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Gulligold - Serienmorde in Münster (eBook)

Ein Westfalen-Ostfriesland-Krimi
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
304 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7541-8288-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gulligold - Serienmorde in Münster -  Michael Wächter
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Tim Titus Tenfelde ist Psychotherapeut. Er weiß viel über die Seele. Er hilft den Opfern von Gewalttaten und Verbrechen und ihren Angehörigen. Eines Tages entdeckt er eine Notiz seines Patienten Haferkamp. Sie ist absolut beunruhigend. Alarmierend. Es geht um GOLD. Und um einen Mord. Ein Mensch in Münster veschwindet spurlos. Dann noch einer. Ist Haferkamp der Täter in diesen Mordfällen ohne Leiche? Eine hektische Spurensuche beginnt - in der Psyche des Patienten sowie im realen Leben. Die Kripo Münster sucht mit. Dann das LKA. Und sogar Interpol. Ein dramatisches Wettrennen beginnt. Quer durch Deutschland. Mit völlig unvorhersehbarem Ausgang. Kann das Morden im Norden gestoppt werden?

Michael Wächter ist ein seit Jahrzehnten aktiv erklärender und erzählender Chemielehrer, Wikipedianer und Buchautor. Er kennt Gifte und Vitamine: Bei Klett, wiley und im Europa Verlag verfasste er Schul- und Lehrbücher über Chemie, bei K&N erzählende Sachbücher und bei epubli über Ethik, Analytik und Rechtsmedizin. Von guter Polizei- und Forschungsarbeit fasziniert schrieb er dort auch seinen ersten Kriminalroman 'Gulligold' sowie zwei historisch-phantastischen Erzählungen.

Michael Wächter war nach seinem Lehramtsstudium in Chemie, Pädagogik und Theologie zunächst als Lacklaborant in Münster-Hiltrup und als Chemielehrer an Gymnasien in Rheda-Wiedenbrück und Datteln tätig. Nun bildet er als Lehrer u. a. chemisch-technische Assistenten, Chemielaboranten, Lacklaboranten, Chemikanten und Produktionsfachkräfte Chemie am Hans-Böckler-Berufskolleg in Münster aus. Er veröffentlicht neben Lehr- und Sachbüchern auch Kriminal- und Science-fiction-Romane.

Teil 2



Juchhuh!“ rief der Mann.

Ich stand gerade am Geldautomat. Ein ehemaliger Patient erkannte mich wieder und winkte herüber.

Ich lächelte zurück, steckte die bunten Scheine ein und überquerte den Prinzipalmarkt. Der Prinzipalmarkt mit dem Rathaus ist sozusagen Münsters „Gute Stube“. Hier wurde der „Westfälische Friede“ geschlossen und ein Königreich gegründet (das, in dem viele Tulpen wachsen und viel Gouda rollt), und zuvor ein weiteres Königreich (das, in dem es Vielweiberei gab und dessen König danach an den Kirchturm gehängt wurde).


Gut gelaunt blickte ich den Lambertikirchturm hoch, an dem die drei Käfige der Wiedertäufer hingen, stieg auf mein Fahrrad (die Münsteraner nennen es „Leeze“) und radelte die Aegidiistraße hinab vorbei an den drei großen Betonkugeln am Aasee (ein „Kunstwerk“!). Zehn Minuten später betrat ich meine Praxis.

Guten Morgen, Herr Tenfelde!“, grüßte mich Helga, meine Sekretärin, und brachte mir einen Tee (dieses Mal Lap-sam su-Chong, den mit dem interessant-rauchigen Aroma vom Feuer getrockneter Yak-Fladen, über dem die Tibeter diesen Tee räuchern, bevor er über die Teestraße nach Europa kommt – ähnlich dem Pu-Erh-Tee aus Shangri-La).

Guten Morgen, Helga!“, entgegnete ich erfreut, „Gibt es was Neues?“

Ja, Sie werden schon erwartet! Herr Haferkamp sitzt im Wartezimmer – er ist wohl etwas abwesend heute“, lächelte sie verschmitzt zu mir herüber, „Eine Stunde zu früh!“

Die Zeitumstellung!“, lachte ich zurück, „da kann ja auch manch einer durcheinander kommen! Vielleicht haben wir deshalb demnächst auch Patienten, die Sommer und Winter verwechseln?“

Ich betrat mein Zimmer, lüftete kurz und sagte Helga, sie könne Herrn Haferkamp nun herein bitten.

Guten Morgen, Herr Tenfelde!“, lächelte er mich schüchtern an.

Guten Morgen, Herr Haferkamp!“, entgegnete ich freundlich und legte kurz die Hand auf seine Schulter.

Er zuckte zusammen, überrascht oder gar erschrocken über die unvermutete Berührung, wich einen Schritt zurück und sah mich an.

Mögen Sie sich setzen?“, fragte ich ihn.

Gern!“, sagte er.

Wie geht es Ihnen heute?“, begann ich das Gespräch, und er berichtete mir von seiner Beziehung. In diesem Zusammenhang kamen wir wieder auf einen ersten Streit, den er mit seiner Freundin Sina hatte, als sie zusammengezogen waren Seine Mutter hatte sich überraschend zu Besuch angekündigt.

Ihre Mutter?“, fragte ich, dankbar für eine Gelegenheit zur Erforschung seiner Krankheitsgeschichte (Anamnese).

Erzählen Sie mir mal von ihr – was ist sie für eine Frau? Ist Ihr Kontakt intensiv?“

Mit dieser Frage hatte ich eine erste Tür in seine Seele geöffnet, denn ich wollte ihn ja kennenlernen – nicht nur seine Mutter. Erst mochte er nur kurz aufzählen: Eltern geschieden, Mutter zu ihrem langjährigen Liebhaber nach Stuttgart gezogen als er Vierzehn war (Der Liebhaber aber wollte kein Zusammenleben, sondern war verheiratet, wurde dann krebskrank und wählte den Freitod). Hans‘ Mutter blieb dennoch dort wohnen und hielt intensiv Kontakt mit Hans Haferkamps Bruder, nicht jedoch mit Hans.

Dann sehen Sie sie sicher nicht mehr so oft?“, hakte ich nach.

Nein“, meinte er, „und wenn, dann immer nur, wenn sie nach Münster kommt und Zeit hat zwischen ihren anderen Besuchsterminen bei früheren Freundinnen, Kegelschwestern und meinem Bruder.“

Ihr Bruder?“

Ja, ihn mag sie wohl mehr – er meldet sich öfter bei ihr.“, erklärte Hans. Und als ich nochmals nachhakte, da breitete er seine Kindheit vor mir aus. Und als Psychotherapeut hörte ich aufmerksam zu, auch eine Sitzung später, als ich ihn sein Fotoalbum von früher mitbringen ließ, um ihn weiter kennenzulernen.


Hans Haferkamp war wohl ein aufmerksames, sehr feinfühliges Kind. Als Kleinkind saß er oft bei seinem kleinen Brüderchen im Laufstall oder Gitterbett, wie ich auf den Fotos sah. Die Mutter wollte, dass er mit ihm spielt, ihn beschäftigt, sagte er.

Hans war immer sehr fein angezogen, modisch schick (im Stil der 1960er Jahre), und der Stolz seiner Eltern. Er sollte daher immer wohlbehütet im sauberen Kinderzimmer spielen, mit Legosteinen Häuser bauen, Fix und Foxi Hefte lesen oder mit Buntstiften Landkarten malen, statt draußen zu spielen, wo es Sand gab und Straßendreck, und nur Autos und Fremde.

Er wuchs in einem kleinbürgerlichen Elternhaus auf, hier in Münster. Der Vater war ein fleißiger Handwerker, katholisch, und von der wortkarg-westfälisch-ländlichen Art, die Mutter preußisch-protestantisch, häuslich, aus dem städtischen Bildungsbürgertum, sehr ordentlich, und Tochter einer Kriegerwitwe.


Eine Episode aus seinem Elternhaus hat er mir mal in einer vierten Therapiestunde erzählt. Er trug diesen Erinnerungsfetzen seit der Kindergartenzeit mit sich. Er lag in seinem Klappbett, das sich an die Wand klappen ließ, ebenso wie das Klappbett seines Bruders, damit tagsüber Platz zum Spielen war. Er lag auf der Matratze, rechts neben sich die Wand, links der Fußboden, und er spürte, dass er auf Klo musste zum „Pippi machen“. Er schlug die Bettdecke zurück, ging müde über den Flur durch die kalte Wohnung und öffnete die Badezimmertür am anderen Ende des Flures. Er zog seine Schlafanzughose herunter, kletterte auf das große Klo, setzte sich und war froh, dass er nun endlich dem Drang nachgeben und sein Pippi machen konnte.

Da auf einmal wurde ihm warm an den Beinen, warm und nass, und er merkte völlig überrascht, dass er garnicht auf dem Klo saß. Er schlug die Bettdecke zurück, lief über den Flur durch die kalte Wohnung und rief seine Mutter. Sie kam aus der Küche neben dem Bad, wo sie mit dem Vater und dem kleinen Bruder am Frühstückstisch saß. Sie sah seine nasse Hose, ahnte nichts von dem vorausgegangenen Traum und schimpfte den kleinen Hans heftig aus, weil er einfach ins Bett gemacht hatte.

Und zur Strafe bekommst Du heute kein Frühstück!“, hieß es zischend, fast donnernd, und Hans musste, nachdem er im Flur schnell umgezogen worden war, wieder mit seinem Schmusetier ins Kinderzimmer zurückgehen. Dort auf diesem Flur hatte Hans das erste Mal im Leben ein zorniges, bohrendes Gefühl von unerträglicher Ungerechtigkeit gespürt, als er dachte: „Ich kann doch gar nichts dafür, Mammi, ich hab doch wirklich gedacht, dass ich schon auf dem Klo sitze und Pippi machen kann, sonst hätte ich es doch gar nicht gemacht!“. Und stumm ging der traurige Hans wieder brav ins Kinderzimmer zurück. Und er merkte nicht, dass ihm eine Träne herablief, nicht auf seiner Wange, aber unsichtbar auf seinem Herzen.


Hans war ein sehr, sehr angepasstes Kind. Er hatte gelernt, sich durch Wohlverhalten die Zuwendung der Mutter immer wieder zu erarbeiten. Er spielte brav im Kinderzimmer, jeden Tag, wenn er zuvor artig erledigt hatte, was die Mutter von ihm erwartet hatte, und auch abends half er artig aufräumen, die Legosteine wieder einzusortieren und sich ausziehen und zu waschen, bevor auch sein Brüderchen und er in die Klappbetten im Kinderzimmer weggeräumt wurden. Und weil Hans’ Rücken etwas krumm war, wurde er abends dazu einige Monate lang im Gipsbett angeschnallt. Er musste lernen, steif angeschnallt auf dem Rücken einzuschlafen, wo er doch so gerne auf dem Bauch lag, damit sein Rückgrat wieder grade werden konnte.

Als Hans mit dieser Erzählung fertig war, spürte ich auch mein Rückgrat. Ich legte eine kurze Pause ein. Ich nahm den Parka, verließ die Praxis und bummelte kurz zum Aasee, Richtung Aaseewäldchen und Zoo. Das Grün der Bäume tat mir gut, und ich musste an einen Einsiedler denken, der einmal gesagt hatte: „Wer Gott nahe sein will, der muss möglichst oft in die Natur gehen“. Irgendwie ist Gott wirklich in der Natur. Wie ein Wirkprinzip. Wie ein Miteinander aller Lebensformen. Und in dem, was ohne menschliches Zutun entstand und entsteht.

Mein Rücken meldete sich nicht mehr. Der Spaziergang hatte gut getan. Schmerzen entstehen ohne menschliches Zutun, ging mir durch den Sinn, oft genug aber auch durch unser menschliches Zutun. Es war wohl falsch von mir, mich neben Haferkamp zu setzen, während er als Patient auf meiner Therapeutencouch lag. Warum zum Henker muss der Therapeut immer sitzen, während der Patient entspannt rumliegen darf?

Ich schmunzelte über meine neue Therapie-Idee. Aber so war es: Ich hatte zu lange bei ihm gesessen, als er auf der Couch mir erzählt hatte. Aber für mich als Therapeuten gab es schließlich nichts Besseres, als dass ich zu Beginn der Therapie in seiner Seele lesen konnte wie in einem offenen Buch.

Dass ich bald darauf noch viel, viel Heftigeres zu „Lesen“ bekam, das konnte ich nicht ahnen.





Erich ging den Korridor im Lebensmitteluntersuchungsamt lang. Er war genervt vom Telefonat mit Praetorius. Dieser Korinthenkacker, dachte er, soll er doch seine Erben von Überstunden gefälligst allein zählen! Jetzt wollte er nur noch abschalten. Vor Laborraum 14 traf er Moni Mangold, seine Kollegin.

„Alles gut?“, lächelte sie ihn an.

Ihr braunes Haar wehte ihm fast entgegen.

„Lust auf’n Kaffee“, meinte sie und deutete auf den Automaten am Ende des Gangs.

...

Erscheint lt. Verlag 21.1.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Gold • Krimi • Kriminaltechnik • Kripo • Mord • Münster • Münsterland • Ostfriesland • Psychologie • Serienmord • Westfalen
ISBN-10 3-7541-8288-9 / 3754182889
ISBN-13 978-3-7541-8288-8 / 9783754182888
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