Madame le Commissaire und die panische Diva (eBook)
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45992-8 (ISBN)
Pierre Martin ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sich für seine Hauptfigur Madame le Commissaire eine neue Identität zugelegt hat. Alle seine Krimis um Isabelle Bonnet aus Fragolin landen bereits kurz nach Erscheinen unter den Top Ten der Bestsellerliste. 'Madame le Commissaire und das geheime Dossier' war zuletzt Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ebenfalls auf Platz 1 landete 'Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens' - der erfolgreiche Auftakt zu einer neuen Südfrankreich-Reihe um einen adeligen Auftragsmörder, der den festen Vorsatz hat, niemanden umzubringen.
Pierre Martin ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sich für seine Hauptfigur Madame le Commissaire eine neue Identität zugelegt hat. Alle seine Krimis um Isabelle Bonnet aus Fragolin landen bereits kurz nach Erscheinen unter den Top Ten der Bestsellerliste. "Madame le Commissaire und das geheime Dossier" war zuletzt Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ebenfalls auf Platz 1 landete "Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" - der erfolgreiche Auftakt zu einer neuen Südfrankreich-Reihe um einen adeligen Auftragsmörder, der den festen Vorsatz hat, niemanden umzubringen.
2
Sie beantwortete noch einige E-Mails und kommentierte einen Bericht, den sie von der Zentrale in Paris mit der Bitte um Stellungnahme bekommen hatte. Ihre private Post, die der Briefträger der Einfachheit halber im Kommissariat abgab, hatte sie schnell durchgesehen. Wieder einmal ging es um das Erbe, das ihr Thierry hinterlassen hatte. Doch damit wollte sie sich heute nicht beschäftigen. Das Thema belastete sie. Auf ihrem Schreibtisch gab es einen Korb, in dem sie unerledigte Post ablegte.
Zum Mittagessen traf sie sich in Jacques’ Bistro mit Nicolas, der mit vollem Namen Nicolas de Sausquebord hieß und unter dem Pseudonym CLAC ein in Kunstkreisen weltberühmter Maler war – nur wusste das in Fragolin niemand. Hier hielt man ihn für einen verkrachten Künstler, der es gerade mal so schaffte, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Weil er immer freundlich war, brachte man ihm viel Sympathie entgegen. Den mit Abstand größten Zuspruch erfuhr er von Isabelle. Sie war häufig in seiner alten Bastide zu Gast – auch über Nacht.
Isabelle ging davon aus, dass sich ihre Liebschaft in Fragolin rumgesprochen hatte. Es machte ihr nichts aus. Und Nicolas war es sowieso egal.
Die Tagesempfehlung auf der Schiefertafel war Filet de rascasse à la provençale. Isabelle kannte Jacques’ Zubereitung: mit Auberginen, Zucchini und Tomaten. Sie entschieden sich beide für den Drachenkopffisch. Vorab bekamen sie unaufgefordert geröstete Brotscheiben mit der typischen Tapenade aus Oliven, Anchovis und Kapern serviert. Auch eine Flasche stilles Wasser wurde ihnen hingestellt und wie selbstverständlich eine Karaffe vom Hauswein. Jacques wusste, was seine Stammgäste erwarteten.
Isabelle und Nicolas plauderten entspannt über das Leben. Aber nur über die schönen Seiten. Dazu zählte, dass sie einen gemeinsamen Ausflug nach Saint-Paul zur Fondation Maeght planten. Natürlich kannten beide das Kunstmuseum. Aber Braque, Chagall, Miró und Giacometti waren es wert, ihren Werken immer wieder mal einen Besuch abzustatten. Auch Kandinsky, Matisse und Léger. Außerdem gab es eine aktuelle Sonderausstellung, die Nicolas interessierte.
Isabelle erinnerte sich an ihren ersten Besuch des privaten Museums, das in den Sechzigerjahren vom Sammlerehepaar Marguerite und Aimé Maeght gegründet wurde. Mit Rouven Mardrinac war sie dort gewesen. Damals waren sie noch kein Paar gewesen. Wie auch? Sie war eine kleine Kommissarin und er ein milliardenschwerer Kunstmäzen und Bonvivant, auf den sie im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms der Police nationale aufpassen musste. Weiter konnten ihre Welten nicht auseinanderliegen. Dennoch hatten sie später zusammengefunden. Bis heute hatten sie eine affaire amoureuse. Nicolas wusste davon. Umgekehrt wusste auch Rouven von Nicolas. Und doch fand sie es keine gute Idee, gerade jetzt von Rouven zu sprechen. Man musste nicht alles kundtun, was einem gerade durch den Kopf ging.
Der Rascasse war köstlich. Auf die Crème brûlée à la lavande zum Dessert wollten sie eigentlich verzichten, doch da sie zum Mittagsmenü gehörte, wurde sie ihnen einfach hingestellt. Es konnte einem Schlimmeres passieren.
Sie waren mit dem Essen schon fertig und überlegten, ob sie sich am Abend erneut treffen wollten, da trat eine Frau an ihren Tisch und fragte schüchtern, ob sie stören dürfe. Isabelle kannte sie flüchtig. Juliette lebte allein und arbeitete als Klavierlehrerin. Auf den ersten Blick war sie unscheinbar. Wer genauer hinschaute, konnte jedoch erkennen, dass sie eigentlich eine Schönheit war. Aber ihr Äußeres war ihr egal. Sie war ungeschminkt, hatte die Haare hochgesteckt und trug ein verwaschenes Kleid. An den Füßen ausgetretene Espadrilles.
Isabelle schlug Juliette vor, sich zu ihnen an den Tisch zu setzen.
Juliette winkte ab. Nein, vielen Dank, sie wolle nur fragen, ob sie sich mal unter vier Augen treffen könnten. Sie habe ein Problem.
Nicolas lächelte und stand auf. Er habe sowieso gerade gehen wollen, erklärte er.
Aber nicht doch, protestierte Juliette, das sei ihr jetzt aber unangenehm …
Das müsse es nicht, erwiderte Nicolas und bot ihr seinen Stuhl an. Von Isabelle verabschiedete er sich mit unverfänglichen Wangenküsschen. Sie sah ihm hinterher, wie er davonschlenderte. Wie fast immer hatte er verknitterte weiße Leinenklamotten an. Die langen Haare im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden. Breite Schultern, lässiger Gang. Er gefiel ihr, sogar von hinten.
»Juliette, wollen Sie was trinken?«, fragte Isabelle. »Ein Glas Wein? Oder lieber einen thé à la menthe?«
»Einen Minztee? Ja, das ist eine gute Idee.«
Juliette sah sich einige Male um und überzeugte sich, dass niemand mithören konnte.
»Isabelle, ich darf doch Isabelle sagen …«, begann sie stockend.
»Natürlich. Jetzt sagen Sie schon, was bedrückt Sie?«
»Es geht nicht um mich, sondern um meine Schwester. Ich mache mir große Sorgen um sie.«
»Kenne ich Ihre Schwester?«, fragte Isabelle.
Wieder zögerte sie mit der Antwort.
»Nicht persönlich, aber ich denke, Sie kennen sie. Ganz bestimmt sogar.«
Isabelle war ein geduldiger Mensch, doch Juliette könnte, dachte sie, langsam auf den Punkt kommen. Außerdem mochte sie keine Rätselspielchen.
»Genau genommen ist sie sogar meine Zwillingsschwester«, fuhr Juliette fort. »Aber sie hat einen anderen Nachnamen. Nicht Bertrand wie ich, sondern … Nun ja, es ist ein Künstlername … Meine Schwester heißt Gaspard, Colette Gaspard.«
Isabelle sah sie überrascht an.
»Colette Gaspard? Doch nicht die Colette Gaspard?«
Juliette nickte. »Ja, genau die. Die berühmte Schauspielerin und Chansonnière ist meine jüngere Schwester.«
»Ich dachte, Sie sind Zwillinge?«
»Ich bin zwanzig Minuten älter.«
Natürlich wusste Isabelle, wer Colette Gaspard war. In Frankreich wusste das fast jeder. Die Gaspard war eine Legende. In den Medien war häufig nur von der »Diva« die Rede. Und jedem war klar, wer gemeint war.
»Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht. Darf ich fragen, wie alt Sie sind? Sie beziehungsweise Ihre Schwester?«
»Hundertacht«, antwortete Juliette. »Geteilt durch zwei ergibt vierundfünfzig. Sie müssen wissen, wir zählen unsere Geburtstage nur in der Addition. Mit neun haben wir unsere Volljährigkeit gefeiert.«
Isabelle schmunzelte. »War vielleicht etwas früh.«
»Fanden auch unsere Eltern.«
Sie hatte Humor. Sympathisch war sie obendrein. Erstaunlich, dass in Fragolin keiner wusste, dass sie die Schwester von Colette Gaspard war. Wofür es eine einfache Erklärung gab: Juliette erzählte es niemandem! Statt sich im Glanz ihrer berühmten Schwester zu sonnen, lebte sie ein zurückgezogenes Leben als Klavierlehrerin.
»Sie sagten, Sie machen sich um Ihre Schwester Sorgen. Warum wollen Sie ausgerechnet mit mir darüber sprechen?«
Juliette rutschte auf ihrem Stuhl verlegen hin und her.
»Colette wird von einem Stalker terrorisiert. Sie kann nicht mehr schlafen und hat Panikattacken. Sie ist ein einziges Nervenbündel. Dabei müsste sie sich gerade jetzt auf einen Auftritt im Pariser Olympia vorbereiten …«
»Dann sollte sie sich an die Polizei wenden«, schlug Isabelle vor.
Juliette runzelte die Stirn. »Das mache ich doch gerade.«
Stimmt, da hatte sie recht. Aber sie war die falsche Adresse.
»Ich meinte die Polizei, die für sie zuständig ist. Da kann ich gerne einen Kontakt herstellen.«
Juliette hob entsetzt die Hände. »Nein, nein, genau das will Colette unter allen Umständen vermeiden. Weiß es erst die Polizei, erfährt es als Nächstes die Presse …«
»Muss nicht sein.«
»Doch, doch, eine undichte Stelle gibt es immer. Sie können sich gar nicht vorstellen, was Colette schon alles erlebt hat. Wie Hyänen stürzen sich die Journalisten auf alles, was mit meiner Schwester zu tun hat. Dann geht der Rummel los. Das Konzert im Olympia könnte sie gleich absagen.«
Juliette könnte recht haben, dachte Isabelle. Aber welche Möglichkeit gab es dann? Den Stalker ignorieren? Dazu müsste man wissen, wie gefährlich er war.
»Ich habe mit meiner Schwester lange diskutiert«, fuhr Juliette fort. »Ich sehe nur eine Möglichkeit.«
Isabelle ahnte, was kommen würde.
»Das geht nicht«, sagte sie vorsichtshalber gleich.
»Ich habe Colette viel von Ihnen erzählt …«
»So viel wissen Sie doch gar nicht von mir.«
»Aber genug, um zu wissen, dass Sie keine normale Polizistin sind und dass man Ihnen vertrauen kann. Ich habe nur eine Bitte: Können Sie mal mit meiner Schwester reden. Lassen Sie sich von Colette schildern, wie ihr der Stalker zusetzt. Er versucht sie in den Wahnsinn zu treiben …« Juliette schluckte. »Und dann sagen Sie ihr, was sie tun soll. Das wäre meine Bitte, unsere Bitte. Colette erwartet Sie.«
Isabelle sah die Hoffnung in Juliettes Augen. Ihr schien das Schicksal ihrer Schwester so sehr ans Herz zu gehen, als wäre es ihr eigenes. Bei Zwillingen war das wahrscheinlich normal.
»Sind Sie eigentlich eineiige Zwillinge?«, fragte Isabelle.
»Ja, sind wir. Warum fragen Sie?«
»Ach, nur so.«
»Weil wir uns nicht ähnlich sehen?« Juliette lächelte. »Doch, das tun wir. Selbst unsere Mutter hat uns verwechselt. Aber Colette ist … nun ja, eine Kunstfigur. Auch in ihren Filmrollen und erst recht auf der Bühne. Das verändert einen Menschen.«
Wahrscheinlich nicht nur äußerlich, überlegte Isabelle. Ein Leben als »Diva« machte auch was mit...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2021 |
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Reihe/Serie | Ein Fall für Isabelle Bonnet | Ein Fall für Isabelle Bonnet |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Apollinaire • Bestseller • Cosy Crime • Diva • Drohbriefe • Fragolin • frankreich-krimi • frankreich roman • Isabelle Bonnet • Kommissarin • Krimi • Krimi Bestseller • Krimi Frankreich • Krimi Kommissarin • Kriminalfall • Kriminalroman • Kriminalromane Serien • Krimi Provence • krimi reihen • Krimi Serien • Krimis mit Kommissarin • Madame le Commissaire • Madame le Commissaire 8 • Madame le Commissaire Band 8 • Madame le Commissaire Reihenfolge • Monsieur le Comte • Pierre Martin • Pierre Martin Madame le Commissaire Reihenfolge • Polizei Krimis/Thriller • Provence • provence krimi • Provencekrimi • Provence-Krimi • Provence-Roman • Provence Romane • Regional-Krimi • Roman Urlaub • Schauspielerin • SPIEGEL-Bestseller • Stalker • Urlaubs-Krimi • Urlaubs-Lektüre • weiblicher Ermittler |
ISBN-10 | 3-426-45992-2 / 3426459922 |
ISBN-13 | 978-3-426-45992-8 / 9783426459928 |
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