Flüssiges Gold (eBook)
304 Seiten
Hoffmann und Campe (Verlag)
978-3-455-01330-6 (ISBN)
Paolo Riva wurde 1977 in Balerna/Tessin in der italienischsprachigen Schweiz geboren. Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Deutsch-Schweizer. Er studierte Deutsche Philologie in München und Philosophie in Rom. In Zürich arbeitete er lange als Werbetexter. Riva lebt mit seiner Familie, Hunden und Eseln auf einem Hof in der südlichen Toskana.
Paolo Riva wurde 1977 in Balerna/Tessin in der italienischsprachigen Schweiz geboren. Seine Mutter ist Italienerin, sein Vater Deutsch-Schweizer. Er studierte Deutsche Philologie in München und Philosophie in Rom. In Zürich arbeitete er lange als Werbetexter. Riva lebt mit seiner Familie, Hunden und Eseln auf einem Hof in der südlichen Toskana.
Cover
Verlagslogo
Titelseite
Motto
Prolog
Mercoledì – Mittwoch Un nuovo giorno – Ein neuer Tag
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GiovedÌ – Donnerstag L'uomo a letto – Der Mann im Bett
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Sabato – Sonnabend La notte della verità – Die Nacht der Wahrheit
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Epilogo Due mesi dopo – Zwei Monate später
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Biographie
Impressum
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Luca wies den Carabinieri aus Siena ihre Positionen zu. Die jungen Uniformierten hatten ihre Waffen gezogen und wirkten angemessen nervös. Schüsse hier im Idyll – das war nun wirklich kein alltäglicher Einsatz. »Kollegen, ihr sichert den Platz von der Rückseite … Ihr dort sichert die Flanken … Ihr geht hinein in die Bar und beruhigt die anderen Gäste. Schussrichtung völlig unklar, bisher kein Schütze gesichtet.«
Die Männer nickten. Lucas Kommandos waren militärisch knapp. Auf einmal war er nicht mehr der Dorfbulle, sondern der Mann, der er vor Jahren gewesen war: ein Großstadtpolizist, mit allen Wassern gewaschen. Wobei Luca sich innerlich erleichtert den Schweiß von der Stirn wischte – er konnte nicht behaupten, geübt zu sein in derartigen Einsätzen, aber Konzentration machte eben manchmal den Meister. Die Männer rannten los, gerade als der schwarze Alfa Romeo der Carabinieri auf den Platz rollte. Ein Mann stieg aus und kam schnell auf ihn zu, auf seiner Uniform prangten drei Sterne – Luca kannte ihn schon lange.
»Capitano Stranieri!«, rief er, und der weißhaarige Mann kniete sich neben ihn, nahm die schwarze Mütze ab und schüttelte den Kopf: »Was für eine verdammte Scheiße ist denn hier passiert?«
Luca hatte den Hauptmann der Sieneser Carabinieri schon immer für seine deutliche Sprache gemocht.
»Das Verbrechen lauert überall«, flüsterte er und hörte im selben Augenblick, wie schon wieder Reifen quietschten: Das kleine Fiat-500-Cabrio mit dem roten Stoffdach schleuderte auf den Markt. Die Tür wurde von innen aufgerissen, die Dottoressa angelte ihre Arzttasche vom Rücksitz und kam auf sie zugerannt, dass ihre roten Locken flatterten. Sie blickte auf die Frau, die am Boden lag, und nickte Luca zu. »Was ist passiert?«
»Ein Schuss, offenbar aus weiter Entfernung, ich weiß noch nicht, was für eine Waffe es war. Hat sie hier getroffen.«
Chiara Chigi hockte sich neben die Frau und berührte ihren Hals. »Fabrizia?« Die Olivenbäuerin war weggetreten, der Schmerz hatte ihr die Sinne geraubt.
»Nicht ansprechbar, Puls ist fühlbar, wird aber schwächer«, konstatierte die Ärztin. »Okay«, sie blickte Luca und den Carabiniere fragend an. »Könnt ihr sie unter Hals und Nacken fassen und ganz vorsichtig anheben? Nicht zu weit, ich weiß nicht, ob die Halswirbelsäule verletzt wurde. Nur ein wenig. Ich muss etwas prüfen.«
Luca legte seine Hände unter die rechte Körperseite der Frau, Stranieri unter die linke. Der Commissario spürte, wie das Blut seine Hände wärmte, dann nickten sie sich zu und hoben Fabrizia vorsichtig an. Sie schien durch den Schmerz aus ihrer Ohnmacht getrieben zu werden, sie wimmerte. Die Dottoressa legte sich auf den Boden und suchte den Rücken ab.
»Keine Austrittswunde, die Kugel steckt noch in ihr. Verdammt. Legt sie ganz langsam wieder ab.«
Luca wusste, was das hieß. Trat eine Kugel in den Körper ein und auf der anderen Seite wieder aus, bildete sie eine gerade Bahn. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Energie flog dann mit der Kugel wieder aus dem Fleisch, die zwar ein fieses Loch hinterließ, aber im Idealfall ihr letztes Ziel in leblosem Beton fand. Blieb die Munition aber im Körper, entlud sie alle Energie rund um die Eintrittswunde – und das konnte unterhalb des Schlüsselbeins allerhand Organe und Nerven treffen, auch das Herz. Es galt nun, schnell zu sein.
»Wann kommt denn dieser verdammte Rettungswagen?«, fragte die Dottoressa, als Luca und der Hauptmann Fabrizia wieder auf das Pflaster betteten. Sie nahm das Stethoskop aus ihrer Arzttasche, knöpfte ein Stück des Blumenkleides auf und hörte Brust und Lunge ab. »Keine Flüssigkeit, das ist gut. Wie ist das bloß passiert, was steckt dahinter?« Wieder beugte sie sich hinab und rief: »Fabrizia!«
Endlich näherten sich wieder Sirenen, und wenige Sekunden später bog der rot-weiße Wagen mit der Aufschrift Misericordia um die Ecke. Blitzschnell waren die Sanitäter bei ihnen, in ihren Händen hielten sie eine Trage. Die Gesichter der jungen Männer waren blass, der Einsatzbefehl Schusswunde schien in diesem Idyll wirklich nicht alltäglich zu sein.
»Frau, Ende vierzig«, sagte die Dottoressa von unten herauf, »Kugeleintritt unterhalb das Schlüsselbeins, wahrscheinlich Jagdmunition. Keine Austrittswunde. Puls noch einigermaßen stabil. Bringt sie nicht nach Siena, sondern nach Florenz. Sie muss sofort operiert werden. Die sollen Blutkonserven bereithalten. Ich fahre mit euch.«
Die Männer nickten und hoben Fabrizia vorsichtig auf die Trage. Luca drückte noch einmal ihre Hand. Wieder blickte er nach oben auf den Kirchturm. Es war die einzige Möglichkeit. Woher sonst könnte diese Kugel gekommen sein? In diesem Moment hörte er eine Stimme und schloss kurz die Augen. Er erkannte ihn sofort. Nein, nein, nein, dachte Luca.
»Fabrizia!«, rief der Mann, er musste sie am Kleid erkannt haben, er flog förmlich über den Platz. »Fabrizia!«
Gerade noch rechtzeitig sprang Luca auf. »Stopp!«, rief er und schloss Carlo in seine Arme.
»Ich muss sie sehen«, rief ihr Mann, der völlig verzweifelt war. »Was ist mit ihr? Geh doch zur Seite!«
Er versuchte Luca aus dem Weg zu drängen, doch der Commissario ließ sich nicht beirren und hielt Carlo an den Schultern fest. »Die Männer müssen sie dringend ins Krankenhaus bringen. Die Dottoressa fährt mit ihnen.«
Chiara Chigi sah Carlo an, ihr Blick war klar und fokussiert. »Es wird alles gut, Carlo, sie wird das ganz bestimmt überleben. Lass uns einfach unsere Arbeit machen.«
Carlo ließ die Schultern sinken, er nickte, und die Sanitäter trugen die Trage mit seiner bewusstlosen Frau an ihm vorbei. Bald waren alle vier im Krankenwagen verschwunden, der sich ruckartig und mit quietschenden Reifen in Bewegung setzte, ehe er die Brücke über den Arno querte und dann die steile Landstraße hochfuhr, die sie in wenigen Minuten zur Autostrada Richtung Florenz bringen würde. Die Sirene hallte die Bergwände entlang.
»Verdammt, Luca, was ist denn passiert?«
Der Commissario wies auf einen der Terrassentische und hieß Carlo, Platz zu nehmen. »Bitte, mein Lieber, setz dich. Deine Frau … Sie ist angeschossen worden. Der Schütze muss hier ganz in der Nähe gewesen sein, ich weiß noch nicht genau, was passiert ist. Ich war zufällig gerade hier vorbeigekommen, ich habe sie kurz zuvor noch Zeitung lesen sehen.«
»O mein Gott … Ja, wir waren hier verabredet, aber ich wollte nicht zu früh sein, Fabrizia liebt es, mal kurze Zeit für sich allein zu sein und einfach ein bisschen zu lesen. Ich war noch oben auf dem Berg und habe die Bestellungen verpackt.«
Sein ohnehin stets vor Anstrengung gerötetes Gesicht schien nun kurz vorm Platzen, sein Atem flatterte. Er war ein Hüne von einem Mann, mit breiter Brust und dicken Oberarmen, es hätte Luca nicht gewundert, wenn er die Oliven einfach durch kräftiges Schütteln der Stämme von den Bäumen holte. Luca nahm ihn beim Arm und zog ihn mit sich zu dem immer noch geschlossenen Rollladen, er klopfte mit der Faust dagegen.
»Fabio, mach auf, die Gefahr ist vorüber.«
Es dauerte keine zehn Sekunden, dann krachte es im Gebälk, als der Wirt an der Leine zog, die das alte blecherne Gitter bewegte. Misstrauisch beäugte Fabio den Marktplatz und beruhigte sich merklich, als er die schwer bewaffneten Carabinieri sah.
»Mensch, Carlo«, sagte er, »kommt rein, ich mach euch erst mal einen Corretto.«
»Gute Idee«, sagte Luca, und zusammen mit dem Capitano betraten sie die Bar.
Die anderen Gäste bildeten ein Spalier, der Commissario roch den Schweiß, der im Raum lag, die Angst hatte Besitz ergriffen von diesen paar Quadratmetern. Nun schienen es auch die Gäste zu riechen und stoben förmlich nach draußen, endlich weg von hier, fort vom Ort des Geschehens. Ja, die Bürger Montegiardinos waren durchaus schaulustig, aber zu nah durfte ihnen die Gefahr nun auch nicht kommen.
Luca hätte sich ohrfeigen können, dass ihm dieser Gedanke nicht früher gekommen war. Er wandte sich schnell an den Carabinieri-Hauptmann. »Capitano? Ich weiß, bestimmt ist alles gut. Aber können Sie dennoch zwei Beamte hinaufschicken zur Grundschule? Nur einmal nach dem Rechten sehen?«
Der Mann mit dem weißen Haar nickte beruhigend. »Klar, Luca, mache ich sofort.«
»Und lassen Sie keinen der Gäste von hier fortgehen. Ihre Kollegen müssen sie vernehmen.«
»Schauen Sie, Commissario, dafür hat meine Mannschaft schon gesorgt.«
Nicht ohne Stolz nickte der Capitano nach draußen, wo seine Carabinieri tatsächlich die Montegiardiner in Schach hielten, die dem Ort des Geschehens am liebsten den Rücken gekehrt hätten. Luca hätte ihnen und ihrem Hauptmann sein Leben in die Hand gegeben, ohne zu zögern.
Schon stellte Fabio drei kleine Tassen vor sie, aus denen der würzige Duft des Kaffees und der scharfe Geruch des Grappas drangen, eine Mischung, die selbst die schlimmsten Traumata für einen Moment beruhigen konnte.
Carlo hielt das Gesicht in seinen großen Händen verborgen. »Wie konnte das bloß passieren? Was steckt nur dahinter?«
Luca legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das werden wir herausfinden. Und dafür würde ich dich jetzt gerne ein paar Dinge fragen. Hast du irgendeine Idee, warum jemand auf deine Frau geschossen hat?«
Sofort nahm der Ehemann die Hände von seinem Gesicht und sah den Commissario mit weit aufgerissenen Augen an. Luca hätte nicht gedacht, dass er noch stärker erröten konnte – aber doch, es war möglich.
»Meinst du denn, jemand wollte sie...
Erscheint lt. Verlag | 2.3.2022 |
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Reihe/Serie | Die Bella-Italia-Krimis | Die Bella-Italia-Krimis |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bella Italia • cherringham • Cosy Crime • Cosy Mystery • detective • Detektiv • Detektivinnen • Dolce Vita • Dorfpolizist • Ermittler • Ermittlerduo • Ermittlungen • Florenz • Gasperlmaier • Inspector • ItalienKrimi • Kommissar • Kommissarin • Kriminalliteratur • Kriminalpolizei • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Krimiserie • Landhauskrimi • Mafia • Mord • Mörder • Mordkommission • Polizei • Polizeiarbeit • Polizist • Polizistin • Privatdetektiv • Psychothriller • Regiokrimi • Regionalkrimi • San Gimignano • Serienkiller • Serienkrimi • Spannungsroman • Thriller • Toskanakrimi • Urlaubslektüre • Verbrechen und Kriminalität • weibliche Ermittler |
ISBN-10 | 3-455-01330-9 / 3455013309 |
ISBN-13 | 978-3-455-01330-6 / 9783455013306 |
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