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Verstorben (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
304 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45561-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verstorben -  Sabine Fitzek
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Wenn Leben nimmt, wer Leben retten soll: Im dritten Teil der Medizin-Krimi-Reihe von Sabine Fitzek ermittelt der Berliner Kommissar Kammowski im Krankenhaus Moabit. Seit einem Jahr landen immer wieder Eingaben bei der Berliner Staatsanwaltschaft: Kerstin Lauterbach unterstellt dem Pfleger Maik Thomasson, im Krankenhaus Moabit ihre Mutter getötet zu haben - nur hat sie dafür keinerlei Beweise. Als gegen Thomasson anonym neue Vorwürfe vorgebracht werden, die von medizinischen Kenntnissen zeugen, wird Kommissar Kammowski gebeten, diskret ein paar Nachforschungen anzustellen. Der Fall scheint zunächst nicht besonders dringend zu sein, doch dann geht erneut eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ein. Das Opfer, eine bereits etwas verwirrte alte Dame, hat eine Reanimation im Moabiter Krankenhaus nur knapp überlebt und beschuldigt nun einen Pfleger mit 'krüppeligen Ohren'. Maik Thomasson hat tatsächlich auffällige Ohren, aber der Pfleger gilt als kompetent und ist am Arbeitsplatz angesehen. An diesen bizarren Vorwürfen wird doch nichts dran sein. Oder etwa doch? Aktuell, brisant und hochkompetent: Sabine Fitzek ist Neurologin und hat 10 Jahre als Chefärztin gearbeitet. In ihrer Krimi-Reihe setzt sie sich spannend und informativ zugleich mit den Missständen in unserem Gesundheitssystem auseinander. Die Medizin-Krimis mit Kommissar Kammowski aus Berlin sind in folgender Reihenfolge erschienen: • »Verrat« • »Verrückt« • »Verstorben«

Sabine Fitzek arbeitete nach dem Medizinstudium an den Universitäten Berlin, Erlangen, Mainz und Jena, wo sie sich im Fach Neurologie habilitierte. Danach war sie mehr als zehn Jahre lang als Chefärztin tätig. Heute ist sie Inhaberin einer neurologischen Praxis und schreibt nebenher über gesundheitspolitische Missstände, mit denen sie unfreiwillig immer wieder in Berührung kam und kommt. Überdies berät sie gelegentlich ihren Schwager Sebastian Fitzek zum Thema psychische Extremzustände.

Sabine Fitzek arbeitete nach dem Medizinstudium an den Universitäten Berlin, Erlangen, Mainz und Jena, wo sie sich im Fach Neurologie habilitierte. Danach war sie mehr als zehn Jahre lang als Chefärztin tätig. Heute ist sie Inhaberin einer neurologischen Praxis und schreibt nebenher über gesundheitspolitische Missstände, mit denen sie unfreiwillig immer wieder in Berührung kam und kommt. Überdies berät sie gelegentlich ihren Schwager Sebastian Fitzek zum Thema psychische Extremzustände.

Kapitel 5


Kriminalhauptkommissar Kammowski stand vor seinem Toaster und überlegte, wie er den Toast in den Schlitz bekommen sollte. Da er nicht oft Toastbrot aß, pflegte er den geschnittenen Laib einzufrieren und portionsweise aus dem Gefrierschrank zu nehmen. Bei dieser Scheibe, und auch bei fast allen anderen, wie er mit einem kurzen Blick auf die Packung feststellen musste, war eine Ecke komplett umgeknickt, und sie war in dieser Position gefroren. Da hatte jemand, mutmaßte Kammowski, indem er die gesichteten Fakten messerscharf analysierte, noch bevor das Toastbrot richtig gefroren war, eine Plastikdose Eis in den Gefrierschrank gequetscht, ohne jede Rücksicht auf seinen Toast!

Als »jemand« kamen genau zwei Personen seines Haushalts in Betracht, zwei Personen, die einander oft bis aufs Messer zu hassen schienen, sich aber nichts darin nahmen, ihre – und damit seine – Umgebung in Chaos und Unordnung zu verwandeln und das auch noch für ihr gutes Recht zu halten beziehungsweise alle, die das anders sahen, also ihn, als kleinbürgerlich und spießig abzutun.

Vorsichtig versuchte Kammowski, den inzwischen angetauten Toast zurechtzubiegen. Dabei brach die Ecke ab. Resignierend nahm er eine zweite gefrorene Scheibe aus der Verpackung, schnitt hier die umgeklappte Ecke mit dem Messer ab und steckte die beiden Restteile in das Gerät.

In einem geschlossenen System nimmt die Entropie zu. Alles auf der Erde strebt den Zustand der Unordnung an, pflegte sein Freund Klaus zu sagen. Lohnt sich nicht, dagegen anzukämpfen, war seine Empfehlung. Der Mann hatte gut reden. Schließlich hatte er seinen Junggesellenhaushalt noch nie für länger als eine Nacht aufgegeben. Seufzend belud Kammowski das Tablett mit seinem Kaffeepott, der Schwarze-Johannisbeer-Marmelade, dem Honig, der Butter und dem Smartphone, auf dem er die Online-Version des Tagesspiegels bereits geladen hatte, um es sich auf dem von der Morgensonne beschienenen Balkon gemütlich zu machen. Es war wirklich albern, sich über solche Kleinigkeiten aufzuregen.

Dann fiel sein Blick auf das Marmeladenglas. Hatte sich da etwa Schimmel gebildet? Irgendetwas Weißliches war dort zu sehen. Kammowski öffnete das Glas und trat näher ans Licht, um die Oberfläche genauer in Augenschein nehmen zu können. Nein, kein Schimmel, wie auch, das Glas war ja kürzlich erst geöffnet worden. Nein, »jemand« hatte Butterspuren in »seiner« Marmelade hinterlassen.

Seit Herbst des letzten Jahres lebte seine Tochter nun bei ihm; seit sie einen Medizin-Studienplatz in der Charité bekommen hatte. Nach der Scheidung hatte Charlotte bei ihrer Mutter, seiner Ex-Frau Elly, in Köln gewohnt, war dort zur Schule gegangen und hatte ihr Abi gemacht. Und eigentlich hatte sie nur vorübergehend bei ihm bleiben wollen, bis sie ein Zimmer in einer WG gefunden hätte, aber nun waren fast zehn Monate vergangen, und sie war immer noch da und machte keine Anstalten, sich etwas Eigenes zu suchen. Worüber Kammowski froh war – einerseits. In den vergangenen Jahren hatte er von seinen beiden Kindern nicht viel mitbekommen. Er hatte sich gefreut, jetzt mit Charlotte etwas Gemeinsamkeit nachholen zu können. Aber es war doch manchmal herausfordernd für ihn, dem seine Bequemlichkeit und Rituale wichtiger waren, als ihm bewusst gewesen war.

Zudem war der Einzug von Charlotte in eine kritische Phase seiner Beziehung zu Christine gefallen. Lange hatte Christine sich dagegen gesträubt, mit ihm zusammenzuziehen, sie hatte ihre eigene Wohnung bis heute nicht aufgegeben, baute sie im Streit immer wieder als Drohkulisse vor ihm auf, und manchmal, wenn sie ihre Ruhe brauchte, zog sie sich auch für Tage ganz dahin zurück. Aber schließlich hatte sie seinem Drängen doch nachgegeben und war bei ihm eingezogen. Kurz bevor Charlotte ihr Studium aufnahm und sich ebenfalls bei ihm einquartierte. Die Wohnung war riesig, ohnehin eigentlich zu groß für einen Menschen allein. Typischer Berliner Altbau, 3,80 Meter hohe Räume, Parkett, »Berliner Zimmer«, ehemalige »Gesinderäume« im Seitenflügel mit eigenem Aufgang. Sollte er sich später einmal verkleinern wollen, würde man die Wohnung teilen können. Kammowski wohnte hier schon seit dreißig Jahren, hatte einmal in seinem Leben etwas richtig gemacht, wie er gern sagte, und zugeschlagen, als die Wohnung Anfang der Neunzigerjahre verkauft werden sollte. Damals war ihm der Kaufpreis gigantisch hoch erschienen, hatte ihm schlaflose Nächte bereitet und vorübergehend zu einem Verarmungswahn geführt. Heute war die Wohnung das Vierfache wert, aber selbstverständlich wäre es Kammowski nie in den Sinn gekommen, sie zu verkaufen, geschweige denn, woanders leben zu wollen.

Christine hatte Verständnis dafür, dass auch Charlotte ihre Rechte hatte, wie auch dafür, dass er das Gefühl hatte, im Zusammensein mit seiner Tochter etwas nachholen zu müssen. Und die beiden waren einander durchaus auch sympathisch, wenngleich vielleicht auf eine etwas verquere Art, die sich jedenfalls nicht dadurch auszeichnete, dass sie nett und zuvorkommend oder wenigstens höflich miteinander umgegangen wären. Vielleicht waren sie sich auch einfach in vielen Dingen zu ähnlich und rieben sich deshalb aneinander. Jedenfalls hatten beide eine leidenschaftliche, zum Theatralischen neigende Art – in der Kombination ein explosives Gemisch.

Christine hatte selbst keine Kinder, und wenn sie es auch nie so direkt aussprach: In ihren Augen war Charlotte eine verzogene Göre, die sein schlechtes Gewissen ausnutzte und mit ihr »aus purer Freude am Kampf« rivalisierte.

Erst gestern hatten sie beim Abendessen wieder über etwas gestritten, hatten sich am Ende beide beleidigt in ihre Zimmer verzogen, und Kammowski war mit seinem kaum angerührten Lammeintopf mit Äpfeln, dem selbst gebackenen Baguette und dem Abwasch allein geblieben.

Christine war freie Journalistin und arbeitete gerade an einer Dokumentation über Sterbehilfe. Sie hatte in dem Gespräch die Meinung vertreten, dass es moralisch nicht vertretbar sei, dieses Feld professionalisierten und naturgemäß am Gewinn orientierten Vereinen zu überlassen, und sie hatte schreckliche Dinge darüber berichtet, wie die Not todkranker Menschen und ihrer Angehörigen von skrupellosen Verbrechern ausgenutzt wurde. Charlotte hatte lautstark und energisch für das Recht des Menschen, den Zeitpunkt seines Todes selbst zu bestimmen, votiert, und beide hatten offenbar überhaupt nicht gemerkt, dass sie eigentlich gar keine gegensätzlichen Standpunkte vertraten. An Kammowskis Versuchen, zu schlichten und Gemeinsamkeiten herauszustellen, waren sie jedenfalls nicht interessiert gewesen. Sie hatten seine Einwände vom Tisch gefegt und waren wie die Furien erst aufeinander, dann auf ihn losgegangen und hatten sich anschließend wie Diven in ihre Zimmer zurückgezogen.

Kammowski seufzte und schmiss die verbrannten und rauchenden Toasthälften in die Mülltonne. Dann öffnete er das Küchenfenster, um den Qualm hinauszulassen. Es war noch früh am Morgen, und die Sonne tauchte das erwachende Berlin in schräg einfallendes warmes Licht. Es würde wieder ein sehr heißer Tag werden. Sosehr die Landwirte sich auch nach Regen sehnten, für die Berliner waren die warmen und trockenen Tage und Nächte ein Segen. Sein Blick fiel auf den Balkon im Seitenflügel. Die Wohnung lag überwiegend im Vorderhaus, erstreckte sich aber noch über einen Teil des Seitenflügels. Der Küchenbalkon war nach Osten ausgerichtet, dort ließ er sich gern zum Frühstücken nieder. Der Nordbalkon war der Katze und den Vögeln vorbehalten. Hier pickten Meisen die im Futterhaus ausgelegten Haferflocken und Rosinen auf. Sicher saß Kater Churchill gerade auf der Fensterbank und beobachtete sie. Aber er würde sie nicht fangen können, das schienen die Vögel zu wissen, jedenfalls ließen sie sich durch die Katze nicht davon abhalten, das Vogelhaus aufzusuchen. Kammowski hatte es hoch auf einem Stab montiert, der an der Brüstung angebracht war, und den Balkon selbst mit einem Netz umgeben, das er mit wenigen Griffen öffnen konnte, um das Vogelhaus zu reinigen und Futter nachzulegen. So hatte der Kater auf dem Balkon zwar etwas Auslauf, konnte aber nicht herunterspringen und kam vor allem nicht an das Futterhaus heran. Charlotte hatte ihrem Vater Sadismus vorgehalten, weil er Vögel anlockte, die Churchill nie würde fangen können. Das sei Tierquälerei, denn es liege in der Natur einer Katze, dass sie Vögel fangen wolle. Typisch Charlotte. Sie allein entschied, auf wessen Seite das Recht und sie standen. Dass man auch mit den Vögeln hätte Mitleid haben können, kam ihr offenbar nicht in den Sinn. Churchill war eben ihr alter Familienkater.

»Was überlegst du?«, fragte Christine, die ihn plötzlich von hinten umarmte. Sie verströmte noch die Wärme des Bettes und kuschelte sich, nur mit einem Slip bekleidet und weich, wie sie war, an ihn.

»Ich frage mich, ob ich das Futterhaus entferne. Vielleicht ist es wirklich nicht richtig, dem armen Churchill seine Beute immer vor Augen zu locken, ohne dass er jemals eine Chance hat, seinem Jagdinstinkt nachzugeben.«

»Ja, aber ohne das wird es ihm vielleicht langweilig. Man muss nicht immer alle Sehnsüchte ausleben, aber ohne Sehnsüchte ist das Leben vielleicht etwas trist.«

»Man könnte ihm wenigstens einmal im Monat einen Vogel gönnen«, schlug Charlotte vor, die unbemerkt hinzugetreten war, sich den Kaffeepott ihres Vaters schnappte und austrank. »Gibt’s noch mehr?«, fragte sie strahlend und drückte ihrem Vater einen lauten Schmatz auf die Wange und die leere Tasse in die Hand.

»Schicker Pyjama«, sagte sie mit einem Grinsen zu...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2021
Reihe/Serie Kammowski ermittelt
Kammowski ermittelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Berlin Krimi • berlin moabit • Fitzek • Fitzek Bücher • Gerätemedizin • Gesundheitssystem Deutschland • Gesundheitswesen • Gesundheitswesen in Deutschland • Kerstin Lauterbach • Kerstin Lauterbach • Kommissar Kammowski • Krankenhaus • Krankenhaus Krimis/Thriller • Krankenhausverwaltung • Krankenpfleger • krimi berlin • Krimi Bücher • Krimi deutsche Autoren • Krimi Deutschland • Kriminalpsychologie • Kriminalromane Serien • krimi reihen • Krimis von Frauen • krimi und thriller • Krimi und Thriller deutsch • Maik Thomasson • Matthias Kammowski • Medizin Krimi • Missstände • Mord • mörderischer Roman • Mord im Krankenhaus • Pflegenotstand • Pfleger • Polizei Krimis/Thriller • Psychologischer Krimi • Reanimation • Sabine Fitzek • Schwägerin Sebastian Fitzek • Skandal • Skandal Gesundheitswesen • Skandal Krankenhaus • Spannende Unterhaltung • Tötung alte Menschen • überraschender Tod • unerwarteter Tod • Verrat • Verrückt • Verstorben
ISBN-10 3-426-45561-7 / 3426455617
ISBN-13 978-3-426-45561-6 / 9783426455616
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