus den Knochen derer, die in den Wäldern verschwunden waren, er habe eine Mütze aus zusammengenähten Skalpen.

Sie nannten ihn den Mann mit den blutigen Händen. Keiner außer dem Kommandanten von Borodok wusste, woher dieser Sträfling gekommen oder wer er früher gewesen war.

Die gleichen Männer, die eine Heidenangst davor hatten, ihm über den Weg zu laufen, hatten nicht die geringste Ahnung, dass er Pekkala war – dessen Namen sie einst angerufen hatten wie ihre Vorfahren die Götter.

Nach der langen Zeit in den Wäldern hatten sich einige Gewohnheiten erhalten. Natürlich hatte Pekkala in seiner Wohnung ein Bett, nur schlief er nie darin, sondern zog die harten Bodendielen und seinen zu einem Kissen zusammengerollten Mantel vor. Er trug immer die gleiche Kleidung – einen halblangen, zweireihigen Mantel, schwere braune Cordhosen und eine graue Weste –, unabhängig von Jahreszeit oder Anlass. Und dank des Cafés Tilsit nahm er sein Abendessen gern mitten in der Nacht zu sich, so wie er es auch in Sibirien getan hatte.

Im sechsten Kriegsjahr saßen fast nur noch Armeeangehörige im Café. Sie waren eine braun uniformierte, nach Stiefelwichse, Machorka und der erdigen Muffigkeit sowjetischer Uniformwolle riechende Horde. Auch die Frauen trugen Uniformen. Soldatinnen schwarze Barette und dunkelblaue Röcke unter ihren Uniformblusen. Andere die kakifarbenen Overalls der Fabrikarbeiterinnen, dazu blaue Kopftücher, unter denen das Haar derer, die in den Munitionsfabriken beschäftigt waren, einen ranzig gelben Farbton angenommen hatte.

Die meisten saßen Ellbogen an Ellbogen an einem der beiden langen Holztische und schlürften ihre Suppen aus flachen Holzschalen.

Nur wenige blickten von ihrem Essen auf, als Pekkala an ihnen vorbeiging, und sahen in der rauchgeschwängerten Luft blinzelnd zu dem großen, breitschultrigen Mann mit seinen grünlich braunen Augen und seinem leichten Silberblick, der allerdings nur auffiel, wenn man ihm direkt in die Augen schaute. Seine dunklen Haare waren stellenweise vorzeitig ergraut, auf seinen wettergegerbten Wangen wucherten Bartstoppel, da er sich seit einer Woche nicht mehr rasiert hatte.

Pekkala nahm nicht an einem der langen Tische Platz, sondern ging zu seinem üblichen Tisch an der Rückwand, wo er die Eingangstür im Blick hatte.

Während er darauf wartete, bedient zu werden, zog er eine abgegriffene Fotografie aus der Manteltasche. Weiße Knitterfalten liefen im Zickzack über die Glanzschicht des Bildes, die einst scharfkantigen Ecken waren längst abgeknickt und eingerissen wie die Ohren eines alten Kampfhundes. Eindringlich betrachtete er das Bild, als würde er es zum ersten Mal sehen. Tatsächlich hatte er das Bild im Lauf der Zeit so oft betrachtet, dass sich ihm die Erinnerung an den Zeitpunkt seiner Aufnahme sehr viel deutlicher ins Gedächtnis geprägt hatte als das Foto selbst. Und dennoch konnte er nicht von ihm lassen. Erst als die Wirtin in ihren ausgetretenen Filzstiefeln auf ihn zuschlurfte, steckte er das Bild wieder weg.

Die Wirtin war eine schlanke, schmalschultrige Frau mit dicken, blonden, glatt nach hinten gekämmten und mit blauem Garn zusammengebundenen Haaren. Ihr Name lautete Valentina.

Sie stellte ihm einen Krug mit Kwass hin: ein halb fermentiertes Getränk, das aussah wie schmutziges Abwaschwasser und nach verbranntem Toast schmeckte.

»Mein lieber Finne«, sagte sie und legte ihm die Hand an die Stirn, als wollte sie prüfen, ob er Fieber habe. »Welche Träume haben dich heute Nacht zu mir geführt?«

»Wollte man Träume haben, müsste man dazu erst mal schlafen«, erwiderte er, »aber das tue ich kaum. Außerdem ist es nach Mitternacht. Dann kann ich gleich ganz aufbleiben.«

»Dann bringe ich dir also die erste Mahlzeit des Tages.«

Er musste nicht nach der Auswahl der Speisen fragen, denn es gab keine. Im Café Tilsit wurde aufgetragen, was gerade gekocht wurde, bislang hatte er aber nie Grund zur Beschwerde gehabt.

Während Valentina in die Küche zurückschlenderte, holte Pekkala erneut das Foto heraus und betrachtete es, als hätte in der Zwischenzeit ein neues Detail auftauchen können.

Das Bild zeigte Pekkala. Er lehnte an einer hüfthohen Steinmauer, hatte die Augen zusammengekniffen und blinzelte ins Sonnenlicht. Er lächelte verlegen und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Gesicht war schmaler als jetzt, die Augen lagen tiefer.

Hinter ihm stand ein Ziegelgebäude mit einem steilen Schieferdach und hohen Bogenfenstern. Über die Mauer spähte eine Gruppe kleiner Kinder, deren Augen groß und rund vor Neugier waren.

Und neben Pekkala stand eine junge Frau mit Stupsnase und sommersprossigen Wangen. Ihre langen Haare waren mit einem Band zusammengebunden, ein Windstoß aber hatte einige Strähnen gelöst. Sie wehten ihr vor dem Gesicht und verbargen fast die Augen, ihre Hand, nur leicht verschwommen wiedergegeben, hatte sie gerade erhoben, um sie zur Seite zu streichen.

Sie hieß Lilja Simonowa. Sie war Lehrerin an der gleich außerhalb des zaristischen Anwesens gelegenen Grundschule von Zarskoje Selo.

Jedes Mal, wenn er das Foto betrachtete, empfand er wieder die unbeschwerte Leichtigkeit jenes Tages, als er diese Frau bei der Feier zum Beginn des neuen Schuljahrs zum ersten Mal gesehen hatte.

Er war nach einem Treffen mit dem Zaren im Alexanderpalast auf dem Weg zu seinem Haus in der Nähe der Alten Stallungen gewesen, als die Schulrektorin Rada Obolenskaja ihm von der Mauer aus zugewinkt hatte. Sie war eine große, würdevolle Frau mit einem grauen Haarknoten und einer versierten Strenge im Blick, dem unerlässlichen Handwerkszeug ihrer Zunft.

»Inspektor!«, rief sie und näherte sich auch schon der Mauer, die zwischen ihnen stand. Eine Kindermeute folgte ihr. »Einige Schüler würden Sie gern etwas näher kennenlernen.«

Insgeheim stöhnte Pekkala auf. Er war müde und...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2022
Reihe/Serie Die Inspektor-Pekkala-Serie
Die Inspektor-Pekkala-Serie
Übersetzer Karl-Heinz Ebnet
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1945 • Berlin • Berlin Krimi • Drittes Reich Romane/Erzählungen • Endkampf • Geheimdienst • Historische Kriminalromane • Historische Krimis • historische Krimis Deutschland • historische romane 20. jahrhundert • historische Romane 2. Weltkrieg • historische Romane für Männer • historische Romane Russland • Historische Romane Serie • Inspector Pekkala • krimi berlin • Krimi historisch • Kriminalromane Serien • krimi reihen • Krimi Russland • Krimis für Männer • Krimis und Thriller • Massenvernichtungswaffe • Nationalsozialismus Roman • Pekkala Serie • Rote Armee • Sam Eastland Pekkala • Sam Eastland Pekkala deutsch • Spionage • Stalin • Stalinismus • V2-Rakete • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-426-45115-8 / 3426451158
ISBN-13 978-3-426-45115-1 / 9783426451151
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