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Winterschwestern (eBook)

Ein Garten im Winter

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
512 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2973-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Winterschwestern - Kristin Hannah
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Ein großer Roman über die Stärke der Frauen.

Noch kurz vor seinem Tod nimmt ihr Vater den Schwestern Nina und Meredith das Versprechen ab, sich um die pflegebedürftige Mutter zu kümmern. Doch der Versuch, dieses Versprechen einzulösen, gerät zur Zerreißprobe - die Mutter war ihr Leben lang kalt und abweisend zu ihren Töchtern, was bei Meredith und Nina tiefe Spuren hinterlassen hat. Denn auch sie haben Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen, und drohen die Liebe ihrer Männer zu verlieren. Doch dann kommen sie dem Geheimnis der Mutter auf die Spur, das sie in eine weit entfernte Vergangenheit führt ... 

Bestsellerautorin Kristin Hannah erzählt vom unermesslichen Leid einer Familie im Zweiten Weltkrieg und von seinen Nachwirkungen über Generationen hinweg.

'Ein Garten im Winter': neu übersetzt und in neuer Ausstattung!



Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA und lebt mit ihrem Mann im Pazifischen Nordwesten der USA. Nach zahlreichen Bestsellern waren es ihre Romane »Die Nachtigall« und »Die vier Winde«, die Millionen von Leser:innen in über vierzig Ländern begeisterten und Welterfolge wurden. Im Aufbau Taschenbuch liegen ebenfalls ihre Romane »Die andere Schwester«, »Das Mädchen mit dem Schmetterling«, »Die Dinge, die wir aus Liebe tun«, »Die Mädchen aus der Firefly Lane« und »Liebe und Verderben« vor. Gabriele Weber-Jari? lebt als Autorin und Übersetzerin in Berlin. Sie übertrug unter anderem Mary Basson, Imogen Kealey und Gill Thompson ins Deutsche.

Prolog


1972

Die Plantage Bjelyje Notschi, Weiße Nächte, lag nahe dem Ufer des mächtigen Columbia River. In diesen Tagen, in denen jeder Atemzug in der eisigen Luft sichtbar wurde, herrschte dort Stille. Kahle Apfelbäume erstreckten sich in endlosen Reihen, so weit das Auge reichte, die kräftigen Wurzeln tief in der gefrorenen Erde verborgen. Je kälter es wurde, desto farbloser wurden Himmel und Erde, bis man in der verblichenen Landschaft glaubte, winterblind geworden zu sein. Ein Tag glich dem anderen, alles gefror und wurde zerbrechlich.

Doch nirgends waren Stille und Kälte so spürbar wie in Merediths Elternhaus. Meredith war erst zwölf Jahre alt, dass es ihrer Familie aber an etwas mangelte, spürte sie deutlich. Sie wünschte, ihre Familie sei wie jene im Fernsehen, fröhlich und harmonisch. Niemand, noch nicht einmal ihr Vater, den sie über alles liebte, verstand, wie verloren sie sich in den Mauern ihres Zuhauses fühlte, wie unsichtbar.

Morgen Abend jedoch würde all das anders werden.

Dann würde sie ihren Plan umsetzen und auf der Weihnachtsfeier ihr Theaterstück aufführen. Sie hatte es nach einem der russischen Märchen geschrieben, die ihre Mutter immer erzählte. Wenn sie Glück hatte, wäre es danach genauso wie in einer Fernsehfamilie.

»Warum darf ich nicht die Hauptrolle spielen?«, fragte Nina. Es war mindestens das zehnte Mal, dass sie fragte.

Meredith drehte sich zu ihrer Schwester um, die auf dem Fußboden kniete und gerade dabei war, ein mintgrünes Schloss auf ein altes weißes Bettlaken zu malen.

Das Schloss sah merkwürdig aus, irgendetwas daran stimmte nicht. Meredith versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Nina, bitte, wie oft sollen wir noch darüber reden?«

»Warum kann ich nicht das arme Mädchen sein, das den Prinzen heiraten darf?«

»Du weißt, warum. Du bist erst neun Jahre alt, und Jeff, der den Prinzen spielt, ist dreizehn. Als Paar würdet ihr komisch aussehen.«

Nina stellte ihren Pinsel in eine leere Suppendose und hockte sich auf die Fersen. Sie hatte ein herzförmiges Gesicht, kurzes schwarzes Haar, grüne Augen und einen blassen Teint. Meredith fand, dass ihre Schwester einem Kobold ähnelte. »Darf ich das arme Mädchen im nächsten Jahr spielen?«

»Ja«, erwiderte Meredith. Voller Freude stellte sie sich vor, wie das Theaterstück zu einer Tradition ihrer Familie würde. All ihre Freunde und Freundinnen hatten solche Traditionen, nur sie nicht. Bei ihnen gab es keine Verwandten, die an Feiertagen zu Besuch kamen, an Thanksgiving keinen Truthahn, Ostern keinen Festbraten, weder gemeinsame Tisch- noch Abendgebete. In ihrer Familie wusste man nicht einmal genau, wie alt die Mutter war.

Ihr Vater sagte, das liege daran, dass ihre Mutter Russin sei und in Amerika keine Angehörigen habe. Ihre Mutter sagte dazu nichts, sie sprach ohnehin nur selten über sich.

Nach einem kurzen Klopfen an der Tür kamen ihr Vater und Jeff ins Zimmer.

Jeff. In seiner Gegenwart kam Meredith sich stets wie eines dieser bunten Schlauchmännchen vor, die mit jedem neuen Luftstoß per Kompressor ihre Form veränderten. Sie waren Freunde seit dem vierten Schuljahr, doch seit Kurzem war alles anders, wenn sie zusammen waren, aufregender. Und manchmal, wenn er sie ansah, raubte es ihr schlicht den Atem. »Du kommst genau richtig zur Probe.«

Jeff bedachte sie mit einem Lächeln, bei dem sich ihr Puls beschleunigte. »Erzähl bloß niemandem, dass ich mitspiele. Ich will nicht, dass man sich in der Schule über mich lustig macht.«

»Was das angeht …« Ihr Vater trat näher, noch im Overall, den er immer beim Arbeiten trug, braun mit orangefarbener Steppnaht, in den Händen die getippten Seiten des Theaterstücks. Er blickte sie ernst an, und anders als sonst war auf seinen Lippen unter dem dichten, schwarzen Schnurrbart kein Lächeln zu erkennen. »Das ist also dein Theaterstück.«

»Ja.« Meredith stand auf. »Glaubst du, es wird Mom gefallen?«

Auch Nina erhob sich. »Was meinst du, Dad?«

Die drei sahen sich über das mintgrüne Schloss und die bereitliegenden Theaterkostüme hinweg an, und dabei dachten sie wohl alle dasselbe, nämlich, dass Anja Whitson eine kalte Frau war, bei der niemand sagen konnte, ob ihr etwas gefiel. Das wenige an Wärme, das sie in sich trug, wurde ihrem Mann zuteil, für ihre Töchter blieb kaum etwas übrig. Früher hatte Merediths Vater diesen Zustand zu überspielen versucht, hatte seine Töchter wie ein Zauberer mit seiner Liebe von der Realität ablenken wollen. Doch irgendwann war sie zum Vorschein gekommen, wie bei allen Illusionen.

Und so wussten die beiden Mädchen und ihr Vater nur zu gut, wie die Antwort auf Merediths Fragen ausfallen könnte.

»Ich weiß es nicht.« Ihr Vater griff in seine Hosentasche, holte eine Packung Zigaretten hervor. »Die Geschichten deiner Mutter …«

»Es ist so schön, wenn Mom sie erzählt«, fiel Meredith ein.

»Weil das die einzigen Momente sind, in denen sie wirklich mit uns spricht«, sagte Nina.

Ihr Vater steckte sich eine Zigarette an und stieß eine Rauchwolke aus. »Vielleicht.« Er zog die Brauen zusammen. »Es ist nur …«

Meredith machte einen Schritt auf ihn zu, darauf bedacht, nicht auf das grüne Schloss zu treten. Ihr war klar, weshalb er den Satz nicht beendet hatte. Keiner von ihnen konnte jemals vorhersagen, wie ihre Mutter auf etwas reagieren würde. Doch dieses Mal war Meredith sich ihrer Sache sicher. Wenn es etwas gab, das ihre Mutter liebte, dann war es das Märchen, das ihr als Vorlage für ihr Theaterstück gedient hatte. Es handelte von einem armen Mädchen, das es wagte, sich in einen Prinzen zu verlieben. »Es ist nur eine kurze Aufführung, Dad. Und sie wird jedem gefallen.«

»Also gut.«

Eine Mischung aus Hoffnung und Stolz stieg in Meredith auf. An diesem Weihnachtsfest würde sie nicht in einer Wohnzimmerecke sitzen und lesen oder in der Küche den Abwasch machen. Die Aufmerksamkeit ihrer Mutter würde ihr gelten, sie hätte bewiesen, dass sie jedes ihrer seltenen Worte gehört hatte, selbst die, die sie leise und im Dunkeln gewispert hatte.

In der darauffolgenden Stunde führte Meredith ihre beiden Schauspieler durch das Stück, obwohl nur Jeff ihrer Anleitung bedurfte. Sie und Nina kannten das Märchen seit Jahren in- und auswendig.

Nach der Probe fertigte Meredith ein Plakat mit der Überschrift Nur heute Abend: das große Theaterstück zum Fest. Darunter listete sie die drei Mitwirkenden auf, sich selbst, Nina und Jeff. Anschließend besserte sie Ninas Bühnenbild aus. Retten konnte sie es nicht, wie immer hatte Nina über die vorgegebenen Ränder hinausgemalt.

Sie brachte das Machwerk ins Wohnzimmer und befestigte es an dem Ständer, an dem bei Diavorführungen die Leinwand hing. Dann nähte sie noch Pailletten auf den Tüllrock ihres Prinzessinnenkleids und ging erst gegen zwei Uhr morgens zu Bett, doch überdreht wie sie war, dauerte es noch lange, bis sie in den Schlaf fand.

Der nächste Tag schien sich endlos zu dehnen. Gegen sechs Uhr abends trafen die ersten Gäste ein, nicht viele und nur die, die jedes Jahr kamen: die Männer und Frauen, die auf der Apfelplantage und im Lagerhaus arbeiteten, zusammen mit ihren Familien, dazu eine Handvoll Nachbarn und Tante Dora, die Schwester ihres Vaters und seine einzige noch lebende Verwandte.

Meredith hatte sich oben auf die Treppe verzogen, blickte hinunter zum Eingang und überlegte, wann sie das Theaterstück ankündigen sollte.

Sie wollte sich gerade erheben, als von unten blechernes Getöse erklang.

O nein.

Sie sprang auf und rannte die Treppe hinunter. Es war zu spät.

In der Küche war Nina dabei, mit einem Löffel auf einen Topf zu schlagen und ein ums andere Mal »Es geht los!« zu rufen. Wie so oft hatte sie Meredith die Schau gestohlen.

Einige der Gäste lachten und betraten das Wohnzimmer, wo das Bühnenbild zwischen dem Kamin und dem hohen Weihnachtsbaum hing, den Meredith und ihre Schwester mit Lichterketten und selbst gebasteltem Weihnachtsschmuck bestückt hatten.

Davor befand sich ihre »Bühne« mit einer Straßenlaterne aus...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2022
Übersetzer Gabriele Weber-Jarić
Sprache deutsch
Original-Titel Winter Garden
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Apfelplantage • Blockade • Delia Owens • Der Gesang der Flusskrebse • Die Nachtigall • Die vier Winde • Ein Garten im Winter • Familiendrama • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • firefly lane • Frauen • Frauenroman • Geheimnis • Generationen • geschenk für frau • Geschenk für Mutter • Immer für dich da • Kristin Hannah • Leningrad • Liebe und Verderben • Mutter Tochter • Schwestern • winter garden • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-2973-5 / 3841229735
ISBN-13 978-3-8412-2973-1 / 9783841229731
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