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Einsame Entscheidung (eBook)

Spiegel-Bestseller
Lost in Fuseta. Ein Portugal-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30268-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Einsame Entscheidung -  Gil Ribeiro
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Der großartige fünfte Fall der Platz-1-Bestsellerreihe um den deutschen Kommissar an der portugiesischen Küste. Anfang Juni in Fuseta - es sind die letzten idyllischen Tage in dem kleinen Fischerort an der Algarve, bevor die Touristen kommen. Leander Lost, der deutsche Kommissar an der portugiesischen Küste, genießt gemeinsam mit Soraia Rosado die Ruhe vor dem Sturm. Doch dann liegt ein englischer Tourist tot in einem Ferienhaus, seine portugiesische Begleiterin ist auf der Flucht. Der Fall scheint klar: eine Beziehungstat. Während der Ermittlungen häufen sich allerdings die Rätsel rund um diesen brutalen Mord ... Der fünfte Fall um einen ungewöhnlichen Kommissar - eine einzigartige Mischung aus Spannung, Humor und portugiesischem Lokalkolorit.

Gil Ribeiro, geboren 1965 in Hamburg, landete 1988 während einer Interrail-Reise quer durch Europa nur dank eines glücklichen Zufalls an der Algarve und verliebte sich umgehend in die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Portugiesen. Seitdem zieht es ihn immer wieder in das kleine Städtchen Fuseta an der Ost-Algarve, wo ihm die Idee zu »Lost in Fuseta« kam. In seinem deutschen Leben ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. Holger Karsten Schmidt lebt und arbeitet bei Stuttgart.

Gil Ribeiro, geboren 1965 in Hamburg, landete 1988 während einer Interrail-Reise quer durch Europa nur dank eines glücklichen Zufalls an der Algarve und verliebte sich umgehend in die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Portugiesen. Seitdem zieht es ihn immer wieder in das kleine Städtchen Fuseta an der Ost-Algarve, wo ihm die Idee zu »Lost in Fuseta« kam. In seinem deutschen Leben ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. Holger Karsten Schmidt lebt und arbeitet bei Stuttgart.

2.


Ihm war eigentlich nur ein klitzekleiner Fehler unterlaufen. Nicht mal das, es war bei Licht betrachtet eher eine Unachtsamkeit. Ein Detail, das anderen verborgen geblieben wäre. Selbst versierten Hackern.

Aber die Polícia Judiciária in Faro verfügte wohl über eine Kriminaltechnikerin, die auf Zack war. Unerbittlich wie ein Hai, der auf mehrere Kilometer einen Tropfen Blut gewittert hatte, machte sie sich auf den Weg durch vernetzte Server und Cloudspeicher, klapperte IP-Adressen ab und sammelte im Darknet seine Spuren. Bits und Bytes, verschlüsselte digitale Rudimente. Nichts, was separat betrachtet auf ihn verwiesen hätte. Er war schließlich kein Einfaltspinsel.

Aber nun hatte sich gerächt, womit seine Mutter ihm bis zu dem Tag seines Auszugs in den Ohren gelegen hatte: dass er hinter sich nicht aufräumte. Bloß war das im Darknet ungleich gefährlicher.

Die Kriminaltechnikerin hatte ihre kleinen Fundstücke mit der unerbittlichen Akribie einer Maschine zu einer Spur zusammengesetzt, zu Eigenschaften, und die führten sie zu ihm. Aber sie schlug nicht voreilig zu, sondern wartete ab.

Wartete darauf, dass er es wieder tat.

Und Victor Pais, der Tausendsassa, der ganz ohne Drogen völlig high war von dem, was er da seit über 24 Stunden tat und dabei aus dem Grinsen nicht mehr herauskam und manchmal wie ein kleiner Junge kichern musste und sich ein anderes Mal vor Lachen am Boden krümmte, weil er kaum noch Luft bekam, tat es wieder.

Und dann griffen sie zu. Ganz routiniert.

Oben bei Alfandanga sprang die Ampel auf Rot. Er stoppte. Zwei Fahrzeuge schossen aus dem Nichts heran und versperrten ihm den Weg nach vorne und nach hinten, und bevor er den nächsten Atemzug tat, lag er schon bäuchlings auf dem warmen Asphalt der N 125. Um keine halbe Minute später in Handschellen auf der Rückbank eines der beiden Autos auf dem Weg nach Faro zu sitzen.

Dort sah der Tausendsassa sie bei seiner Vernehmung in den Räumen des Kommissariats zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht: eine Frau mit schweren Boots, einer Armeehose in Tarnfarben und kurz geschorenen Haaren. Sie erinnerte ihn an Sinéad O’Connor und sie musterte ihn mit unverhohlener Neugier. In ihren Augen lag dieselbe Belustigung, als hätte sie ihn als Kind mit der Hand im Marmeladenglas erwischt. Sie war in seinem Alter, Mitte dreißig. Ihr Name war Isadora Jordão. Die Kriminaltechnikerin der Polícia Judiciária von Faro.

 

»Wir wissen, dass Sie mit Kleinigkeiten hehlen«, hatte die Sub-Inspektorin Graciana Rosado gesagt. »Uma Bica?«

Er nickte.

»Noch jemand?«, fragte ihr Kollege Carlos Esteves.

Niemand meldete sich, also stand er erstaunlich leichtfüßig auf und ließ an der Kaffeemaschine zwei Bica raus – eine für sich selbst.

Das mit dem Hehlen stimmte. Aber in Pais’ Ohren klang das wenig schmeichelhaft.

»Das klingt nicht sehr nett«, sagte er deshalb.

»Ist das der Grund, warum Sie sich Tausendsassa nennen?«

Das fragte der Mann im schwarzen Anzug, der keine Miene verzog und an der Seite des Tisches saß.

»Andere nennen mich so.«

»Warum?«

»Vermutlich, weil er alles besorgen kann, wonach man ihn fragt«, antwortete Graciana Rosado an seiner Stelle.

Victor Pais nickte und versuchte, sich den Stolz über diesen Beinamen nicht anmerken zu lassen. Hin und wieder verlor jemand etwas, ein Tourist ein Smartphone, eine Telefonkarte, eine Kette, einen Geldschein, solche Dinge, und ja, es gab sogar Leute, denen ein ganzes Auto abhandenkam. Und er, Vic, brachte wie ein Fundbüro Gegenstände und Leute zusammen, wobei die Leute nicht die Besitzer waren, sondern Interessenten.

»Es heißt, es gibt nichts, was Sie nicht besorgen können«, stellte Carlos Esteves fest und stellte die Bica samt Zuckertütchen und kleinem Löffel vor ihm ab.

»Obrigado.«

»De nada«, sagte der große Kerl und nahm wieder Platz.

Victor Pais maß einen gestrichenen Löffel ab und rührte ihn in der Bica um – der frische Duft von gemahlenen Kaffeebohnen stieg ihm in die Nase, und unwillkürlich weitete er die Nasenlöcher, um das Aroma zu genießen. Hervorragender Säuregrad.

»Ja, das sagt man«, bestätigte er und fühlte sich geschmeichelt, »aber ich besorge zum Beispiel keine Waffen. Keine Drogen.«

Er hatte schließlich seine Prinzipien.

Isadora Jordão, Esteves und die Sub-Inspektorin Rosado schauten daraufhin unisono zu Leander Lost.

»Ist das wahr?«, fragte Graciana ihn, da er nicht von sich aus auf ihre Blicke reagierte.

»Ja.«

Danach wandten sie sich wieder an den Tausendsassa. Der hatte den Eindruck, die drei nahmen die Aussage des Mannes für bare Münze. »Ist das Ihr Lügendetektor?«, fragte er und konnte sich ein kleines Grinsen wegen seines Scherzes nicht verkneifen.

»So ist es«, bestätigte Carlos Esteves ihm ungerührt, woraufhin sein Lächeln erst hölzern wurde und dann erstarb.

Victor Pais sah zu dem Mann im schwarzen Anzug, der ihn seinerseits aufmerksam musterte.

»Ich habe eine Ex-Freundin in Lagos.«

Das war gelogen. Aber es war eine Lüge mit Ankündigung, denn noch zweifelte Victor Pais an Losts Fähigkeit – zumindest an deren Unfehlbarkeit. Und es juckte ihn in den Fingern, den Mann zu täuschen. Aus sportlichem Ehrgeiz.

 

Bei jedem Menschen, der log, das wusste Leander Lost, spiegelte sich in dessen Mimik Angst, Schuld oder Freude. Die Angst, ertappt zu werden, die Schuld durch ein schlechtes Gewissen oder die Freude an der gelungenen Irreführung. Manchmal war es auch eine Kombination aus zwei oder allen drei Emotionen. Dann konnte die Deutung komplex werden.

Angst konnte Leander im Gesichtsausdruck von Victor Pais so wenig erkennen wie Schuld. Aber er registrierte die mimischen Merkmale unterdrückter Freude: die zusammengepressten Lippen und die leicht heruntergezogenen Mundwinkel, die ein verräterisches Grinsen unterdrücken sollten.

Dem Alemão war das beiläufige Lesen, die intuitive Deutung menschlicher Mimik fremd. Er musste sie in jedem Augenblick neu decodieren. Dabei half ihm die Auflistung aller emotionalen Gesichtsausdrücke, die der Psychologe Paul Ekman zusammengestellt hatte. Lost hatte sie alle in seinem Gedächtnis gespeichert. Und immerhin war in 46 Gesichtsmuskeln eine Bildung von rund 10.000 Ausdrücken möglich.

»Nein«, urteilte er in Bezug auf Pais’ Aussage über seine angebliche Ex-Freundin in Lagos.

»Ich hab meinem Vater mit 10 Jahren 20 Euro aus der Brieftasche gestohlen.«

»Nein.«

Die Freude in Pais’ Gesicht nahm nun langsam ab und wich echter Überraschung: Kinnlade locker, Mund und Augen weit geöffnet. Echt war sie, weil sie nicht länger als eine Sekunde andauerte. Sonst wäre sie vorgetäuscht gewesen (Lost hatte diesen Gesichtsausdruck oft bei Menschen studieren können, wenn sie ein Geschenk auspackten).

»30 Euro mit 12.«

»Nein.«

»10 Euro mit 11.«

»Ja.«

Victor Pais hatte seine Reaktionen üblicherweise gut im Griff. Das betrachtete er nicht nur von Berufs wegen als Vorteil, sondern es erschien ihm ganz allgemein geboten, nicht mit offenen Karten durchs Leben zu laufen. Trotzdem war es ihm in diesem Augenblick unmöglich, seine Verblüffung zu verbergen. Dafür war das Potenzial der Gabe, über die dieser Mann mit dem Pokerface anscheinend verfügte, zu groß. Zu groß, um es sich nicht ebenfalls anzueignen.

»Wie machen Sie das?«

»Ich lese es in Ihrer Mimik«, bekam er zur Antwort.

»Aha. Und …«

»Und«, unterbrach Graciana Rosado ihn ruhig, beinahe sanft, »deshalb von unserer Seite folgendes Angebot: Wir haben in Ihrer Wohnung und Werkstatt diverses Diebesgut sichergestellt. Das reicht für eine Freiheitsstrafe, auch wenn Sie bis jetzt noch nie verurteilt worden sind. Ich möchte den hier.«

Sie legte drei Fotografien auf den Tisch.

Im 21. Jahrhundert bestanden die Observierungsfotos nicht mehr aus grobkörnigen, verwischten Schwarz-Weiß-Aufnahmen, sondern aus gestochen scharfen Farbfotos. Alle drei zeigten Diogo Serra. Einmal telefonierend an seinem Auto, einmal mit einem Begleiter in einer Fußgängerzone in Tavira und schließlich an Bord einer kleinen Jacht. Freier Oberkörper, Sonnenbrille – plus ein paar Freunde.

»Sie packen aus, wie Serras System funktioniert und warum Sie ihn bestehlen, und dann stellen wir ihm eine Falle. Mit Ihnen.«

»Mit mir?«

»Sind Sie ein Echo?«

Pais seufzte: »Und was soll ich dabei machen?«

»Sie sind der Köder.«

»Und danach? Wenn alles...

Erscheint lt. Verlag 7.4.2022
Reihe/Serie Leander Lost ermittelt
Leander Lost ermittelt
Leander Lost ermittelt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agrarkonzern • Algarve • Buch Algarve • Buch für den Strand • Krimi Algarve • Krimireihe • Leander Lost • Lost in Fuseta • Portugal • Portugal-Krimi • Schwarzer August • SPIEGEL-Bestseller • Spur der Schatten • Urlaubskrimi • Urlaubskrimi Portugal • Urlaubslektüre • Verfilmung • Weiße Fracht • Whistleblower
ISBN-10 3-462-30268-X / 346230268X
ISBN-13 978-3-462-30268-4 / 9783462302684
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