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Mutterherz (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
384 Seiten
Limes (Verlag)
978-3-641-29079-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mutterherz -  Tess Gerritsen
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Für ihre Tochter würde eine Mutter alles tun. Wirklich alles?
Der brutale Mord an einer Bostoner Krankenschwester hält Detective Jane Rizzoli und Gerichtsmedizinerin Maura Isles in Atem. Noch in ihrer Arbeitskleidung wurde der Frau bei der Heimkehr der Schädel eingeschlagen. Hat sie einen Dieb überrascht, oder hat jemand auf sie gewartet? Was Jane da gar nicht gebrauchen kann, ist eine Mutter, die sie permanent wegen einer vermeintlich entführten Nachbarstochter anruft - eine, die schon mehrmals weggelaufen ist. Zudem sind da noch diese unfreundlichen Neuen in der Straße, die kürzlich eingezogen sind. Mit denen ist etwas nicht koscher, glaubt Angela. Jane wischt die Warnungen ihrer Mutter beiseite. Doch Angelas Bauchgefühl trügt nicht und bringt sie in höchste Gefahr ...


Der 13. Fall für Rizzoli & Isles, bekannt aus dem TV! Jeder Band ist mitreißend bis zur letzten Seite und kann eigenständig gelesen werden.

So gekonnt wie Tess Gerritsen vereint niemand erzählerische Raffinesse mit medizinischer Detailgenauigkeit und psychologischer Glaubwürdigkeit der Figuren. Bevor sie mit dem Schreiben begann, war die Autorin selbst erfolgreiche Ärztin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Thriller »Die Chirurgin«, in dem Detective Jane Rizzoli erstmals ermittelt. Seither sind Tess Gerritsens Thriller von den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Maine.

2


ANGELA


Zwei Monate später

Siehst du etwas, dann sag etwas. Wir alle haben diese Aufforderung schon so oft gehört, dass wir ganz automatisch aufmerken, wenn wir ein verdächtiges Paket irgendwo sehen, wo es nicht hingehört, oder einen Fremden entdecken, der sich in der Nachbarschaft herumtreibt. Bei mir ist es jedenfalls so, zumal meine Tochter Jane Polizistin ist und mein Lebensgefährte Vince Polizist im Ruhestand. Ich kenne alle ihre Horrorgeschichten, und wenn ich etwas sehe, dann sage ich etwas, darauf können Sie Gift nehmen. Es ist mir sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen, ein Auge auf meine Nachbarschaft zu haben.

Ich wohne in Revere, was streng genommen nicht mehr zu Boston gehört, sondern eher so etwas wie Bostons erschwinglichere kleine Schwester im Norden ist. Meine Straße besteht aus bescheidenen Einfamilienhäusern, Seite an Seite aufgereiht wie Perlen an einer Kette. Einsteigerhäuser, so nannte sie Frank (der in Kürze mein Exmann sein wird), als wir vor vierzig Jahren hierhergezogen sind, nur dass wir danach nie in etwas Größeres umgezogen sind. Genauso wenig wie Agnes Kaminsky, die immer noch nebenan wohnt, oder Glen Druckmeyer, der in dem Haus schräg gegenüber gestorben ist, was es für ihn quasi zum Gegenteil eines Einsteigerhauses machte. Im Lauf der Jahre habe ich so manche Familie ein- und wieder ausziehen sehen. Das Haus zu meiner Rechten steht wieder einmal leer und wartet auf den nächsten Käufer, die nächste Familie in dem endlosen Reigen. Links von mir wohnt Agnes, die meine beste Freundin war, bis ich anfing, mit Vince Korsak auszugehen, was Agnes schockierte, weil meine Scheidung noch nicht durch ist und ich so in ihren Augen als sündiges Weib dastehe. Obwohl es Frank gewesen ist, der mich wegen einer anderen Frau verlassen hat. Was Agnes so richtig gegen mich aufgebracht hat, ist, dass ich das Leben so sehr genieße, seit Frank nicht mehr da ist. Ich genieße es, einen neuen Mann in meinem Leben zu haben und ihn in meinem eigenen Garten zu küssen. Was sollte ich denn Agnes’ Meinung nach tun, jetzt wo mein Mann mich verlassen hat? Mich in züchtiges Schwarz hüllen und mit übereinandergeschlagenen Beinen dasitzen, bis da unten alles vertrocknet ist? Wir reden kaum noch miteinander, aber das ist auch nicht nötig. Ich weiß auch so, was sie dort drüben den ganzen Tag macht, nämlich dasselbe wie immer: ihre Virginia Slims rauchen, QVC schauen und ihr Gemüse totkochen.

Aber darüber habe ich nicht zu urteilen.

Das blaue Haus auf der anderen Straßenseite, das erste nach der Kreuzung, gehört Larry und Lorelei Leopold, die seit gut zwanzig Jahren hier wohnen. Larry ist Englischlehrer an der hiesigen Highschool. Ich kann zwar nicht behaupten, dass wir eng befreundet wären, aber immerhin spielen wir jeden Donnerstagabend zusammen Scrabble, weshalb ich immerhin weiß, dass Larry über einen beeindruckenden Wortschatz verfügt. Neben den Leopolds befindet sich das Haus, in dem Glen Druckmeyer gestorben ist und das seither zur Vermietung gestanden hat. Und daneben, in dem Haus direkt gegenüber von mir, wohnt Jonas, ein zweiundsechzigjähriger Junggeselle, der früher bei den Navy SEALs war und vor sechs Jahren hierhergezogen ist. Vor Kurzem hat Lorelei Jonas zu den Scrabble-Abenden in meinem Haus eingeladen, was wir eigentlich in der Gruppe hätten entscheiden sollen, aber wie sich herausstellte, ist Jonas ein echter Gewinn für die Runde. Er bringt immer eine Flasche Cabernet von Ecco Domani mit, er hat einen guten Wortschatz, und er versucht nicht, fremdsprachige Wörter einzuschmuggeln, was ohnehin verboten sein sollte. Scrabble ist schließlich ein amerikanisches Spiel. Zudem, das muss ich zugeben, ist Jonas ein gut aussehender Bursche. Leider weiß er das auch, und er mäht gerne mit nacktem Oberkörper den Rasen vor seinem Haus, mit gewölbter Brust und prallen Bizepsen. Ich kann natürlich nicht umhin, ihm dabei zuzusehen, und das weiß er. Wenn er mich an meinem Fenster sieht, winkt er mir immer zu, und deshalb denkt Agnes Kaminsky jetzt, dass wir etwas miteinander haben, was nicht stimmt. Ich will einfach nur eine gute Nachbarin sein, und wenn jemand neu in unsere Straße zieht, bin ich stets die Erste, die mit einem Lächeln und einem Zucchinibrot auf der Matte steht. Die Leute wissen das zu schätzen. Sie laden mich zu sich ein, stellen mir ihre Kinder vor, erzählen mir, wo sie herkommen und was sie beruflich machen. Sie fragen mich, ob ich ihnen einen Klempner oder einen Zahnarzt empfehlen kann. Wir tauschen Telefonnummern aus und versichern einander, dass wir uns bald einmal treffen werden. So ist es mit allen meinen Nachbarn gewesen.

Bis die Greens kamen.

Sie haben die Nummer 2533 gemietet, das gelbe Haus, in dem Glen Druckmeyer gestorben ist. Es hat ein Jahr lang leer gestanden, und ich bin froh, dass es endlich wieder bewohnt ist. Es ist nicht gut, wenn ein Haus zu lange leer steht. Das wirft ein schlechtes Licht auf die ganze Straße und vermittelt den Eindruck einer wenig begehrten Wohnlage.

An dem Tag, an dem ich den Umzugswagen der Greens vor dem Haus vorfahren sehe, nehme ich automatisch eines meiner berühmten Zucchinibrote aus dem Gefrierschrank. Während es auftaut, trete ich auf die Veranda und versuche, einen Blick auf meine neuen Nachbarn zu erhaschen. Den Mann sehe ich zuerst. Er steigt auf der Fahrerseite aus: groß, blond und muskulös. Kein Lächeln. Das ist das erste Detail, das mir auffällt. Sollte man nicht lächeln, wenn man in seinem neuen Zuhause ankommt? Stattdessen blickt er sich mit unbewegter Miene in der Nachbarschaft um, dreht den Kopf hin und her, die Augen hinter einer verspiegelten Sonnenbrille verborgen.

Ich winke ihm zu, doch er erwidert die Begrüßung zunächst nicht. Einen Moment lang steht er nur da und betrachtet mich. Endlich hebt er die Hand zu einem mechanischen Winken, als ob der Chip in seinem Computerhirn die Situation analysiert und entschieden hätte, dass die korrekte Reaktion darin besteht zurückzuwinken.

Na ja, okay, denke ich. Vielleicht ist die Frau ja freundlicher.

Sie steigt auf der Beifahrerseite des Umzugswagens aus. Anfang dreißig, silberblonde Haare, eine schlanke Gestalt in Bluejeans. Auch sie sieht sich zunächst in der Straße um, aber mit schnellen, hektischen Blicken wie ein scheues Eichhörnchen. Ich winke ihr zu, und sie winkt zögerlich zurück.

Das genügt mir vollauf als Einladung. Ich überquere die Straße und sage: »Lassen Sie mich die Erste sein, die Sie in der Nachbarschaft begrüßt!«

»Freut mich, Sie kennenzulernen«, erwidert sie. Sie sieht zu ihrem Mann, als ob sie ihn um Erlaubnis bittet weiterzureden. Sofort sagt mir mein Instinkt, dass bei diesem Paar irgendetwas nicht stimmt. Ich nehme die Spannungen zwischen ihnen wahr und denke sogleich an all die verschiedenen Gründe, aus denen eine Ehe scheitern kann. Ich sollte es schließlich wissen.

»Ich bin Angela Rizzoli«, stelle ich mich vor. »Und Sie sind …?«

»Ich – ähm, ich bin Carrie. Und das ist Matt.« Die Antwort kommt stockend, als ob sie über jedes Wort nachdenken müsste, bevor sie es ausspricht.

»Ich wohne seit vierzig Jahren in dieser Straße – wenn Sie also irgendetwas über das Viertel wissen wollen, egal was, dann müssen Sie nur mich fragen.«

»Erzählen Sie uns etwas über unsere Nachbarn«, sagt der Mann. Er blickt zu Nummer 2535, dem blauen Haus nebenan. »Wie sind die so?«

»Oh, dort wohnen die Leopolds. Larry und Lorelei. Larry ist Englischlehrer an der staatlichen Highschool, und Lorelei ist Hausfrau. Sehen Sie, wie gepflegt ihr Vorgarten ist? Larry hat wirklich ein Händchen dafür, in seinem Garten bleibt nie ein Unkraut stehen. Sie haben keine Kinder – also wirklich nette, ruhige Nachbarn. Auf der anderen Seite von Ihnen wohnt Jonas. Er ist im Ruhestand, war früher bei den Navy SEALs, und er kann Ihnen Geschichten darüber erzählen, das glauben Sie gar nicht. Und auf der anderen Straßenseite, gleich neben meinem Haus, wohnt Agnes Kaminsky. Ihr Mann ist schon lange tot, und sie hat nie wieder geheiratet. Ich denke, ihr Leben gefällt ihr einfach so, wie es ist. Wir waren sehr gut befreundet, bis mein Mann …« Ich merke, dass ich zu viel rede, und halte inne. Sie brauchen nicht zu hören, wie Agnes und ich uns zerstritten haben. Sicher werden sie es früh genug von ihr erfahren. »Und haben Sie auch Kinder?«

Es ist eine einfache Frage, aber wieder schielt Carrie zu ihrem Mann, als ob sie seine Erlaubnis bräuchte, um zu antworten.

»Nein«, sagt er, »noch nicht.«

»Dann brauchen Sie also keine Empfehlungen für Babysitter. Es wird ohnehin immer schwieriger, welche zu finden.« Ich wende mich Carrie zu. »Übrigens, in meiner Küche taut gerade ein leckeres Zucchinibrot auf. Ich bin berühmt für mein Rezept, wenn ich das in aller Bescheidenheit sagen darf. Ich bring es Ihnen gleich rüber.«

Er antwortet für sie beide. »Das ist nett, aber nein danke. Wir sind allergisch.«

»Gegen Zucchini?«

»Gegen Gluten. Keine Weizenprodukte.« Er legt seiner Frau eine Hand auf die Schulter und schiebt sie sanft, aber bestimmt auf das Haus zu. »Also, jetzt müssen wir erst mal ankommen. Man sieht sich, Ma’am.« Sie verschwinden beide im Haus und machen die Tür zu.

Ich sehe den Umzugswagen an, den sie noch nicht einmal geöffnet haben. Jedes andere Paar hätte es doch eilig, seine Sachen ins Haus zu schaffen, oder nicht? Das Erste, was ich auspacken würde, wären meine Kaffeemaschine und der Teekessel. Aber nein, Carrie und Matt Green haben alles im Umzugswagen gelassen.

Den ganzen...

Erscheint lt. Verlag 25.7.2022
Reihe/Serie Rizzoli-&-Isles-Serie
Rizzoli-&-Isles-Serie
Übersetzer Andreas Jäger
Sprache deutsch
Original-Titel Listen To Me (Rizzoli & Isles 13)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • Amerikanischer Kriminalroman • Amerikanischer Thriller • Angela Rizzoli • bestsellerliste spiegel aktuell • Boston • Boston Police Department • Crime-Serie • detective • eBooks • Entführung • Ermittler • Ermittlerduo • Fernsehserie • Gerichtsmedizin • Jane Rizzoli & Maura Isles • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Krimiserie • Mord • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 Krimis • New York Times Bestseller-Autorin • Pathologie • Polizei • Rizzoli & Isles • Rizzoli Isles Bücher • spannend • Spannung • Spannungsroman • spiegel bestseller • Spiegel Bestseller Autorin • taschenbuch neuerscheinung 2024 • Täuschung • Thriller • Thrillerreihe • weibliche Ermittlerin • Weltbestsellerautorin • Zeugenschutzprogramm
ISBN-10 3-641-29079-1 / 3641290791
ISBN-13 978-3-641-29079-5 / 9783641290795
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