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Goldenes Gift (eBook)

Ein kulinarischer Krimi. Xavier Kieffer ermittelt
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
352 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-32150-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Goldenes Gift -  Tom Hillenbrand
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Komm, süßer Tod. Als ein Imker zu Tode kommt und dessen Bienenstöcke verschwinden, beginnt der Luxemburger Koch Xavier Kieffer zu recherchieren. Hat der Tod mit dem weltweiten Geschäft mit dem Honig zu tun? Der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer lässt von einem Imker speziellen Honig aus der Luxemburger Unterstadt für sein Restaurant produzieren. Als der Mann plötzlich stirbt und seine Bienenstöcke nicht mehr aufzufinden sind, geht Kieffer der Sache nach. Gemeinsam mit seiner Freundin, der Gastrokritikerin Valérie Gabin, findet er sich schnell im Mittelpunkt eines gigantischen Skandals wieder, der um den halben Globus reicht und sowohl die Reinheit des Honigs als auch das Überleben der Bienen gefährdet. Können sie verhindern, dass der Weltmarkt mit gepanschtem Honig geflutet wird? Können sie ihren Widersachern das Handwerk legen, bevor es zu spät ist?

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprache, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Tom Hillenbrand, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Bücher erscheinen in vielen Sprache, wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet und stehen regelmäßig auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.

Inhaltsverzeichnis

2


Pekka Vatanen schnäuzte vernehmlich in ein Papiertaschentuch. Xavier Kieffer, der auf der anderen Seite der Theke stand, wandte den Blick ab, damit ihm der zweite Akt erspart blieb. Der Finne besaß die Angewohnheit, nach dem Naseputzen stets in sein Taschentuch zu schauen. Der Koch fragte sich, was Vatanen dort wohl vorzufinden erwartete. Eine geheime Botschaft? Eine Marienerscheinung?

Kieffer polierte Gläser. Als er wieder aufsah, schenkte sich Vatanen gerade Rivaner aus der Flasche ein, die in einem Kühler neben ihm stand.

»Soll ich dir vielleicht lieber einen Tee machen, Pekka? Bei der Erkältung.«

Der Finne schüttelte den Kopf, rieb sich die rötliche Nase. Die Färbung mochte mit dem Schnupfen zusammenhängen oder aber mit dem Wein. Vatanen war bereits bei der zweiten Flasche.

»Wein ist gut gegen Schnupfen.«

»Tee mit Honig wäre besser.«

»Glaube ich nicht. Mein Geschniefe ist ja allergisch.«

Kieffer nickte abwesend, ließ den Blick durch den gut gefüllten Schankraum schweifen. Das »Deux Eglises«, dessen Koch und Besitzer er war, servierte vor allem Luxemburger Spezialitäten. Diese waren in der Regel deftig: Schweinenacken mit Saubohnen, Eintöpfe, Kartoffeln in jeder erdenklichen Zubereitungsform. Das nasskalte Februarwetter kam ihm entgegen. Bei zwei Grad und Nieselregen wollten die Leute keinen Salat und kein Sushi, sondern etwas, das sie warm hielt.

»Vielleicht eine heiße Suppe, Pekka?«

»Das schon eher.«

»Ich habe Bouneschlupp, Ënnenzopp und Gehäck

»Bohne, Zwiebel und das Letzte ist was?«

»Eine Fleischsuppe mit Lunge, Leber und Herz.«

»Uh, nein, danke. Dann nehme ich die Zwiebelsuppe.«

Kieffer nickte, ging zum Küchentelefon neben dem Speiseaufzug und gab die Bestellung durch. Das »Deux Eglises« befand sich in einem alten Garnisonsgebäude, das nicht sehr groß war. Der Schankraum lag im Erdgeschoss, die Küche im ersten Stock.

Kieffer ging zurück zur Bar, goss sich ebenfalls einen Schluck Wein ein.

»Prost, Pekka.«

»Kippis!«

»Meinetwegen auch das. Aber sag mal«, Kieffer deutete auf die halb leere Packung Papiertaschentücher neben Vatanens Weinglas, »das ist doch nie im Leben eine Allergie. Jetzt blüht doch nichts.«

»Du bist wohl kein Allergiker, was?«

»Nie einer gewesen.«

»Seit es keine richtigen Jahreszeiten mehr gibt, plagt einen der Mist das ganze Jahr, Hasel und Erle früher, Gräser später. Außerdem Staubmilben – die blühen im Winter richtig auf, sozusagen. Die Klimaanlage im Büro ist uralt, die verteilt es im ganzen Gebäude.«

Vatanen arbeitete auf dem Kirchberg, in der Forschungsabteilung des Europäischen Parlaments. Sein Gebäude gehörte zu den ältesten im Europaviertel. Dennoch hielt der Koch die Allergiegeschichte für Unsinn. Sein Freund wollte sich einfach nicht eingestehen, dass er ins Bett gehörte, anstatt sich an Kieffers Tresen zu betrinken.

Dem Finnen entfuhr ein Nieser. Ein weiteres Taschentuch kam zum Einsatz.

»Du kriegst jetzt einen Tee«, murmelte Kieffer kopfschüttelnd.

»Ich sage dir doch, es ist allergisch. Sieht man am Auswurf.«

Vatanen machte Anstalten, Kieffer das geöffnete Taschentuch hinzuhalten. Der Koch zog eine Grimasse, winkte ab. Einem der Schränke entnahm er einen gläsernen Becher, stellte ihn unter den Heißwasserhahn der Espressomaschine.

»Kamille oder Verbene?«, fragte er.

»Pest oder Cholera?«, erwiderte Vatanen.

Kieffer ignorierte den Einwurf, tat einen Beutel in das heiße Wasser. Er stellte die Tasse vor Vatanen auf die Theke. Daneben platzierte er ein Glas Honig. Auf dem Etikett war ein Logo mit zwei blauen Kirchturmspitzen zu sehen.

»Was ist das jetzt wieder?«

»Honig, Pekka?«

»Schon klar. Sieht aber nicht nach Langnese aus. Was steht da? ›Ënnerstad-Hunneg. Vun Lëtzebuerger Beien‹.«

Kritisch musterte der Finne das Honigglas.

»Was ist los, Pekka?«

»Und der stammt aus der Unterstadt?«

»Die Bienenstöcke stehen die Straße runter, in einem Garten am Hang. Sie gehören mir.«

»Du imkerst?«

Kieffer schüttelte den Kopf.

»Ich habe einen Deal mit einem Stadtimker.«

»Er kümmert sich um die Bienen?«

»Um alles, eigentlich. Ich habe die Stöcke finanziert, er schleudert die Waben aus, füllt das Zeug ab, produziert mir meinen eigenen Honig.«

»Und damit kann man Geld verdienen?«

»Es geht. Ich habe den«, Kieffer zeigte auf eine Vitrine neben der Theke, »bei den örtlichen Spezialitäten stehen. Die Touristen mögen so was.«

Dem Koch fiel ein, dass er Schneider demnächst anrufen musste. Der Imker schuldete ihm noch Honig. Das, was er bisher geliefert hatte, entsprach nicht der vereinbarten Menge. Sechs Kisten war ihm Pol Schneider noch schuldig.

»Stehen die Bienenstöcke«, Vatanen deutete mit dem Daumen in Richtung Kirchberg, »da hinten? Sind mir nämlich bisher nicht aufgefallen.«

»Da ist kaum Platz, ist mir außerdem zu nah an der Gästeterrasse. Die stehen oben, an der Einbiegung zur Rue Malakoff.«

»Das große Grundstück an der Ecke?«

»Genau. Gehört einem Bekannten von mir. Wir haben …«

»… einen Deal gemacht, schon klar.«

»Drüben in Grund, nahe der Abbaye de Neumünster hat Pol auch noch welche, aber die gehören nicht mir.«

Vatanen nickte. »Da am Flusslauf wächst einiges. Gute Stelle. Wenn’s denn stimmt.«

»Wie meinst du das?«, fragte Kieffer.

Anstatt zu antworten, schraubte Vatanen das Glas auf, fuhr mit dem Teelöffel hinein. Er träufelte reichlich Honig in den dampfenden Becher. Danach führte er den Löffel zum Mund und schleckte ihn ab.

»Und? Kannst du die Hanglage herausschmecken, Pekka?«

Der Finne verzog keine Miene.

»Bei Honig vermag ich das nicht.«

Vatanen trank einige Schlucke Tee. Dann schob er den Becher weg und griff wieder nach seinem Weinglas. Kieffer zuckte mit den Achseln und verabschiedete sich. Er musste in die Küche. Zunächst ging er jedoch hinaus auf die Terrasse des Restaurants, um eine Zigarette zu rauchen. Das »Deux Eglises« befand sich in Clausen, einem der Luxemburger Unterstadtviertel. Hinter dem alten Steingebäude erhob sich der Hang des Kirchbergs. Zur Straße hin fiel das Gelände weiter ab, sodass man auf die Dächer und Türmchen der ville basse hinabschauen konnte. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen, und so konnte man auch die beiden Kirchen ausmachen, nach denen das »Deux Eglises« benannt war: die nur wenige Schritte entfernt liegende Sainte Cunégonde und die auf dem Bockfelsen thronende Notre Dame.

Kieffer rauchte eine Ducal und stieg danach die Treppe zur Küche hinauf. Als Erstes nahm er die Magnettafel neben dem Speiseaufzug in Augenschein, auf der die Tische und die Gangfolgen mit farbigen Magneten gekennzeichnet waren. Unter fast jedem davon klebte ein Zettel. Der Koch hörte jemand etwas auf Französisch rufen – seine Souschefin Claudine. Sie klang unzufrieden. Vielleicht ging ihr etwas nicht schnell genug, vielleicht war ein Teller nicht zu ihrer Zufriedenheit. Er ging zum Pass, jener Stelle, wo die servierfertigen Teller unter Wärmelampen standen. Claudine war gerade dabei, zwei Teller Kanéngchen mat Moschterzooss zu inspizieren. Mit einem Tuch wischte sie Soßenspritzer fort und rief »Sauberer arbeiten!« in Richtung eines Postenkochs.

»Wie sehen wir aus?«, fragte er.

»Wie ein Restaurant, das seine Gäste zu lange auf ihr Essen warten lässt, so sehen wir aus.«

Kieffer murmelte etwas Unverständliches und ließ Claudine ihre Arbeit machen. Er lief einmal durch die Küche, schaute Postenköchen über die Schulter, guckte in Töpfe und Öfen. Als er wieder den Pass erreichte, sah er eine mit Käse gratinierte Suppenterrine, die auf den Abtransport wartete.

»Die mache ich selbst«, sagte er zu Claudine gewandt, »danach übernehme ich am Pass.«

Seine Souschefin antwortete nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt vier Tellern Judd mat Gaardebounen, an denen ihr irgendetwas missfiel.

Kieffer nahm die Zwiebelsuppe und trug sie hinunter zur Bar. Er stellte sie vor Vatanen ab, der gerade durch sein Handy scrollte. Der Koch konnte nicht umhin zu bemerken, dass der Tee ungetrunken auf der Theke stand.

»Deine Suppe, Pekka.«

»Ah, danke.«

»Was Interessantes?«, fragte Kieffer und deutete auf Vatanens Handy. Darauf war eine US-Nachrichtenseite geöffnet.

»Bei den Amis brennt’s.«

»Politisch?«

»Nein, in Kalifornien. Waldbrände, alles fackelt ab.«

»Ich weiß. Valérie hat mir Fotos geschickt.«

Kieffers Freundin Valérie Gabin war Französin. Sie wohnte nicht in Luxemburg, sondern in Paris. Das war zwar nicht allzu weit weg, dennoch sah er sie in letzter Zeit nicht oft. Valérie war andauernd auf Achse, zuletzt hatte sie Japan besucht, nun befand sie sich in Kalifornien, falls sie nicht schon weitergereist war. Kieffer hatte mitunter Schwierigkeiten, den Überblick über ihre Reisepläne zu behalten.

»Valérie ist in Kalifornien? Und was macht sie da?«

»Dasselbe wie immer, denke ich. Restaurants testen.«

»Aber ich dachte, das mit dem Gabin hat sich erledigt?«

Vatanen hatte den gratinierten Toast von der Terrine gekratzt und war dabei, die Suppe auszulöffeln. Genauer gesagt inhalierte er sie. Kieffer fand, dass seine Ënnenzopp mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, sagte aber nichts. Stattdessen wandte er den Blick einem...

Erscheint lt. Verlag 4.11.2021
Reihe/Serie Die Xavier-Kieffer-Krimis
Die Xavier-Kieffer-Krimis
Die Xavier-Kieffer-Krimis
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller-Autor • Bienensterben • bittere Schokolade • Cozy Crime • Ermittler Koch • Gastroführer Guide Bleu • Gastrokritikerin • Gault Millau • Gefährliche Empfehlungen • Honig • Imkerei • Julie Dubois • Kalifornien Krimis • Kieffer Krimis • Kriminal-Roman • Krimi-Neuerscheinungen • Krimireihe • Krimis für den Urlaub • Krimis über Essen • krypto gold • Kulinarischer Krimi • Letzte Ernte • Luxemburg • Luxemburg Krimis • Michelin • Montecrypto • Nicole de Vert • Regionalkrimi • Rotes Gold • Schlemmerparadies • Stadtimker • Sterne-Küche • Teufelsfrucht • Tödliche Oliven • Urlaubs-Krimi • Urlaubs-Lektüre • USA-Kalifornien • Ville de Luxembourg • witzige-Krimis • Xavier Kieffer • Xavier Kieffer 7 • Xavier Kieffer Band 7 • Xavier Kieffer Reihe • Xavier Kieffers siebter Fall
ISBN-10 3-462-32150-1 / 3462321501
ISBN-13 978-3-462-32150-0 / 9783462321500
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