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Die Bosheit (eBook)

Roman

*****

eBook Download: EPUB
2021
448 Seiten
Limes (Verlag)
978-3-641-25926-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Bosheit -  Mattias Edvardsson
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Können Sie Ihren Nachbarn vertrauen?

Nach dem Sensationserfolg von »Die Lüge« ist der SPIEGEL-Bestsellerautor Mattias Edvardsson zurück.
Mikael ist mit seiner Familie in ein kleines Nest in Südschweden gezogen, wo er einen Neuanfang wagen will. Die Nachbarn sind ausgesprochen reizend, doch die heile Vorstadtidylle trügt: Jeder verbirgt dunkle Geheimnisse, heimliche Sehnsüchte und sogar kriminelle Schandtaten. Dann ereignet sich ein schrecklicher Unfall. Mikaels Frau wird von einem Auto angefahren und ringt mit dem Tod. Sein Verdacht erhärtet sich: Es war kein Unglück, sondern eine vorsätzliche Tat. Doch welcher Nachbar will Mikaels Frau tot sehen - und welches Geheimnis hütet er selbst?

Alle Romane von Mattias Edvardsson:

Der unschuldige Mörder

Die Lüge

Die Bosheit

Mattias Edvardsson lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern außerhalb von Lund in Skåne, Schweden. Wenn er keine Bücher schreibt, arbeitet er als Gymnasiallehrer und unterrichtet Schwedisch und Psychologie. Mit seinen Romanen »Die Lüge« und »Der unschuldige Mörder« eroberte er auf Anhieb die Top 10 der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde nicht nur von den Lesern gefeiert, sondern auch von der Presse hochgelobt. Edvardssons Handwerk ist der Grusel im Alltäglichen - in seinem neuesten Roman »Die Bosheit«, der im November 2021 erscheint, führt er seine Leser zu einem Schauplatz mit ganz eigener Spannungsnote: die eigene Nachbarschaft.

»Mattias Edvardsson ist ein großartiger Beobachter unserer Gesellschaft, der mit seinen Büchern beim Leser für Gänsehaut sorgt, die ihm lange im Gedächtnis bleiben.« Dagens Nyheter (03. Mai 2021)

»Dieser psychologisch durchdrungene Roman fesselt durch die Vorstellung, dass Verbrechen überall zu finden sind. Doch das schlimmste Verbrechen liegt in der menschlichen Seele begründet.« Sveriges Radio, P4 (03. Mai 2021)

»›Die Bosheit‹ erzählt, wie eine Bedrohung so groß wird, dass alles, was man liebt in Gefahr gerät, – und man es nicht mal kommen sieht.« Borås Tidning (03. Mai 2021)

4. MIKAEL


Vor dem Unfall

Sommer 2015

Bianca und ich träumten beide von einem Haus. Nach Bellas Geburt wurde die Wohnung in Kungsholmen bald zu eng. Die Stadt lockte uns nicht mehr. Was uns früher gereizt hatte (das Menschengetümmel, das Nachtleben und das urbane Tempo), nervte uns jetzt. Bianca wollte, dass die Kinder in einem friedlichen Wohngebiet auf dem Land aufwuchsen, genau wie sie selbst damals.

Wir schauten uns die Vororte von Stockholm an. Nacka, Bromma, Sundbyberg. Aber überall musste man Millionen von Kronen als Eigenkapital mitbringen, und außerdem hatten wir keine Lust, siebzig Prozent unseres künftigen Monatsbudgets ins Wohnen zu investieren.

Wir kamen auf Schonen zu sprechen. Keiner von uns hatte irgendwelche Verbindungen dorthin, aber die offene weitläufige Landschaft sprach uns an, die Nähe zur übrigen Welt. Irgendwie hatte ich die Vorstellung, dass im Süden des Landes das Tempo ein bisschen langsamer war. Dort standen nicht Selbstverwirklichung und Karriere im Zentrum, dort nahm man sich Zeit, um das Leben zu genießen.

»Schonen?«, meinte Bianca. »Schonen habe ich immer schon gemocht.«

Dass es schließlich das kleine Köpinge wurde, hatte teils mit unserer finanziellen Situation zu tun, teils mit der Arbeit. Die Immobilienpreise in Köpinge waren noch immer erschwinglich, zumindest in den alten Wohngebieten aus den Siebzigerjahren, und gerade als ich arbeitslos wurde, suchte die Köpingeskolan einen Sportlehrer.

Uns hielt nichts in Stockholm. Unsere Eltern waren nicht mehr am Leben, und Arbeit gab es auch woanders. Meine alten Freunde wohnten noch immer in Göteborg, und Bianca hatte schon länger keinen engen Kontakt mehr zu ihrer Schwester. Es war offensichtlich, dass wir als Familie mit Kleinkindern einen Neuanfang brauchten, wir traten in eine ganz neue Lebensphase. Warum sollten wir da nicht umziehen?

Es war wie ein großes Abenteuer. Lass das Alte los, stürz dich in etwas Neues.

Also fuhren wir zu einer Hausbesichtigung in dem schonischen Kaff westlich von Lund, von dessen Existenz ich vierzig Jahre lang nichts gewusst hatte. Das Haus hatte alles, was wir brauchten, und noch mehr. Bianca hatte immer gesagt, dass der Grundriss entscheidend sei, nicht die Quadratmeterzahl. Nach zehn Jahren als Immobilienmaklerin kannte sie sich natürlich aus.

»Vielleicht müssen die Balken ausgetauscht werden«, sagte der Makler, der uns das Haus verkaufte. »Aber es hat schon das Potenzial eines Traumhauses, oder?«

Bianca stimmte ihm zu.

»Und die Nachbarn?«, fragte sie.

»Kein Problem«, erwiderte der Makler lachend.

Er dachte wohl, sie habe einen Witz gemacht.

»Die Bewohner von Köpinge sind sehr bodenständig und unkompliziert.«

Im Auto legte Bianca ihre Hand auf meinen Oberschenkel.

»Wollen wir mitbieten?«

Sie liebte das Haus. Natürlich mussten die Küche herausgerissen, die Wände gestrichen und das Fischgrätenparkett im Wohnzimmer abgeschliffen werden. Der Siebzigjährige, der vor uns dort gewohnt hatte, war Besitzer eines Rauhaardackels gewesen, der den Fußboden zerkratzt hatte. Jetzt lag der Hund unter einem kaum sichtbaren Holzkreuz ganz hinten im Garten begraben. Das Herrchen war einige Monate nach ihm gestorben, beim Sturz von einer Leiter, aber der Makler versicherte, dass er nicht auf dem Grundstück begraben sei.

Am Wochenende nach Mittsommer standen die Umzugskisten an den Wänden des Wohnzimmers aufgereiht. Die Kinder schliefen in ihren neuen Zimmern, wo ich Laken vor die Fenster geklebt hatte, als Zwischenlösung, bis wir die Rollos angebracht hätten.

»Wir werden uns hier wohlfühlen«, sagte Bianca und legte die Arme um mich. Wir saßen vor der Terrassentür auf dem Holzdeck.

»Wie still es hier ist«, meinte ich. »Hör nur.«

Keine Autos, keine Stimmen, nur das sachte Rascheln des Windes im Laub.

Als wir uns in dieser Nacht hinlegten, liebten wir uns wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr, wie damals, als wir noch keine Kinder hatten. Eine neue Ära würde beginnen. Neues Haus, neuer Ort, neue Luft.

Bianca schrie laut, als sie kam. Ihre grünen Smaragdaugen verschwanden unter den Lidern.

»Du weckst ja die Kinder«, flüsterte ich verschwitzt an ihrem Hals.

»Darauf pfeife ich«, keuchte Bianca.

»Und die Nachbarn?«, sagte ich lachend.

Wir spielten am nächsten Tag Fangen im Garten, als Bella stolperte und hinfiel. Ich pustete auf ihr Knie und rubbelte vorsichtig den Grasfleck mit dem Daumen weg.

»Pflaster«, schluchzte Bella.

Während ich in den Umzugskartons nach dem Verbandszeug suchte, spielte Bianca mit den Kindern weiter auf dem Rasen. Bald hatte ich unseren halben Hausstand erfolglos auf den Kopf gestellt und kehrte leicht genervt in den Garten zurück.

An unserem Gartentor standen unsere neuen Nachbarn. Jacqueline und ihr Sohn.

»Tut mir leid, wenn wir stören. Wir wollten euch nur noch einmal richtig begrüßen.«

Im selben Moment kamen Bella und William um die Hausecke gelaufen, dicht gefolgt von Bianca.

»Hab dich!«, rief meine Frau. »William ist dran mit Kriegen!«

Erst als ich mich räusperte, fiel ihr Blick auf unsere Besucher.

»Oh«, keuchte sie lächelnd und blieb neben mir stehen, sodass William sie fangen konnte.

»Das sind Jacqueline und Fabian«, erklärte ich. »Sie wohnen in der Nummer fünfzehn.«

Bianca grüßte, und Jacqueline überreichte ihr eine Tüte mit Zimtschnecken.

»Von Ica. Ich bin leider die totale Niete beim Backen.«

»Das wäre doch nicht nötig gewesen«, sagte Bianca.

Jacqueline lächelte.

»Warum sagt ihr Kriegen?«, wollte Fabian wissen.

Er trug dieselben Shorts mit Hosenträgern wie letztes Mal, dasselbe verwaschene T-Shirt und die BMW-Cap. Ein starker Kontrast zu Jacquelines kühlem Sommerkleid aus hauchdünnem, beinahe durchsichtigem Stoff.

»Weil das so heißt«, entgegnete William. »Das ist ein Spiel.«

Fabian sah ihn an, als wäre er ein bisschen minderbemittelt.

»Das heißt Fangen.«

»Es gibt unterschiedliche Bezeichnungen«, erklärte Jacqueline.

Ich stimmte ihr zu und sagte: »Als ich klein war, haben wir Haschen gesagt.«

Fabian warf mir denselben Blick zu, mit dem er eben William bedacht hatte.

»So, jetzt wollen wir nicht mehr stören«, sagte Jacqueline.

Ich versicherte, dass sie uns gar nicht störten.

»Wollt ihr denn was verändern?«, fragte sie und ließ den Blick über unseren Garten schweifen.

»Glaube schon«, sagte ich. »Aber das hat Zeit bis zum nächsten Sommer.«

»Na klar. Ihr habt ja eine Menge zu tun, jetzt am Anfang.«

»Es ist unser erstes Haus«, erklärte Bianca. »Wir haben bisher in einer Wohnung gelebt, da ist so ein Garten eine ganz schöne Umstellung. Aber natürlich möchten wir die Dinge nach unseren eigenen Ideen gestalten.«

Fabian deutete auf den Apfelbaum.

»Den dürft ihr aber nicht fällen«, sagte er.

Bianca und ich drehten uns zu dem knorrigen Obstbaum um, der an der Ecke zur Straße hin stand.

»Das war Bengts Lieblingsbaum«, fuhr Fabian fort. »Er hat ihn 1976 gepflanzt, als er das Haus baute. Es ist genauso alt wie meine Mutter.«

Jacqueline errötete leicht. Ich senkte die Augen. Sie war sehr hübsch, sodass ich es kaum wagte, sie in Anwesenheit von Bianca überhaupt anzuschauen. Es gab an ihr keine einzige neutrale Körperstelle, auf der man seinen Blick hätte ruhen lassen können.

»Bengt hat vor euch hier gewohnt. Fabian war sehr vertraut mit ihm«, erklärte Jacqueline. »Er war wie eine Art Opa für ihn.«

»Verstehe«, sagte Bianca.

Fabian sah uns misstrauisch an.

»Warum seid ihr hergezogen?«, fragte er.

»Aber Fabian.« Entschuldigend wandte seine Mutter sich an uns. »Er ist manchmal ein bisschen zu neugierig.«

»Es ist gut, neugierig zu sein«, sagte ich. »So lernt man neue Dinge.«

»Ganz genau«, sagte Bianca und versetzte mir einen Stoß mit dem Ellbogen. Ich zog sie öfter mit ihrem wissbegierigen Herumschnüffeln auf.

»Aber warum seid ihr denn hergezogen?«, wiederholte Fabian ungeduldig seine Frage.

»Ich habe eine Stelle an der Köpingeskolan bekommen.«

Jacqueline strahlte. »Bist du Lehrer?«

»Sportlehrer.«

»Aha.«

Bella rief wieder nach Pflastern. Bianca wusste ganz genau, wo im Umzugschaos sie lagen.

»Trainierst du viel?«, fragte Jacqueline und musterte mich von oben bis unten, bis meine Wangen glühten und ich erneut den Blick senkte.

»Nicht so viel, wie ich gerne würde. Es ist echt schwierig, das im Alltag unterzubringen.«

»Geht mir auch so«, sagte sie.

»Dann bekomme ich dich ja vielleicht als Lehrer«, meinte Fabian. »Hoffentlich.«

»Ja, man weiß nie.«

»Fabian geht ab Herbst in die Köpingeskolan. Er kommt in die Siebte. Unfassbar, mein kleiner Junge auf der weiterführenden Schule.«

Ihre Augen glitzerten.

Sie und Fabian wechselten einen Blick, den ich nicht deuten konnte.

»Jetzt müssen wir aber los«, sagte Jacqueline und öffnete das Gartentor zum Innenhof.

»Einen schönen Tag noch«, wünschte ich.

»Und danke für die Zimtschnecken«, sagte Bianca, die endlich den Umzugskarton mit den Kinderpflastern gefunden hatte.

»Nicht der Rede wert. Bye-bye!«

Jacqueline winkte uns über den Zaun hinweg...

Erscheint lt. Verlag 1.11.2021
Übersetzer Annika Krummacher
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Goda Grannar
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte böse Nachbarn • Lehrer • Nachbarschaft • Neuerscheinung 2021 • psychologische Spannung • Schweden • Skandinavische Krimis • skandinavische Spannung • Spiegel Bestseller Autor • Verbrechen in der Nachbarschaft
ISBN-10 3-641-25926-6 / 3641259266
ISBN-13 978-3-641-25926-6 / 9783641259266
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