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Böse (eBook)

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(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-5103-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Böse -  Jonas Wagner
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Das beschauliche Dorf Hussfeld gilt als eines der sichersten in ganz Deutschland. Hier gibt es niemanden, der sich nicht an die Regeln hält. Als Katharina mit ihrer Teenagertochter Fenja nach Hussfeld zieht, ist sie davon überzeugt, für sich und ihr Kind die beste Entscheidung getroffen zu haben. Doch dann verschwindet Fenja spurlos, und ein unvorstellbarer Alptraum beginnt. Ein Alptraum, der in die tiefsten Abgründe menschlichen Wahns führt. Denn nichts ist so unberechenbar wie der Mensch. Und nichts ist so böse.

»Er [Jonas Wagner] versteht es, Spannung aufzubauen. Und noch zu steigern.« Alexander Kluy, Buchkultur, 14.10.2021

»Jonas Wagner [legt] mit 'Böse' einen Thriller mit einem exzellenten Spannungsbogen aufs Papier.« Björn Schubeús, Lebensart, 12.2021



Jonas Wagner hat im Personalwesen viel über Menschen gelernt. Und er hat als Geschäftsführer zweier Unternehmen viel über Gruppendynamik erfahren. Als sein Jugendfreund nach einem Bankraub mit Geiselnahme in den Knast wanderte, begann er sich für die Abgründe des Menschlichen zu interessieren. Diese Faszination hat ihn nicht mehr losgelassen. Wagner verehrt die großen amerikanischen Spannungsautoren wie Don Winslow und Stephen King, auch weil bei ihnen das Böse meist im scheinbar Harmlosen verborgen ist.

I.

So still, so friedlich lag Hussfeld vor ihnen, dass Katharina Bosch seufzte. »Sieh dir nur dieses zauberhafte Örtchen an!«, rief sie und deutete auf eine Wiese neben der Straße. »Sogar Schafe haben sie hier.«

Fenja verdrehte die Augen. »Ja. Klar. Das wollte ich immer. An einem Ort leben, wo die Schafe grasen.«

»Wir werden es uns schön machen, glaub mir«, erklärte Katharina. »Ich hab eine hübsche Wohnung gefunden, zwei Zimmer, eins für dich, eins für mich. Eine kleine Küche haben wir, Badezimmer …«

»Sag bloß.«

»Jetzt sei doch nicht so!« Katharina seufzte. Sie versuchte, sich zu erinnern, ob sie mit siebzehn genauso gewesen war, aber es gelang ihr nicht. Vermutlich ja. Doch seit ihre Mutter vor zwei Jahren gestorben war, gab es niemanden, den sie hätte fragen können. Nun, sie hätte es auch nicht gewollt. »Wart’s ab«, sagte sie. »Du wirst es noch lieben.«

»Ganz bestimmt«, erwiderte Fenja und versuchte vergeblich, so was wie ein Handynetz zu finden.

»Ist auch gar nicht mehr weit.«

»Wie auch?«

Katharina seufzte. Sie konnte ihre Tochter ja verstehen. Aufs Land zu ziehen war in dem Alter natürlich nicht das, was man sich wünschte. Schon gar nicht in der Gegend. Chemnitz war zwar nicht weit, aber es war eben Chemnitz. Und sonst gab es nicht viel. Aber Katharina hatte einen Job gebraucht, mit dem sie endlich aus den Schulden kommen konnte. Und ja, eine Luftveränderung hatte sie sich auch gewünscht. Sie war entschlossen, es gut zu machen, auch für Fenja. »Ich möchte gerne noch rasch in die Kirche gehen, bevor wir uns die Wohnung ansehen, ja?«

»Echt jetzt? Bist du auf einmal religiös geworden?« Fenja sah ihre Mutter an, als wäre sie von einem anderen Planeten.

»Quatsch. Aber ich finde, das ist eine … eine … Es ist einfach gut.«

»Entschuldige bitte: Was ist gut?«

»Damit zu beginnen. Ich finde, das ist ein gutes Zeichen.«

»Mhm.« Fenja tippte irgendetwas in ihr Handy und achtete gar nicht darauf, dass ihre Mutter auf einen Parkplatz fuhr, wo der Wagen unter einem riesigen alten Baum auf knirschendem Kies zum Stehen kam.

»Komm! Steig aus!«

Ohne den Blick von ihrem Smartphone zu nehmen, öffnete Fenja die Tür und setzte ein Bein nach draußen, nur um es im nächsten Moment kreischend zurückzuziehen. »Was war das?« Sie starrte auf den Boden und sah gerade noch, wie etwas Schlangenartiges zwischen ein paar Gräsern beim Baum verschwand. »Das war eine Schlange, Mama!«, keuchte sie.

»Ach komm, hier gibt’s doch keine Schlangen.«

»Ich schwöre, das war ’ne Schlange!«

»Und wenn schon«, sagte Katharina, und es klang gelassener, als sie sich in dem Moment fühlte. »Die hat sich bestimmt mehr erschreckt als du.«

»Hm. Dürfte nicht gut möglich sein.« Fenja beugte sich aus dem Auto und untersuchte den Boden, als könnten Kriechtiere hier in ganzen Horden unterwegs sein. Erst dann stieg sie mit einem unguten Gefühl aus. Wenn der Zweck des Abstechers gewesen war, so was wie ein gutes Omen für die Zeit in Hussfeld zu bewirken, dann war das jedenfalls schon mal verdammt schiefgegangen. Fenja wusste jetzt schon, dass sie das Kaff hasste. »Hassfeld« taufte sie es heimlich für sich. Ihre neue Heimat: das Dorf am Ende der Welt.

*

Die Kirche lag idyllisch auf einem kleinen Hügel, umgeben von einem Friedhof, der aussah, als wäre er schon jahrhundertealt. Vermutlich war er es. Hohe Bäume ragten über dem schmalen Weg empor, der zum Portal führte. Alles erschien klein und aufgeräumt und verwunschen. Es war ein sonniger Sommernachmittag. Drinnen strahlten die Fenster in tausend Farben. Doch im Übrigen schien die Kirche von trostlosem Grau. Und kalt war es hier. Eisig geradezu, vor allem wenn man von draußen kam, wo es bestimmt an die dreißig Grad waren. Fenja fröstelte. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Mach schnell, ja?«, sagte sie.

Katharina, die etwas ratlos vor dem hölzernen Kreuz stand, das über dem Altar hing, nackt und schmucklos, nickte. »Klar. Du kannst auch draußen auf mich warten, wenn du möchtest. Ich komme gleich.«

Fenja nickte und lief rasch wieder hinaus auf den Kirchhof, der auch ein Friedhof war, suchte sich ein Plätzchen außerhalb des Schattens der Baumriesen und fand ihn an einer weiß gestrichenen Mauer, die zu einem Bogengang gehörte. Er war ein Teil der Mauer, die die Kirche umgab, und endete hier in einem kleinen Gebäude mit vergitterten Fenstern. Es sah aus, als hätte sich das alles seit dem Mittelalter nicht verändert. Fenja machte ein Selfie und löschte es gleich wieder. Nein, von hier würde sie keine Bilder hochladen.

»Wollen wir?«, rief Katharina, als sie wieder nach draußen trat.

»Wenn’s sein muss«, erwiderte Fenja und warf ihr ein schräges Grinsen zu.

Sie waren schon an der kleinen Pforte des Kirchhofs angelangt, da hielt Katharina ihre Tochter am Arm fest. »Schatz?«

»Hm?«

Sie holte tief Luft. »Ich weiß, dass das hier nicht leicht für dich ist. Aber ich verspreche dir, wir machen es uns schön, ehrlich. Weißt du, wir brauchen einfach wieder so was wie eine Zukunft.« Leise fügte sie hinzu: »Ich brauche wieder eine Zukunft. Auch für dich, Fenja.«

Ihre Tochter nickte. »Ich weiß, Mama. Es ist nur …« Was immer sie sagen konnte, würde nur einen Teil dessen ausdrücken, was Fenja umtrieb – den kleinsten Teil. Eigentlich konnte man das alles gar nicht sagen. Schon deshalb, weil sie selbst noch nicht einmal wirklich genau wusste, wo ihr ganzer Frust anfing und wo er aufhörte – falls er überhaupt ein Ende hatte.

Statt etwas zu erwidern, nahm Katharina ihre Tochter in den Arm und drückte sie fest. »Du bist die Beste.«

»Du auch, Mama.« Stimmte ja. Irgendwie. Obwohl die Aktion hier natürlich krass scheiße war. Aber es nützte nichts, ihre Mutter hatte die Chance verdient, so viel war klar. »Lass uns die Traumwohnung anschauen fahren.«

»Guter Plan!«, rief Katharina und hakte sich bei ihrer Tochter unter. Mit schnellen Schritten liefen sie zurück zum Wagen und waren schon wenige Augenblicke später wieder auf der Straße. Die Blicke, die sie aus dem Bogengang der Kirche beobachteten, bemerkte keine von beiden.

*

Die Wohnung war tatsächlich hübscher, als Fenja erwartet hatte. Klein, ja, zwei Zimmer, Küche, Bad. Aber mit einem Balkon, auf den die Sonne schien, Blick Richtung Wald und irgendwie süßen Kacheln über der Spüle, auf denen kleine Blümchensticker klebten. Das war zwar megaspießig, aber auch ein bisschen rührend. Fenja konnte ihre Mutter verstehen, dass sie sich das nett vorstellte hier. Nur wir zwei, du und ich, hatte sie gesagt. Und Fenja hatte gedacht: Klingt gruselig. Aber ihre Mutter war schon in Ordnung, da gab es echt schlimmere. Und vielleicht ging ja hier in der Gegend bei den Jugendlichen auch einiges, und man erkannte es bloß nicht auf Anhieb. So wie sie. »Ist nett«, sagte sie und spürte förmlich, wie ihre Mutter aufatmete.

»Findest du? Das freut mich so!«

»Also, wir haben es hier im Haus gerne ruhig«, erklärte die Vermieterin, die hinter ihnen her durch die Wohnung schlich und so misstrauisch dreinguckte, als wären die beiden Frauen aus Coburg überhaupt nur hier aufgetaucht, um Ärger zu machen. Frau Kleve. Fenja hasste sie jetzt schon.

»Wir auch«, stimmte Katharina ihr zu. »Das ist doch wundervoll, nicht wahr?«

Diesmal sagte Fenja lieber nichts, sondern ging hinüber in das Zimmer, das ihres sein sollte. Zehn Quadratmeter. Vielleicht zwölf? Sicher nicht mehr. Aber wenn erst einmal die Möbel da waren, würde es fast genauso aussehen wie ihr altes. Nur mit der besseren Aussicht.

»Wenn Sie eine Feier planen«, erklärte die Vermieterin und schielte ziemlich eindeutig Richtung Tochter, »dann sind die Mitbewohner im Haus rechtzeitig zu informieren, ich will hier keinen Unfrieden.«

»Wir auch nicht, Frau Kleve«, beeilte sich Katharina zu versichern. »Seien Sie ganz unbesorgt.«

Die Vermieterin nickte. Offenbar war es das, was sie hatte hören wollen. »Hussfeld ist ein guter Ort«, sagte sie. »Ein friedlicher Ort. Hier passiert nie etwas. So soll das auch bleiben.«

»Das ist ganz in unserem Sinn, Frau Kleve. Vielen Dank.«

Die Vermieterin war schon im Begriff zu gehen, da wandte sie sich noch einmal um. »Und weshalb sind Sie noch mal hierhergezogen?«

»Die Arbeit«, erklärte Katharina. »Ich habe eine Stelle bei Krummbach + Krummbach in Ehrweg angenommen.«

»Bei Krummbach, mhm. Gut. Und einen Herrn Bosch gibt es nicht?«

»Nicht mehr. Also: Wir sind geschieden.«

»Mhm. Na, geht mich ja nichts an.«

Für Fenja klang es nicht so, als würde sie das wirklich denken. »Wohnen Sie eigentlich auch hier?«, fragte sie voll banger Vorahnung.

»Im Erdgeschoss«, erwiderte die Vermieterin.

Damit war klar, dass sie jeden im Auge hatte, der ins Haus kam oder von hier wegging. Sie wusste immer, wer von ihren Mietern gerade da war, wer sich nachts herumtrieb, wer jemanden mitbrachte … Schöne Aussichten.

»Also«, sagte Frau Kleve noch einmal. »Dann mal willkommen in Hussfeld. Ich hoffe, Sie fühlen sich hier wohl.«

»Das werden wir ganz bestimmt«, erwiderte Katharina. »Vielen Dank, Frau Kleve.« Sie nahm die Schlüssel, die ihr die Vermieterin hinhielt. Dann begleitete sie sie zur Tür und schloss sie so leise hinter ihr, dass man buchstäblich nichts hörte.

Da...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2021
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Arno Strobel • bücher krimi • bücher krimi thriller • Bücher Thriller • Der Heimweg • Die App • Dorf • Dorfgemeinschaft • düster • Entführung • gute Thriller • Isolation • Isoliert • Kamera • Kirche • Krimi • Krimi Bücher • Kriminalroman • Kriminalthriller • Krimi Thriller • krimi und thriller • Missbrauch • Misshandlung • psychologische Spannung • Psychothriller • Psychothriller bücher • Sebastian Fitzek • Thriller • Thriller Buch • Überwachung
ISBN-10 3-7499-5103-9 / 3749951039
ISBN-13 978-3-7499-5103-1 / 9783749951031
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