Das Loft (eBook)
352 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60124-5 (ISBN)
Linus Geschke, 1970 geboren, lebt in Köln und hat für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen, darunter Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, gearbeitet. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet. Mit seinem Thrillerdebüt gelangte Geschke aus dem Stand auf die Bestsellerliste, seine Jan-Römer-Serie wurde aufwendig verfilmt. Der psychologische Thriller »Das Loft« stand wochenlang auf der Bestsellerliste.
Linus Geschke, 1970 geboren, lebt in Köln und hat für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen, darunter Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, gearbeitet. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet. Mit seinem Thrillerdebüt gelangte Geschke aus dem Stand auf die Bestsellerliste, seine Jan-Römer-Serie wurde aufwendig verfilmt. Der psychologische Thriller »Das Loft« ist sein erster Stand-Alone.
Wohnung von Sarah, Marc und Henning
Ein Tag zuvor
»Übel. Ganz übel.«
Bianca Rakow nickte und schaute sich in der Küche um, die bereits von den Kolleginnen und Kollegen der Spurensicherung in Beschlag genommen worden war. Überall war Blut. Nicht nur ein bisschen, wie es vielleicht aus einem Steak tropfen würde; viel, richtig viel. So viel, als hätte man in dem Raum ein Schwein geschlachtet.
Das Blut klebte auf der Arbeitsplatte und an den Wänden, an den Regalen und den Verkleidungen der modernen Einbauküche. Aber am meisten davon befand sich auf dem Boden, der nahezu vollständig verschmiert war; rotbraun und nach Kupfer riechend. Nur eine Stelle war verhältnismäßig sauber geblieben; sie entsprach in etwa der Größe eines menschlichen Körpers.
Obwohl es wie in einem Schlachthaus aussah, blieb Bianca ruhig und analytisch. Sie war Mitte vierzig, eine erfahrene Ermittlerin, und sie hatte in ihrem Berufsleben schon einiges gesehen. Blut konnte sie nicht mehr schockieren, auch in solchen Mengen nicht. Es setzte lediglich eine Kette von Handlungen in Gang, die in erster Linie auf die Ergreifung des Täters ausgerichtet waren; nicht auf Mitgefühl mit dem Opfer.
Alles andere wäre in ihrem Job auch nicht effektiv gewesen, der darin bestand, Kriminelle vor Gericht zu bringen und mit den erbrachten Beweisen der Staatsanwaltschaft eine Verurteilung zu ermöglichen. Erst wenn ihr das gelungen war, verspürte sie einen Anflug von Befriedigung, weil sie den Toten im Nachhinein noch einen Hauch von Gerechtigkeit verschaffen konnte.
»Bringen Sie mich doch bitte auf den neuesten Stand«, bat sie ihren älteren Kollegen Höger, der vor ihr am Tatort eingetroffen war.
»Okay, also … Devlet Özkan, die Putzfrau, kam einen Tag früher als gewöhnlich, weil Henning Järisch – einer der drei Bewohner hier – ihr gestern Abend auf den Anrufbeantworter gesprochen und sie darum gebeten hatte. Als sie heute Morgen klingelte, hat niemand aufgemacht. Frau Özkan hat sich nicht darüber gewundert, scheinbar kam das häufiger vor, und sie hat die Wohnung dann mit ihrem Zweitschlüssel geöffnet. Als Erstes hat sie das Bad geputzt, bevor sie ins Wohnzimmer ging, um dort Staub zu saugen und die Regale abzuwischen. Hier fiel ihr auf, dass die Musikanlage eingeschaltet war. Sie hat gedacht, dass die Bewohner vergessen hätten, sie auszuschalten, und hat das dann selbst erledigt. Erst danach hat sie die Küche betreten.«
»Und wo ist diese Frau Özkan jetzt?«
»Schon auf dem Revier, um ihre Aussage zu Protokoll zu bringen.«
Bianca nickte. »Was haben wir sonst noch?«
»Laut den Schätzungen der Spusi müssen es mindestens drei Liter Blut sein, eher vier. Wenn es von einem einzigen Menschen stammt, ist es unwahrscheinlich, dass er das überlebt hat.«
»Sie haben gesagt, der Mann, der sie angerufen hat, dieser …«
»Henning Järisch?«
»Ja, genau. Sie meinten, er sei einer von drei Bewohnern gewesen. Was wissen wir über die anderen beiden?«
Höger sah in dem zerfledderten Notizbuch nach, das er immer bei sich trug. »Sarah Hauptmann und Marc Lammert«, sagte er dann. »Hauptmann und Lammert sind ein Paar. Sie ist einunddreißig, er vierunddreißig, ebenso wie Järisch. Ich habe die Namen bereits im Polizeicomputer checken lassen.« Höger räusperte sich. »Järisch ist vor ein paar Jahren wegen eines Drogenvergehens zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Außerdem gibt es zwei Anzeigen wegen versuchter Vergewaltigung gegen ihn, die aber beide eingestellt wurden. Ach ja, und eine wegen Autodiebstahls, die allerdings noch aus seiner Jugend stammt. Hauptmann und Lammert dagegen sind unbeschriebene Blätter.«
»Wissen wir, wo die drei sich aufhalten?«
Er schüttelte den Kopf.
Bianca seufzte und wendete sich ab, um auch die restlichen Räume zu inspizieren. Sie fing mit dem riesigen Wohnzimmer an, das ebenso teuer wie modern eingerichtet war und mit seinen naturbelassenen Wänden aus Backstein entfernt an eine kleine Fabrikhalle erinnerte. Ein imposanter Flatscreen-Fernseher beherrschte die Längswand, darunter stand ein Soundsystem von Bose und dem gegenüber eine anthrazitfarbene Designercouch, die mit Alcantara bezogen war. Nirgends sah sie Anzeichen dafür, dass jemand die Wohnung durchsucht hatte.
»Haben wir Einbruchsspuren festgestellt?«
Höger, der wie ein Hund hinter ihr hergetrottet war, schüttelte den Kopf. »Entweder hat der Täter einen Schlüssel gehabt, oder einer der drei muss ihn hereingelassen haben.«
Sie ging weiter und öffnete die nächste Tür, hinter der sich ein Schlafzimmer verbarg. Ein großer Schrank mit Schiebetüren, daneben ein etwas schmalerer aus der gleichen Serie. Der große Schrank enthielt Kleidung für eine Frau, der kleinere für einen Mann. Hilfiger, Boss, ein bisschen Gucci, aber auch viel von H&M und Esprit. Die typische Garderobe von Menschen, die über ausreichend Geld verfügten, um sich Designermarken leisten zu können, aber nicht genug hatten, um diese jeden Tag zu tragen.
Die Kommode rechts des Queen-Size-Betts war bis auf ein paar Automagazine leer, in der anderen lagen Reizwäsche, ein Dildo und gepolsterte Handschellen. Nett, dachte sie. Scheinbar waren Hauptmann und Lammert ein experimentierfreudiges Paar.
»Entschuldigung?«
Sie schreckte hoch und drehte sich um. Ein Streifenpolizist, der gerade erst die Ausbildung beendet haben konnte, stand im Türrahmen. Seine Haare waren straff nach hinten gegelt, sein Blick wirkte unsicher. Mit der rechten Hand hielt er einen der durchsichtigen Beutel hoch, die der Sicherung von Beweisstücken dienten.
»Ja?«
»Also, ich …«, stammelte er, fing sich dann aber. »Ihr Kollege hat gesagt, ich soll in der Tiefgarage nachsehen, ob der BMW von diesem Marc Lammert dort steht. Der Wagen ist weg, aber als ich schon mal da war, dachte ich, könnte ich mich auch mal genauer umsehen. Dabei habe ich einen Blick in die Sammelmülltonnen geworfen und das hier gefunden.« Er deutete auf den Beutel. »Ich glaube, da ist Blut dran.«
Bianca nahm den Beutel in die Hand. Darin befand sich ein Steakmesser, scharf und stabil, an dessen wellenförmiger Klinge sie rote Anhaftungen erkannte. Sowohl der hölzerne Griff als auch die Edelstahlklinge waren unbeschädigt. Augenscheinlich gab es keinen Grund, das Messer in den Müll zu werfen; es sei denn, man wollte es loswerden.
Sie lobte den jungen Kollegen, was ihn strahlen ließ, dann gab sie ihm den Beutel wieder und trug ihm auf, das Beweisstück an die Spurensicherung zu übergeben, die immer noch in der Küche beschäftigt war. Er nickte eifrig und verschwand, während sie die Durchsuchung der Wohnung fortsetzte.
Das zweite Schlafzimmer war erkennbar männlicher eingerichtet. Neben einem Kleiderschrank und einem Bett gab es hier auch einen hochwertigen Schreibtisch, unter dem sich ein Gaming-Computer verbarg und auf dem ein einundzwanzig Zoll großer Bildschirm stand. Das Bild einer nackten Frau zierte die Wand. Mehr eine Strichzeichnung, die vielleicht kunstvoll hätte wirken können, wenn die Brüste der Dame nicht so abnormal groß gewesen wären. In der Ecke: eine Yucca-Pflanze, die schon bessere Tage gesehen hatte.
»Was für Musik?«, fragte sie.
»Bitte?« Höger wirkte irritiert.
»Sie sagten, die Putzfrau hätte die Musikanlage ausgeschaltet. Was für Musik lief denn zuletzt?«
»Ach so … keine Ahnung. Glaubt die Kriminalhauptkommissarin denn, dass das wichtig wäre?«
Schon wieder eine dieser spöttischen Bemerkungen, dachte sie, von denen sie so langsam die Nase voll hatte. Sie schüttelte den Kopf, gleichzeitig war ihr aber zum Lachen zumute. Er hat es immer noch nicht verwunden, dachte sie. Er meinte offenbar immer noch, dass die Dezernatsleitung ihm zugestanden hätte, als sein Vorgesetzter vor ein paar Monaten in den Ruhestand gegangen war.
Es war halt anders gekommen, sein Problem. Höhere Stellen hatten entschieden, sie für den Job aus Bayern zu holen, und warum? Weil sie sich direkt beworben hatte, als sich die Möglichkeit auf eine solche Stelle in Hamburg bot. Sie hatte die besseren Beurteilungen und in München bereits Erfahrungen mit der Leitung einer Mordkommission gesammelt; eine Entscheidung auf höchster Ebene, die man aus sachlichen Erwägungen ...
Erscheint lt. Verlag | 24.2.2022 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Born Trilogie • Deutscher Thriller • deutsche Spannung • Drogen • Freundschaft • Hamburg • Horror Bücher • Jan Römer Krimis • Krimi • Mord • psychologische Spannung • psycho Thriller • Psychothriller • Rache • spannende Bücher • spannende Bücher für Erwachsene • Thriller • thriller deutsch • Thriller Neuerscheinungen 2022 • Verhör • Verrat • WG |
ISBN-10 | 3-492-60124-3 / 3492601243 |
ISBN-13 | 978-3-492-60124-5 / 9783492601245 |
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