Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Feuer im Eis (eBook)

Island-Thriller
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
210 Seiten
Verlag edition krimi
978-3-948972-34-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Feuer im Eis -  Alexandra Huß
Systemvoraussetzungen
4,49 inkl. MwSt
(CHF 4,35)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Im Fjord der isländischen Stadt Seyðisfjörður macht Fischer Andri Finnarsson eine grauenvolle Entdeckung: Im Eiswasser treibt die Leiche eines gehäuteten Mannes. Die Polizei in Reykjavík setzt Gunnar Arnarsson auf den Fall an. Bald schon wird die kleine Stadt im Osten Islands auf eine harte Probe gestellt. Unter den rauen Bedingungen eines Jahrhundertsturmes, der die Bevölkerung von der Außenwelt abschneidet, müssen sie dem Bösen buchstäblich ins Gesicht blicken.

Alexandra Huß lebt mit ihrer Familie im schaurig-schönen Ruhrgebiet. Sie schreibt Thriller mit Lokalkolorit, Kinderbücher über Mut und Freundschaft und arbeitet als Kolumnistin für das Mallorca Magazin. Ihr Spektrum beinhaltet Biografien und die Bearbeitung von Dissertationen. Um Kraft für neue Projekte zu tanken, reist sie in ihre zweite Heimat Spanien oder besucht Elfen und Trolle auf Island.

Alexandra Huß lebt mit ihrer Familie im schaurig-schönen Ruhrgebiet. Sie schreibt Thriller mit Lokalkolorit, Kinderbücher über Mut und Freundschaft und arbeitet als Kolumnistin für das Mallorca Magazin. Ihr Spektrum beinhaltet Biografien und die Bearbeitung von Dissertationen. Um Kraft für neue Projekte zu tanken, reist sie in ihre zweite Heimat Spanien oder besucht Elfen und Trolle auf Island.

Abgeschnitten

Der Blizzard fegte gnadenlos über Ostisland hinweg. Die Wetterprognose für die nächsten Tage war miserabel und gab keine Hoffnung auf eine baldige Besserung der Lage. Die Temperaturen lagen bei minus acht Grad, die Flüge, national und international, wurden eingestellt. Die Menschen mussten mit Stromausfall und bis zu einem Meter Neuschnee rechnen.

Für den Nordatlantik rund um Island galt eine Orkanwarnung des isländischen Seewetterdienstes. Die Bewohner und die Gäste waren von der Außenwelt abgeschnitten.

In der Kaffi Lará El Grillo Bar in der Norðurgata Nummer 3 saß Gunnar Arnarsson vor dem Wetter­bericht und schüttelte sein leicht angegrautes Haupt. Er nahm das Glas mit dem Brennivín zwischen Daumen und Zeigefinger, setzte es an die Lippen und trank den Schnaps aus. Während er mehrmals aufstieß und hustete, schlug Gunnar sich mit der Faust vor die Brust. Sein Schnurrbart zuckte.

»Du wolltest doch aufhören mit dem Fusel«, rief ihm Katla vom Tresen aus zu.

»Das sind die Zigaretten und der Fusel«, entgegnete er grantig und stand auf. Gunnar schaltete den Fernseher aus, er hatte genug gesehen.

»Verfluchte Insel«, zischte er und zog seine fleckige Jacke über. Er ignorierte die Beschwerden der Jugendlichen, die das Abschalten des Flachbildschirms mit einem Buhruf quittierten. Strom würde es nicht mehr lange geben, das war so gut wie sicher, dann mussten sich die Bewohner mit Kerzen, Batterien, Gas und den Generatoren behelfen. Ohne sich zu verabschieden, stampfte er zur Tür und trat hinaus auf den bunten, vom Schnee befreiten Steinweg, der zur Kirche führte. Gunnar schnalzte mit der Zunge, den Geschmack vom Brennivín hatte er noch am Gaumen.

Er stieß noch einmal auf, dann bog er links ab und machte sich auf den Heimweg.

Keine Landschaft war auf so eigentümliche Weise still wie Island. Das begriff jeder, der nur einen Fuß auf die Insel setzte. Es war keine beschauliche Stille, sondern eine merkwürdig gärende Ruhe, die über den Lavafeldern, den Vulkankegeln und den Gletschern lag, eine Lautlosigkeit, die vibrierte und rauschte. Gunnar Arnarsson zupfte das Päckchen mit den Zigaretten aus der Jackentasche und versuchte, sich eine anzuzünden. Nach mehreren Fehlversuchen gab er auf.

»Verfluchter Wind, verfluchter«, schimpfte er und stopfte die Zigarette unverrichteter Dinge wieder in die Schachtel zurück.

Er ließ seinen Blick über die schneebedeckten Hänge wandern.

Wie schwarze Tintenkleckse hatten sich Raben dort oben im Schnee niedergelassen und dicke, wollige Schafe fraßen sich an Moos und Flechten ihre Leiber voll.

Ein geheimes Beben drang ihm durch Mark und Bein. Es war die Stimme der Insel, ein Zittern, welches unablässig daran erinnerte, dass die dünne Haut der Erde jeden Augenblick aufplatzen könnte, um sie alle zu verschlingen.

Er wollte es nicht noch einmal erleben, der Ausbruch des Eyjafjallajökull steckte ihm noch nach Jahren in den Knochen. Die gigantische Aschewolke, die der Wind aus dem Krater über das europäische Festland schob, hatte ein beispielloses Chaos ausgelöst. Am helllichten Tag war es pechschwarz wie mitten im Winter geworden. Bäche veränderten durch die Asche des Gletschers ihren Lauf, manche verschwanden ganz, andere wiederum bildeten sich neu.

Gunnar schob die Erinnerung zur Seite. Mit großen Schritten lief er gen Osten, bis sich in der Ferne sein Holzhaus abzeichnete. Es lag direkt am Wasser, zu Fuße des Bjólfur.

Schnell und schleichend wie Gift begann die Dunkel­heit. Alle Dinge verblassten in ihr und nahmen gespenstische Formen an. Vor dem Hintergrund der schwarzen Bergwand verlor sich der Raum ganz und gar. Blieb man zu lange stehen, zweifelte man an seiner Existenz. Gunnar hatte dieses Gefühl mehr als einmal erlebt und das reichte ihm. Sein Magen knurrte und er war froh, gleich im Haus zu sein. Ein Abendessen aus Brot und Fisch wartete auf ihn, er würde etwas fernsehen und dann ins Bett gehen.

Am nächsten Morgen rebellierte sein Telefon, es klingelte schon seit einer halben Stunde. Er lag mit geöffnetem Mund auf dem Rücken und döste leicht. Langsam schlug er die Augen auf. Der alte Wecker, der auf seinem Nachtschrank stand, gab ihm zu verstehen, dass sich da wohl jemand verwählt haben musste. Um sechs Uhr zweiundzwanzig wagte niemand, ihn anzurufen. Gunnar drehte sich behäbig auf die Seite und versuchte nochmal einzuschlafen.

Draußen herrschte tiefste Finsternis, es schneite stark und die Temperaturen waren weiter gesunken. Er nahm sich vor, im Haus zu bleiben. Es waren noch eine über Schafsdung geräucherte Forelle und ein paar Scheiben Brot von gestern da. Der Kühlschrank war voll, es gab daher keinen Grund, bei dem Sauwetter vor die Tür zu gehen.

Das Haustelefon schwieg endlich, dafür piepte jetzt sein Handy im Minutentakt. Gunnar Arnarsson gab es auf, er schob die Beine aus dem Bett und stand auf. Der schwere Morgenmantel gehörte in die Wäsche, er fühlte sich kühl und kratzig an. Er schlüpfte in die Pantoffeln und ging in die Küche. Die schräge Falte über der Nase verlieh ihm einen grüblerischen Anstrich. Doch wenn Gunnar so aussah, hatte er schlechte Laune und die Furche war tief, er trug sie schon sein halbes Leben mit sich rum.

Das Mobiltelefon lag auf dem Tisch. Er schnippte die Gräte, die auf dem Display klebte, weg und nahm den Anruf entgegen.

»Arnarsson«, sagte er und drückte dann auf die Taste für den Lautsprecher. Er legte das Handy zur Seite und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen.

Am anderen Ende rauschte und knisterte es unangenehm.

Die Verbindung war sehr schlecht, kein Wunder bei dem Sturm. Gunnar gab drei Löffel Kaffeepulver in den Filter und füllte Wasser ein. Das Handy knackte, dann erklang der Besetztton, er schaltete es aus.

Erneut klingelte sein Haustelefon. Er verzog den Mund, schnappte sich den Hörer und sprach seinen Namen hinein. Eine aufgeregte Stimme schlug ihm entgegen.

»Hier spricht der Justizminister. Björn Bjarnasson mein Name.«

Gunnars Mund klappte auf. Justizminister?

»Gunnar Arnarsson«, sagte der Mann gereizt, »ich bin der oberste Dienstvorgesetzte der isländischen Lögreglan. Die Polizeiwache auf Seydisfjördur ist aufgrund des Orkans nicht besetzt. Die abgestellten Männer sitzen in Reykjavík fest.«

Gunnar zog die Stirn kraus.

»Ja und?«, fragte er pampig. »Was hat das mit …?«

»Ja, ich weiß. Sie sind lange außer Dienst, aber wir brauchen jeden Mann. Ziehen Sie die alte Uniform über und beziehen Sie Posten. Unten am Fjord gibt es eine Leiche und die bedarf sofortiger Sicherstellung durch einen Fachmann. Sie werden dort einen Fischer finden, er erwartet Sie. Dieser Mann hat den Leichnam entdeckt und mich mit seinem Funkgerät benachrichtigt. Gehen Sie behutsam mit ihm um, er steht unter Schock. Ich verlasse mich auf Sie, Arnarsson. Ich erspare einem Spezialisten wie Ihnen das übliche Prozedere, hiermit haben Sie alle Rechte der Polizei von Island. Tun Sie, was Sie tun müssen.« Dann legte er auf.

Leiche? Gunnar stand wie angewurzelt da. Das musste er erst einmal verdauen. Drehen die dort im Ministerium durch?

Er hielt es immer noch für einen schlechten Scherz, bis sein Mobiltelefon erneut piepte. Vier SMS hintereinander.

Dass die aus Reykjavík seine Nummer hatten, wunderte ihn nicht. Es gab Zeiten, die er besser vergaß, anstatt darüber nachzudenken. Aber was sollte dann dieser Anruf?

Er schnappte sich das Handy und begann die Nachrichten zu lesen.

In der ersten bekam er den Zugangscode für die Polizeiwache und den Hinweis, wo die Autoschlüssel lagen. Er konnte zwischen einem Volvo S 80 und einem Toyota Landcruiser J 12 als Dienstwagen wählen.

In der zweiten Mail teilte man ihm mit, wo er die ausgediente Uniform samt seiner Ausweismarke finden würde. Und jetzt wurde es spannend. Die beiden anderen SMS enthielten den Ablageort der Glock 17 und des Pfeffersprays samt Gummiknüppel. Perplex legte er das Handy auf den Tisch.

Er goss sich einen Kaffee ein und zog den Stuhl hervor. Langsam ließ er sich darauf nieder, in seinem Kopf herrschte Chaos. Eine Leiche im Fjord, hoffentlich niemand, den er kannte. Er klopfte einen Takt auf die Tischplatte. Es war eine längst vergessene Geigenmelodie, ein Folksong, den er damals so oft gespielt hatte.

Gunnar versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Warum ich? Lag es am Namen?

Blitzschnell packte er das Handy und tippte mit dem Zeigefinger seinen Vornamen, den Nachnamen und Island ein. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Es gab neun Arnarsson auf Island, davon zwei mit dem Rufnamen Gunnar. Bei dem einem handelte es sich um einen ehemaligen Polizisten, der, wie es hier stand, vor gut zwei Jahren in Seydisfjördur gestorben war.

Und ihn.

»Na das ist ja mal eine Beförderung ersten Grades«, sagte er und zum allerersten Mal seit langer Zeit lachte er. So konnte eine offensichtliche Verwechslung zweier Personen und die Hilfe des Blizzards zum Fest werden. In Reykjavík musste das absolute ­Durcheinander herrschen, wenn man einen längst Verstorbenen zurück auf seinen Posten beorderte. Er holte den Brennivín aus dem Kühlschrank und gönnte sich ein halbes Gläschen. Das flüssige Gold rann seine trockene Kehle hinunter und brannte ihm in den Eingeweiden. Er schüttelte sich und war froh über sein konsequentes Schweigen hier im Ort. Niemand wusste was über sein Leben, und falls etwas durchgesickert sein sollte, wagte es keine einzige Person, ihn darauf anzusprechen. Sie mieden ihn, gingen ihm einfach aus dem...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2021
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Eis • Fjord • Insel • Island • Psychothriller • Reykjavík • Seyðisfjörður • Sturm
ISBN-10 3-948972-34-6 / 3948972346
ISBN-13 978-3-948972-34-9 / 9783948972349
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
CHF 9,75
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75